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20.03.2023

Auf dem Transcaucasian Trail durch Armenien 4 Dilijan- Sevan

 


Armenien 4 Dilijan-Sevan 3 Tage, 66 km, 2923 Höhenmeter Aufstieg


Auch auf diesem Abschnitt wandern wir zunächst noch durch die ausgedehnten Laubwälder des Dilijan Nationalparks. 

Nachdem wir in Dilijan eingekauft haben, verlassen wir den Ort steil aufwärts über Treppenstufen und gelangen in einen idyllischen Park. Hier stoßen wir auf die ersten Markierungen des Transcaucasian Trails überhaupt, mit rotem Pfeil und TCT Aufdruck. Ein Stück geht es dann durch offenen Kiefernwald, hier gäbe es gute Zeltplätze, allerdings sind wir für unseren Geschmack noch zu dicht an der Stadt, über die wir dann von einem Aussichtspunkt einen schönen Überblick erhalten. Noch einmal laufen wir durch einen Stadtteil, bevor wir auf einem Fahrweg weiter aufwärts laufen und schließlich auf einer Weide am Rand von knorrigen Hainbuchen und Orientbuchen unser Lager aufschlagen. Leider ist die Ungestörtheit hier nicht von langer Dauer. Zunächst erscheint ein Paar und sammelt Hagebutten. Später, als wir schon im Zelt liegen, durchdringen Scheinwerfer die Dunkelheit, wir hören Männerstimmen und irgendwann erscheinen zwei Hunde direkt am Zelt. Etwas später kommen dann auch noch zwei Männer, die offensichtlich auf der Suche nach vermissten Schafen sind. Als wir „Germania“ sagen, sind sie gleich sehr freundlich und laufen weiter. 

In der Morgendämmerung sind die Hunde wieder am Zelt, behelligen uns aber nicht. Schon bald sind wir wieder unterwegs und laufen durch eine ausgedehnte Landschaft aus Wald und Weideflächen. Zu unserer Überraschung treffen wir bald einen weiteren Zelter, einen jungen Russen aus Jekaterinburg, der hier lediglich eine Tagestour unternehmen möchte und etwas englisch spricht. Schließlich hören die Weiden auf und wir wandern durch ausgedehnten, abwechslungsreichen Laubwald, der zum Dilijan Nationalpark gehört. Orientbuchen, Hainbuchen, Zerreichen, Linden, Kirschen, Ulmen, Ahorne, Eschen und Wildbirnen wachsen hier eng miteinander verzahnt. Manche der Orientbuchen sind wahre Giganten mit an die zwei Meter Durchmesser. Der schmale Pfad auf dem wir laufen ist traumhaft und der Wald so schön, dass wir beschließen schon sehr früh unser Lager an einem Bach abseits des Weges aufzuschlagen. Wir relaxen eine ganze Zeit in der warmen Herbstsonne, kochen und brechen nachmittags zu einem Spaziergang auf. Mancherorts stoßen wir auf frische Fahrspuren und Stellen wo frisch Holz gemacht wurde. Wahrscheinlich illegaler Holzeinschlag zur Brennholzgewinnung. Je nach Untergrund und Exposition ist der Wald mal trockener, mal feuchter, mal lichter mal schattiger. Einige Parasolpilze künden vom nahenden Herbst. Schließlich erreichen wir den grünen Parz See, zu dem eine Straße führt. Hier ist erstaunlich viel los. Es gibt Tret- und Schlauchboote, einen Klettergarten und man kann draußen vor einem Restaurant sitzen und etwas trinken. Schließlich kehren wir aber lieber doch zurück in die Einsamkeit unseres Lagers, wo wir noch Laubfrösche und einen Waldkauz hören. 

Am nächsten Morgen geht es zunächst weiter durch den Wald, bis der Weg auch teilweise wieder durch Wiesen verläuft. Dort stürmen einmal drei Hunde auf uns zu, die sich auch vom Steine aufheben unbeeindruckt zeigen, aber dann schließlich abdrehen. Schließlich geht es abwärts nach Gosh mit seinem Backsteinkloster. In einem der kleinen Läden hier kaufen wir uns ein wenig zusätzliches Essen. Anschließend geht es wieder aufwärts durch eine schöne Landschaft aus Wiesen und Wald, in der aber auch hier im Nationalpark das Heulen der Motorsägen zu hören ist und ein Brennholz beladener Truck an uns vorbei fährt. 

