7 Tage, 182 Kilometer, 7651 Höhenmeter Aufstieg
Auf diesem Abschnitt erleben wir viele Höhepunkte unserer Wanderung auf dem Great Divide Trail: Wir werden von Dickhornschafen im Lager besucht, genießen die wohl schönste Aussicht über funkelnde Bergseen, haben traumhafte Lagerplätze und bewältigen eine weglose Route über mehrere Pässe auf der wir den ersten Grizzly der Wanderung sehen.
Nach einem einfachen Keksfrühstück brechen wir aus Rocky Mountain House wieder auf. Diesmal haben wir mehr Glück mit dem Trampen. Kaum stehen wir an der Straße, nimmt uns auch schon ein mittelalter Mann mit, der in der Gasindustrie arbeitet. Er ist auch Wanderer und Jäger, daher haben wir viel Gesprächsstoff. Doch schon nach 10 Kilometern biegt er ab. Aber auch jetzt dauert es nicht lange, bis wir einen lift mit 2 Arbeitern in ihrem Pick-up nach Nordegg erhalten. Auch dort stehen wir nur kurz, bis die etwa 60-jährige Linda für uns stoppt, und gleich verkündet, dass sie eigentlich nie Tramper mitnimmt, aber annimmt, dass wir keine Axtmörder sind…
Ob sie sich da nicht täuscht? Sie erzählt, dass die meisten Leute die per Anhalter fahren, Indigene seien. Und die wären durch die Bank gefährlich…
Sonnia unsere Gastgeberin in Rocky Mountain House mit ihren indianischen Vorfahren hatte uns erzählt, dass Vorurteile und Diskriminierung gegenüber den Ureinwohnern noch sehr verbreitet seien…
Linda hat ein interessantes Ein Frau Unternehmen: Sie sammelt Wildblumensamen und verkauft sie in alle Welt. Auch heute ist sie unterwegs um Pflanzensamen zu suchen. An einem Aussichtspunkt über dem Abraham Lake, besuchen wir eine tolle alte Whitebark Pine, die sogar eine Aluminiumnummer hat. Diese Kiefernart wächst bis an die Baumgrenze und hat eine riesige ökologische Bedeutung, da ihre Samen eine wichtige Nahrung für viele Arten darstellen. Leider sind die Kiefern stark bedroht, durch eine eingeschleppte Pilzkrankheit und letztlich auch den Klimawandel.
Bis hierhin war die Unterhaltung mit Linda sehr interessant. Aber als ich sie nach einem Aufkleber an ihrem Auto frage, stellt sich heraus, dass die sicher intelligente Frau eine fanatische Verschwörungstheoretikerin ist, die Bill Gates für die Personifizierung des Bösen hält, und glaubt, dass wir alle von der Wiege an durch eine mächtige Elite manipuliert und überwacht werden. Aus Höflichkeit gegenüber unserer Fahrerin diskutieren wir nicht zu heftig mit ihr, sind aber froh, als wir am Trailhead Owen Creek aussteigen und unsere Wanderung auf lediglich 1400 Meter Höhe wieder aufnehmen. Als wir am Bach Pause machen, treffen wir einen jungen Franzosen, der auch eine lange Wanderung in den kanadischen Rocky Mountains von Fernie zum Mount Robson unternimmt. Vor vier Tagen in Lake Louise hat er Proviant für 16 Tage eingekauft!
