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12.01.2024

Great Divide Trail 5 Field-Sasketchwan Crossing




4,5 Tage, 100 Kilometer, 4347 Höhenmeter



Der bekannte Iceline Trail führt uns am Rand von Gletschern entlang, wir wandern auf abenteuerlichen Pfaden ins Amiskwi Tal, werden von einem Gewitter auf einem Gebirgskamm überrascht und erleben dann im breiten Howse River Tal eine neue Facette des GDT.

Früh am nächsten Morgen sind wir dabei zum Highway zurück zu laufen, als ein Wagen bei uns hält und uns eine Mitfahrgelegenheit nach Field anbietet. Was für ein Glück! Anne ist Mitte 50 und arbeitet bei dem großen Straßenprojekt, dass den Highway gegen Bergrutsche absichern soll. 200 Arbeiter arbeiten daran, was eine ganze Menge ist, wenn man bedenkt, das Golden nur 3000 Einwohner hat. Sie erzählt uns, dass das Projekt ein Grund dafür ist, dass die Preise hier so hoch sind. Zurück in Field laufen wir ein kleines Stück auf der Straße, bis uns ein guter Pfad in Serpentinen nach oben durch trockenen Wald mit Douglasien und Zypressen führt. Statt die Hauptroute des GDT zu nehmen, folgen wir auf diesem Abschnitt zunächst dem Iceline Trail, einer sehr beliebten Route im Yoho Nationalpark. Von 1250 Meter Höhe steigen wir zum Burgess Pass auf, der fast 1000 Meter höher liegt! Weiter geht es im Hang unterhalb des mächtigen Mount Wapta. Schilder verraten, dass der Bereich oberhalb des Wegs nur mit einer geführten Gruppe betreten werden darf, da die geologische Schicht Burgess Shale hier zahlreiche Fossilien enthält und zum UNESCO- Weltnaturerbe zählt. Tatsächlich sehen wir auch zwei solche Gruppen. Als ein Gewitter beginnt, stellen wir uns in Regenkleidung unter einen dicht beasteten Baum und bleiben tatsächlich ziemlich trocken. Schon nach etwa einer halben Stunde ist es wieder ruhig.  Der Regen hat den Waldbranddunst aus der Atmosphäre gewaschen, so dass die Sicht jetzt etwas besser ist. Wir sehen einen Wasserfall, der aus dem Gletscher gegenüber kommt und steigen schließlich zum Yoho Lake im Wald ab. Der Zeltplatz hier ist voll. Das hatten wir bereits gesehen, als wir versucht hatten zu reservieren. Der Iceline Trail ist halt sehr beliebt. Ein junges Paar aus Münster, das wir hier treffen hatte mehr Glück und übernachtet am See. Von 1850 Meter Höhe steigen wir hoch zur Baumgrenze und werden mit spektakulären Aussichten belohnt. Weit unter uns fällt der mächtige Takakkaw Wasserfall aus der Gletscherzone kommend ins Yoho Valley ab. Da es schon recht spät ist, begegnen uns nur noch zweimal andere Wanderer und wir können die spektakuläre Landschaft im Abendlicht bewundern. Bald laufen wir über den Schutt einer Moräne, direkt unterhalb großer Gletscher. Es gibt kleine, milchig blaue Seen und wir müssen zwei Gletscherausflüsse von Stein zu Stein hüpfend überqueren. Schließlich verlassen wir den Weg und finden einen schönen,  sichtgeschützten Zeltplatz in einer grasigen, flachen Mulde.


