11 Tage, 178 km, 7286 Höhenmeter Aufstieg
Auf dem letzten und längsten Abschnitt des GDT nehmen wir für eine lange Strecke eine weglose Alternative, die uns auf einer spannenden Route über einen felsigen Grat führt. Wir haben mit schlechtem Wetter zu kämpfen und treffen einen der Initiatoren des Great Divide Trail, der uns mit vielen interessanten Informationen versorgt.
Nachdem wir morgens entspannt auf dem Campingplatz in McBride frühstücken, halten wir erst gegen 10:30 unsere Daumen am Highway raus, da wir dorthin zurück wollen, von wo wir unseren Verpflegungsabstecher gestartet haben. Wir haben Glück, schon bald hält ein älterer Mann, dessen Familie ursprünglich aus der Ukraine stammt. Er nimmt uns die 12 Kilometer bis zum Abzweig der Forststraße am Holmes River mit, von wo wir loslaufen. Allerdings nur etwa zwei Kilometer weit, bis der nächste Wagen hält, eine junge Familie auf Sonntagsausflug zum Angeln. Unterwegs passieren wir eine Blockhütte und unser Fahrer Zach erzählt, dass hier ein mittlerweile 77-jähriger Mann seit 46 Jahren als Trapper lebt! Zwar steht die Hütte nicht mitten in der Wildnis, aber gerade im Winter ist sie mit Sicherheit sehr abgelegen. Interessant, dass Menschen auch heute noch so leben!
Allerdings ist bei Kilometer 16 erst einmal Schluss mit der Autofahrt und wir laufen bei schönem, heißen Wetter auf der Forststraße weiter. Nach etwa drei Stunden Wanderung hält dann aber das nächste Auto. Wie sich herausstellt, drei junge Leute die ebenfalls auf dem GDT unterwegs sind. Sie wollen Essen auch für andere Wanderer in der Bärenbox deponieren, die am Beginn des Trails steht. Diese wurde von einem Unternehmen aufgestellt, das damit Wanderern das Trampen nach McBride erspart, natürlich ist der Service nicht umsonst. Allerdings stellt sich dann heraus, das die Box mit einem Zahlenschloss gesichert ist, und niemand hat den Code! Es gibt hier auch keinen Mobilfunkempfang, daher denken die drei zunächst, dass sie die Box nicht benutzen können. Einer schickt dann aber über seinen Satellitenempänger eine Nachricht und bekommt prompt die Antwort mit der Zahlenkombination, von den Wanderern, die irgendwo in der Wildnis unterwegs sind!
Es ist schon zu spät um den langen Aufstieg zu den Blueberry Lakes anzugehen, daher schlagen wir unsere Zelte hier auf. Erst als es schon fast dunkel ist, erscheint dann auch die junge Familie, die Mike und Melissa neu mit Lebensmitteln versorgt hat.
Als wir am nächsten Morgen durch den Wald aufsteigen, begegnen wir drei Fichtenhühnern, zwei Männchen und ein Weibchen. Obwohl deren Paarungszeit bestimmt im Frühjahr und nicht im August statt findet, kämpfen die beiden Hähne kurz und bilden mit aufgestellten Schwanzfedern und roten Augenlappen einen prächtigen Anblick.
Hinter dem Blueberry Lake verlassen wir die Hauptroute des GDT und biegen auf die weglose Perseverance High Route ab. Zunächst laufen wir durch ein liebliches, grünes Tal voller kleiner Seen und steigen dann in zunehmend felsigem, zerklüftetem Terrain hoch zu einem Pass, von dem wir ein schönes Bergpanorama erhalten. Da Regen aufzukommen scheint, wollen wir die Zelte bald unterhalb des Passes an einem kleinen See aufbauen. Aber es ist einfach zu steinig dort, daher gehen wir noch ein Stück weiter und schlagen schließlich unser Camp in einer geschützten Mulde unterhalb einer mächtigen Bergwand auf.