Nachdem wir gegessen haben, laufen wir an der Klamm von Owens Creek aufwärts. Das ist ein extrem schmaler, extrem tiefer Abgrund. An einer Stelle ist die Schlucht so schmal, dass sich ein herabgestürzter Felsbrocken zwischen den Seiten festgeklemmt hat! Wir wandern durch ein altes Waldbrandgebiet, bis das Terrain steil wird, und wir oberhalb von Owen Creek empor steigen. Stellen, wo der Wegeverlauf nicht klar ist, sind mit Markierungsbändern gekennzeichnet. Schließlich flacht das Gelände ab und wir nähern uns einem Pass auf 2500 Metern. Zunächst sehen wir ein einzelnes Dickhornschaf und begegnen dann einer Herde von etwa 20 Stück, die gerade im Haarwechsel sind, und einige süße Lämmer mit hellem Fell dabei haben. Auf einer Stufen unterhalb des Passes schlagen wir schließlich unser Lager auf. Es ist einfach traumhaft hier. Aus der Steilwand links stürzen zahlreiche Wasserfälle herab und wir können unsere Blicke weit schweifen lassen. Später unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang und gelangen zu einem Aussichtspunkt von dem aus wir die beiden türkisfarbenen Michele Lakes, tief unter uns im milden Abendlicht überblicken können. Während wir zurück am Zelt essen, ziehen vier Widder herbei, scharen Kuhlen mit den Hufen und lassen sich in nur 20 Meter Entfernung nieder! Schon vor 5 Jahren hatte ich hier vertraute Dickhornschafe gesehen, was umso erstaunlicher ist, da hier außerhalb der Nationalparks gejagt werden darf.
Als wir später im Zelt liegen, bricht überraschend ein Gewitter mit viel Regen los, was uns aber an unserem geschützten Platz nichts anhaben kann.
Der nächste Morgen ist wieder klar, und wegen dem Wind hier oben sind unsere Zelte auch wieder trocken. Wir steigen ein Stück ab, und wandern dann nicht zu steil aufwärts zum höchsten Pass des GDT auf 2585 Meter. Es gibt hier zwar keinen Weg, aber die Route ist ganz gut mit kleinen Steinhaufen, den Cairns markiert. Der Abstieg führt uns in ein bewaldetes Tal, wo wir die Route verlieren und uns ein Stück weit durch ein Dickicht aus jungen Tannen kämpfen müssen. Hier treffen wir den 64-jährigen Belgier Marc, einen Ex-Unternehmensberater, der auch nach Jasper wandern will. Zurück oberhalb der Baumgrenze beobachten wir zwei fette Murmeltiere. Eines sitzt zunächst aufmerksam auf einem Felsen, legt sich dann aber platt und völlig relaxt auf seinen Bauch!
Der nächste Pass ist zwar nur 2350 Meter hoch, die Aussicht gefällt uns aber besser, als die von dem hohen Pass zuvor. Wir steigen in ein Bachtal ab und gelangen auf einen guten Pfad, der uns lange durch dichten Wald zum Pinto Lake auf lediglich noch 1900 Meter führt. Dort essen wir etwas und waschen uns in dem türkisen Waldsee. Wir folgen dem Ufer eine Zeit lang und wandern dann auf einem guten Pfad am Cline River entlang. Der Huntington Creek mündet dann mit schmutzigem Gletscherwasser ein. Dieser Bach ist zwar nicht breit, aber ziemlich reissend. Daher sind wir ganz froh, als wir einen Baumstamm entdecken, auf dem wir über das Gewässer balancieren können. Allerdings ist für das letzte Stück zum Ufer ein beherzter Sprung notwendig…
Wir folgen dann dem Cline weiter bis zur Mündung des Cataract Creek, den wir nun lange aufwärts laufen werden. Hier beginnt die Whitegoat Wilderness, in der die Pfade nicht mehr unterhalten werden, daher sind wir gespannt, was uns erwartet…
In dem Trailregister hier, hat sich in diesem Jahr noch kein GDT- Wanderer eingetragen, im letzten Jahr waren es 22…
