6 Tage, 203 Kilometer, 4977 Meter Aufstieg
Dieser Abschnitt führt uns über weite Salzpfannen, etliche Hügelkämme und in eine schwierig zu begehende Schlucht.
Nachdem wir am Morgen auf dem Zimmer im Jim Butler Inn in Tonopah gefrühstückt haben, gehen wir zur Post, wo wir zwei Pakete mit Essen für 7 Tage zur Middlegate Station schicken. Das kostet zwar 45 Dollar, erweist sich aber als klug, da es in dem Laden in Middlegate nur wenig zu kaufen gibt. Anke hatte gestern bei der Station angerufen und so sicher gestellt, dass die Pakete auch angenommen werden.
Schließlich stehen wir an der Straße im Ort und hoffen auf eine Mitfahrgelegenheit. Obwohl Trampen in Nevada verboten ist, beachten uns die Sheriffs überhaupt nicht, die recht häufig an uns vorbei fahren. Nach einer Stunde hält dann eine alte Dame, die nicht möchte, dass wir Ärger mit der Polizei bekommen und uns daher zwanzig Kilometer weit zu einem Rastplatz am Highway fährt. Wir fürchten, von hier nur schwer weiterzukommen, aber nach einer Stunde hält ein VW- Bus. Der junge Fahrer, Kumara, hat von seinen Eltern einen Apachennamen bekommen, ist Kletterer und war mit seinem Gefährt unter Anderem 6 Monate in Mexiko. Gerade erst hat er seine amerikanische Freundin geheiratet, hält sich aber immer noch illegal in den USA auf, was ihm aber keine Kopfschmerzen bereitet.
Gegen 13:30 sind wir zurück an der Stelle, von wo wir nach Tonopah getrampt waren. Als nächstes müssen wir die weite Salzfläche des Columbus Beckens durchqueren. Mit Proviant für acht Tage und 8,5 Litern Wasser sind wir ziemlich schwer bepackt und daher trotz des flachen Terrains nicht besonders schnell. Meist hält uns die weiße Salzkruste, stellenweise brechen wir aber auch ein, daher laufen wir so lange wie möglich auf dem Sand am Rand der Ebene. Wir passieren mal wieder etliche abgesteckte Claims und entfernt sehen wir Bagger und anderes schweres Gerät. Schließlich tauchen wir in die Berge ein und folgen einer Fahrspur weiter. Irgendwann schlagen wir unsere Zelte auf, und erleben dann noch einen farbenprächtigen Sonnenuntergang von einem Hügel aus, der uns einen Überblick über die nächste Ebene gewährt.
Drei alte Hütten waren früher sicher ein Stützpunkt für Minenarbeiter, wie wir am nächsten Morgen sehen. Wir wandern meist weglos über steinige Ebenen, die mit niedrigen, grünen Sträuchern bewachsen sind und überqueren zwei niedrige Pässe. Wir folgen zeitweise alten Fahrspuren, und den Trails der Mustangs. Dann gelangen wir an eine Straße, der wir ein Stück weit folgen und beginnen dann mit der Durchquerung der weiten Ebene Teels Marsh. Hier können wir nicht dem ursprünglichen Desert Trail folgen, da eine ausgedehnte Lithiummine den alten Weg blockiert. Einmal beobachten wir einen großen Hasen, der unbeweglich in nur drei Meter Entfernung vor uns liegen bleibt und einige Dornenechsen. Entfernt ragt ein hoher Schneeberg aus der Sierra Nevada auf. Dem Kot nach zu urteilen, wimmelt es hier von Wildpferden, wir hören aber nur einmal das IA eines Maultiers. Schließlich lassen wir die Ebene hinter uns und schlagen am Beginn der Excelsior Mountains unser Lager auf.