Unterhalb von Mt. Wapta


Der Wasserfall wird vom Gletscher gespeist


Yoho Lake

Takakkaw Fall

Spektakuläre Ausblicke


Der Iceline Trail verläuft teilweise am Rand von Gletschern

Am nächsten Morgen sind wir bald wieder auf dem Iceline Trail, wo die noch tief stehende Sonne die Gletscher bescheint. Besonders schön ist ein von steilen Bergen eingefasster See in toller, alpiner Landschaft, wo wir ein Murmeltier, Pikas, Erdhörnchen und Streifenhörnchen sehen. Am Kiwetenok Pass auf 2450 Meter Höhe verlassen wir dann den Weg und wandern durch ein Labyrinth steiler Blöcke bergab. Wir fürchten schon im niedrigen Fichten- und Weidengürtel uns mühsam durch den Busch schlagen zu müssen, finden aber fast immer nur wenig bewachsene Rinnen, über die wir bis zum Talboden gelangen. Hier entdecken wir orange Bänder, mit denen die weitere Route markiert ist und die eine große Hilfe darstellen, da es auch hier keinen Weg gibt. 


Im sanften Morgenlicht durch die Moränenlandschaft


Erste Bäume erobern neues Terrain



Auch hier sind die Gletscher auf dem Rückzug






Kiwitenok Pass



Blick zurück zum Pass

Orange Bänder weisen den Weg

Das erste Stück führt dann extrem steil und mühsam durch dichten Fichtenwald aufwärts in offeneres Terrain, wo die Steigung etwas nachlässt und wir schließlich einen weiteren Pass erreichen, der uns tolle Blicke zu den hohen, spitzen Bergen voraus gewährt. Der Abstieg erfolgt dann in sehr steilem, losem Schotter, bis uns wiederum Rinnen in den Wald führen. Allerdings sind wir so zwar tiefer gelangt, aber von der Route des GDT abgekommen. Obwohl es nur hundert Meter zurück bis dort sind, ist das im dichten Wald mit viel Totholz sehr mühsam und langsam. Zwar sind wir erleichtert, als wir wieder auf orange Bänder stoßen, aber der Weg durch den Wald mit viel Kletterei über liegende Baumstämme bleibt sehr mühsam. Nachdem wir einen Bach überquert haben, gelangen wir in einen trockenen, niedrigen Wald aus Kiefern und Aspen, der sich hier nach einem Waldbrand vor langer Zeit entwickelt hat, und insgesamt einfacher zu durchqueren ist. Schließlich sehen wir das breite Amiskwi Tal mit Biberdämmen, Weiden und Pappeln unter uns. Dort stoßen wir auf einen alten, teilweise zugewachsenen Fahrweg. Nachdem wir den Fluß problemlos barfuß durchwatet haben, geht es dann aber wieder den orangen Bändern folgend querfeldein weiter. Manchmal zwängen wir uns durch Weidentunnel, oft laufen wir aber auch über offene Kiesbänke, bis wir schließlich auf der hohen Böschung des Flusses unser Lager aufschlagen. Wir sind hier auf recht geringer Höhe, daher ist der Abend ziemlich warm. 


Weglos durch dichten Wald

Pause auf dem nächsten Pass

Kein Weg, nur Markierungsbänder


Devil's Club heißt diese Pflanze

Offeneres Terrain in einem alten Waldbrandgebiet

Aha!

Amiskwi River

Bald am nächsten Morgen stoßen wir wieder auf einen ziemlich offenen Trail, der uns durch moosigen Fichtenwald zum Amiskwi Pass auf ca. 2000 Meter führt. Hier verlassen wir den Yoho Nationalpark und gelangen auf einen neu angelegten Pfad, der von der GDT- Association angelegt wurde. Wir haben den Eindruck, das deren Arbeit im Park nicht erwünscht ist…

Schließlich gelangen wir zur Amiskwi Lodge, einer Skihütte in traumhafter Lage auf einem kleinen Plateau. Wir wollen die Amiskwi Ridge Alternative des GDT nehmen und verlassen daher schon wieder die Hauptroute. Ein nicht zu steiler, wegloser Anstieg führt uns auf den Kamm, der zunächst recht schmal ist, später aber breiter wird. Zwischen hellen und gelben Felsen gibt es hier oben tolle Zeltplätze. Gegenüber ragt das mächtige Massiv des 3240 Meter hohen Mt. Nanga Parbat empor. Nein, wir sind nicht im Karakorum…