Wir durchwaten den Bach in Schuhen und schlagen dann bald im Wald in Bachnähe unser Lager auf. Später erscheinen Marc, der in der Nähe in der Hängematte schlafen will und Barbara und Tobias aus Österreich, die mit einem 7-Monatsticket um die Welt reisen und von Banff nach Jasper laufen. Tatsächlich waren sie mit uns schon einmal auf dem selben Zeltplatz gewesen. Die Beiden sind sportlich fit, finden den GDT aber ziemlich hart…
Am nächsten Morgen folgen wir einem Pfad durch den Wald, der immer recht gut zu erkennen ist. Zwar versperrt mitunter ein Baum den Weg, aber es gibt keine ernsthaften Hindernisse. Der Bach hat sich jetzt in eine Schlucht eingegraben, so dass wir auf trockenem Boden hoch über ihm wandern. Wir gelangen zu einem großen Felsbrocken, an dem es viele Zeichnungen der Ureinwohner gibt, alles in rötlichen Farben dargestellt. Unter anderem entdecken wir Strichmännchen und Handabdrücke. Wann diese Zeugnisse der früheren Bewohner wohl entstanden sind? Später gelangen wir in einen flachen, sumpfigen Abschnitt mit vielen Weiden. Zur linken Seite fallen Wasserfälle aus hängenden Gletschern an den steilen Wänden. Im offenen, subalpinen Tannnenwald entdecken wir viele frische Grabespuren. Hier war ein Bär vor nicht allzu langer Zeit. Unsere erste Begegnung steht immer noch aus…
Es ist ziemlich warm, daher ist es auch kein Wunder, dass wir bei der Mittagspause von Mücken, Bremsen und kleinen, schwarzen Fliegen gepeinigt werden. Marc holt uns ein und wir unterhalten uns eine Zeit lang. Der Belgier war unter anderem schon auf dem GR 20 Korsika’s, in den Pyrenäen und auf dem Appalachian Trail in Maine unterwegs. Er hat überhaupt keine Zeltplätze gebucht, ist bisher aber auch nicht auf Probleme gestoßen…
Der Pfad verliert sich hier in den vielen offenen Bereichen, daher kommen wir bald von der Route ab, kommen aber auch querfeldein gut voran. Am Bach kann ich eine Wasseramsel aus der Nähe fotografieren. Die Vögel hier sind eher unscheinbarer als ihre Cousins in Europa. Je höher wir steigen, desto schöner wird die Landschaft mit lieblichen grünen Matten, parkartig von Nadelbäumen bewachsen, unzähligen Blumen und schroffen Kalkwänden, Gletschern und Wasserfällen.
Schließlich steigen wir im Geröll steil hoch zum Cataract Pass auf 2500 Meter. Hier beginnt der Jasper Nationalpark, den wir in ganzer Länger durchwandern werden. Mit fast 11.000 Quadratkilometern ist er der größte Nationalpark der kanadischen Rocky Mountains. Die Ausblicke vom Pass bei dem herrlichen Wetter zu schroffen, dunklen Wänden und milchigen Seen am Fuß der Gletscher sind fantastisch. Der Abstieg führt zunächst steil durch losen Schotter, dann erreichen wir ein liebliches, flaches Hochtal, in dem viel Wollgras wächst. Wir begegnen einer Schneehenne mit ihren drei schon recht großen Küken, und schlagen schließlich an der selben Stelle, wo ich 2018 gelagert hatte, unser Camp auf. Ich habe den Ort noch als einen der schönsten Plätze der Wanderung in Erinnerung und wir werden auch diesmal nicht enttäuscht, auch wenn der Sonnenuntergang weniger spektakulär als 2018 ist.
Bereits vor 6 Uhr sind wir am nächsten Morgen wieder unterwegs. Ein super schöner Tag bricht an, als wir dem oberen Brazeau Tal abwärts folgen. Weiter unten liegt noch bauschiger Nebel über der Landschaft, aus dem die umgebenden Berge malerisch ragen.
Schließlich erreichen wir den vom Icefields Parkway kommenden Pfad, der sicher viel benutzt wird, eine richtige „Wanderautobahn“ auf der wir zügig vorankommen.
