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06.01.2024

Great Divide Trail 3 Bolton Creek - Banff

 



5 Tage, 121 Kilometer, 4310 Höhenmeter

Auf unserer Wanderung von Bolton Creek nach Banff erleben wir eine fantastische Morgenstimmung am Kananaskis Lake, werden von Murmeltieren belagert, wandern über einen aussichtsreichen Grat und begegnen einer Elchkuh mit ihren Jungen.


Wie schon auf dem ersten Abschnitt, als wir den langen Grat der Barnaby Ridge gelaufen sind, wählen wir auch auf diesem Teil unserer Wanderung zunächst eine alpine Alternative, abseits der Hauptroute des GDT.

Der Upper Kananaskis Lake, den wir bald hinter dem Bolton Creek Campground erreichen, ist über eine Straße erreichbar und sehr beliebt. Da wir aber früh am Morgen unterwegs sind, haben wir den Stausee fast für uns alleine. Kein Windhauch kräuselt das Wasser, so dass sich die umliegenden Berge malerisch im See spiegeln. Ein Kajakfahrer, der mühelos über das Gewässer gleitet, ruft ein wenig Neid in mir hervor. Wäre es nicht fantastisch jetzt ebenfalls im Boot den schönen Morgen zu genießen?


Früher Morgen am Upper Kananaskis Lake


Ein Kajak gleitet über den See

Kaum das wir den See hinter uns lassen, weist auch schon ein Schild darauf hin, dass wir jetzt ins sogenannte Backcountry vordringen, was voller Gefahren ist, die sogar einzeln aufgeführt werden. Wahrscheinlich will man unerfahrene Wanderer warnen, aber uns erscheint das etwas sehr dramatisch…

Immerhin trage ich unser neu erworbenes Bärenspray stets einsatzbereit am Brustgurt…



Gefährlich...

Hinter dem Hidden Lake führt ein Pfad durch einen vegetationslosen Schotterhang, schließlich müssen wir an einer Felsstufe sogar ein kleines Stück etwas klettern, was aber nicht schwierig ist. Dann erhalten wir auf 2200 Metern noch einmal eine tolle Aussicht über die Seen, die wir gerade passiert haben, einen Wasserfall und die Gletscher voraus, toll!


Während wir durch den Schotterhang laufen, sehen wir einen Wasserfall

Blick zurück zu den Seen

Vor dem Astor Lake begegnen uns 6 Leute, die den dortigen Zeltplatz neu gestalten. Sogar ein Minibagger wurde mit dem Hubschrauber eingeflogen!

In der Umgebung des Sees stoßen wir auf zahlreiche Fossilien, die im Kalkstein eingeschlossen sind, darunter Schwämme und Holzstücke. Der Pfad führt ein Stück weit etwas ausgesetzt über dem Astor Lake, dann wandern wir weiter aufwärts über weite Schotterflächen. Zu unserer Verwunderung kommen uns zwei gut gelaunte Trailrunnerinnen entgegen. Sehr gut, jetzt wissen wir, dass der Grat vor uns schon begehbar ist. 


Es gibt hier viele Fossilien



Der Zeltplatz am Astor See wird neu gestaltet


Astor Lake






Blick zurück zum Astor See

Ausgerechnet, als wir zu einem Pass aufsteigen, regnet es zunehmend stärker und aus den bedrohlich wirkenden, dunklen Wolken hören wir dumpfes Donnergrollen. Daher sind wir ziemlich erleichtert, als wir an den Northover Tarns hinter dem Pass, dann einen halbwegs geschützten Zeltplatz finden. Als es später aufklart, unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang, und stellen fest, dass es hier von Murmeltieren wimmelt. Mindestens 8 der Pelzträger können wir beobachten. Dabei sind sie überhaupt nicht scheu und lassen uns bis auf wenige Meter heran. Hauptsächlich graben sie nach Wurzeln, aber manchmal zanken sich zwei auch ein wenig und geben mit Knurrgeräuschen ihrem Unmut Luft. Als ich später mit Anke im Zelt bin, kommen zwei der neugierigen Nager bis in unsere unmittelbare Nähe. Sie sind ganz schön fett und erinnern an kleine Bären. Als ich dann zu meinem Zelt gehe, hat doch tatsächlich eines der Murmeltiere einen Wanderstock ein Stück weit fortgeschleppt!

