Bevor ich am nächsten Morgen weiter in Richtung des Dinara Berges wandere, unternehme ich noch einen Abstecher zur größten Sehenswürdigkeit Knins. Von der riesigen Festung, die etwa 100 Meter über dem Stadtzentrum aufragt, hat man einen guten Ausblick über die Stadt zum noch weit entfernt aufragenden Klotz des Dinara.
Blick von der Festung
Sechs Kilometer weit laufe ich dann durch die Stadt und ihre Vororte, bis schließlich der Asphalt endet, und ein braunes Schild den Beginn der eigentlichen Wanderung anzeigt.
Beginn der Wanderung zum Dinara
Über eine Mischung aus Fahrwegen und Steigen geht es durch dürre Grasflächen mit Wacholdern stetig aufwärts.
Trockenes Buschland
Nach etwa 13 Kilometern und 600 Höhenmetern erreiche ich die weite Hochfläche Suvo Polje. Bisher war es ziemlich bedeckt, aber jetzt erscheint die Sonne und beleuchtet die weite Landschaft. Mich stört lediglich, dass eine ganze Reihe von Fahrspuren die Landschaft durchschneiden.
Suvo Polje
Auf Fahrwegen komme ich schnell voran, allerdings ist dadurch das Wandern auch etwas langweilig.
Auf Fahrwegen durch die weite Landschaft
Unterhalb eines Sattels blicke ich auf ein Hochtal, in dem verstreute Hütten liegen und einige Kühe weiden.
Hochtal
Am Rand des Tales liegt die große Hütte Brezovac, die allerdings verschlossen ist. Selbst die Zisterne ist mit einem Schloss gesichert, gut, dass ich schon zuvor auf den Weiden meinen Wasservorrat ergänzen konnte!
Brezovac
Hinter der Hütte tauche ich unerwartet in einen alten, schönen Buchenwald ein, bis ich schließlich aus dem Wald an den Rand eines weiteren malerisch gelegenen Hochtals gelange.
Buchenwald hinter Brezovac
Noch ein idyllisches Hochtal
Nach etwa 22 Kilometern schlage ich bereits gegen 15:30 mein Lager auf, um später noch die Umgebung zu erkunden.
Schöner Zeltplatz
Eigentlich hatte ich gar nicht vor, noch einen richtig großen Spaziergang zu machen, aber das Wetter ist herrlich und stabil, außerdem habe ich noch genügend Zeit, daher steige ich zunächst auf dem Fahrweg, dann auf Pfaden immer höher. Irgendwann denke ich, eigentlich könnte ich auch bis zum Gipfel des Dinara gehen. Im leuchtenden Abendlicht streife ich über offene Blumenwiesen durch die weite Berglandschaft, die zwar weniger schroff als im Velebit ist, aber für mich nicht weniger attraktiv.
Abendspaziergang zum Dinara
Nach zwei Stunden habe ich den 1831 Meter hohen Gipfel des höchsten Bergs von Kroatien erreicht. Das Gipfelbuch weist aus, dass dieser Berg recht häufig bestiegen wird. Seine Höhe ist zwar nicht besonders imposant, aber mit 20 Kilometern Länge und 10 Kilometern Breite, stellt er einen wuchtigen Klotz dar, der sein eigenes Wetter macht, und nicht zuletzt sowohl dem Dinarischen Gebirge, als auch der Via Dinarica seinen Namen gegeben hat...
Beim Abstieg kann ich den Sonnenuntergang genießen und gelange mit dem letzten Licht kurz vor 22 Uhr zurück zum Zelt.
Die untergehende Sonne begleitet meinen Abstieg
Die Route der Via Dinarica führt mich am nächsten Morgen bei schönem Wetter in weiteres Mal auf den Gipfel. Leider ist es etwa dunstig, aber mir ist klar, dass die hohen Berge weiter voraus bereits in Bosnien- Herzegowina liegen!
Begegnung mit einer Schildkröte
Irgendwann habe ich eine Lücke im dichten Busch entdeckt, der das Seeufer einfasst. Herrlich in dieser abgelegenen Bucht in das kühle Nass zu steigen! Lediglich die Fische schauen mir in dem kristallklaren Wasser zu.
Badepause am See
Zurück an der Straße hört der Asphalt irgendwann auf und ich laufe auf einer Schotterpiste am malerisch über einer Bucht gelegenen, orthodoxen Kloster Dragovic vorbei, weiter.
Kloster Dragovic
Wie schon gestern kommen dunkel drohende Wolken auf. Mir ist klar, dass es bald ein Gewitter geben wird. Zwar komme ich einige Male an einer Ruine vorbei, wo ich mich unterstellen könnte, aber noch ist das Wechselspiel zwischen strahlender Sonne und schwarz- blauer Bewölkung zu interessant...
Ein Gewitter kommt auf
Tatsächlich komme ich dann noch einige Kilometer weit, bis der Regen losbricht. Bevor ich völlig durchnässt bin, finde ich Unterschlupf in einem verlassenen Häuschen unterhalb der Straße. Zwar regnet es weniger als ich dachte, aber fürs Erste bleibe ich im Trockenen sitzen...
Zuflucht vor dem Regen
Gegen 18.30 scheint das Unwetter endgültig abgezogen zu sein und ich wandere weiter. Im schönen Abendlicht strahlt die Landschaft förmlich nach dem Regen. Normalerweise sind Regenbogen ja eher flüchtig, aber heute Abend begleiten mich die farbigen Himmelserscheinungen eine ganze Zeit lang.
Die Gegend ist zwar eher dünn besiedelt, aber ich laufe noch eine ganze Weile, bis ich einen guten Zeltplatz auf einer Lichtung im Eichenwald abseits der Straße finde.
Am nächsten Morgen ist die Welt noch feucht und dunstig.
Dunstiger Morgen
Als ich die Straße entlang wandere, sieht mich ein älteres Pärchen und bittet mich auf ihr Grundstück. Zwar sprechen Ivan und seine Frau nur etwas italienisch, aber irgendwie können wir uns verständigen. Zunächst gibt es Kaffee und Raki, dann schenkt mir das nette Paar noch einige Äpfel und Birnen aus ihrem Garten!
Ein sympathisches Paar
Wandertechnisch wird heute wohl der langweiligste Tag der ganzen Via Dinarica Wanderung. Stundenlang laufe ich bei brütender Hitze durch zum Teil recht dicht besiedeltes Gebiet über den Asphalt.
Auch heute habe ich einige Begegnungen mit kläffend ihr Territorium verteidigenden, aggressiven Hunden, aber ich muss nie einen Stein werfen...
Blöderweise habe ich den Ehrgeiz, jeden Meter der Via Dinarica zu Fuß zurück zu legen. Aber hier wäre es wirklich vernünftiger den Daumen in den Wind zu halten. Noch besser wäre allerdings eine andere Route...
Hi,
AntwortenLöschenvielen Dank für Deine Seite. Ich bin dieses Jahr die Via Dinarica komplett gelaufen. Für diesen Abschnitt gibt es jetzt einen alternativen Track über die Berge. Heisst Put Oluje und kann von der V.D. Hauptseite heruntergeladen werden. Der war sehr sehr schön, aber im Sommer auch sehr anstrengend bei meinem Können, da wenig Wasser und Schatten und viel Strecke ohne Weg. Toll waren die unbewirtschafteten Hütten und das Gefühl, da komplett allein unterwegs zu sein. Ich hab von Knin bis zum Busko See eine Woche gebraucht.
Deine Seite war sehr hilfreich bei der Entscheidung die Via Dinarica zu gehen.
Viele Grüsse,
Winni