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21.03.2023

Auf dem Transcaucasian Trail durch Armenien 5 Sevan-Yeghegnadzor

 


Armenien 5 Sevan- Yeghegnadzor 6 Tage, 147 Kilometer, 3842 Höhenmeter


Auf dem nächsten Abschnitt durchqueren wir die eindrucksvollen Gekham Berge, mit über 3000 Meter Höhe aufragenden Vulkankratern.

Nachdem wir eingekauft haben, laufen wir noch längere Zeit durch die triste Stadt, voller Industrieruinen, zu dem Ort Lchashen. Hier hängen zahlreiche Bilder von jungen Männern, die im Krieg mit Aserbeidschan, 2020 getötet wurden. Dieser Heldenkult wirkt auf mich ziemlich beklemmend und es ist erschütternd, wie jung die Gefallenen waren. 

Da wir wohl so schnell kein Wasser finden werden, kaufen wir in einem Laden vier Liter Flaschenwasser, wobei wir auf großes Interesse der Umstehenden stoßen, die sich dafür interessieren, was wir vorhaben. 

Hinter dem Ort passieren wir eine stinkende Müllkippe und laufen durch ein aktives Basaltabbaugebiet. Alles nicht sehr idyllisch…

Aber schließlich bleiben die Zeichen der Zivilisation zurück und wir laufen durch die grasigen Hügel weiter. Einmal treffen wir einen Kuhhirten mit zwei Hunden und schlagen schließlich auf einer gemähten Wiese in einer Mulde unser Lager auf. Es ist düster und abends sowie in der Nacht fällt viel Regen. 

Am nächsten Morgen ist es kalt, klar und windig, so dass wir den ganzen Tag in Jacke und mit Handschuhen laufen. Die aufgehende Sonne färbt die Hügel und immer wieder erhalten wir Blicke über den Sevan See. Erstaunlicherweise stoßen wir in dieser baumlosen Landschaft auf Bärenkot. Wir umgehen ein Viehcamp mit Steinhäusern, so dass uns die Hunde nicht bemerkten, und wandern auf Fahrspuren weiter. Entfernt zeichnet sich der über 4000 Meter hohe Aragats ab, der höchste Berg Armeniens. Dann sehen wir ein großes Hirtenlagern mit Zelten und drei geparkten LKW in einer Senke. Obwohl wir einen weiten Bogen schlagen, kommen fünf Hunde aus mehreren Hundert Meter Entfernung zu uns gelaufen. Wir suchen Rückendeckung hinter einem Felsen und reden ruhig auf die Hirtenhunde ein, die sich weniger Meter vor uns niederlassen. Irgendwann entspannen sie sich, merken wohl, dass wir keine Gefahr für die Herde sind, und ziehen schließlich ab. In der Ebene unterhalb treibt ein Reiter eine große Schafherde zu dem Lager. Offenbar, wird hier der Abtransport des Viehs aus den Bergen vorbereitet, die Weidesaison ist wohl jetzt, Ende September, langsam zu Ende. Je höher wir kommen, desto großartiger wird die Landschaft, mit einzelnen, grasbedeckten Vulkanen, die aus der Ebene ragen. Weiter oben sind die Berge bereits leicht überzuckert. Der Regen der Nacht ist hier als Schnee gefallen. Es gibt keine Mahdflächen mehr und auch das Vieh scheint die Landschaft bereits verlassen zu haben. Immerhin können wir uns aus einer Viehtränke mit Wasser versorgen. Eine Böschung gewährt uns etwas Windschutz, als wir schließlich oberhalb eines größeren Sees unser Abendlager auf 3059 Meter aufschlagen. Als ich Wasser hole, bin ich ganz überwältigt von der Größe dieser Landschaft mit ihren zahlreichen Vulkanen, in die der See malerisch eingebettet liegt. 

Die Nacht wird bitter kalt, so dass wir mit aufgesetzten Mützen schlafen. 

Selbst im Wassersack ist die Flüssigkeit morgens gefroren und wir warten, bis die Sonne unser Zelt erreicht, bevor wir um 8 Uhr los gehen. Am See liegt ein Boot und auf der anderen Seeseite stehen einige Hütten. Zwischen den Vulkanen hindurch steigen wir heute fast die ganze Zeit weglos weiter aufwärts, was aber in dem Terrain, mit kurzem, gelbem Gras kein Problem darstellt. Als wir für unsere Mittagsrast ein windgeschütztes Plätzchen finden, ist es fast angenehm warm. Neben dem Aragats können wir jetzt manchmal auch den Blick zum 5137 Meter hohen Vulkan Ararat, unmittelbar an der türkischen Grenze schweifen lassen. Schließlich erreichen wir einen Pass, an dem wir unsere Rucksäcke verstecken und dann zum Rand des 3597 Meter hohen Kraters des Vulkan Azhdahak aufsteigen. Der Kraterboden, wird von einem klaren, grünen See bedeckt. Wir umrunden den Krater, wobei wir durchgehend spektakuläre Aussichten über die Vulkanlandschaft genießen. Sicher einer der Höhepunkte unserer Zeit im Kaukasus! Schließlich steigen wir wieder ab, wobei wir ausgedehnte Blockfelder weitgehend umgehen können. 

Es gibt hier keine Fahrspuren, und wir genießen das Gefühl, diese atemberaubende Landschaft für uns zu haben. 