Wir wandern das Tal weiter abwärts und verlassen schließlich hinter dem Four Point Camp den Brazeau Loop und wandern wieder aufwärts. Zunächst geht es durch trockenen, kargen Kiefernwald. Die Berge sind hier nicht mehr aus Kalkstein aufgebaut, daher sind die Böden nährstoffärmer und der Bewuchs ist weniger dicht. In einem felsigen Bachtal geht es aufwärts, bevor wir eine weite Tundrahochebene erreichen. Ein Geweih auf einem Stein zeigt, dass hier sogar Karibus leben. Wir überqueren den 2500 Meter hohen Jonas Shoulder Pass und gelangen dann zum Zeltplatz Jonas Cutoff, der 8 Plätze am Bach im niedrigen Nadelwald aufweist. Es hat sich nachmittags zusehends bewölkt und wir sind froh, dass wir uns ins Zelt zurück ziehen können, als ein Gewitter einsetzt.
Am Morgen ist es überall triefend nass und wir müssen uns leider erst einmal durch einige Weidengebüsche zwängen. Das erspart die Dusche, auch wenn wir unser Regenzeug anhaben…
Es ist ziemlich frisch und die Berge sind vom Neuschnee leicht gezuckert. Meist führt unsere Strecke durch den Wald. Obwohl wir zwei Zeltplätze passieren, kommt uns nur einmal ein älterer Mann entgegen. Als die Sonne etwas rauskommt, versuchen wir unsere Sachen zu trocknen und die Solarmodule zu laden, aber bald bewölkt es sich wieder. Schließlich wollen wir mal wieder eine Variante des GDT nehmen. Allerdings existiert der Pfad in unserer Karte auf dem Smartphone in der Realität nicht, daher laufen wir weglos weiter. Das entpuppt sich im offenen Wald mit zahlreichen Lichtungen als ziemlich einfach. Lediglich feuchte Bereiche und Weidengürtel an den Bächen erfordern manchmal ein Ausweichmanöver. An Klippen vorbei steigen wir zu einem mit vielen Seen gesprenkeltem Tundraplateau auf, umgeben von schwarz- lila farbenen Bergen. Es weht hier ein eiskalter Wind und ab und zu fallen einige Tropfen. Nichts desto wirkt die Landschaft besonders schön, wenn die Sonne für einige Momente erscheint und die Seen türkis strahlen lässt. Schließlich schlagen wir unser Lager unterhalb des Elusive Pass, den wir morgen in Angriff nehmen wollen, auf 2340 Meter Höhe auf.
Auch am nächsten Morgen ist es kalt und ungemütlich. Auf die nächste Etappe freue ich mich ganz besonders, da ich hier schon 2018 unterwegs war, und die Landschaft grandios fand. Allerdings war damals die Aussicht ständig von Waldbranddunst getrübt und ich hoffe wir haben heute mehr Glück.
Der Aufstieg zum etwa 2500 Meter hohen Pass ist nicht allzu schwierig, nur das letzte Stück ist ziemlich steil. Allerdings ist der Schotter griffig, daher kommen wir gut nach oben. Der Blick zurück zeigt uns wieviele kleine Seen, tatsächlich auf dem gestern durchquerten Tundraplateau liegen. Die dunklen Berge ringsum sind eindrucksvoll, aber wirken bei dem trüben Wetter auch bedrohlich und abweisend. Wir steigen in ein flaches, grünes Tundratal ab, dem wir ziemlich lange folgen. Der nächste Pass mit lediglich etwa 2200 Meter ist deutlich niedriger. Der Abstieg führt uns entlang eines Blockfelds. Ich will eine bessere Route suchen, als Anke hinter mir ruft „Dort vorne ist ein Tier“. Tatsächlich gräbt ein Grizzlybär in etwa 300 Meter Entfernung nach Wurzeln und hat uns noch nicht bemerkt. Wir beobachten den noch recht jugendlich wirkenden Bären eine Zeit lang und sind erleichtert, als er von uns wegzieht. Nichts desto Trotz versuchen wir ihn beim weiteren Abstieg ständig im Auge zu behalten, um nicht plötzlich vor ihm zu stehen, wenn er die Richtung ändert…
