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16.11.2016

Via Dinarica - 1300 Kilometer durch die Berge des Balkan 8/ Kroatien/ Paklenica



Während ein Pirol seine exotischen Laute erklingen lässt, starte ich wieder bereits früh am nächsten Morgen. Wie immer beim Wandern ist meine Laune ausgezeichnet. Ich freue mich auf jeden Kilometer!
Auf den Pfaden der Pferde wandere ich weiter durch das breite Tal. Fast könne ich mich in die mongolische Steppe zurück versetzt fühlen! 






             


                               Im weiten Tal von Rujno

Nach fünf Kilometer erreiche ich den sehr idyllisch gelegenen, kleinen Weiler Rujno, wo es sogar eine Kapelle gibt.


                          Rujno

Rujno ist das Eingangstor zum Paklenica Nationalpark, der schon seit 1949 die Bergwelt des südlichen Velebit schützt. Hier warten die höchsten Gipfel der Kette und zwei tiefe Schluchten auf den Wanderer. Die Karstfelsen sind als Klettergebiet weltberühmt.
Bald verlasse ich die Ebene und es geht zunächst durch Kiefern- und dann Buchenwälder bergauf. An einer Quelle kann ich meine Wasservorräte auffüllen.
Eine Zeit lang führt der Pfad durch die Hänge oberhalb der Paklenica Schlucht und gewährt schöne Ausblicke. Nachdem ich einen Pass überquert habe, geht es durch weite Matten zur Berghütte Struge.


                     Unterwegs nach Struge


                                       Struge

Die Selbstversorgerhütte wirkt recht gemütlich und scheint beliebt zu sein, da ich hier einige andere Wanderer treffe. Eine Frau erzählt, dass sie soeben bei einem Spaziergang eine Wildkatze beobachten konnte.
Bald nachdem ich die Hütte hinter mir gelassen habe, erreiche ich einen weiten, grasigen Kessel. Paklenica bietet die alpinste Landschaft die ich bisher auf der Via Dinarica durchwandert habe.
Ein Brunnen mit Eimer bietet eine weitere Möglichkeit meine Wasservorräte aufzufüllen, dann geht es durch die Felslandschaft hoch zum Berg Vaganski Vrh, mit 1757 Metern die höchste Erhebung hier.


Das südliche Velebit









                                       Vaganski Vrh

Die nächsten Stunden verliert der Pfad nur wenig an Höhe. Häufig geht es durch Latschengebüsche traversierend um einen Kessel herum, bis man den nächsten, kleinen Pass erreicht.
Daher bieten sich bei gutem Wetter ständig schöne Ausblicke. Allerdings ist das Gebirge hier sehr schmal, so dass man meist Dörfer und Felder in der Ebene sieht. Daher hat man hier weniger den Eindruck in einer einsamen Bergwildnis zu sein, als weiter nördlich.


                             Der Pfad traversiert die Hänge

Da ich fürchte, an einem guten Lagerplatz kein Holz zu finden, schnalle ich mir schon frühzeitig einige trockene Latschenkiefernäste auf meinen Rucksack.


                      Brennstoff für das Abendessen

So sehr die Landschaft in Paklenica vielleicht zum weglosen Wandern lockt, ist das wahrscheinlich keine gute Idee, wie mir rote Warnschilder anzeigen. Diese warnen vor Minen, die hier im Krieg nach dem Zerfall Jugoslawiens Anfang der 90' er Jahre gelegt wurden...


                   Schilder warnen vor Minen

Gegen 17:30 schlage ich mein Zelt in einem Bachtal an einer halbwegs geschützten, ebenen Stelle auf. Eigentlich will ich nach dem Kochen nur noch einen kleinen Spaziergang unternehmen. Aber der herrliche Abend verlockt mich dazu, auf den nah erscheinenden Berg Sveto Brdo (1750 m) zu steigen.


                    Sveto Brdo erscheint ganz nah...

Der Aufstieg ist dann aber doch noch länger und anstrengender als ich dachte, so dass ich erst kurz vor Sonnenuntergang oben stehe.
Hier oben weht ein heftiger, kühler Wind, daher verweile ich nicht allzu lange.


                  Zum Sonnenuntergang auf den Sveto Brdo

Beim Abstieg kann ich zuerst die Farben der untergehenden Sonne und dann den Aufgang des Vollmonds hinter dem markanten Berg genießen.


                     Der Mond geht hinter dem Sveto Brdo auf

Am nächsten Morgen erreiche ich schneller als gedacht niedrigere Höhenlagen, wo ich noch einmal mein Wasser an einer Quelle auffüllen kann. Die Hütte Vasko Grad, die hier in der Nähe stand, wurde abgebaut. Das ich Wasser gefunden habe, ist auch sehr wichtig, da es hier in den niedrigeren Höhenlagen sehr heiss ist, und mein Verbrauch entsprechend hoch.