Gegen 5 Uhr morgens beginnt es heftig zu regnen und hört auch erst mal nicht mehr auf. Wir frühstücken Haferflocken und schlafen dann erst mal noch eine Runde…
Ab 11 Uhr nieselt es nur noch, es ist aber weiterhin sehr ungemütlich und sieht stark nach weiterem Niederschlag aus. Daher bleiben wir erst mal in den Zelten und brechen tatsächlich erst um 15:45 auf! Wir sind jetzt im Willmore Wilderness Park Albertas. Zunächst folgen wir einer felsigen Schlucht abwärts und traversieren dann lange am Hang entlang, oberhalb einer Steilstufe. Nach nur zwei Stunden Wanderung schlagen wir unser nächstes Lager auf einem trockenen Absatz auf, da die nächsten Güsse nicht mehr lange auf sich warten lassen werden.
Tatsächlich regnet es dann die ganze Nacht und auch am Morgen wieder heftig. Erst als dann gegen halb drei etwas Sonne und blauer Himmel erscheinen, laufen wir weiter. Es geht leicht aufwärts, dann traversieren wir durch viele, große Felsblöcke an einem Hang. An einem See vorbei geht es dann hoch zu einem Pass auf 2260 Meter Höhe. Der Abstieg ist steil und langsam, durch unangenehmes, verblocktes Terrain, bis wir schließlich in ein Tal mit Weiden und einigen niedrigen Tannen gelangen. Hier sehen wir eine Art Lemming vor uns verschwinden und begegnen einer Schneehenne mit ihren schon recht großen Küken. Schließlich schaffen wir es gerade rechtzeitig unsere Zelte aufzubauen, als wieder heftiger Regen einsetzt.
Obwohl es auch am nächsten Morgen bald wieder regnet, brechen wir auf, schließlich reicht unser Proviant nicht ewig und wir müssen weiter kommen!
Durch Blockfelder steigen wir auf zu einem Grat oberhalb eines Steilabfalls. Dort ist es neblig und ein kalter Wind bläst. Im Zusammenhang mit dem Regen eine sehr unangenehme Sache. Als wir absteigen lichtet sich der Nebel und kurzzeitig sieht es so aus, als könne sich das Wetter bessern. Statt dessen wird der Regen aber wieder heftiger und wir schlagen bereits um 10 Uhr wieder das Lager auf. Wir wollen als nächstes dem langen Grat des Mount Perseverance folgen, wofür wir gerne gutes Wetter hätten…
Um 14:20 brechen wir wieder auf und nehmen den Anstieg zum Mount Perseverance auf 2436 Meter in Angriff. Oben werden wir wieder von Nebel empfangen und fürchten schon, dass wir keine Aussicht erhalten und wahrscheinlich bei der mangelnden Sicht auch nur sehr langsam vorankommen werden. Doch wie durch ein Wunder reißt der Nebel jetzt zusehends auf und es hört auf zu regnen, als sich der Wolkenvorhang hebt und die Sicht auf den weiteren Verlauf des Grats frei gibt. Herrlich, aber auch respekteinflößend…
Dabei ist die Route keineswegs flach, sondern wir müssen drei hohe, felsige Erhebungen bewältigen. Alle sehen sehr steil aus, so das wir uns fragen, wie wir da hoch kommen sollen, aber wir finden immer eine nicht zu schwierige Route, erfüllt von einer Mischung aus Spannung, Entdeckerfreude und Unsicherheit. Beim Aufstieg zum vierten Felsberg müssen wir dann für ein kleines Stück unsere Wanderstöcke an den Rucksäcken befestigen, da wir unsere Hände zum Klettern brauchen. Es wird später und später, hier vom Grat abzusteigen wäre aber ziemlich schwierig, abgesehen davon, dass wir dann am nächsten Morgen wieder steil hoch steigen müssten. Allerdings gibt es wegen den vielen Felsen hier keinen Platz zum Zelten und Wasser ist auch nirgendwo in Sicht. Doch auf einem moosigen Absatz werden wir dann schließlich doch fündig und schlagen um 19:30 unser Lager auf. In der Nähe gibt es sogar etwas Schmelzwasser, das aus einem Schneefeld austritt. Es ist ziemlich windig und bei einigen Böen fürchten wir um unsere Zelte, doch ist der Platz wenigstens halbwegs geschützt. Etwas später färbt die untergehende Sonne dann Wolken und Berge. Obwohl es ungemütlich und kalt ist, genießen wir doch die tolle Abendstimmung.