Wir überqueren einen Bach und steigen dann im lichten Wald weiter auf. Als wir uns zur Mittagspause am Hang nieder lassen, können wir den Bären jetzt schon viel weiter entfernt im Tal noch eine ganze Zeit lang beobachten. Eine spannende Begegnung, aber Anke ist ganz froh, dass wir den Bären schließlich hinter uns lassen…
Es ist immer noch sehr kühl, so dass wir bis zur Mittagspause sogar mit Mütze und Jacken gelaufen sind. Zum dritten Pass steigen wir etwas zu weit rechts auf, und müssen dann am Hang zur Passhöhe traversieren. Als wir zu unserem vierten Bergeinschnitt, dem Trapperpass aufsteigen, beginnt es zu nieseln, aber mit zunehmender Tendenz. Dennoch laufen wir weiter. An einem Bach rutsche ich auf den nassen Steinen aus, verletze mich aber nicht. Der Aufstieg führt uns kurz durch den Wald, dann am Rand eines Blockfelds nach oben. Für den Abstieg nutzen wir erst einmal eine Rinne, aber da wir fürchten, dass sie uns in eine Sackgasse führt, verlassen wir den Einschnitt schließlich. Es regnet jetzt ziemlich stark, aber nirgendwo ist ein halbwegs geeigneter Zeltplatz zu sehen. Als wir zwischen einigen Bäumen schließlich doch die Zelte aufschlagen, bin ich bereits nass bis auf die Unterhose. Allerdings habe ich mein Zelt an einer unebenen Stelle aufgebaut, so dass das Wasser reinfließt. Als der Regen kurz nachlässt, versetzen wir es, aber mein Schlafquilt ist schon ziemlich nass, so dass die Nacht sehr unangenehm wird. Immerhin haben wir heute 4 Pässe überquert, und dabei mindestens 22 Kilometer und 1210 Höhenmeter Aufstieg bewältigt. Trotz des schlechten Wetters empfanden wir die einsame Landschaft in der wir keine menschlichen Spuren gesehen haben wirklich toll und die Bärenbegegnung war das Salz in der Suppe!
Am Morgen ist es noch sehr nass und kühl. Wir steigen in den Wald ab und können offene Lawinenbahnen miteinander verbinden um zu einem schön gelegenen See aufzusteigen. Die Berge sind noch wolkenverhangen, aber die aus dem Dunst ab und zu hervorschauenden Spitzen betonen die Wildheit der Landschaft.
Wir gelangen auf eine felsige Erhebung, von der wir zunächst keine Abstiegsroute ausmachen können. Für ein kurzes Stück müssen wir etwas klettern, was aber dramatischer aussieht, als es ist.
Als wir tiefer gelangen, lichtet sich der Nebel und zu unserer Rechten erstreckt sich der große Maligne Lake, auf dem wir sogar Dampfer ausmachen können. Kurzzeitig gelangen wir auf ein Netz von Pfaden zu einem Aussichtspunkt, kürzen dann aber weglos durch den Wald ab, bis wir auf einen Fahrweg gelangen, dem wir eine Zeit lang folgen. Bald biegen wir aber schon wieder auf einen Pfad ab, der uns zum Evelyn Creek bringt. Hier gelangen wir auf den berühmten Skyline Trail, wohl die bekannteste Wanderroute im Jasper Nationalpark. Bei dem bescheidenen Wetter sind aber offenbar nur wenig Leute unterwegs. Nur einmal passiert uns eine Gruppe aus 12 indischstämmigen Wanderern. Von lediglich 1800 Meter Höhe steigen wir im Wald hoch zu einem Pass und sind ab dort meist wieder in der offenen, subalpinen Landschaft. Schließlich erreichen wir das Snowbowl Camp, wo zu unserer Überraschung nur 3 der 8 Plätze belegt sind, obwohl die Zeltplätze am Skyline Trail oft schon Monate im voraus ausgebucht sind. Da man bei einer Stornierung kaum Geld zurück bekommt, lassen es die meisten Wanderer wohl bei ihrer Reservierung, auch wenn sie wegen dem Wetter nicht kommen…
