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22.03.2023

Auf dem Transcaucasian Trail durch Armenien 6 Yeghegnadzor-Martiros



 Armenien 6 Yeghegnadzor- Martiros 2 Tage, 55 Kilometer, 2731 Höhenmeter


Auf unserem letzten Abschnitt in Armenien, gelangen wir durch eine spektakuläre Schlucht, in der wir die seltenen Bezoarziegen beobachten. Leider findet unsere Wanderung dann ein Ende, als wir vom Militär zurückgeschickt werden, da der ganze Süden Armeniens nach dem aserbeidschanischen Angriff abgeriegelt ist. 

Nachdem wir 10 Rühreier mit zwei gigantischen Fladenbroten zubereitet haben, sind wir am nächsten Morgen bald wieder unterwegs. Am Fluss Arpa überqueren wir eine Steinbrücke aus dem 13.Jahrhundert, und folgen dann einige Zeit dem Gehölz gesäumten Fluss. In der Aue sehen wir einen Weißstorch. Dann verlassen wir das Gewässer, und steigen am Rand einer Schlucht steil aufwärts. Von den Wegmarkierungen ist bald nichts mehr zu sehen, und wir müssen uns unsere eigene Route suchen. In dieser sehr trockenen Landschaft begegnen wir einer 30-köpfigen Pferdeherde und stoßen schließlich auf einen Fahrweg, wo wir an einer Viehtränke unsere Wasservorräte aus einem Rohr auffüllen können. Schließlich verlassen wir den Weg wieder, auf dem Track des TCT ist von einem Pfad allerdings nichts zu erkennen, daher steigen wir an einigen hohen Wacholdern vorbei aufwärts. Zweimal beobachten wir einen großen Adler und öfter fliegen Steinhühner vor uns auf. Wir steuern die Bärenhöhle an, deren Eingang allerdings wohl zu Naturschutzzwecken mit einem Metallgitter verschlossen ist. Die trockene Vulkanlandschaft mit ihren steil aufragenden Klippen hier gefällt uns sehr gut!

Vom Rand eines Plateaus führt dann ein kaum sichtbarer Pfad zwischen den steilen Felsen hindurch nach unten. 

Schließlich gelangen wir auf ein grasiges Plateau oberhalb der tiefen Gnishik Schlucht. Wir hören Steine poltern und Anke sieht eine Bezoarziege entfernt in der Felswand. Diese ist die Stammform der Hausziegen und in verschiedenen Ländern Westasiens beheimatet. Später erleben wir einen tollen Sonnenuntergang in unserem traumhaft gelegenen Lager, der die Klippen rot färbt. 

Am nächsten Morgen steigen wir weglos weiter ab und gelangen zu unserer Überraschung im Tal an einen rauschenden Bach. Ein markierter Pfad führt auf der anderen Seite rasch wieder empor, und gewährt schöne Aussichten auf das Kloster Noravank, an dem die Straße endet, die wir gerade überquert hatten. 

Wir umgehen weglos ein großes Gebäude, dass wir für ein Hotel gehalten hatten, sich aber als Militärstützpunkt erweist, und wandern dann auf dem Bezoar Goat Trail, an dem einige Tafeln Wissenswertes über Flora und Fauna hier verraten, im Hang oberhalb der tiefen Gnishik Schlucht dahin. Einmal gelangen wir an eine Quelle und erhalten noch lange immer mal wieder eine Aussicht auf das Kloster. Steinhühner fliegen auf, ein Bartgeier streicht an uns vorbei und wir sehen zweimal Bezoarziegen. Einmal entfernt Mutter und Zicklein, später noch eine Gruppe von 4 Ziegen. Schließlich steigen wir in die Schlucht ab, wo uns Tamarisken, Pappeln und teilweise bereits gelb verfärbte Walnussbäume empfangen. Einige Leute sind dabei, die Früchte der Nussbäume mit Stöckern vom Baum zu schlagen. Einige Male müssen wir den Bach queren, was beim jetzigen Wasserstand sehr einfach ist und laufen schließlich durch das 20-Häuser Dorf Gnishik.

Anschließend folgen wir einem Fahrweg weiter durch die gelben Steppenhügel. Wir sehen hier kein Vieh und nur wenige Flächen sind gemäht. Einmal kommt uns ein Wagen entgegen und der Fahrer schenkt uns eine nach Kaugummi schmeckende Limo. Später folgen wir dann wieder einem Pfad durch die Hügel, wo im Gras stellenweise stachlige Samen auf uns warten. Wir halten Horadis mit seinen Ruinen für komplett verlassen, lernen aber beim Wasser auffüllen an einem Brunnen eine ältere Frau kennen, die hier noch lebt. Wir haben noch keinen Lagerplatz entdeckt, der uns gefällt. An dem schattigen Picknickplatz, den wir halb ins Auge gefasst hatten, trinken einige Männer und laden uns ein, wir wandern aber dankend rasch weiter, da wir vor der Dunkelheit noch einen Zeltplatz finden wollen. Schließlich werden wir an einer Böschung, abseits des Fahrwegs fündig. 