In der Nacht ist es ziemlich windig, daher schlafen wir schlecht. Allerdings werden wir dafür entschädigt, als die aufgehende Sonne den Himmel in Brand setzt. Es ist so kalt, dass wir alle Kleidung die wir haben anziehen, obwohl es gleich wieder bergauf geht. Der Anstieg zur nächsten felsigen Erhebung ist steil und schwierig. Wir müssen uns voll konzentrieren, um die ideale Route zu finden. Dafür belohnen uns die tollen Aussichten, denn glücklicherweise ist es auch heute Morgen wieder klar. Hinter dem Buckel flacht der Grat dann deutlich ab, und wir kommen gut vorwärts. Wir glauben es schon fast geschafft zu haben, als sich eine weitere, nicht ganz einfache Kletterstelle ergibt, die wir aber seitlich im Schotter umgehen können um dann wieder zum Grat aufzusteigen. Erst nach etwa vier Stunden biegen wir auf einen Nebenkamm ab, der uns durch den Schotter schließlich auf eine grüne Tundraebene führt. Glücklicherweise beginnt es erst jetzt zu regnen, so dass wir uns mal wieder in Anke’s Zelt zurückziehen.
Wir werden jetzt bald in den Wald gelangen und sind schon gespannt, wie gut wir dort weglos durchkommen…
Allerdings starten wir erst um 13:20 wieder, als der Regen aufhört und es aufklart. Glücklicherweise werden die niedrigen, dichten Waldstücke hier immer wieder von offenen Flächen unterbrochen, so dass wir ganz gut vorankommen. Tief unter uns sehen wir bereits das dicht bewaldete Tal des Jackpine River, in dem es neben tiefgrünem Nadelwald auch große, alte Waldbrandflächen mit ihren grauen Baumleichen gibt. Schließlich gelangen wir aber doch in dichten Wald mit dichten Buffaloberry Gebüschen. Während das Terrain zunächst nicht zu schroff ist, müssen wir dann einen Abschnitt mit felsigen Klippen die dicht von Moos bewachsen sind und zahlreichen, liegenden toten Baumstämmen bewältigen. Schließlich gelangen wir in eine sumpfige Ebene, mit zahlreichen, offenen Mooren und kleinen Seen, Weiden, Zwergbirken, Fichten und Kiefern. Immer wieder überprüfen wir die Richtung mit dem Handy- GPS und liegen tatsächlich häufig etwas falsch…Zu guter Letzt gelangen wir nach vier weglosen Tagen, wieder auf die Hauptroute des GDT, die hier durch einen gut sichtbaren Pfad gekennzeichnet ist, und schlagen im Wald unsere Zelte auf.
Am Morgen nieselt es, aber wir brechen schon früh auf. Der Pfad führt uns über bewaldete Hügel und sumpfige Täler zum Pauline Creek, der zwar langsam fließt, aber recht tief ist. Tatsächlich ziehen wir unsere Hosen für die Durchquerung aus, da das Wasser bis zum Oberschenkel reicht. Es geht anschließend wieder aufwärts und an der Baumgrenze verliert sich dann der Pfad. Lediglich ab und zu sehen wir noch ein Steinmännchen, das uns auf den 2280 Meter hohen Shale Mountain mit seinem abgeflachten Schotterkamm führt, dem wir eine Zeit lang folgen.
Wir steigen in ein offenes Tal ab, dem wir dann auf der anderen Seite in der subalpinen Zone mit ihrer Mischung aus niedrigem Tannenwald und offenen Flächen längere Zeit folgen. Eine Alternative des GDT führt hier auf den Mount Talbot. Da wir nach dem vielen schlechten Wetter der letzten Zeit jetzt aber Strecke machen müssen, bleiben wir auf der Hauptroute. Einmal begegnen wir einem Stachelschwein, dem wir uns diesmal nähern können, ohne dass es auf einen Baum flüchtet und es kugelt sich auch nicht sofort in Abwehrstellung.
Schließlich verlieren wir wieder an Höhe und laufen auch über große Sumpfflächen, wo wir meist etwas suchen müssen, bis wir den weiteren Verlauf der Route wieder entdecken. Auf einer trockenen, mit Flechten und Moosen bewachsenen Ebene in der Nähe eines Sees schlagen wir schließlich unser Lager auf.