Während es bei unserem Aufbruch noch schön war, wechseln sich jetzt Sonnenschein und dunkle Wolken ab, entfernt regnet es bereits. Zu unserer Überraschung entlädt sich dann der erste Blitzschlag, nicht allzu weit entfernt. Ein Gewitter auf dem baumlosen Kamm kann gefährlich werden, daher hasten wir so schnell wie möglich weiter. Wir erreichen den höchsten Punkt bei etwa 2400 Meter und sprinten dann abwärts in den Wald, als der Regen schon ziemlich unangenehm ist. Glücklicherweise ist die Abstiegsroute gut ausgebändert. Schließlich erreichen wir einen Kahlschlag. Klar, wir hatten ja den Nationalpark verlassen…

Wir gelangen dann auf eine Forststraße und finden Zuflucht vor dem Regen in einet etwa 7 Meter langen Stahlröhre für einen Durchlass, in der wir perfekt geschützt sind. Als der Regen nachlässt, wandern wir auf einem Pfad steil abwärts durch üppig bemoosten Wald mit Hemlocktannen und Zypressen, der ein wenig an die Küstenregenwälder auf Vancouver Island erinnert. Wir sind jetzt auf der Collie Creek Alternative. Es wurde an einer Engstelle des Bachs vor nicht allzu langer Zeit ein neuer Steg gebaut. Als wir den Blaeberry River erreichen, beginnt das nächste Gewitter und wir bauen unsere Zelte auf. Meine neue Regenjacke hat sich ganz gut bewährt, was man von meiner durchlöcherten Regenhose aber überhaupt nicht sagen kann. Ich bin nass bis auf die Unterhose…


Amiskwi Lodge


Wir laufen über ein Plateau zur Amiskwi Ridge

Mount Nanga Parbat...

Ein Gewitter zieht auf

Wir versuchen den Kamm schnell zu verlassen

Zuflucht vor dem Regen   

 Am nächsten Morgen ist es zunächst ziemlich unangenehm wieder in die nassen Sachen zu steigen, aber glücklicherweise verfügt unser Körper über eine ziemlich effektive Heizung. 

Mal laufen wir im dichten Wald, mal auf wenig bewachsenen, ehemaligen Flussuferflächen, wo die Steine dicht an der Bodenoberfläche liegen, wodurch paradoxerweise ziemlich trockene Wuchsbedingungen für die Pflanzen herrschen. Einen Nebenbach überqueren wir über einen neuen Steg, dessen Befestigungsbaum sich aber schon stark geneigt hat…

Schließlich verlassen wir den Fluss und steigen durch den Wald hoch zum Howse Pass. Ein Schild verrät, dass bereits 1807 der Entdecker David Thompson über den Pass gezogen war. Hinter dem Pass gelangen wir übrigens wieder in den Banff Nationalpark! Wir wandern über ein Plateau das mit vielen Weiden und locker stehenden Fichten bewachsen ist, und steigen dann ab zum Howse River, wo wir eine alte Bekannte treffen: Shauna lagert hier mit ihrer Mutter, die sie einige Tage begleitet. Die Beiden sind stets die Hauptstrecke des GDT gewandert, weshalb wir sie nicht eher getroffen haben. 

Der Howse River fließt mit zahlreichen Armen durch eine breite Ebene zwischen hohen, teilweise vergletscherten Bergen und gibt dem GDT eine weitere Nuance. Mal laufen wir bequem über wenig bewachsene, trockene Flächen, mal zwingt uns eine Flussbiegung in dicht bewachsenen Wald. Es gibt hier keinen Weg, aber stellenweise finden wir Markierungsbänder vor. Immer wieder stehen wir vor kleinen Wasserläufen die wir aber in unseren Schuhen durchwaten, da wir ja sowieso noch nasse Füße haben. Obwohl ich immer darauf hoffe, Elchen zu begegnen, treffen wir nur eine Henne mit ihren Küken im Wald und sehen einmal entfernt einen Weißwedelhirsch. 

Schließlich lagern wir im Schutz einiger niedriger Bäume mitten auf der Flussebene. 