Am nächsten Morgen folgen wir dem einer Wandererautobahn gleichendem Skyline Trail durch die sanfte, grüne Bergtundralandschaft weiter aufwärts zum Big Shovel Pass auf 2320 Meter. Ab hier bewölkt es sich wieder zusehends, die Landschaft wirkt steinig und rauh. Am Curator Lake vorbei steigen wir steil hoch zum Pass The Notch, mit 2520 Metern der höchste Punkt des Skyline Trail. Ab hier bleiben wir lange ziemlich weit oben, zunächst im Hang, dann auf einem Kamm. Es bläst ein kalter Wind, es regnet und wir wollen nur so schnell wie möglich nach unten. Ich erinnere mich, dass vor 5 Jahren das Wetter hier so ähnlich war…
Als wir tiefer gelangen, lässt der Regen nach. Wir sehen Murmeltiere und vertraute Schneehühner. Als wir standardmäßig in den Bärenboxen am Tekarra Campground nachschauen, ob jemand etwas zurückgelassen hat, finden wir einen Gaskocher, komplett mit Topf und Kartusche. Anke beschließt spontan, dass wir die Sachen mitnehmen, daher können wir ab jetzt auch mal kochen…
Weiter geht es durch niedrigen Wald und wellige Tundra. Als die Sonne erscheint, legen wir erst mal eine lange Trockenpause ein. Wer weiß wie lange sie da ist…
Schließlich verlassen wir den Skyline Trail und wandern auf einer wohl hauptsächlich von Mountainbikes genutzten Strecke durch den Wald abwärts. Der Pfad wurde erst vor kurzem freigemacht, daher kommen wir gut voran. Das könnte auch ganz anders sein, da viele der Kiefern hier abgestorben sind. Ähnlich wie in Deutschland die Borkenkäfer an den Fichten haben sich auch in Kanada solche Käfer unter den wärmer und trockener werdenden neuen Bedingungen stark ausgebreitet. Um Jasper herum, sind so durch den Mountain Pine Beetle verursacht, riesige Kiefernwälder abgestorben. Natürlich ist es nicht gerade sinnvoll zwischen den toten Bäumen zu zelten. Aber wir haben keine Alternative…
Am Morgen ist es so kühl, dass wir in Handschuhen loslaufen. Weiter unten sehen wir Flächen, an denen die toten Kiefern abgeräumt wurden, man will damit Jasper vor Waldbränden schützen, die sich durch die trockenen, toten Bäume leicht ausbreiten können. Um Jasper herum gibt es ein recht dichtes Netz an markierten Pfaden. Einer davon ist allerdings zur Zeit gesperrt, da hier viele Beeren wachsen, die die Bären um diese Zeit anlocken.
An der Brücke über den breiten Athabasca River gelangen wir an einen Parkplatz. Trotz der Menschen und Autos tummeln sich hier einige Dickhornschafe. Schon am späten Morgen erreichen wir dann Jasper. Der Ort ist kleiner als Banff, aber natürlich auch voll Touristen. Wir verschönern uns in einer öffentlichen Toilette und trinken erst einmal Kaffee. Später plündern wir das Lunchbuffet in einem indischen Restaurant und kaufen für die nächsten 7 Tage ein. Die Supermärkte sind allerdings ziemlich klein und voller Leute. Nach der Einsamkeit der Berge stressen mich die vielen Menschen hier schon sehr. Immerhin genießen wir natürlich noch die obligatorische Eisschale, bevor wir uns wieder auf den Weg machen.
Danke für die tollen Eindrücke! Man würde am liebsten gleich selbst starten.
AntwortenLöschenDas höre ich gerne! Hast du denn den GDT in der nächsten Zeit auf deiner Liste?
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