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08.03.2023

Durch den Kaukasus 9 Runde Lagodekhi Nationalpark

 



9. Runde Lagodekhi Nationalpark 2 Tage, 44 Kilometer, 2625 Höhenmeter Aufstieg


Zum Abschluss unserer Wanderungen in Georgien unternehmen wir eine Rundtour durch den Lagodekhi Nationalpark, das älteste Naturreservat des Landes. 

Der Ort Lagodekhi ist recht groß, daher können wir uns in einem Supermarkt für die nächsten vier Tage gut mit Proviant versorgen. Aber zunächst genießen wir zwei Liter Schokoeis vor dem Laden. Anschließend laufen wir durch die Stadt vorbei an Feigen und Kiwis, die in dem milden Klima hier gut gedeihen, zum Eingang des Lagodekhi Reservats unmittelbar an der Stadtgrenze. Im Gegensatz zu den meisten Nationalparks Georgiens gibt es hier eine richtige Infrastruktur mit einem Informationszentrum, einem Naturlehrpfad und Tafeln die auch auf englisch einiges über das Gebiet verraten. 

Nach den andauernden Angriffen der muslimischen Völker im heute russischen Teil des Kaukasus war die Gegend lange Zeit weitgehend menschenleer. Erst nach 1850 setzte die Wiederbesiedlung ein. Bereits 1912 wurde Lagodekhi dann auf Initiative eines polnischen Entdeckers im Dienste der Zaren als erstes Naturschutzgebiet Georgiens unter Schutz gestellt. Es soll hier sogar noch Steinböcke geben, daher sind wir gespannt, was uns erwartet!

Auf einem guten, markierten Pfad wandern wir durch einen sehr vielfältigen Laubwald mit mächtigen Hainbuchen, aber auch Ahornen, Eschen, Linden und Orientbuchen. Leider wirkt der üppig dichte Wald durch die Dürre wie vertrocknet. Wir überqueren den Lagodekhis-Khevi über eine Baumstammbrücke und schlagen dann unser Lager im Hochwald oberhalb des Gewässers auf, der von viel Efeu durchrankt wird. Obwohl am Abend nichts darauf hindeutet, beendet in der Nacht ein sehr starkes Gewitter mit sintflutartigem Regen die monatelange Trockenheit. Auch am Morgen regnet es zunächst noch, weshalb wir erst gegen acht Uhr aufbrechen. Wir steigen aufwärts durch den vor Feuchtigkeit glänzenden Wald, aber bald beginnt es wieder zu schütten und wir schlagen erneut unser Lager auf. Da die Wettervorhersage für die nächsten Tage extrem schlecht ist, beschließen wir gegen Mittag nach Lagodekhi zurückzukehren und den Regen in einem Guesthouse auszusitzen. Der Bach, der gestern noch träge dahin geplätschert ist, ist nun stark angeschwollen. Während wir in den Ort zurücklaufen, nieselt es nur etwas und nachdem wir im Star Guesthouse bei englischsprachigen Gastgebern eingescheckt haben, gehen wir später noch in den Ort, wo wir uns zwei Karamelltortenstücke gönnen, die umgerechnet nur einen Euro kosten. Ein toller Genuss!

Auch am nächsten Tag regnet es fast ständig, immerhin ist es dabei ziemlich warm, daher frühstücken wir geschützt von einem Vordach draußen.

Am Tag drauf hört es gegen Mittag auf zu regnen und wir wollen einen Ausflug zum Black Grouse Wasserfall im Naturreservat unternehmen. Der Wald tropft noch und zweimal blockieren frisch umgestürzte Bäume den Pfad. Als wir schließlich an einen angeschwollenen Bach gelangen, den wir durchwaten müssen, beschließen wir umzukehren, da wir keine Lust auf nasse Stiefel haben, und uns das Gewässer zu reißend erscheint, um es barfuß zu durchqueren. Auf dem Rückweg schauen wir uns noch das Besucherzentrum an, wo es zwei Uniformierte nicht für nötig halten, den dunklen Ausstellungsraum für uns zu beleuchten. Immerhin erfahren wir, dass hier im Gegensatz zu den meisten Gegenden in Georgien es noch Rotwild und Steinböcke gibt (Östliche Kaukasus-Ture), sowie Bären, Luchse und Wölfe. 

