Als ich am nächsten Morgen aufwache, turnen Siebenschläfer noch immer ganz in meiner Nähe herum. Ich bin jetzt davon überzeugt, dass sie die Quelle der merkwürdigen Geräusche sind, die ich schon häufiger nachts gehört habe.
Der weitere Weg in Richtung des Crnopac Gipfels ist ein abenteuerlicher Steig, auf dem man an etlichen Stellen etwas klettern muss. Auch hier sind einige Abschnitte durch Drahtseile entschärft, dennoch ist der Weg nicht ganz einfach. Dafür entschädigt die wahnsinnig zerklüftete Felslandschaft, in der sich einzelne Bäume behaupten. Es gibt hier auch Höhlen und unheimliche, bodenlos erscheinende, dunkle Schächte.
Die chaotische Felslandschaft des Crnopac
Als ich den Gipfel des Veliki Mat erreicht habe, glaube ich schon fast auf dem Crnopac zu sein, bis dahin ist es aber noch weit!
Eine durch Pfeifen ihre Beunruhigung anzeigende Gämse auf einem Felskamm kann ich eine ganze Zeit lang aus nicht allzu großer Entfernung bewundern.
Gämse
Bald darauf gelange ich zu der schwierigsten Stelle, einem steilen, ungesicherten Abstieg über einige Meter in den Felsen. Hier wäre ein Drahtseil bei Nässe sicher hilfreich...
Kletterstelle
Über mir schießt ein Baumfalke rasant durch die Luft, und in einer Felsspalte entdecke ich Edelweiß.
Edelweiß
Erst nach fast dreieinhalb Stunden habe ich den 1402 Meter hohen Hauptgipfel des Massivs erreicht. Leider ist es bereits schon etwas zu spät für schöne Fotos.
Nach dem ich weiter abgestiegen bin, erreiche ich irgendwann wieder die Straße nach Gracac, das heißt, der Abstecher zum Crnopac ist eine zusätzliche Runde der Via Dinarica, die sich aber lohnt. Überwiegend auf der vielbefahrenen Straße laufend, erreiche ich am Nachmittag Gracac. Es gibt hier einige Unterkünfte, aber die Kleinstadt erscheint mir wenig einladend, daher kaufe ich lediglich einige Vorräte in einem Supermarkt und setze dann meinen Weg fort.
Gracac
Die Via Dinarica verläuft hier auf der Hauptstraße D 1 nach Knin, ätzend zu laufen! Nach zehn Kilometern habe ich genug vom Straßenwandern und schlage einen Weg ein, der sich nach links von der Straße entfernt. In einem Buchenwald unmittelbar unter einer Bahntrasse schlage ich mein Lager auf. Zu meinem Schrecken muss ich feststellen, dass ich meinen Löffel verloren habe!
Um Kartoffelbrei nicht mit den Fingern essen zu müssen, schnitze ich mir aus einem Ast Ersatz, womit ich auch leidlich zurecht komme...
Nach dem Abstieg vom Crnopac, hat mir der Rest des Tages mit den langen Kilometern auf der Straße keinen Spass gemacht, ich hoffe morgen wird besser....
Über eine Mischung aus meist abwechslungsreichen Wegen versuche ich zurück zur Route der Via Dinarica zu gelangen. Zeitweise geht es dabei durch lichte Eichenwälder mit üppigem Grasunterwuchs, ein Landschaftselement, was ich bisher auf meiner Wanderung seit Slowenien noch nicht kennen gelernt hatte.
Lichte Eichenwälder
Unweit der D 1 gelange ich zurück auf die Via Dinarica. Schön, dass ich nicht die ganze Zeit der Straße folgen musste!
Bald gelange ich in ein großes Einschlaggebiet, wo der Buchenwald stark aufgelichtet wurde. Es gibt hier aber auch noch einige markante Baumveteranen.
Baumruine- ein Lebensraum für viele Tiere
Ab und zu sehe ich eine rote Markierung, aber im Wesentlichen folge ich meinem GPS- Track und stehe nach einem langen Anstieg auf dem Gipfel des 1168 m hohen Cardak. Von den offenen Grasflächen, die den Kamm bedecken, schweift mein Blick zurück zu Crnopac und Sveto Brdo.
Blick zurück zum Crnopac
Ab hier gibt es keinen Weg mehr, anfänglich muss ich ein wenig suchen, bis ich eine gute Route durch eine Gebüschzone finde, dann geht es durch ausgedehnte, offene Grasflächen problemlos abwärts.
Cardak
Es ist schön, durch das einsame Landschaftsmosaik aus niedrigen Eichenwäldern mit einzelnen alten Buchen und steppenartigen, manchmal mit verstreuten Wacholdern bewachsenen offenen Flächen zu wandern. Auch diese Gegend war einst dichter besiedelt, wie mir die Ruinen von Häusern zeigen. Es ist heiß und die Vegetation auf relativ geringer Meereshöhe zeigt mir, dass ich inzwischen schon recht weit nach Süden gelangt bin.
Kreuzspinne
Als der Track das Tal verlässt, kann ich weder Markierungen noch einen Weg finden, obwohl auf meiner GPS- Karte hier sogar eine Straße eingezeichnet ist...
Zunächst schaffe ich es noch ganz gut, die dichten Gebüsche zu umgehen, aber irgendwann gibt es gar keine Lücken mehr zwischen den dornigen Sträuchern und der aus meiner Sicht übelste Abschnitt der ganzen Via Dinarica beginnt! Zwar versuche ich den Weg des "geringsten Widerstands" zu finden, aber oft komme ich nur mit grober Gewalt weiter. Meine auf den Rucksack geschnallte Isomatte wird förmlich "geschreddert".
Weglos durch dichte Gebüsche |
Nach eineinhalb anstrengenden Kilometern gelange ich schließlich in offeneren Eichenwald. Ich bin heilfroh, dass ich mich nicht noch länger durch die dichte Vegetation schlagen muss...
Wow, you climbed Otonski gaj, we thought it is impassable and after short bushwhacking we returned back to the main road and hiked it to Knin. Well done! Still can't believe you managed to go through. Poor sleeping mat.
AntwortenLöschenThe really bad stretch was not that long, but for me the toughest bushwacking on Via Dinarica...
AntwortenLöschenDid you walk the whole trail? Many hikers on the Via this season?