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26.11.2020

Alpentraverse 2020 - 4 Monate von Berchtesgaden zum französischen Mittelmeer 11. Ehrenburg - Sterzing

 





Bei überwiegend herrlichem Wetter setze ich meine Alpenwanderung auf dem Pfunderer Höhenweg fort.

Als ich kurz nach Sonnenaufgang wieder unterwegs bin, treffe ich bald einen Wanderer, der mit extrem hohem Tempo an mir vorbei zieht. In der Regel werde ich trotz Rucksack mit Proviant für mehrere Tage nicht überholt, aber dieser "Speedhiker" ist extrem fit, und nutzt den Sonntag Morgen für eine gute Runde. O.K, sein Rucksack ist klein und leicht...

Bald stoße ich auf den Pfunderer Höhenweg, dem ich einige Tage folgen will. Als ich den Wald hinter mir gelasse habe, beginnt der nicht zu steile Aufstieg zum Sambock (2396 m). In der klaren Morgenluft kann ich herrliche Ausblicke genießen.

                                Auf dem Sambock (2396m)

Der Abstieg ist felsig mit einigen Sicherungen, aber einfach. Ich folge jetzt lange Zeit dem Verlauf eines grasigen Kamms. Eine Bilderbuchlandschaft mit grünen Matten und kleinen Seen. Ständig erklingen Kuhglocken und Elektrozäune grenzen die Weiden ab. Etliche Tageswanderer nutzen das schöne Sonntagswetter. Ein junger Vater ist sogar mit Baby in der Trage hier hoch gestiegen. Als ich frage, ob die Mutter die babyfreie Zeit zum Relaxen nutzt, erfahre ich, dass sie eine Hochtour auf einen 3000' er in der kindfreien Zeit unternimmt!

                          Blick zurück über den Kamm 

                                                   Grüne Berge


                                             Der Beginn der Pfunderer Berge

Später wird der Kamm schmaler und der Weg verläuft teilweise im Hang. Einmal nehme ich eine Gratvariante zum Pass Großes Tor (2355m). 

                                               Felsiger Grat


Schließlich verlasse ich den Kamm und steige in ein Tal bis etwa 2050 Meter ab, bevor es wieder aufwärts geht. Bei dem Bilderbuchwetter ist für meinen Geschmack viel zu viel los, besonders an der Tiefrastenhütte herrscht Hochbetrieb. Von der Hütte wandere ich dann hoch zum Pass Hohe Säge auf 2610 Meter. Auf der Abstiegsroute liegt zwar noch viel Schnee, dieser ist aber nicht zu steil und fest, so dass ich förmlich dahin schieße. 

                                          Blick von der Hohen Säge (2610m)


Oberhalb des Passensees finde ich einen sehr idyllischen Zeltplatz, einer der Schönsten bisher auf dieser Tour!

                                   Toller Lagerplatz über dem Passensee


Später nutze ich noch das fantastische Wetter für einen ausgedehnten Abendspaziergang. Aus den Bauen der Murmeltiere dringen leise Geräusche, sind das die Jungen?

                                                  Abendspaziergang

                                        Logenplatz


Am nächsten Morgen erreiche ich bald das Passenjoch auf 2440 Meter, und streife dann lange durch grüne Almhänge voller Blumen und Insekten. Vögel wie Steinschmätzer und Bergpieper nutzen das reichliche Futterangebot um ihre Jungen satt zu bekommen.

                                            In der Morgenkühle


                                                 Bergpieper

                                                  Durch eine weite Almlandschaft


Bevor ich ins Tal des Eisbruggbaches absteige, kann ich schon meine weitere Route zum Eisbruggjoch ausmachen.


                                               Blick ins Eisbruggtal


                                            Alpenrosen und Trollblumen


Obwohl wir bereits Anfang Juli haben, ist der Bach stellenweise noch unter dem Schnee verborgen! Ich passiere die Bodenalm, eine wahre Idylle, die auch Übernachtungsmöglichkeiten mit fantastischer Aussicht ins Tal bietet. Die Kühe hier gefallen mir besonders gut!

                                              Kuhparadies


                                              Wahre Liebe

Am Eisbruggsee vorbei, der eine tolle, tiefgrüne Farbe aufweist, steige ich hoch zur Edelrauthütte auf 2550 Meter. Die futuristisch anmutende Architektur des Gebäudes passt nach meinem Geschmack nicht in die Landschaft, aber dennoch sind etliche Gäste dort.