Am nächsten Morgen scheint die Schlechtwetterperiode endgültig beendet zu sein und ein klarer, blauer Himmel begrüßt uns. Die Temperaturen sind deutlich gefallen und der Herbst liegt jetzt am neunten September bereits in der Luft. Schon bald passieren wir die Stelle, wo wir uns vor drei Tagen im Zelt stundenlang vor dem Regen geschützt hatten und steigen dann auf einem neu angelegten Pfad in Serpentinen durch den eindrucksvollen Lauburwald weiter auf. Orientbuchen sind bestimmend, es gibt aber auch mächtige Linden und andere Bäume. Der Wald ist dicht und geschlossen, nur einmal passieren wir eine kleine Lichtung. Schließlich öffnet sich der Wald und wir erhalten tolle Aussichten über die gelben Grasberge, während aus den Tälern der Dunst aufsteigt. Oberhalb der Baumgrenze führt der Weg nicht zu steil auf einem Bergrücken weiter aufwärts. Auf den hohen Felsbergen voraus, zeigt eine dünne Zuckerschicht, dass der erste Schnee des Herbstes gefallen ist. Schließlich erreichen wir ein eindrucksvolles, grasiges Hochplateau, das mich an das tibetische Hochland erinnert. Den ganzen Tag haben wir noch keine Wanderer getroffen, aber jetzt überholen uns drei Reiter, die erzählen, dass sie am Bau des Pfads mitarbeiten. Ein Stück weiter, weist ein Schild darauf hin, dass man sich beim nahegelegenen Grenzposten registrieren muss, der lediglich aus einigen Zelten besteht. Die Formalitäten sind rasch erledigt und wir wandern weiter in den herrlichen Abend, bis wir an einem kleinen See auf knapp 2800 Metern nach etwa zwanzig Kilometern Wegstrecke und über 2400 Metern Aufstieg unser Lager aufschlagen. Die untergehende Sonne taucht den Himmel schließlich in violette Farben. Es ist bereits sehr kalt, wird während der Nacht aber nicht noch frischer, da Wolken aufkommen. Es friert nur leicht und wir wandern schon kurz nach Sonnenaufgang weiter durch die stille Graslandschaft, die von etlichen Pferdepfaden durchzogen wird, welche wahrscheinlich von den Grenzschützern benutzt werden. Schon gegen acht Uhr erreichen wir den großen Black Rock Lake, durch dessen Mitte die Grenze zu Russland führt. Kein Windhauch kräuselt seine Oberfläche, weshalb sich die umliegende Bergwelt perfekt spiegelt. Schließlich reißen wir uns los und wandern weiter durch die recht flache Graslandschaft. Zwei Greifvögel die auf Felsen sitzen, lassen uns ziemlich nah heran, und irgendwann erreichen wir eine Hütte, in der Wanderer übernachten können. Der Feuerplatz mit halb verkohltem Plastikmüll wirkt allerdings nicht besonders einladend…

Von hier folgen wir einem neuen Pfad im Hang abwärts. Leider kommen jetzt Nebel und Regen auf, daher schlagen wir direkt an der Baumgrenze erst einmal unser Zelt auf. Nach zwei Stunden lässt der Regen nach und wir wandern weiter, ziemlich steil bergab. Einmal schaut uns ein Reh aus einiger Entfernung an, ansonsten sehen wir nur Kleinvögel wie Rotkehlchen. Ab 1500 Meter Höhe folgen wir dann einem langen Rücken mit etlichen flachen Absätzen weiter abwärts durch den Wald und schlagen schließlich auf lediglich 1224 Meter Höhe zwischen mächtigen, alten Bäumen unser Lager auf. Es ist hier deutlich milder und wir genießen kochend den Abend. 

Am nächsten Morgen regnet es zunächst noch, daher brechen wir erst um 7.30 auf, gelangen aber schon nach nur eineinhalb Stunden zurück nach Lagodekhi. Am Rathaus fahren die Matrushkas ab, und wir erwerben für umgerechnet nur 5 Euro eine Fahrkarte nach Tiflis. Ursprünglich hatten wir vorgehabt, unsere Kaukasuswanderung in Aserbeidschan fortzusetzen. Allerdings kann man als Folge von Corona nur auf dem Luftweg in das Land einreisen, weshalb wir unseren Plan geändert haben, und als nächstes Armenien kennenlernen möchten.

Eine lustige alte Frau an der Bushaltestelle kann einige Worte deutsch, und schmettert uns ein herzhaftes „Geht zur Hölle“ entgegen. Wer ihr das wohl beigebracht hat?

Genau nach Fahrplan fahren wir um 10:10 Uhr ab. Immer wieder kommen neue Passagiere dazu, die erst beim Aussteigen bezahlen. Der Fahrer fährt schnell, aber nicht völlig selbstmörderisch, wie wir es bei anderen Georgiern erlebt hatten. Durch eine weitläufige Agrarlandschaft erreichen wir schließlich die Umgebung von Tiflis, wo wir trotz Sonntag ziemlich viel Zeit in einem Stau verbringen. Gegen 13:30 Uhr erreichen wir dann aber doch die Isani Busstation und nehmen ein Taxi um zum Haus von Bodo Schmülling zu gelangen. Er hatte ein Zeitungsinterview mit mir gelesen, worin auch stand, das wir in Georgien unterwegs sind, weshalb er uns spontan eingeladen hatte! Bodo der hier mit seiner Frau Birgitta und den 4 Kindern lebt, ist ein Mitarbeiter der Kwf, einer staatlichen deutschen Bank, die weltweit Entwicklungsprojekte finanziert. Wir trinken Kaffee im Garten der Familie, lassen uns die geliebten Kaninchen der Kinder zeigen und sind auch dabei als abends ein befreundetes amerikanisches Paar mit ihren Kindern vorbeischaut. 


Im Lagodekhi Nationalpark gibt es eine Infrastruktur


Nach dem großen Regen

Sehr schöne Lauburwälder




Gut markierte, neue Pfade



Die Wälder von Lagodekhi


Der erste Neuschnee

Stützpunkt der Grenzwächter




Hochplateau


Morgenrot


Black Rock Lake




Hütte für Wanderer


Müllverbrennung


Pfad im Hang

Zunderaschwämme wie bei uns

Orientbuchenwald 


Das Laub ist teilweise durch die Trockenheit bereits braun



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