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03.12.2020

Alpentraverse 2020 - 4 Monate von Berchtesgaden zum französischen Mittelmeer 13. Schnals - Burgeis

 



Der Aufstieg zum Bildstöckljoch ist nach einem Bergsturz eigentlich gesperrt. Da der Pass aber wichtig für meine geplante Route ist, will ich es trotz Sperrung versuchen, ihn zu überschreiten...

Nachdem ich in Schnals eingekauft habe, setze ich meinen Weg im Wald fort. Ich passiere den Vernagt Stausee, und steige dann steil auf zur Bergl Alm, wo Massen von Leuten das schöne Wetter draußen geniessen. Anschließend wandere ich oberhalb des Tals weiter durch schönen, knorrigen Lärchen- und Zirbenwald nach Kurzras.

                                                  Am Talende liegt Kurzras

Die hässliche Skistation lasse ich bald hinter mir und beginne den Anstieg zum Bildstöckljöchl, mit 3098 Meter einer der höchsten Pässe auf meiner Wanderung. Allerdings verrät ein Schild, dass der Weg aufgrund eines Felsrutsches gesperrt ist. Da es keine attraktive Alternativroute gibt, will ich es trotzdem versuchen...

Bevor der Anstieg aus dem Seitental beginnt, schlage ich mein Lager auf, zumal es nieselt und  eventuell stärker regnen wird.

Schon um 5:30 bin ich am nächsten Morgen wieder unterwegs. Zunächst führt der Pfad in Serpentinen nach oben, wobei ich tolle Aussichten über die noch Dunst gefüllten Täler genießen kann, aus denen die Bergspitzen aufragen.



Morgendunst in den Tälern

Schon bald gelange ich aber an den Felssturz und von einem Pfad ist nichts mehr zu erkennen. Leider kann ich auch nicht ausmachen, wo der Pass ist, daher laufe ich zunächst falsch, erkenne dann aber über das GPS meines Smartphones, dass das Bildstöckljöchl weiter rechts liegen muss. 
Es ist ziemlich unangenehm über das steile, noch nicht gefestigte Geröllfeld zu gehen. Dabei laufe ich wie auf rohen Eiern, um zu vermeiden, dass sich die Felsmassen erneut in Bewegung setzen. Die direkte Linie ist mir zu heikel, daher steige ich erst einmal ein Stück ab.
Irgendwann sehe ich Fußspuren auf einem Schneefeld und gehe davon aus, dass das die Route zum Pass ist, was sich bald als korrekt herausstellt.

                                                   Bergsturz am Bildstöckljöchl

Bald stoße ich wieder auf die rot- weißen Markierungen und stehe schließlich nach knapp drei Stunden auf dem höchsten Pass bisher auf dieser Wanderung!

Bildstöckljöchl (3098m)

Die Abstiegsseite ist zwar weniger steil, aber noch lange laufe ich durch eine größtenteils noch schneebedeckte, unwirtliche, alpine Landschaft.




                                             Abstieg vom Bildstöckljöchl

Es ist kalt und ungemütlich. Ab und zu gehen kurze Hagelschauer nieder. Erst an den Saldurseen, bleibt der Schnee langsam zurück.


                              Saldursee


Bald führt der Pfad steil oberhalb der Schlucht des Saldurbaches abwärts, der einen spektakulären Wasserfall aufweist.


                      Die Schlucht des Saldurbachs

                                        Abstieg ins Tal

Schließlich erreiche ich den Talboden mit der Matscher Alm, die von zahlreichen Tagesgästen frequentiert wird. Ab hier folge ich dem Vinschgauer Höhenweg am Hang durch eindrucksvollen Lärchen- und Zirbenwald.

                                         Gigantische Lärchen

                              Ich beobachte zahlreiche Tannenhäher

Es wimmelt hier von Tannenhähern, die sich auf die Zapfen der Zirben spezialisiert haben. Ausserdem beobachte ich ein Eichhörnchen, dass sich von mir beim Abnagen eines Zapfens kaum stören lässt.



                              Lecker! Zirbenzapfen!