Edelrauthütte

Hinter der Hütte wird das Vorankommen deutlich schwieriger, da die Route am Hang über ausgedehnte Block- und Steinplattenfelder führt. 

                                                  Steinbrech

Nichts desto trotz haben sich hier einige Blumen, wie der Steinbrech angesiedelt. An kleinen Grasflecken blüht dunkelblau leuchtend der Enzian.

  
                                               Enzian

Während der Morgen wieder sehr schönes Wetter bot, ziehen jetzt dunkle Wolken auf und ein Gewitter scheint bevor zu stehen. Andere Wanderer hatten mir erzählt, dass die Gaisscharte, der nächste Pass nicht ganz einfach ist, daher schlage ich schon ein Stück unterhalb mein Lager auf. Es ist gar nicht so einfach in dieser felsigen Umgebung einen Zeltplatz zu finden. 

                                               Lager unter der Gaisscharte

Das Gewitter zieht zwar vorbei, aber nach Einbruch der Dunkelheit wird es richtig stürmisch. Die Zeltwände knattern im Wind und schließlich werden sogar zwei Häringe gezogen. Mir bleibt nichts andere übrig, als in den Sturm rauszugehen und zu versuchen mit Felsbrocken das Zelt besser zu verankern. Inzwischen ist der Himmel klar und es friert, daher schlafe ich in meiner Primaloftjacke. Wobei von erholsamem Schlaf unter diesen Bedingungen keine Rede sein kann. Immer wieder schütteln heftige Windböen meine Behausung und ich hoffe nur, dass der Sturm nicht noch stärker wird...
Am Morgen ist sogar das Wasser in meinen Flaschen gefroren, die ich in der Apsis gelagert hatte! Der Sturm hat nachgelassen, aber es weht noch immer ein schneidender, eiskalter Wind, daher laufe ich zunächst in meiner Daunenjacke los!
Das Steilstück hoch zur Gaisscharte sieht ziemlich imposant aus, deshalb verstaue ich meine Wanderstöcke am Rucksack. Tatsächlich gibt es aber viele Sicherungen, daher ist die Kletterei hier viel leichter als es aussieht. Schon kurz nach 8 bin ich auf 2700 Meter. Der Abstieg ist glücklicherweise flacher, denn die ausgedehnten Schneefelder sind noch hart gefroren. 
Bald traversiere ich dann lange im Hang um ein Bachtal herum. Für eine Schafherde scheine ich eine große Attraktion zu bieten, denn sie betrachten mich neugierig aus nächster Nähe.

                                                   Neugierige Schafe

Erst als ich meine Mittagspause unterhalb der Dannelscharte mache, begegnen mir die ersten Wanderer heute. Die meisten Leute laufen den Pfunderer Höhenweg von Hütte zu Hütte, ein Unternehmen von etwa 4-6 Tagen. 
Bei dem herrlichen Wetter ist dieser Weg tatsächlich ein Genuss, wenn dieser auch nicht ganz ohne Schweiss zu haben ist, denn hier kommen ganz ordentlich Höhenmeter zusammen. Nach der Gaisscharte sind Dannel- und Kellerscharte die nächsten beiden Pässe. Auf der Kellerscharte eröffnet sich mir ein besonders schönes Panorama, über grüne Talböden zum Pfunderer Joch.

                                             Ausblick von der Kellerscharte

Das Tal ist üppig grün und wird von zahlreichen Bächen bewässert. Es wimmelt hier von Murmeltieren. Ein halbwüchsiges Tier lässt sich aus nächster Nähe ablichten.

                                             Wasserreicher Talboden

                                                      Jugendliches Murmeltier

Schließlich steht mir der nächste Anstieg bevor, steil hoch zur Steinkarscharte auf 2608 Meter. Zwar wirkt der Pass ziemlich eindrucksvoll, aber der Pfad verläuft in Serpentinen und auch das Schneefeld ganz oben lässt sich gut umgehen. 

                                         Blick zur Steinkarscharte

                                               Steinkarscharte (2608 m)

Der Pfunderer Höhenweg führt eigentlich an der Brixener Hütte vorbei, aber ich mache auf der Karte eine weglose Route aus, die nicht zu schwierig erscheint und ein Stück des Abstiegs vermeidet. 
Das funktioniert auch sehr gut, so dass ich schon gegen 17 Uhr auf einer Matte an einem kleinen Bächlein meinen nächsten, tollen Lagerplatz beziehe. 



