Auf dieser Etappe laufe ich durch die spektakuläre Granitwelt am Piz Bernina.
Erst gegen 13.30 verlasse ich Poschiavo wieder, nachdem ich das w-lan am Bahnhof ausgiebig genutzt habe. Ein Pfad führt durch den Wald mit einigen Ahornen und Buchen steil aufwärts. Dann und wann komme ich an geschnitzten Holzfiguren vorbei, die einen Märchenlehrpfad illustrieren. Von einem Aussichtspunkt schweift mein Blick zurück über das Tal von Poschiavo.
Das Tal von Poschiavo
Meist laufe ich auf Fahrwegen, wo ich einmal zwei Schweizerinnen begegne, die sehr interessiert nach meiner Tour fragen. Da ich nicht unmittelbar in der Nähe einer bewirtschafteten Alm übernachten möchte, schlage ich mich weglos in den Wald. Allerdings ist es hier überall zu steil oder zu bewachsen zum Zelten. So wandere ich bergauf, bis ich einen unbewachsenen Kamm errreiche, wo ich rechtzeitig mein Lager aufschlage, bevor es längere Zeit heftig regnet.
Am Morgen erwartet mich dann wieder herrliches Wetter, als ich weiter weglos zum Plateau Costi d' Ur aufsteige und im Hang traversiere, bis ich vor dem Passo d'Ur auf einen Pfad gelange.
Ein herrlicher Morgen bricht an Weglos
Leuchtende Blumen
Direkt am Passo d' Ur auf 2495 m liegt ein See, in dessen ruhigem Wasser sich die umliegenden Bergspitzen spiegeln.
See am Passo d' Ur
Der Pass markiert die Grenze nach Italien, damit ist mein zweites Schweizer Intermezzo beendet.
Passo d' Ur (2495 m)
Vom Pass steige ich ab in das offene Val Poschivina, in dem zahlreiche Kühe weiden. Immer wieder erklingt der Gesang des Hausrotschwanzes, den man auch aus unseren Städten kennt. Der Vogel ist den Menschen mit ihren Steinhäusern gefolgt, seine ursprüngliche Heimat sind aber die Felslandschaften der Alpen.
Abstieg ins Val Poschivina Hausrotschwanz Val Poschivina
Ein kurzer Anstieg führt mich dann aus dem Tal zu den Steinhäusern der Alpe Poschivina. Ich sehe zwei ältere Männer und es werden hier sogar Hühner gehalten. Offenbar dient die Alpe als Stützpunkt für die Betreuung der Kühe über den Sommer. Bestimmt wird hier auch Käse gemacht.
Alpe Val Poschivina
Ein recht kurzer Anstieg führt mich zu dem herrlich gelegenen, türkisen Stausee Lago di Alpe Gera. Hier wird der Pfad mit einem Minibagger ausgebessert, und ich treffe Mutter und Tochter, die eine Trailrunning Strecke laufen. Dieser Sport scheint sich hier in Italien großer Beliebtheit zu erfreuen, und ich bewundere stets die drahtigen Läufer und Läuferinnen, denen ich noch einige Male begegne.
Lago di Alpe Gera
Der Pfad verläuft hoch im Hang und führt an der winzigen, ebenfalls bewohnten Alpe Cembré vorbei. Ich kann mich kaum satt sehen, an dieser herrlichen Landschaft mit Gletschern, schroffen Bergen und Wasserfällen.
Hinter dem See steige ich auf
Die urige Alpe CembréIch umrunde das Seeende und steige weiter auf. Die zahlreichen Bäche hier kommen direkt aus den Gletschern und sind wasserreich und wild. Daher bin ich sehr froh, dass es Brücken gibt!
Tosende Gletscherbäche Zum Glück gibt es hier Brücken...
Ich folge hier einem Höhenweg, der Alta Via del Valmalenco, die auf 110 Kilometern durch das Bernina Massiv führt, und mit gelben Dreiecken gekennzeichnet ist.
Alta Via del Valmalenco
Ich passiere das herrlich über dem See gelegene Rifugio Roberto Bignami und steige weiter auf zur Alpe Felaria, wo ein Maultier angebunden ist, und ältere Männer Käse herstellen.