Am nächsten Morgen folgen wir dem Fahrweg zunächst weiter und gelangen dann auf eine asphaltierte Straße, die uns nach Martiros bringt. Im Ort sehen wir einige Militär LKW, und schließlich hält ein Jeep bei uns. Die Soldaten sprechen zwar kein englisch, geben uns aber unmissverständlich zu verstehen, dass der ganze Süden wegen des aserbeidschanischen Angriffs gesperrt sei und wir auf keinen Fall weiter laufen dürfen. Da es uns zu riskant ist, uns einfach darüber hinwegzusetzen und weiterzulaufen, beschließen wir unsere Wanderung auf dem TCT hier abzubrechen. 

Bald haben wir einen lift nach Vayk gefunden und von dort nimmt uns ein junger Mann in einem großen SUV die 120 Kilometer bis nach Yerevan mit. In der Stadt müssen wir etwa sechs Kilometer bis zum Busterminal laufen, wo wir einen Bus Richtung Westen finden wollen. Obwohl die Grenze zwischen Armenien und der Türkei geschlossen ist, entdecken wir schließlich eine türkische Buslinie, Rob Turizm, die von hier für umgerechnet 65 Euro nach Istanbul fährt. Der Bus soll morgen am späten Nachmittag fahren und für die Strecke lediglich 18 Stunden benötigen. Also reservieren wir ein Ticket, und gehen ins Stadtzentrum, wo wir ein Zimmer in einem Hostel gebucht hatten, was sich aber als voll herausstellt. Ein Inder, der hier seine Ausbildung zum Herzchirurgen beendet, begleitet uns dann zu einem anderen Hostel, dessen Wirt er kennt. Wir müssen längere Zeit warten, dann erscheint der Wirt mit einem Russen im Schlepptau, dem er gerade das letzte Zimmer gegeben hat!

Allerdings lässt Raj, unser freundlicher Begleiter nicht locker, und wir gehen zum Tumanyan Hostel, dessen Besitzer lange in Deutschland gelebt hat, und uns ein Zimmer für wenig Geld gibt, obwohl die Preise in der Stadt gerade aufgrund der vielen russischen Kriegsflüchtlinge durch die Decke gehen. 

Später sitzen wir noch bei sehr gutem Essen draußen in einem Restaurant, während rings um uns herum nur russisch gesprochen wird…

Am nächsten Tag erkunden wir das ansehnliche, relaxte Stadtzentrum der armenischen Hauptstadt und sind um 17:30 Uhr wieder am Busbahnhof, von wo uns ein Taxi auf Kosten der Buslinie zu einer einige Kilometer entfernten Bushaltestelle bringt, wo der Reisebus von Marize Tur schon bereit steht. Keiner der Mitfahrer spricht englisch, aber wir bekommen ständig Essen angeboten und man kümmert sich rührend um uns. Erst zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen erreichen wir die türkische Grenze, nachdem wir zuvor wieder nach Georgien eingereist waren. Nach der armenischen Wärme empfängt uns hier feuchtes Nieselwetter. Die meisten Fahrgäste bleiben unmittelbar hinter der Grenze zurück, offenbar alles Handelsreisende…

Die Autobahn an der Schwarzmeerküste ist gut ausgebaut und wir kommen recht gut voran, natürlich auch, weil sich die beiden Fahrer abwechseln. Der Bus hat kein Klo, aber wir halten recht häufig. Erst gegen 2 Uhr, nach 33- stündiger Fahrt erreichen wir dann Istanbul, laufen zwei Kilometer zu unserem Hotel, und checken schließlich erschöpft ein. 

Am nächsten Tag wollen wir uns Istanbul anschauen und dann weiter nach Bulgarien, wo wir als letzte Wandertour der Saison durch Rila- und Piringebirge laufen wollen. 




Blick zurück nach Yeghegnadzor

Trockenes Pferdeland

Viehtränke

Eine Art Reservat

Gesperrte Höhle


Über der Gnishik- Schlucht

Traumhafter Lagerplatz







Kloster Noravank


Gnishik Schlucht


Im Gnishik Tal


Geschenkte Limo





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