Mittags gelangen wir zu dem hübschen mitten im Wald gelegenen Gosh See, an dem sogar Tretboote liegen. Leider ist der Picknickplatz hier ziemlich vermüllt, unter dessen Dach wir uns unterstellen, als es zu regnen beginnt. Es bleibt dann aber bei nur wenigen Tropfen. Weiter laufen meistens im Hang durch felsigen, trockenen Eichenwald. Immerhin können wir unseren Wasservorrat aus einer Quelle auffüllen. Ein weiteres Schauer überstehen wir unter dem Schirm einer Eiche, aber als es schließlich düster wird und zu donnern beginnt, steigen wir hoch zu einem grasigen Kamm, wo wir gerade rechtzeitig unser Lager aufschlagen, bevor sich das Gewitter entlädt. Das Unwetter zieht zwar bald ab, es regnet dennoch immer wieder und starker Wind lässt das Zelt flattern. 

Auch am Morgen donnert es noch und einige Regentropfen fallen. Schließlich starten wir aber doch um 7:30 Uhr in die frische, herbstliche Waldluft. Heute ist der Boden der weiten, eigentlich trockenen Eichenwälder deutlich durchgefeuchtet. Wir folgen einer Fahrspur im Hang. Wo der Wald endet, verlassen wir den Dilijan Nationalpark und wandern weiter durch die Grashügel, bevor wir nach Semyonowka absteigen, einem relativ großen, herunter gekommen wirkendem Ort, in dem wir uns nicht länger als nötig aufhalten wollen. Ein Junge will völlig distanzlos auf unser Handy schauen, während ein anderer unsere Wanderstöcke anfassen möchte. Ein Stück weiter gelangen wir an eine größere Straße, die in einem Tunnel verschwindet. Ein Schäfer, der dort eine kleine Herde mit zwei Hunden weidet, warnt uns auf englisch weiter zu laufen, da wird uns auch schon klar, weshalb!

Eine Meute von acht Hunden schießt aus der Nähe eines etwa dreihundert Meter entfernten Gebäudes auf uns zu. Die Hunde lassen keinen Zweifel daran, dass sie uns nicht erlauben, weiter in ihr Territorium vorzudringen, daher ziehen wir uns langsam zurück ohne den Hunden in die Augen zu schauen und laut zu sprechen. Für Anke, die ja im letzten Jahr in Rumänien von so einer Meute übel zugerichtet wurde, ist das extremer Stress und sie ist regelrecht geschockt. Glücklicherweise lassen uns die Hunde in Ruhe und ziehen sich schließlich zurück.  Wir überqueren einen Bach und schlagen weglos eine Alternativroute durch die Hügel ein. In einigen Mulden wachsen Kartoffeln, ansonsten herrscht weites Grasland vor. Als wir einen Kamm erreichen, ist es unglaublich windig, so dass wir kaum vorwärts kommen. Wir begegnen einem jungen Reiter mit Hund, der ein Fohlen im Schlepptau hat und steigen schließlich in ein Tal ab, wo wir irgendwann sogar auf etwas Wasser stoßen. Wir sind hier halbwegs geschützt, daher schlagen wir unser Lager auf. 

Später unternehme ich noch einen kleinen Ausflug im Grashang aufwärts und erhalte schließlich eine Aussicht über den Sewan See, während sich die gelben Hügel, über denen Ufo-förmige Wolken schweben, im Sonnenuntergang klar abzeichnen. 

Die Nacht wird frostig klar, so dass wir zunächst in Mütze und Handschuhen loslaufen. Sobald die Sonne erscheint, wird es gleich spürbar wärmer. Wir bewegen uns auf einem Grat oberhalb des Sewan Sees, dessen Umgebung ziemlich dicht besiedelt ist, komplett mit Stromleitungen und Straßen. Bereits gegen 10 erreichen wir die Stadt, gönnen uns ein großes Lavash- Brot und laufen an einer roten Kirche vorbei ins Zentrum, wo wir Verpflegung für die nächsten 7 Tage einkaufen, überwiegend Erdnüsse und Haferflocken, da es auf der nächsten Etappe wohl kaum Bäume gibt. 





Die ersten TCT- Markierungen




Gigantische Orientbuche im Dilijan Nationalpark

Lauschiges Lager

Flauschige Galle

Parz See



Gosh See


Trockener Eichenwald 



Nach Semyonowka


Windgepeitschte Steppe

Es gibt hier sogar einige Wassertropfen

Abendstimmung

Sewan See

Sewan



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