An der Alpe Felaria wird Käse gemacht
Ich wandere weiter über ein malerisches Hochplateau voller Blumen, Murmeltiere und Alpendohlen.
Eine fantastische Berglandschaft
Schließlich lasse ich die grünen Matten hinter mir und es geht über Geröllfelder weiter aufwärts. Dabei kommt mir ein älteres Paar aus Düsseldorf entgegen, dass hier eine mehrtägige Hüttentour unternimmt. Ich bin gespannt, was mich erwartet, da sie Steigeisen für die Passüberquerung angelegt hatten...
Ein Stück weiter beobachte ich auf einem Absatz 9 Steinböcke, die sich wie immer kein bisschen von mir stören lassen.
Die Steinböcke finden auch in karger Felslandschaft noch etwas GrünLange Zeit laufe ich dann über ein großes Schneefeld, was aber nicht zu steil ist. Ausserdem kann ich ja den Spuren der Deutschen folgen...
Aufstieg über Schneefelder
Das letzte Stück zum Pass Bocchetta di Caspaggio (3000m), führt dann über ein felsiges Steilstück, was aber, da mit Ketten gesichert, einfach zu bewältigen ist.
Bocchetta di Caspaggio (3000m)
Von oben öffnen sich herrliche Blicke in die majestätische Bergwelt mit schroffen Gipfeln und vielen Gletschern. Der höchste Punkt ist der Piz Bernina, mit 4079 Metern der östlichste 4000' er der Alpen.
Das Bernina Massiv
Die Abstiegsroute ist zunächst recht steil und führt auf einen Gletscher. Meine Microspikes benötige ich in dem griffigen Schnee aber nicht. Ich kann mich kaum satt sehen, an der fantastischen, alpinen Umgebung!
Abstieg von der Bocchetta di Caspaggio
Eine spektakuläre, alpine Landschaft Blick zurück über den Gletscher
Ein kleiner See nimmt wie ein türkises Auge den Blick gefangen.
Blick zurück auf meine AbstiegsrouteHinter dem Gletscher traversiere ich einige Zeit durch die Schutthänge und steige dann wieder ein Stück hoch zum fantastisch gelegenem Rifugio Marinelli Bombardieri, auf 2800 Meter. Einige Besucher genießen hier das schöne Wetter, aber ich setze meinen Weg fort.
Rifugio Marinelli Bombardieri
Längere Zeit traversiere ich am Hang entlang und verliere dabei kaum Höhe. Einmal begegnen mir zwei Steinbock Geissen mit einem Kitz, das seiner Mutter kaum von den Fersen weicht, und ab und zu gesäugt wird. Süüüüß!
Der Lebensraum der Steinböcke
Die Steinböcke zeigen nie Scheu
Auf der weiteren Abstiegsroute überquere ich einige tosende Gletscherbäche über Brücken und schlage schließlich auf 2450 Meter mein Lager auf.
Trotz der Höhe ist es sonnig und warm. Etliche kleine Blumen färben das karge Grün. Später unternehme ich noch einen ausgedehnten, weglosen Abendspaziergang zu einem Gletschersee oberhalb meines Zeltplatzes. Die offene Bergtundra mit ihren Zwergweiden erinnert mich ein wenig an Lappland. Zahlreiche Bäche stürzen in Wasserfällen vom Gletscher hinab.
Viele Bäche entspringen dem Gletscher
Weite Bergtundra mit fantastischer Kulisse
Urplötzlich zieht ein Gewitter auf, und ich sprinte so schnell wie möglich zum Zelt zurück. Dabei verliere ich dummerweise den Hut, den ich in meine Tasche gesteckt hatte...
Urplötzlich zieht ein Gewitter auf
Mit den ersten Tropfen erreiche ich mein Zelt. Gut, denn jetzt setzt der Regen richtig ein. Das Donnern kommt immer näher, und irgendwann erschrecke ich regelrecht, als es nicht allzu weit entfernt einschlägt...