Es ist hier auf 2520 Meter ziemlich kalt, so dass wir sogar mit Daunenjacke und Mütze schlafen!


Wir zelten an den Northover Tarns

Die Murmeltiere sind neugierig

Daher ist es auch kein Wunder, dass die Zelte am nächsten Morgen komplett gefroren sind, und wir noch etwas in unseren Behausungen bleiben, bis es wenigstens ein bisschen wärmer ist. Um 7:15 Uhr beginnen wir dann aber den Aufstieg zur Northover Ridge. Im Schotter sind noch zwei Schneefelder vorhanden, eines davon sehr steil, aber kurz. Obwohl der Schnee noch hart gefroren ist, stellt er uns vor kein Problem. Schließlich erreichen wir dann den Grat unterhalb dessen sich auf der anderen Seite ein Gletscher erstreckt.


Blick zurück zu unserem Zeltplatz

Die Ausblicke in die umgebende Bergwelt sind fantastisch! Zwar liegt hier noch recht viel Schnee, aber auf dem Grat ist ein schmales Band schon überwiegend getaut. Stellenweise ist der Kamm sehr schmal und ausgesetzt, aber nie schwierig zu begehen. Als es wärmer wird, nehmen wir unser zweites Frühstück ein, ein paar Löffel Erdnussbutter geben frische Energie! Weit unterhalb sehen wir 5 Schneeziegen, die gerade dabei sind, ihr dichtes Winterfell abzulegen. Daher sehen sie etwas zerzaust aus und das Weiß ihrer Decke wirkt ziemlich schmutzig.


Auf der Northover Ridge


Die Northover Tarns liegen tief unten


Glücklicherweise ist der Grat schon weitgehend schneefrei


Zweites Frühstück mit Erdnussbutter


Stellenweise ist der Grat schmal und ausgesetzt


In das Tal steigen wir ab


Ein toller Morgen!

Wir steigen dann steil im Schotter ab und machen unsere Mittagspause, als sich das erste Grün zeigt. Unter uns sehen wir noch einmal drei Schneeziegen.


Mittagspause

Schneeziegen

Die Blumen ähneln teilweise den Pflanzen in den Alpen

Dann  erreichen wir den Three Isles Lake, dessen Wasserstand erstaunlich niedrig ist, und steigen durch recht flaches Gelände auf zum South Kananaskis Pass. Doch zuvor begegnet uns ein Stachelschwein auf dem Weg, das sich aber gleich ins Gebüsch zurück zieht. Hinter dem Pass führt uns ein offenes Tal zum Beatty Lake. Danach wird das Terrrain ziemlich schwierig, als wir in sehr steilem Schotter über einer Schlucht absteigen. Zurück im Wald sind wir sehr froh, dass der Pfad vor nicht allzu langer Zeit freigeschnitten wurde, da der Unterwuchs hier unglaublich dicht ist. Am Le Roy Creek gelangen wir zurück auf die Hauptroute des GDT und treffen einen Mann um die 60, der ein paar Tage lang unterwegs ist. Schließlich kommen wir an den breiten Palliser River und fürchten schon, durch den Fluss waten zu müssen. Allerdings bleiben wir auf unserer Seite und müssen nur einen Seitenbach durchqueren. Hier unten ist es viel milder und der Wald wird von Kiefern und Douglasien bestimmt. 


Three Isles Lake



Zum South Kananaskis Pass



Bald wird der Abstieg steil und gefährlich...

Am nächsten Morgen folgen wir dem Tal weiter aufwärts und begegnen insgesamt 16 fetten Kröten! Der Palliser Lake mit türkisen Wasser liegt malerisch im Wald eingebettet. 


Das ist der Weg!


Palliser Lake



Wir begegnen 16 fetten Kröten!