Sechs Tage in Folge haben wir keinen anderen Menschen gesehen…
Am nächsten Morgen scheint ein schöner Tag zu beginnen. Zunächst laufen wir weiter durch offene Flächen, wo sich ein weiteres Stachelschwein zwischen den Weiden versteckt und legen dann schon um viertel vor Acht unsere Kaffeepause ein. Zum ersten Mal seit 5 Tagen strahlt die Sonne aus einem makellosen, blauen Himmel und kein Regen ist in Sicht. So macht das Wanderleben gleich wieder viel mehr Spass! Unsere Sachen trocknen recht schnell weitgehend und wir sind glücklich, in dieser herrlichen, einsamen Landschaft unterwegs zu sein.
Wir folgen dann einem breiten Tal voller Blumen langsam aufwärts zu einem niedrigen Pass am 2050 Meter hohen Mt. Markill, wo uns sehr schöne Ausblicke erwarten. Die Willmore Wilderness lädt zu weitergehender Erkundung ein!
In Wald und Offenland geht es abwärts, wir umrunden einen Berg und gelangen in das nächste Tal. Schließlich geht es hoch zum Forgetmenot Pass auf ca. 2000 Meter. Cooler Name! Die Berge hier sind eher flach und es ist erstaunlich, wieviele große, offene Flächen im Wald liegen.
Schließlich gelangen wir in das breite Tals des Casket Creek, wo sich die ersten Weidenblätter schon gefärbt haben. Die ersten Zeichen des Herbstes Mitte August! Eine Zeit lang verlieren wir den Pfad und dringen weglos weiter vor, aber schon bald sind wir wieder auf dem Weg. Zu unserer Überraschung begegnen uns dann drei Wanderer, die ersten Menschen seit einer Woche! Letztes Jahr waren sie bis Jasper auf dem GDT gewandert, dann hatte Erin sich aber den Fuß gebrochen, hatte es aber irgendwie geschafft, damit noch 14 Kilometer bis zur nächsten Straße zu laufen. Die Drei sind passionierte Weitwanderer, die auch schon auf dem Pacific Crest in den USA und dem Te Araroa in Neuseeland unterwegs waren. Erst um 19:45 schlagen wir dann unser Lager oberhalb des Sheep Creek auf.
Der Sheep Creek, den wir bald am nächsten Morgen überqueren, ist lediglich ein Rinnsal. Am anderen Ufer stoßen wir auf ein Lager von Freiwilligen die am GDT arbeiten und kommen mit Ben, Ende 40 ins Gespräch, der die Gruppe von 12 Leuten leitet. Er ist im Vorstand der GDT-Association, die sich um den Weg kümmert und kennt sich daher gut aus. Die Gruppe ist mit dem Hubschrauber eingeflogen worden und bleibt eine Woche. Hier soll der Weg von Buschwerk befreit und woanders eine Brücke gebaut werden. Ben meint, dass sich durch solche Einsätze der Weg in den letzten 5-10 Jahren erheblich verbessert hat. Wir sprechen die Probleme bei den Zeltplatzbuchungen und unseren Eindruck an, dass teilweise in den Nationalparks die Wege nicht mehr unterhalten werden. Ben bestätigt unseren Eindruck und schiebt das auf Budgetgründe, aber auch mangelndes Interesse am GDT. Priorität für den Nationalparkservice sei heute die Infrastruktur in der Nähe der Straßen, wo sich die Mehrheit der Besucher aufhält. Das „Backcountry“ erhält dagegen erheblich weniger Aufmerksamkteit als früher. Die Wege die der GDT benutzt, sind meist alte Pferdepfade, aber tatsächlich stimmt unser Eindruck, dass nur noch wenige Leute mit dem Pferd unterwegs sind. Es gibt da eine negative Kettenreaktion. Wenn ein Pfad erst mal eine Zeit lang nicht mehr von umgefallenen Bäumen geräumt worden ist, wird er zu schwierig für Pferde, was dazu führt, das er noch weiter zuwächst. Ein Teufelskreis…
Wir unterhalten uns etwa 20 Minuten mit dem sympathischen Mann, bis wir schließlich weiterlaufen. Das Tal des Sheep Creek ist hier ziemlich offen, und es mussten nur wenige Weiden von der Trailcrew zurückgeschnitten werden, dennoch kommen wir schneller voran, da der Weg jetzt besser zu erkennen ist. Doch schon nach drei Kilometern erreichen wir eine Stelle wo Werkzeug liegt und heute die Arbeit wieder aufgenommen werden soll. Im Wald steigen wir aufwärts und müssen uns teilweise durch hohe Weiden zwängen. Schade, dass die Trailcrew noch nicht hier war…
Bald sind wir über der Baumgrenze und sehen die steilen Kalksteinwände des Casket Mtn. Wir steigen dann wieder ein Stück ab in den Wald und verlassen die Hauptroute des GDT um weglos über den Surprise Pass zu wandern. Zurück im offenen Terrain genießen wir die tolle Umgebung und erreichen bald den eher sanften Pass.