Obwohl wir auf fast 3200 Meter Höhe lagern, wird die Nacht weniger kalt als gestern. Wir wandern hoch zu einem Grat über einem See und sehen entfernt in der Ebene viele Schafe. Als wir über eine weite Grasebene laufen, sehen wir eine Bewegung in einem Taleinschnitt: Der Blick durchs Fernglas zeigt, dass es sich dabei um einen Wolf handelt, der uns trotz der großen Entfernung zu ihm bemerkt hat, und sich langsam trabend entfernt. Erstaunlich, dass wir das Tier hier angetroffen haben, obwohl Schafe und Hunde gar nicht so weit entfernt sind!

Später kommen uns zu unserem Erstaunen drei Mountainbiker entgegen. Dabei handelt es sich um US-Amerikaner, die auf einer einwöchigen Tour Armenien erkunden wollen. Ein Land das geradezu ideal zum Bikepacking scheint. Mit seinen zahlreichen Graspisten und dem wenigen Verkehr ist Armenien sicher sehr attraktiv für diese Art des Unterwegsseins.

Wir steigen in ein zerklüftetes Massiv auf und steigen dann in ein Tal ab, in dem große, schwarze durchsichtige Obsidianscherben herumliegen, geschmolzenes vulkanisches Glas. 

Nachdem wir so langsam wieder Wasser brauchen, sind wir froh, als wir vor uns einen grünen Flecken sehen. Hier gibt es eine Quelle, aus der das Wasser aus einem Rohr läuft. 

Wir überqueren eine größere Piste und steigen dann zu einem windgepeitschten Kamm auf, über dem die Ruinen eines ehemaligen Sowjet-Stützpunkts aufragen. Unten im Tal sehen wir zum ersten Mal seit langer Zeit Wald, Südbuchen die im Khosrov State Reserve wachsen. 

Am nächsten Tag folgen wir nur ungefähr der Route des TCT. An vielen Stellen bieten sich weglose Abkürzungen an. Heute passieren wir zahlreiche Bäche und Quellen und folgen sogar einem langen Tal mit feuchten Wiesen, wo wir den Bach zweimal barfuß durchwaten. Einmal hält ein fetter Geländewagen mit zwei Männern bei uns, die gut gelaunt sind und lediglich eine Spritztour zu unternehmen scheinen. Der kleine Ort Karadzi wirkt größtenteils verfallen, dennoch verbergen sich hier Kartoffelfelder hinter Steinmauern. Zweimal hält ein Auto bei uns und der Fahrer fragt jeweils, ob er uns mitnehmen kann. Unser Lager schlagen wir auf lediglich 2320 Meter Höhe auf. Es ist hier viel milder, daher sind wir auch den ganzen Tag in T-Shirt und kurzer Hose gelaufen. 

Am nächsten Tag laufen wir zunächst weiter durch die Bachebene, in der Schnepfen aus sumpfigen Stellen auffliegen. Später ändert sich die Landschaft, die Berge werden steiler, felsiger und trockener und stellenweise wachsen Büsche wie Weißdorn und Heckenrosen. Zweimal schlängelt sich eine kleine Schlange vor uns über den Weg und wir sehen eine riesige, wohl 15 Zentimeter lange Heuschrecke. Unsere Mittagspause legen wir im Schatten von Weiden an einem Bächlein ein. Wir passieren einige kleine Seen und wandern zu einem Steingebäude, offensichtlich das Visitor Center der Lake Hors Conservation Area, die auch vom NABU finanziert wird. Leider stehen wir vor verschlossener Tür und niemand ist hier zu sehen. Von hier weichen wir vom TCT ab, der mehr durch Orte führt. Einige Male sehen wir grüne oder braune Gottesanbeterinnen im Gras, eine hat gerade eine Heuschrecke erbeutet. 

Wir überqueren einen kleinen Pass und wandern am Hang entlang durch den Buschwald. Erstaunlicherweise liegt hier überall Bärenkot herum!

Schließlich schlagen wir auf einem Grasabsatz mit schöner Aussicht unser Lager auf, und unternehmen noch einen kleinen Abendspaziergang, bei dem wir hoffen, einen Bären zu Gesicht zu bekommen. Leider erfolglos, lediglich einige Amseln zeigen sich und zahlreiche Bienenfresser segeln auf der Jagd nach Insekten durch die Luft. 

Nach einer milden, sternenklaren Nacht sind wir im goldenen Licht des Morgens unterhalb der steil aufragenden Klippen wieder unterwegs. Manche Bäume haben schon bunte Herbstfarben angelegt und wir entdecken etliche Tatzenabdrücke von Bären im Staub. 

Schließlich erreichen wir eine „Straße“, die sich aber lediglich als Feldweg entpuppt und durch eine Ebene mit teilweise bewässerten Obstbaumhainen führt. Schließlich bringt uns ein Pfad nach Yeghegnadzor, wo wir bereits um 11:30 ankommen. Im Garten von Nataly’s Guesthouse stehen tonnenförmige Zelte mit Matratze drin, in denen man übernachten kann. Später gehen wir dann in die Stadt, kaufen ein und kochen später in der Küche der Pension.





Andenken an Gefallene

Nicht gerade idyllisch...


Sevan- See im Sonnenaufgang




Ins Vulkanland

Bärenkot

Aragats (4090 m)


Blick zum Sevan- SEe

Leicht überzuckert

Wasser aus Viehtränke














Zum Azhdahak


Ararat im Hintergrund

Kratersee


Azhdahak














Obsidian




Steinschmätzer







Wir folgen dem Bachtal




Gottesanbeterin





Die Heuschrecke wird gefressen







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