Bald danach gelangen wir an die Grenze des Banff Nationalparks. Der 6641 Quadratkilometer große Park wurde als erster Kanadas bereits 1895 unter Schutz gestellt. Zusammen mit 4 anderen National- und drei Provinzparks gehört er zum fast 24.000 Quadratkilometer umfassenden  Weltnaturerbe der kanadischen Rocky Mountains das wir auf unserer Wanderung umfassend erkunden. Der Banff Nationalpark erhält dabei die meisten Besucher. Wie immer konzentrieren diese sich aber auf relativ wenige Punkte, daher würde ich den Park auch nicht als überlaufen bezeichnen.

Wir folgen jetzt dem meist recht offenen Spray River Tal abwärts. Es gibt in diesem, von hohen Gletscherbergen eingefassten Tal viele Weiden, Zwergbirken, aber auch Gras- und Moosflächen. 

Während morgens das Wetter schön war, zeigen sich nun dunkle Wolken. Es beginnt zu tröpfeln, dann wird der Regen stärker und wir suchen Schutz unter einer tief beasteten Fichte. Als es nach einer Stunde aufhört, laufen wir weiter und sehen bald eine Elchkuh, mit zwei süßen, braunen Kälbern. Wir wissen, dass Elchmütter aggressiv sein können, daher sind vierzig Meter Abstand nicht gerade viel. Aber obwohl die Elchin uns natürlich bemerkt, interessieren wir sie nicht im geringsten und sie knabbert in Allerseelenruhe weiter an grünen Halmen. 

Ein Stück weiter begegnen uns zwei junge Frauen mit T-Shirt von Parks Canada. Wir unterhalten uns kurz und erfahren, dass sie dabei sind, nicht einheimische Pflanzen auszugraben, um deren weitere Ausbreitung zu verhindern. Eine Sisyphusarbeit mit sehr zweifelhaftem Erfolg…

Schließlich erreichen wir den Birdwood Zeltplatz, den wir umständlich im Internet gebucht haben. Es gibt hier fünf im Wald verstreute Plätze, eine Box aus Metall in der man Essen bärensicher lagern kann, ein Klo und einen Ort wo man Essen kann. Außer uns ist nur ein älterer Mann da. Der Platz gefällt uns ganz gut, aber 24 Dollar + 11 Dollar Reservierungsgebühr sind ein ziemlich hoher Preis…


Wir gelangen in den Banff Nationalpark

Spray River Tal

Elchkalb



Die Mutter mit ihren beiden Jungen ist sehr entspannt


Spray River Tal



Plattform mit Hackschnitzeln, besser als Schotter...



Als wir am nächsten Tag an der Einmündung des Bryant Creek eine Pause machen, sehen wir auf den Steinen am Ufer zwei junge Wasseramseln, die noch nicht fliegen können und ab und zu von ihrer Mutter gefüttert werden. Diese erbeutet Insektenlarven in dem sie auf den Grund des Bachs taucht. Hier sind die Wege breit und flach, so das wir richtig Gas geben können. Es sind auch etliche andere Leute unterwegs. Natürlich müssen da auch Tafeln sein, die vor den Bären warnen…

Mittags rasten wir in der Sonne am Marvel Lake mit schöner, tintenblauer Farbe. 


Auf guten Wegen



Die Wasseramsel füttert ihre Jungen


Grizzlyland

Marvel Lake

Anschließend geht es im Hang oberhalb des Sees weiter. Häufig passieren wir recht wenig bewachsene Streifen im Wald, die Spuren alter Lawinen. Als ein Gewitter heraufzieht, bauen wir rasch ein Zelt auf, und warten bis Blitz und Donner abgezogen sind. Allerdings fällt bei uns nur wenig Regen. Dann beginnen wir den langen Aufstieg zum Wonder Pass auf 2350 Meter Höhe, der durch zahlreiche Serpentinen aber angenehm zu laufen ist. Der Pass selber ist weitläufig und abgeflacht, was auch für die Landschaft auf der anderen Seite im Mount Assiniboine Provincial Park gilt. Es macht viel Spass an diesem schönen Abend durch die parkartige alpine Landschaft mir ihren vielen Lärchen zu streifen. Bald erscheint der Gipfel des 3618 Meter hohen Mt. Assiniboine, der auch „kanadisches Matterhorn“ genannt wird. Die Gegend ist ein beliebtes Touristenziel. Wir passieren sogar eine Lodge, die nur zu Fuß oder per Hubschrauber zu erreichen ist. Lange Zeit laufen wir in den milden, sonnigen Abend hinein durch ein weites, offenes Tal und erreichen schließlich nach 34 Kilometern und 880 Höhenmetern Aufstieg den Zeltplatz am OG Lake, auf 2050 Meter Höhe, wo viel los ist. Nichts desto trotz ist der Platz traumhaft gelegen, wenn es auch nachts sehr kalt und nass wird. 