                                      Abgelegener Lagerplatz

Später unternehme ich noch eine Abendrunde in die wunderschöne Umgebung, die zum weglosen Umherstreifen einlädt. 

                                             Eine weitere Enzianart

Als die Schatten länger werden, kann ich bereits die Anstiegsroute zum Rauhtaljoch für morgen ausmachen. Mit 2807 Meter ist das der höchste Pass auf dem Pfunderer Höhenweg. Natürlich liegt dort noch einiges an Schnee, dennoch sieht der Anstieg unschwierig aus. 

                                                Route zum Rauhtaljoch (2807 m)

Schon um 6 Uhr morgens bin ich wieder unterwegs und gelange bald zurück auf den Pfunderer Höhenweg. Der Anstieg zum Rauhtaljoch verläuft in Stufen. Weiter oben kann ich dem Pfad nicht mehr folgen, da der unter dem Schnee verborgen ist. Allerdings ist ein seitliches Ausweichen in den Schotter problemlos möglich. 


                                                        Aufstieg zum Rauhtaljoch (2807 m)

Kurz hinter dem Pass beschließe ich, einen Abstecher zur Wilden Kreuzspitze zu unternehmen. Zunächst kann ich einem markierten Pfad folgen, der aber bald unter dem Schnee verschwunden ist. Dennoch lässt sich die Anstiegsroute gut ausmachen. Zwar ist der Schnee noch hart gefroren, aber rauh und nicht zu steil, daher komme ich gut voran. Das letzte Stück laufe ich dann über einen weitgehend schneefreien Grat.

                               Blick zurück auf die Aufstiegsroute

Bereits um 9 Uhr kann ich die herrliche Aussicht von dem 3132 Meter hohen Gipfel genießen, den ein Metallkreuz mit allerlei Aufschriften in verschiedenen Sprachen ziert.

                                         Wilde Kreuzspitze

               
Toller Ausblick

Die Abstiegsroute über das Karjöchl (2917 m) folgt zunächst einem felsigen Grat. Spektakulär, aber unschwierig.

                                          Route zum Karjöchl

Die Nordseite des Passes ist von steilen, noch hart gefrorenen Schneefeldern bedeckt. Ich überlege an einer Stelle kurz, die Microspikes anzulegen, laufe dann aber ohne sie weiter. Glücklicherweise ist der Schnee auch hier ziemlich rauh, daher funktioniert das gut.

                                          Abstieg über steile Schneefelder

                                           Blick über den Wildsee

Schließlich lasse ich den Schnee hinter mir und gelange oberhalb des Wildsees wieder auf den Pfunderer Höhenweg.
Bald erfolgt ein langer Talabstieg zur Simile Mahd Alm, wo einige Leute bei der bewirtschafteten Hütte rasten. Von dort geht es dann ziemlich steil hoch zum Trenser Joch.
Am Hang blüht das erste Edelweiss, dass ich auf dieser Tour sehe.

                                               Edelweiss

                                                     Admiral

Am Trenser Joch auf 2212 m, verlasse ich den Pfunderer Höhenweg und nehme eine Variante über den 2387 Meter hohen Höllenkragen. Trotz des grauslichen Namens, sind das hier sanfte grüne Almberge.

                                           Zum Höllenkragen

In der Nähe des Trenser Joch Biwaks, einer netten Holzhütte, in der man umsonst schlafen kann, treffe ich Elsbeth, Stef und Roel, die ersten echten Weitwanderer auf meiner Alpentraverse. Zwar hatte die Gruppe heute ihren ersten Tag, will aber von hier auf einer verschlungenen Route nach Slowenien wandern. Ich zelte etwas abseits, aber unterhalte mich später noch lange mit den drei sympathischen Niederländern.


                                                                             Nette Begegnung

Am nächsten Morgen erwartet mich ein langer Abstieg durch den Wald nach Sterzing. 
In der Morgenkühle sind die Schmetterlinge noch ziemlich unbeweglich und lassen sich leichter fotografieren.






Schmetterlingspracht

Einmal begegnet mir im Wald sogar eine Gämse. Diese Bergantilopen kommen keineswegs nur über der Baumgrenze vor.

Gämse im Bergwald

Schon vor Mittag erreiche ich den großen Ort Sterzing, wo ich im Lidl am Bahnhof für die nächsten 5 Tage günstig einkaufe, und erst einmal eine große Portion Eis verputze...


 







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