Ich erreiche niedrigere Höhen
Als ich an einer steinigen Piste ankomme, begegnet mir eine große Wandergruppe von etwa 20 Personen. Wie sich herausstellt, nehmen die Leute an einer eintägigen "Velebit Fotosafari" teil, und laufen nur ein kurzes Stück, bevor sie wieder in die Geländewagen verfrachtet werden. Als ich erzähle, dass ich von Slowenien nach Albanien laufe, ernte ich erstaunte Blicke. Eine Frau will wissen, ob ich keine Angst vor wilden Tieren hätte...

                    Dürres Gras und Felsen am Fuß des Velebit

Ich folge der Piste für den Rest des Tages. Offenbar musste die Via Dinarica hier so gelegt werden, da die Minen wohl noch nicht vollständig geräumt wurden, wie etliche Schilder zeigen...
Nicht sehr interessant aber nicht zu ändern...

                                    Minengefahr

Nach dem ich lange Zeit durch recht offenes Gelände gewandert bin, tauche ich irgendwann in den Wald ein, wo ich mir einen schönen Zeltplatz weit abseits der kaum befahrenen Piste suche.
Am nächsten Morgen gelange ich zu der üppig sprudelnden Quelle Izvor Crveni potoci, wo ich die Gelegenheit zu einem Bad nutze. Zu meiner Überraschung passiere ich bald danach einige wassergefüllte Tümpel. Kaum zu glauben in dieser trockenen Gegend! Sogar Frösche leben in den Gewässern!


                                          Wasserfrösche

Im Gegensatz zu den meisten Gegenden im Velebit gibt es hier auch noch einige bewohnte Häuser, weitab vom nächsten Dorf. Die Menschen die hier wohnen sind wahrscheinlich durch Obstbäume, Gärten, Hühner und Schafe weitgehend autark, was die Lebensmittelversorgung angeht. Ein etwa 50- jähriger Mann versucht sich mit mir zu unterhalten, spricht aber leider nur serbokroatisch.

                            Einzelne Gehöfte

Als ich offene Flächen durchquere, blicke ich noch einmal zurück zu der von hier aus markant erscheinenden Pyramide des Sveto Brdo.
Schließlich verlasse ich den Fahrweg und bald hören auch mal wieder die Wegmarkierungen auf...
Voraus erscheint schon das Massiv des Crnopac, mein nächstes Ziel.

                               Das Crnopac Massiv

Nachdem ich ein Stück einer vielbefahrenen Straße gefolgt bin, geht es wieder in den Wald, zunächst auf Fahrwegen, dann aber auch auf schönen Pfaden. 
Einige hundert Höhenmeter reichen, um von dürrem, buschbestandenem Grasland in schönen Mischwald mit dicken Tannen und Buchen zu gelangen.
Ein Buntspecht lässt sich von mir bei der Suche nach Insekten an einem Baumstamm fotografieren.

                                 Buntspecht

Schließlich erreiche ich die fantastisch gelegene Crnopac Skloniste, die tolle Aussichten in die umliegenden, zerklüfteten Karstlabyrinthe bietet.

                            Crnopac Skloniste

Ein Kroate, der kaum englisch spricht, nutzt die Hütte für einen mehrtägigen Aufenthalt.

                   Das Innere der gemütlichen Hütte

Es gibt hier sogar eine Pumpe mit der man Wasser fördern kann! Nachdem ich schnell etwas Holz in der Umgebung gesammelt habe, koche ich auf meinem Hobo in der Grillstelle der Hütte. Hier habe ich wirklich ein kleines Paradies gefunden!



                           Kochen mit dem Bushbuddy

Anschließend bleibt noch Zeit für einen Erkundungsgang. Eine Tafel stellt die verschiedenen Wandermöglichkeiten in der Umgebung dar.

                    Wandermöglichkeiten im Crnopac

Ich beschließe zu dem Felsberg Biceli Kuk zu gehen. Superschöne Pfade in urigem Wald voller Totholz und dann noch eine teilweise gesicherte Kletterpartie.

                         Zum Biceli Kuk

Von oben nehme ich so richtig wahr, wie zerklüftet diese Felslandschaft ist. Ein toller Ausklang des Velebit!

                                      Felslabyrinth

Wölfe und Bären würden gut in diese wilde Landschaft passen. Zwar sehe ich kein solches Raubtier, dafür dekorieren einige Plastiknachbildungen der Wildtiere die hier leben, die Umgebung der Hütte.

                              Leider kein echter Wolf...

Zurück an der Hütte sitze ich noch etwas auf einer Bank und kann dabei den Mondaufgang genießen. Mein Mitbewohner hat Licht in der Hütte angemacht, was einen neugierigen Siebenschläfer anlockt, der erst sein Vorhaben in die Skloniste zu marschieren aufgibt, als der Kroate mit einem Buch nach ihm schlägt!
Aus nur 50 cm Entfernung mustert mich der neugierige Nager. Leider ist es schon zu dunkel für gute Fotos!

                       Mondaufgang im Crnopac

Da die Nacht mild und schön ist, und auch nur wenige Mücken durch die Luft schwirren, schlafe ich auf meiner Matte draußen unter dem Licht von Mond und Sternen.



































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