Aufstieg zum Wonder Pass



Mt. Assiniboine erscheint

Lager am Og Lake

Am Morgen des achten Juli sind unsere Zelte steif gefroren und etwas Nebel liegt über dem See. Wir wandern weiter durch trockene Täler mit vielen Felsen, Moosen und Flechten. Als wir das Betteln junger Spechte aus einer Höhle in nur zwei Meter Höhe in einem Baum hören, setzen wir uns eine Zeit lang in der Nähe versteckt hin, um die Eltern der Dreizehenspechte mit ihren gelben Federhauben beim Füttern zu fotografieren. Diese besuchen ihre Jungen zwar ziemlich oft, aber da alles immer ziemlich schnell geht, benötige ich einige Versuche, bis mir halbwegs vernünftige Bilder gelingen. Inzwischen ist auch die Sonne wieder da und es wird bald deutlich wärmer. 

Als wir weiter laufen, hören wir oft das hohe Pfeifen der Pikas, kleiner grauer Nagetiere, die zwischen mächtigen Felsbrocken leben, und sehen sie auch einige Male. Einmal begegnet uns eine Trailrunnerin, die den schönen Samstag für eine 55 Kilometer langen Laufrunde nutzt, bei der sie 1800 Höhenmeter zu bewältigen hat. Alle Achtung!

Schließlich beginnen wir den langen Aufstieg zum Citadel Pass auf 2450 Meter. Vor dem Pass trocknen wir dann mittags unsere immer noch klitschnassen Zelte und lassen die Schlafsäcke lüften.


Frostiger Morgen am Og Lake


Mt. Assiniboine


Dreizehenspechte



Weiter geht es durch eine weite, sanfte alpine Landschaft ähnlich wie gestern. Am Howard Douglas See baden sogar einige Leute! Dann gelangen wir in die Nähe des Skigebiets Sunshine Valley, wo zwei Rangerinnen der Lodge uns ansprechen, weil sie befürchten, das wir verirrt sind. Offenbar kommt das hier erstaunlich oft vor…






Die Skilifte stören den Landschaftseindruck, aber es ist ansonsten wirklich schön hier. Nichts desto trotz sind wir froh, als wir aus dem Touristengebiet in den Wald gelangen, wo wir zwischen mächtigen Bäumen unser Lager aufschlagen und eine milde trockene Nacht erleben. 

Am Morgen überqueren wir bald den im Wald liegenden, unauffälligen Simpson Pass und steigen dann entlang des Healy Creek zur Talstation von Sunshine Village ab, komplett mit Hotel und riesigem Parkplatz. Bereits um 8 Uhr nehmen wir den kostenlosen Shuttle Bus von dort nach Banff. Ich war das erste Mal bereits 1989 dort. 2018 war mir Banff viel zu laut und voll mit Autos. Inzwischen gibt es eine Fußgängerzone im Zentrum, daher geht es dort jetzt recht entspannt zu, obwohl es natürlich immer noch viele Besucher gibt. Ich rasiere mich in einem öffentlichen Waschraum, wir nutzen das Internet in einem Café und plündern mittags das Buffet in einem indischen Restaurant. Genau richtig für hungrige Wanderer. Dann kaufe ich neue Wanderschuhe und wir erwerben Lebensmittel für die nächsten 4 Tage, bevor es mit dem Shuttle zurück nach Sunshine Village geht. Dort angekommen laufen wir den Bach wieder hoch und schlagen schließlich unser Lager unterhalb des Healy Passes auf, als es stärker zu regnen beginnt. 


































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