Hier auf etwa 2000 Meter gelangen wir bereits in den Kakwa Provincial Park, dem letzten Schutzgebiet auf unserer Wanderung. Kakwa bedeutet übrigens Stachelschwein in der Sprache der Indigenen die hier gelebt haben!
Durch Blockschutt wandern wir weiter aufwärts zum Rand des Wallbridge Mountain, mit seiner steilen Wand in der teilweise Gletscher hängen. Am Fuß der Wand befinden sich milchige Schmelzwasserseen. Wir steigen auf der Moräne nicht zu steil aufwärts und gelangen dann auf die weiten Schotterflächen des bis etwa 2400 Meter Höhe flach ansteigenden Wapiti Mountains. Noch einmal ein echter Höhepunkt unserer Wanderung auf dem GDT mit tollen Blicken in die Umgebung! Während sich im Westen vergletscherte 3000 er abzeichnen, sehen wir entfernt unter uns bereits den Kakwa Lake, wo der GDT endet.
Der Abstieg vom Berg entpuppt sich dann als sehr steil. Wenigstens gibt es einige flachere Stufen im Geröll. Schließlich folgen wir einer Grasrinne zu einem Bach, auf dessen anderer Seite wir zurück auf die Hauptroute des GDT gelangen. Hier im Wald ist es nicht mehr so windig und viel wärmer, daher nutze ich noch mal die Gelegenheit zu einem Abendspaziergang, entdecke aber ausser Schwarzbärlosung und einigen Kleinvögeln nicht viel.
Bereits um 6 Uhr sind wir wieder unterwegs, im Tal auf einer flachen Route. Orange Bänder zeigen uns in den zahlreichen, offenen Flächen den Weg. Heute riecht es mal wieder nach Rauch, und die Atmosphäre ist leicht Dunst verhangen. Wir sehen zwei bussardgroße, braune Greifvögel in einem Baum, die uns bis auf Fotoentfernung heran kommen lassen. Schließlich durchwaten wir noch einen Bach barfuß und erreichen dann zwei Blockhütten am Kakwa Lake, wo uns die etwa 70-jährige Kim freundlich empfängt. Im Auftrag des Provincial Parks sieht sie hier mit ihrem Mann als Freiwillige nach dem Rechten. Dafür bekommen sie keinen Lohn und mussten sogar den Flug zum See zum Teil aus eigener Tasche bezahlen. Immerhin dürfen sie dafür einen Monat lang hier an dem abgeschiedenen, recht großen See in traumhafter Lage leben. Sie überreicht uns feierlich eine Plakette, die uns als GDT- Finisher ausweist, dann gehen wir noch ein Stück weiter am See entlang, wo sich an einem Pfahl auf 54 Grad Nord, das offizielle Ende des Trails befindet.
Nachdem wir uns einige Zeit in der Hütte aufgehalten haben, laufen wir schließlich weiter. Von hier folgen wir einer alten Piste, die eigentlich nicht mehr befahren werden darf, aber gerade von den Mitgliedern eines Schneemobilclubs für die Wintersaison freigeschnitten wurde. Es ist unglaublich wieviele Beeren hier wachsen, noch einmal ein richtiges Festmahl im Vorbeigehen!
Je tiefer wir gelangen, je üppiger wird der Wald auch mit dicken Bäumen. Vor einem Schauer finden wir unter einer tief beasteten Fichte Schutz. Schließlich erreichen wir Buchanan Creek, über den es keine Brücke mehr gibt. Allerdings ist das Durchwaten für uns kein Problem. Ein Stück weiter gelangen wir an das zweistöckige Haus des Schneemobilclubs. Unerwarteter Luxus in der Wildnis. Leider waren die Leute zu einer sehr nassen Zeit hier, so dass sie die Piste mit ihren Quads total zerfahren haben, und wir uns den Weg mühsam durch den Schlamm bahnen müssen. Der Wald ist hier so dicht, dass wir nur unmittelbar am Weg ein Plätzchen zum Zelten finden.