Am nächsten Morgen regnet es noch teilweise ziemlich heftig, daher gehe ich auch erst um 11 Uhr los. Es ist jetzt kühl, feucht und ungemütlich, ganz anders als gestern! Nichts desto trotz wirkt die Berglandschaft auch unter diesen Bedingungen grandios!
Bald geht es wieder recht steil hoch und stellenweise ist sogar ein wenig leichtes Klettern über Felsbänke angesagt. Von einem Weg ist nichts mehr zu erkennen und stellenweise muss ich ein wenig suchen, bis ich auf das nächste Dreieck stoße.
Leichtes Klettern über Felsbänke
Die Bergspitzen sind leicht überzuckert. Das Gewitter hat also am 24.7 den ersten Neuschnee gebracht!
Als ich den Rand eines Gletschers auf 2800 Meter erreiche, kann ich keine Markierung mehr entdecken. Der Blick auf die GPS-Karte im Handy zeigt mir, dass ich von meiner Route abgekommen bin. Zwar sieht der weitere Aufstieg machbar aus, und ich würde recht rasch wieder auf meinen geplanten Weg gelangen, dennoch entschließe ich mich zum Rückzug. Es nieselt noch ständig und das Wetter erscheint mir zu unsicher für Experimente...
Als ich zurückgehe, stellt sich natürlich heraus, dass ich einen unscheinbaren Abzweig verpasst hatte...
Weiter geht es jetzt wieder auf deutlicheren Pfaden durch die einsame Bergwelt, in der ich heute keinen Menschen sehe. Die Route der Alta Via del Valmalenco führt hier ins Tal...
Schließlich laufe ich über weite Strecken durch ausgedehnte Blockfelder, was ziemlich mühsam und langsam ist, schließlich muss ich ja vermeiden, mir den Knöchel zu verstauchen, oder Schlimmeres...
Als ich ein dünnes Piepsen vernehme, entdecke ich dicht vor mir zwei schwarze Knopfaugen, die aus einer Felsspalte hervorschauen. Zwar kommt das neugierige Hermelin bald hervor, allerdings ist das Wiesel zu flink, als das ich es fotografieren könnte...
Ich erklimme den Pass Forcella d'Entova auf 2800 m. Es ist hier sehr ungemütlich mit peitschendem Regen, so dass ich schnell absteige.
Der unterhalb gelegene Lago del Tricheco ist auch jetzt, Ende Juli noch von Eisschollen bedeckt!
Etwas unterhalb entdecke ich zwei verlassene Gebäude. Sie sind zwar wenig einladend, aber dennoch beschließe ich in dem Einen zu schlafen. Immerhin bin ich dort vor Wind und Regen geschützt. Es gibt sogar eine alte Matratze, die ich mir als Bettstatt herrichte!
Übernachtung in einem verlassenen Gebäude
Am nächsten Morgen ist das Wetter wieder schön. Lange Zeit traversiere ich einen Felshang, wo es zwei gesicherte Stellen gibt, und ich Steinböcke beobachte. Das Rifugio Longoni ist geöffnet, zu dieser frühen Stunde ist aber noch niemand zu sehen.
Als ich in den Bergwald gelange, brummt und summt es überall von Leben auf den zahlreichen Blumen.
Es ist mal wieder Samstag, daher sind etliche italienische Wochenendausflügler unterwegs. Schließlich erreiche ich den malerisch am Talende gelegenen Ort Chiareggio auf 1610 Meter Höhe.
In dem kleinen Ort wimmelt es von Touristen, es gibt einige Unterkünfte und sogar zwei Läden, wo ich mir erst einmal einen Eisbecher gönne!
Ein guter Weg führt dann bald wieder in den Wald und gewinnt langsam an Höhe. Immer wieder fotografiere ich Schmetterlinge und andere Insekten an der Blumenpracht.
An der Waldgrenze passiere ich die Rifugios Porro und Ventina kurz hintereinander. Danach ebbt der Ausflügler Strom etwas ab, wenngleich die Umgebung des Ventina Gletschers spektakulär ist.
Der Aufstieg in Schotter- und Blockgelände, sowie einem großen Schneefeld ist steil und langwierig. Aber schließlich habe ich den Passo Ventina auf 2676 Meter erreicht.