Interessanter Steg 


Weggeschwemmt

Auf den Spuren des Entdeckers David Thompson

Howse River

Teilweise ist die Flussebene trocken und wenig bewachsen

Immer wieder müssen wir in den Wald ausweichen

Zahlreiche Flussarme

Hier ist Trittsicherheit gefragt...



Süßes Küken


In der Nacht hat es gefroren, daher ist es erst mal ziemlich unangenehm in die nassen Socken und Schuhe zu schlüpfen. Aber da das Terrain bald streckenweise ziemlich sumpfig ist, bleiben unsere Füße sowieso nass. Stellenweise weichen wir in den Wald aus, der ist aber so dicht, dass das Vorankommen ein sehr mühseliges Unterfangen ist. Erst nachdem wir an ein Schild gelangen, dass auf den Glacier Lake hinweist, können wir einem Pfad folgen, der wohl hauptsächlich von Pferdegruppen benutzt wird. Ein Aussichtspunkt hoch über dem Fluss gewährt uns noch einmal einen tollen Ausblick über das Gewirr der Wasserläufe in der Ebene des Howse River. Anschließend folgen wir einem guten Pfad zu den Mistaya Falls an der Straße, wo ein Bach durch eine tiefe, enge Klamm fließt und daher einen Anziehungspunkt für zahlreiche Menschen darstellt. Wir laufen dann noch einige Kilometer auf dem breiten Icefields Parkway zum Sasketchwan River, was aber nicht allzu unangenehm ist, da der Verkehr nicht sehr dicht ist, und wir auf dem Seitenstreifen laufen können. Hinter dem Fluss gelangen wir dann an das riesige Sasketchwan Crossing Resort. Leider hat das All you can eat Buffet geschlossen…

Es gibt hier einen kleinen, aber sehr teuren Laden, daher beschließen wir lieber in den etwa 160 Kilometer entfernten Ort Rocky Mountain House zu trampen, den ich von meiner Kanadareise 2018 kenne. Schon bald bekommen wir einen lift mit einem deutschen Paar, dass auf Work and Travel Basis in dem Hotel arbeitet. Auch die nächste Mitfahrgelegenheit lässt nicht lange auf sich warten. Aber dann fühlen wir uns am David Thomspon Resort ziemlich gestrandet. Wir stehen zwei Stunden an der Straße und sind schon drauf und dran für heute aufzugeben, als uns Agnes, eine Krankenschwester Anfang 60, doch noch mitnimmt. Es geht durch die weiten Wälder am Fuß der Rocky Mountains. Als wir in der Stadt angekommen einen Supermarkt ansteuern, spricht uns eine elegant gekleidete, ältere Frau auf der Straße an und fragt ob wir etwas brauchen. Beim Einkauf treffen wir sie das nächste Mal und sitzen dann mit zwei Litern Eiscreme auf der Bank vor dem Laden. Die Dame spricht noch mal mit uns, geht zu ihrem Wagen und kommt aber kurz danach schon wieder. Jetzt lädt uns die 79- jährige Sonnia tatsächlich zu sich nach Hause ein! Wir hatten hier zwar eigentlich einen Campingplatz gebucht, nehmen ihre nette Einladung in einem Wohnwagen vor ihrem Haus zu schlafen, aber gerne an. Sonnia hat ukrainische und indianische Vorfahren, ist offen und lebhaft und immer noch stark an vielen Dingen interessiert. Wir können duschen und Wäsche waschen und dürfen sogar den nächsten Tag bei ihr verbringen. Eigentlich legen wir ja so gut wie nie Ruhetage ein, aber wir glauben, der Tag in Rocky Mountain House wird uns ganz gut tun. So verbringen wir einen relaxten Tag in der Sonne in dem kleinen, netten Ort. Wir kaufen Vorräte für die nächsten 8 Wandertage, buchen zwei Zeltplätze im Jasper Nationalpark und ich gehe sogar zum Friseur! Abends herrscht eine nette Atmosphäre in der Stadt wo viele Marktstände aufgebaut sind und wir gönnen uns Bier und Cider im Sonnenuntergang. 


Früher Morgen über dem Howse River


Hier beginnt ein Pfad

Howse River
























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