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13.03.2023

Auf dem Transcaucasian Trail durch Armenien 1 Hartashan- Stepanavan

Armenien 1 Hartashan- Stepanavan 2 Tage, 50 Kilometer, 922 Höhenmeter Aufstieg



Unsere Route in Armenien


Seit diesem Jahr, 2022 ist der Transcaucasian Trail in Armenien eröffnet. Auf 827 Kilometer kann man das ganze Land von Norden nach Süden durchqueren. Nachdem wir unseren Aserbeidschan Plan an den Nagel hängen müssen, ist dies eine tolle Herausforderung in den letzten uns in der Kaukasausregion verbleibenden Wochen. 

Nach dem Frühstück bei unseren netten Gastgebern, bringt uns ein Taxi, dass Bodo über eine app bestellt hat, zur Ortachala Busstation. Von dort hoffen wir eine Transportmöglichkeit zum Grenzübergang Guguti zu finden. Leider fahren von dort aber überwiegend Fernbusse nach Russland, aber auch in die Türkei ab. Ein etwas englisch sprechender junger Mann hilft uns, aber auch ein Taxi, was uns lediglich aus der Stadt bringen soll, ist viel zu teuer. Schließlich finden wir aber doch noch einen älteren Mann, der uns für lediglich umgerechnet 30 Euro die 100 Kilometer nach Guguti bringen will. Wir fahren überwiegend durch eine trockene Agrargegend, erst hinter Bolnisi wird die Landschaft interessanter mit Bergen die von Buschwald bestanden sind. Streckenweise fahren wir auf einer Schotterpiste. Gegen 13.30 erreichen wir dann den Grenzübergang. Auf der georgischen Seite werden wir fotografiert und werden dann von lächelnden, armenischen Grenzern in Empfang genommen. Ein toller Einstieg in das Land! Die Einreiseprozedur bringen wir bald hinter uns und wandern auf der Straße ein Stück weiter. Es gibt hier nur sehr wenig Verkehr. Aber schließlich hält ein junger Armenier, der in seinem BMW mitreissende armenische Musik spielt. Genau passend zu der weiten Landschaft voller Schafe und Kühe!

Wo gerade ein Stück der Straße neu asphaltiert wird, müssen wir aus nicht ersichtlichen Gründen das Auto schon wieder verlassen, werden dann aber von einem anderen Auto rasch weiter nach Tashir mitgenommen. Zwei weitere kurze Lifts ergeben sich schon nach kurzer Zeit und dann stehen wir an dem Abzweig einer schlechten Piste, die in die Berge führt. Auch hier bleibt uns das Glück treu und zwei Männer laden uns bald in ihren klapprigen Lada. Obwohl der Weg ziemlich ausgefahren ist, fahren sie mit rasanter Geschwindigkeit in die sanften, gelben Hügel hinein. Stellenweise wurde das Gras erst jetzt, Mitte September gerade gemäht und wir sehen einige Nomadenlager mit spitzen Zelten und Bauwagen. Bereits um 16 Uhr erreichen wir den TCT, der bis hier schon 30 Kilometer aufweist, die allerdings auf einer Straße verlaufen, daher haben wir dieses Stück ausgelassen. Auf einem unscheinbaren Weg laufen wir in ein Tal mit einem plätschernden Bach hinein. Erstaunlich in dieser trockenen Gegend. Es ist hier auf 2200 Meter so warm, dass wir in T-Shirt und kurzer Hose laufen. Allerdings ist es ziemlich windig, daher sind wir froh, dass wir unser Lager halbwegs geschützt hinter einem großen Felsblock aufschlagen können. 

Schon im ersten Licht um 6:30 sind wir wieder unterwegs. Zunächst folgen wir dem Bachtal weglos weiter, später laufen wir überwiegend auf unbefestigten Fahrspuren. Wir sehen einige bussardgroße Greifvögel und passieren etliche Nomadencamps. Dort werden die Hunde von ihren Besitzern teilweise festgehalten, teilweise aber auch zurückgepfiffen, wenn sie uns ins Visier nehmen. Wir grüßen stets mit einem freundlichen „Barev“ dem armenischen „Hallo“. Einmal bekommen wir sogar Kaffee angeboten, und wundern uns über die zahlreichen Goldzähne der Hirten. Offenbar trägt man seinen Besitz hier gerne im Mund…

Die weite Graslandschaft mit ihren teilweise felsigen Bergen ist ziemlich eindrucksvoll. Besonders gefällt mir, dass es nirgendwo Zäune gibt. Eine Landschaft die mich ein wenig an die Mongolei erinnert. Dazu passen auch große Schaf- und Rinderherden, die manchmal von Reitern begleitet werden.   Lange Zeit steigt der Morgendunst noch aus den Tälern auf. Nur zweimal begegnen uns ein Jeep und ein LKW. Als wir schließlich in ein Bachtal absteigen, tauchen die ersten Büsche und Bäume auf und erkaltete Basaltsäulen zeugen von der vulkanischen Herkunft der Landschaft. 

Schließlich laufen wir durch das große Dorf Katnagybur, mit Heuhaufen und kleinen Treckern vor den ärmlichen Häusern. Es scheint hier keinen Laden zu geben, aber wir haben ohnehin noch kein armenisches Geld, und ob man hier mit einer Karte bezahlen kann, wagen wir zu bezweifeln. 

Oberhalb des Orts wandern wir durch frisch gemähtes Grasland, in dem die einzelnen Parzellen durch Grenzsteine abgegliedert sind. Am Rand eines steinigen Hügels schlagen wir schließlich unser Lager auf. Es dauert nicht lange, als ein Jeep erscheint, und zwei Männer auf uns zulaufen. Der eine trägt sogar eine Flinte. Offenbar haben wir beim Wandern Aufsehen erregt, und jemand hat die beiden angerufen, die sicher gehen wollen, dass wir keine Viehdiebe oder Ähnliches sind. Als wir klarmachen, dass wir aus Deutschland kommen, heben die Beiden lediglich den Daumen und ziehen dann wieder ab. 

Nach einer milden Nacht geht die Sonne als roter Ball über den weiten, gemähten Wiesen auf. Als wir loslaufen, treibt in einer Entfernung bereits ein „Cowboy“ seine Herde durch das Grasland. Wir passieren den kleinen von Wasserlilien bedeckten Urabar See und steigen in das Tal des Sevjur ab. Dort gibt es etwas Laubwald aber auch viele Obstbäume. Etliche Picknickplätze zeugen davon, dass dies ein wichtiges Naherholungsgebiet ist. Schon am Vormittag erreichen wir die Kleinstadt Stepanavan. Zunächst holen wir uns an einem Bankautomaten einen Vorrat der armenischen Währung Dran. Anschließen besorgen wir uns in einem Laden eine Sim-Karte von MTS-Vivacell, dem wohl verbreitetsten Mobilfunkanbieter des Landes. 

Als wir dann in einem kleinen Supermarkt einkaufen, erfahren wir, dass in der letzten Nacht Aserbaidschan Armenien massiv angegriffen hat. Noch sind wir weit von der Grenzregion entfernt, laufen allerdings in Richtung Südarmenien, wo die Angriffe vermutlich mit Artillerie und Drohnen bis 20 Kilometer ins Landesinnere vorgetragen wurden. Wir hoffen, dass sich die Situation wieder beruhigt, werden das Geschehen aber beobachten und gegebenenfalls unsere Wanderung abbrechen, sollte sich das Kriegsgeschehen verschärfen. 







Nomadenlager







Katnagybur






Sevjur



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