Relaxen in der Mittagspause
Steiler Aufstieg zum Passo Ventina
Der Abstieg ist weniger steil, dennoch ist das Blockschuttgelände hier ziemlich mühsam. Ich passiere einen hübschen Bergsee. Unten im Val Malenco liegt der große Ort Sondrio.
Unterhalb des Passo Ventina
Tief unten im Tal liegt Sondrio
Ab der hübschen Alpe Giumelina mit einigen Holzhäusern laufe ich im Hang durch den Bergwald, bis ich auf einem ebenen Absatz einen Zeltplatz entdecke. Hier auf 1900 Meter ist es angenehm warm, so dass ich noch lange draussen sitze.
Morgens höre ich aus den Latschen ein Piepsen. Kurz danach fliegt ein Birkhahn vor mir auf, natürlich habe ich keine Chance ein Foto zu machen!
An der Alpe Mastabba sitzt schon jetzt, früh am Morgen, eine Frau auf einem Schemel und melkt die Kühe per Hand. Toll das es sowas in unserer technisierten Zeit noch gibt!
Hinter dem Rifugio Bosio steige ich in einem hübschen Tal auf. Es donnert kurz, sollte schon jetzt, am Morgen ein Gewitter aufziehen?
Tal hinter dem Rifugio Bosio
Bald ist es aber wieder mit der Idylle vorbei und ich habe einen langen, mühsamen Aufstieg durch endlose, rötliche Blockfelder zum auf 2830 Meter gelegenem Passo di Corna Rossa vor mir.
Aufstieg zum Passo di Corna Rossa (2830 m)
Das Rifugio Desio auf der Passhöhe ist schon lange eine Ruine. Da heute Sonntag ist, treffe ich mal wieder drahtige Trailrunner. Kaum zu glauben, dass die in diesem schwierigen Terrain laufen!
Ich bin jetzt auf dem Sentiero Roma, einem Höhenweg der auf über 50 Kilometern durch die Granitwelt des südlichen Bergell führt.
Das erste Stück des Abstiegs ist sehr steil und felsig. Es gibt hier einige Ketten zur Sicherung, die man aber nicht wirklich braucht.
Weiter unten geht es dann noch über ein großes Schneefeld, das aber nicht zu steil ist. Dann erreiche ich ein weites, alpines Hochtal, was ringsum von Granitspitzen umgeben ist. Eine großartige Landschaft!
Unterhalb des Rifugio Cesare Ponti sehe ich dann tatsächlich das erste andere Zelt auf meiner Tour! An der Hütte ist heute am Sonntag ziemlich viel los, aber ich laufe gleich weiter.
Der Aufstieg zur Bocchetta Roma auf 2898 m führt durch nicht zu steile Blockfelder.
Die Abstiegsroute ist dann allerdings ziemlich steil. Das letzte Stück oberhalb eines Schneefeldes ist zwar gut mit Sicherungen versehen, ich halte es aber doch für besser, hier erst mal meine Stöcke zu verstauen, damit ich die Hände frei habe...
Anschließend erfolgt eine lange Traverse zu dem einladenden Bivacco Kima, in dem man umsonst übernachten kann. Neben einigen zurückgelassenen Fladen finde ich hier sogar eine Kappe, mit der ich meinen in dem Gewitter verlorenen Hut ersetzen kann!
Traverse zum Bivacco Kima
Weiter geht es durch die hochalpine Landschaft, die mich mit ihren Granitzacken an die Sierra Nevada erinnert, in Richtung des Passo di Cameraccio, (2950 m).
Der Anstieg zum Pass über Granitplatten und Schneefelder ist nicht zu steil. Meist sind die höchsten Zacken noch hinter Wolken verborgen, dennoch gefällt es mir hier ausnehmend gut.
Aufstieg zum Passo di Cameraccio (2950 m)
Das erste Stück des Abstiegs ist dann wieder steil und felsig. Diesmal behalte ich meine Stöcke in der Hand, es wäre aber besser sie zu verstauen...
Schließlich laufe ich lange auf einem ausgedehnten Schneefeld weiter abwärts. Am Rand sieht man noch die Spuren einer Lawine. Ich kann mich kaum satt sehen an dieser grandiosen Granitlandschaft mit ihren markanten Gebirgszacken.