Gegen 15 Uhr beginnt es zu regnen, zunächst recht sanft, aber bald stürzen Gewittergüsse herab. Ich will nicht direkt neben dem relativ häufig belaufenem Weg zelten, abgesehen davon ist das Terrain auch zu steil. Daher laufe ich ein Stück weglos in den Wald und finde schließlich auf einem immer noch ziemlich schrägem Absatz eine Stelle zum zelten. Ich bin bereits ziemlich durchnässt, daher bin ich froh, dass ich mich in meine trockene Unterkunft zurückziehen kann.

                               Notlager im nassen Wald

Am nächsten Morgen packe ich gerade zusammen, als für mich ziemlich unerwartet ein Mann erscheint. Er fragt zunächst etwas misstrauisch, was ich dort mache, sagt dann aber, dass ich ruhig länger bleiben kann, und ist sehr freundlich. Es stellt sich heraus, dass er zu dieser frühen Morgenstunde bereits nach dem Vieh schaut, und die Zäune kontrolliert. Neben 120 Jungrindern weiden hier auch Haflinger und sogar schottische Hochlandrinder!

                            Unerwarteter Besuch

Der Pfad führt mich weiter am Hang entlang durch den lichten Wald mit vielen Weidetieren. Allerdings gibt es hier auch reichlich Zäune!

                                          Regenbogen am Morgen

                                                        Hochlandrinder

                                                   Hier weiden auch Pferde

                               Viele Zäune

Schließlich gelange ich über die Baumgrenze und steige auf zum Hochjoch auf 2570 Meter Höhe.

                                                     Hauswurz

                                         Ist dort ein Bär?

Der Weg verläuft dann noch einige Zeit durch offene, alpine, nicht besonders steile Landschaft zum Aussichtsberg Spitzige Lun (2324 m), von wo sich bereits der Blick ins Etschtal eröffnet. Anschließend beginnt der lange Pfadabstieg ins Tal.

                                   Vom Vieh gestutzt

Es nieselt zwar ab und zu, aber immerhin kann ich während einer sonnigen Phase mittags mein Zelt trocknen. Das Etschtal liegt bei Burgeis lediglich 500 Metern, daher ist es hier unten ziemlich warm und die Vegetation entsprechend vielfältig, mit Eschen und Ulmen. Zahlreiche Falter tummeln sich an den Blüten.




                                                       Schmetterlingsparadies

                                         Blick nach Burgeis

Das Vinschgau ist ein Trockengebiet, im Regenschatten der hohen Berge ringsum. Daher wurde hier seit altersher ein ausgeklügeltes Netz von Bewässerungskanälen betrieben, den sogenannten Waalen.




                                                   Der Weg führt hier an Waalen entlang

Heute wird die Bewässerung über Schlauchleitungen durchgeführt, daher haben die Waale ihre ursprüngliche Funktion verloren.


                                    Bewässerung im Etschtal

Schließlich erreiche ich den netten Touristenort Burgeis. Es gibt hier keinen Supermarkt, aber der Laden der Sennerei, die die Milchprodukte der Almen verarbeitet, hat auch andere Lebensmittel im Angebot, wenn auch zu einem hohen Preis...

                       Einkauf

Bald verlasse ich den Ort wieder und steige auf zum riesigen Benediktinerkloster Marienberg. Ich hatte kurz überlegt dort nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu fragen, aber das Kloster ist ziemlich touristisch.


                                             Kloster Marienberg

                                    Blick zurück ins Etschtal

Durch Wiesen und kleine Waldstücke steige ich an einigen Weilern vorbei langsam auf. Dabei lege ich immer wieder einen Fotostopp ein, um die Insekten- und Blütenpracht abzulichten.






                                    Vielfältiges Leben

Wieder einmal habe ich zu wenig Wasser dabei und will mich daher in Höfen versorgen. Als ich einen Hahn aufdrehe, rechne ich aber nicht damit, wieviel Druck auf der Leitung ist, und schaffe es mich ziemlich nass zu machen, bevor ich den Schlauch bändigen kann...
Schließlich lasse ich den letzten Weiler in Südtirol, Prämajor,  hinter mir und finde einen schönen Lagerplatz oberhalb im Wald.
































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