Bei schönem, warmen Wetter sind wir am nächsten Morgen wieder unterwegs. Der schlammige Weg führt jetzt teilweise unmittelbar am Fluss entlang, wo sich tolle Aussichten auf steile, vergletscherte Berge bieten. Schließlich überqueren wir den Bastille Creek über eine Brücke und erreichen den Beginn einer Forststraße, wo wir auf einem Parkplatz drei abgestellte Autos sehen. Vielleicht haben wir ja Glück und später nimmt uns jemand mit? Vielleicht Leute die am Fluss angeln waren?
Doch zunächst folgen wir der Forststraße. Der gesamte Wald bis weit oben Richtung Baumgrenze, war hier vor vielleicht 40-50 Jahren kahl geschlagen worden. Die neue Waldgeneration hat sich wahrscheinlich überwiegend ohne Pflanzung durch natürliche Ansamung eingestellt und besteht überwiegend aus Nadelbäumen, allerdings sind auch viele Pappeln eingemischt. Am blütenreichen Weg wimmelt es von Schmetterlingen, darunter auch vielen, braun gefärbten Trauermänteln. Da wir sehr gut vorankommen, lassen wir uns schon gegen 17 Uhr am Weg nieder, bauen die Zelte aber noch nicht auf, da wir noch hoffen, dass jemand vorbei kommt. Um 20 Uhr wollen wir gerade aufgeben, als doch noch ein Auto auftaucht. Es handelt sich um vier junge Frauen und einen etwa 45-jährigen Mann, die ebenfalls gerade den GDT abgeschlossen haben. Unterwegs waren ihnen kanadische Wanderer begegnet, die ihr Fahrzeug an dem Parkplatz abgestellt hatten und unterwegs nach Jasper sind. Kurzerhand haben sie der Gruppe ihre Autoschlüssel gegeben, die ihr Fahrzeug jetzt nach Jasper überführt. Eine win-win Situation, die uns jetzt entgegen kommt, da wir obwohl der Wagen voll ist, mitgenommen werden!
Es ist bereits dunkel, als wir am Yellowhead Highway ankommen, wo wir kurzerhand unsere Zelte neben einem Parkplatz aufbauen.
Am nächsten Morgen stehen wir drei Stunden lang an der Straße, doch niemand hält. Uns wird klar, dass es hier eine Baustelle gibt, wo die Fahrzeuge nur einseitig, stoßweise durchgelassen werden, weshalb niemand Lust hat, noch mal anzuhalten, nachdem er schon von der Baustelle aufgehalten wurde. Schließlich laufen wir in die Baustelle rein, die sich über viele Kilometer hinzieht. Doch wir haben Glück, schon nach etwa einem Kilometer kommen wir zu einem Mann mit Stopschild, der wenn ihm das über Funk mitgeteilt wird, die Autos anhält. Wir nutzen die Gelegenheit und fragen die Fahrer der haltenden Fahrzeuge, ob sie uns mitnehmen können. Schon bei der zweiten Kolonne haben wir Glück und die 22-jährige Katie nimmt uns mit. Wir erfahren, dass sie als Schweißerin an einer Staudammbaustelle bei Fort St. John am Peace River arbeitet. Sie arbeitet dort 20 Tage lang jeweils 8-12 Stunden am Stück und hat dann 10 Tage frei. Eigentlich stammt sie aus Vancouver, wohnt aber seit kurzem in McBride, wo auch ihre Schwester wohnt. Sie verdient sehr gut, und überlegt daher trotz ihres jungen Alters schon ein Haus zu kaufen. Schließlich setzt sie uns in Prince George ab, wo wir in das Besucherzentrum dieser für das nördliche British Columbia recht großen Stadt gehen. Zwar erfahren wir, dass ein Bus weiter nach Norden fährt, allerdings nur an manchen Tagen, daher werden wir weiter trampen, denn wir haben weitere Wanderziele im Auge. Doch zunächst mieten wir uns in einem günstigen Motel ein, planen genauer, was wir als nächstes machen wollen, kaufen ein und plündern zwei Buffets, eins mit Pizzen und ein chinesisches. Wie gut das tut, nach der doch schmalen Kost auf unserer Wanderung!
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