Am Bivacco Manzo Pirotti sehe ich Leute, daher ziehe ich es vor, unterhalb an einem Bach mein Zelt aufzuschlagen.
Lager unterhalb des Passo di Cameraccio
Abends ziehen die Wolken ab und gewähren freien Blick in die spektakuläre Umgebung. Es grasen hier sogar einige Schafe.
Nach einer klaren Nacht sind Zelt und Schlafsack am Morgen ziemlich nass. Ich laufe ein Stück talabwärts und steige dann auf zum Passso Val Torrone (2518 m).
Fruchtstände von Anemonen
Der morgendliche Dunst verschwindet
Der Aufstieg zum Pass ist ziemlich einfach, der Abstieg dagegen mal wieder ziemlich steil und mit Ketten gesichert.
Abstieg vom Passo Val Torrone (2518 m)
Danach geht es lange Zeit über die Granitblöcke, zwischen denen Gras wächst zum Rifugio Francesco Alievi. Ich hatte schon fast beschlossen, mir dort einen Kaffee zu gönnen, aber der vor der Hütte aggressiv bellende Hund lässt mich von diesem Plan Abstand nehmen.
Der Aufstieg zum Passo del Averta auf 2551 Meter ist ziemlich steil, und diesmal verstaue ich auch meine Stöcke am Rucksack...
Der nächste Pass, Qualido Nord ist recht einfach zu erklimmen. Es gibt nur ein kleines Kletterstück, dann geht es flach am Hang entlang zu der Scharte auf 2647 Meter.
Passo Qualido Nord (2647 m)
Die Abstiegsroute ist dann ziemlich einfach.
Blick zurück zum Pass Qualido Nord
Erst hinter dem Pass treffe ich die ersten Leute heute, ein englisch sprechendes, junges italienisches Paar. Die kleinen Wasserfälle, die über die Granitquader rinnen, erinnern mich stark an Yosemite!
Wasserfälle im Granit wie in der Sierra Nevada
Mir begegnen dann noch drei kleine Gruppen vor dem Anstieg zum Passo del Camerozzo. Eine davon sind drei junge Männer aus Deutschland, die den Sentiero Roma von Hütte zu Hütte laufen.
Danach wird es spannend, denn der Aufstieg zum Passo del Camerozzo ist das bei weitem schwierigste Stück des Sentiero Roma!
Das erste Hindernis ist der Übergang von einem durch Ketten gesichertem Sims auf ein steiles Schneefeld, auf dem man nicht abrutschen möchte...
Danach traue ich meinen Augen kaum, denn es geht jetzt durch eine ziemlich hohe, exponierte Felswand. Meistens gibt es gute Sicherungen, nur an einer Stelle, wo man auch gerne eine hätte, gibt es eine Lücke...
Ein Italiener der mir begegnet, sichert sich mit einem Klettersteigset, und wirkt dennoch ziemlich entnervt...
Der schwierigste Abschnitt des Sentiero Roma
Schließlich habe ich die Passhöhe auf 2766 Meter erreicht. Der Abstieg ist zwar weniger exponiert, aber dennoch gibt es einige gesicherte Kletterstellen.
Blick zurück zum Passo del Camerozzo (2766m)
Nach dem Abstieg traversiere ich lange durch die alpine Matten- und Felslandschaft.
Lange Hangtraverse zum Rifugio Gianetti
Am Rifugio Gianetti genießen etliche Leute das schöne Wetter draußen, ich aber setze meinen Weg fort, um schließlich auf einem grasigen Absatz oberhalb des Pfads mein Lager aufzuschlagen.
Wieder einmal habe ich einen tollen Zeltplatz mit Panoramasicht gefunden, auch wenn die Berge nur Ab und Zu ihre Wolkenhaube lüften.
Leider wimmelt es hier von Schafen, weshalb überall ihr Kot liegt. Immerhin statten mir aber auch einige Pferde Besuch ab.
