Kurz vor dem Dunkel werden um 19.30 Uhr sind wir zurück an der Piste. Es gibt jetzt kein langes Überlegen mehr, jeder von uns löst seinen Notrufsender aus. Gabriel schlägt vor, so lange an Ort und Stelle zu bleiben, bis wir gerettet werden, was seiner Ansicht nach nur ein Paar Stunden dauern wird. In Ländern mit einer Infrastruktur für solche Rettungsaktionen wäre das auch die richtige Strategie. Es würde die Suche nur erschweren, wenn man nach Auslösen des Notrufs seinen Standort verändern würde.
Da wir aber in einem afrikanischen Land unterwegs sind, und irgendwelche Suchaktionen hier sicher nicht zum Standardprogramm gehören, plädiere ich dafür in jedem Fall alles zu versuchen um uns aus eigener Kraft aus der misslichen Lage zu befreien. Schließlich einigen wir uns und beschließen zunächst einige Stunden an Ort und Stelle zu ruhen, um dann später in der Nacht bei niedrigeren Temperaturen die etwa 25 Kilometer bis zur rettenden Hauptpiste zurückzulegen.
Kaum zu glauben, obwohl wir kein Wasser finden konnten, werden wir von aggressiven Moskitos attackiert. Erst nachdem ich ein Feuer entzündet habe, lässt die Plage etwas nach.
Gegen 22.30 Uhr brechen wir auf. Obwohl wir seit Erreichen des Sumpfgebietes nichts mehr getrunken haben, geht es uns beiden deutlich besser. Wir wollen in einem klaren Rhythmus auf der Piste die wir ja bereits kennen laufen: Eine Stunde schneller Marsch werden jeweils durch einen Schluck Wasser und eine kleine Pause belohnt. Die erste Marschetappe verläuft erstaunlich gut und wir kommen gut voran. Nach der zweiten Stunde plädiert Gabriel dafür erst einmal eine längere Pause zu machen und vielleicht ein wenig zu schlafen. Ich schlage vor noch einmal unsere Kräfte zu sammeln, da wenn wir in unserem Tempo weiter laufen wir nach drei Stunden bereits gut über die Hälfte unser Distanz geschafft hätten. Die restlichen 10 Kilometer sollten wir dann auf jeden Fall noch bewältigen können.
Während Gabriel sich vom Sound seines MP-3 Players in eine andere Welt versetzen lässt, konzentriere ich mich ganz auf das Laufen. Oft sehen wir die leuchtenden Augen von Oribis neben der Piste. Einmal steht aber ein größeres, offenbar keineswegs ängstliches Tier vor uns auf der Piste. Ein Löwe? Wahrscheinlich ist es eine Hyäne, die sich dann aber doch durch unsere Rufe vertreiben lässt.
Nach vier Stunden und etwas 20 Kilometern haben wir den letzten Schluck getrunken. Ein halber Liter pro Person lässt sich halt nicht unendlich strecken!
Das letzte Stück der Fahrspur bis zur Hauptpiste kennen wir ja noch nicht. Aber bevor wir wirklich unruhig werden, ob unsere Entfernungsberechnung per GPS stimmt, erreichen wir noch im Dunkeln gegen 5 Uhr die Straße. Unsere Hoffnung dort einen Stützpunkt der Wildhüter vorzufinden, erfüllt sich allerdings nicht.
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