Die Berge lüften ihren Schleier
Schon nach einer Stunde stehe ich am nächsten Morgen auf dem 2600 Meter hohen Passo del Barbacan. Danach beginnt ein 1300 Meter Abstieg, steil und langsam im Vorwärtskommen, aber ohne technische Sicherungen.
Blick zurück zum Passo del Barbacan (2600 m)
Nachdem ich einige Steinhütten passiere, wird der Weg besser und das Gras ist sogar gemäht! Schließlich tauche ich in den Bergwald ein. Eine mächtige Fichte hat bestimmt 1,50 Meter Durchmesser!
Bei dem Weiler Coeder auf 1300 Meter Höhe erreiche ich das Val Codera, dem ich aufwärts folge.
Das wunderschöne Codera Tal
Wieder einmal verkündet ein Schild, dass der Weg gesperrt ist, da er zum Teil weggeschwemmt wurde...
Klar ignoriere ich das und wandere in dem einsamen Tal aufwärts. Zwar wird der Pfad offenbar selten benutzt, aber zunächst kann ich den Markierungen gut folgen. Manchmal verläuft der Weg im Bachbett, wo mir kleine Steinhaufen die Richtung weisen.
Unglaublich wieviele Schmetterlinge sich hier an den Blüten laben. Ich komme gar nicht mehr aus dem Fotografieren raus und muss mich schließlich fast los reissen...
Ein Schmetterlingsparadies
In Serpentinen verlässt der Pfad das Tal parallel zu einer Steilstufe im Bachbett. Danach gelange ich an die Stelle wo der Pfad bei einem Hochwasser fortgespült wurde. Ich muss einige Zeit suchen, bevor ich eine Stelle entdecke, wo es mir möglich erscheint, den steilen Hang aus feinem Schotter zu erklimmen. Das ist dann aber schwieriger als gedacht, und ich bin froh, als ich schließlich eine flache Stufe erreiche, wo ich bei einer schon seit langem nicht mehr genutzten Steinhütte wieder auf den Weg stoße.
Hier wurde der Pfad fort gespült
Die Bocchetta della Tegiola scheint ganz nah zu sein, tatsächlich liegt auch jetzt noch ein sehr langes Stück vor mir.
Aufstieg zur Bocchetta della Tegiola
Dieser Pass ist zwar nicht besonders hoch, dennoch ist dies einer der härtesten Anstiege bisher auf dieser Tour! Zu allem Überfluss stellt sich der gedachte Pass dann noch als bloße Zwischenetappe da, denn der eigentliche Übergang liegt noch ein Stück höher!
Auch der Abstieg entpuppt sich als ziemlich unangenehm, lange Zeit geht es durch ein Gewirr von großen Felsblöcken.
Da ich mein nächstes Etappenziel, Villa di Chiavenna wohl erst spät erreichen würde, schlage ich schon am frühen Nachmittag mein Lager auf. Ich habe allerdings kein Essen mehr, diese Etappe war dann doch länger als erwartet. Bei den vielen Pässen hätte ich mir das aber auch denken können...
Sowohl von der Zeit als auch den Kilometern bin ich auf der Hälfte meiner Alpendurchquerung angekommen. Zwei Monate und 1000 Kartenkilometer liegen hinter mir. In der Realität war die Strecke wahrscheinlich noch um einiges länger...
Ohne Frühstück gehe ich am nächsten Morgen weiter. Auch jetzt noch ist der Weg ziemlich schwierig und das Gras nass.
An der Alpe Foppa unterhalte ich mich bei einem tollen, neugebauten Holzhaus mit einem Mann, der hier Ziegenkäse herstellt.
Weiter geht es durch einen schönen Wald aus Lärchen, Tannen und Fichten. Hinter der Alpe Laghetti beginnt dann ein Fahrweg. Hier gelange ich wieder in eine andere Vegetationszone mit Winterlinden und Esskastanien.
Schließlich erscheint Villa di Chiavenna, das im Val Bregaglia an einem Stausee liegt. Es gibt hier einen Laden in dem ich für die nächsten Tage einkaufe, aber keine Unterkunft die geöffnet hat, obwohl eine junge Frau für mich herum telefoniert. Der Ort ist auf lediglich 600 Meter gelegen, daher geht es jetzt wieder lange bergauf...
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