Am nächsten Morgen steigen wir zunächst in einem Tal hoch und wandern dann steil einen Hügel aufwärts, bis wir hinter einem kleinen Pass auf einen alten Trail am Hang stoßen, dem wir durch dichten Kiefer-Wacholder Wald folgen. Schließlich öffnet sich die Umgebung zu einer langgestreckten, von Sagebrush bedeckten Fläche, die offenbar bei den Wildpferden sehr beliebt ist. Aber auch eine Pumafährte entdecken wir hier…
Bald haben wir den höchsten Punkt überschritten und folgen einem Tal abwärts. Hier gibt es noch Schneereste und ein Seitenarm, der von der Lion Spring kommt, führt sogar etwas Wasser. Offenbar hat es hier vor kurzem eine Flashflood gegeben, was uns angespülte Bäume und Geäst verraten. Wir beobachten einen gräulichen Kolibri und gelangen dann auf eine Fahrspur, der wir zur Pepper Spring folgen, einem Teich mit betoniertem Einlass, in den das Wasser strömt. Hier waschen wir unsere Socken und füllen uns jeweils dreieinhalb Liter Wasser ab. Bald sehen wir vor uns die nächste ausgedehnte Ebene, als zu unserer Verwunderung ein Pick- up auf uns zu hält. Larry und Bonnie sind sympathische Senioren, die dachten, wir wären vielleicht gestrandet und bräuchten Wasser. Die beiden scheinen sich hier gut auszukennen und erzählen uns von einer Stelle, wo sie bereits viele Pfeilspitzen gefunden haben. Letztes Jahr seien hier 7 Pumas erschossen worden, die Ziegen gerissen hatten.
Larry hat eine Zeit lang sogar in Alaska gelebt und wir können uns von dem interessanten Paar kaum losreißen, aber schließlich marschieren wir doch weiter über die nächste große Ebene, wo wir dann am Fuß einer Hügelkette in einem Wash unter einem Wacholder unser Cowboycamp aufschlagen. Der Abend ist so schön, dass wir noch zu einem ausgedehnten Spaziergang bergauf in die Garfield Hills aufbrechen und dann auch erst im letzten Licht wieder unser Lager erreichen. Die Nacht wird sternenklar und kalt, so dass wir in unseren Daunenjacken schlafen.
Am nächsten Morgen sind wir dann bald wieder auf dem Kamm der Hügelkette bevor wir in den Miner Canyon absteigen, wo alte Stollen teilweise noch von Schnee gefüllt sind.
Nach etwa 1000 Meter Abstieg erreichen wir dann den ziemlich herunter gekommen wirkenden Ort Luning, am verkehrsreichen Highway 95, der von hier nach Reno führt. Schrottautos und verfallene Häuser lassen ahnen, dass der Ort schon bessere Zeiten erlebt hat. Immerhin gibt es einen Steinladen, dessen sympathische, ältere Besitzerin sich noch an Buck 30 und Steady erinnert, die vor einigen Jahren auf dem Desert Trail unterwegs waren und bei ihr hereingeschaut hatten. Ansonsten gibt es hier außer einem Rastplatz nicht viel. Daher lassen den Ort bald hinter uns und wandern auf einer Piste in die Nähe einer Mine. Dort erscheint ein Mann im Geländewagen, der für das Goldbergwerk arbeitet und sehr freundlich zu uns ist. Zwar hat die Mine erst 2019 eröffnet, ist aber schon jetzt weitgehend erschöpft. Nichts desto Trotz müssen wir dann ziemlich lange um den Zaun des Geländes herumlaufen, da der alte Trail auf dem Minenterrain verläuft. Schließlich folgen wir einer Fahrspur in den Sphinx Canyon zwischen eindrucksvollen, bunten Vulkanbergen, mit sowohl sehr dunklen, als auch fast weißen Farben. Wir beobachten eine große, gelbliche Eidechse und zwei Streifenhörnchen die ständig in Bewegung sind, um etwas zu fressen.
Zu unserer Überraschung gelangen wir irgendwann an ein fließendes Rinnsal, dass dann aber schon nach etwa 100 Metern wieder verschwunden ist. Die Banks Spring liegt dann etwas abseits in einem Seitencanyon. Obwohl hier Weiden üppig grün wachsen, finden wir kein Wasser. Daher steigen wir noch etwas weiter auf und schlagen in einem Nebencanyon schließlich unser Lager auf. Von oben hatten wir gesehen, dass sich das Haupttal zu einer tiefe Schlucht mit senkrechten, dunklen Wänden verengt. Wir vermuten, dass wir dort Wasser finden werden, was sich dann auch tatsächlich bewahrheitet. Über eine hohe Stufe fällt ein Miniwasserfall ab, aus dem wir je 6 Liter Wasser auffüllen und dann kurz bevor es endgültig dunkel wird, wieder im Lager sind.
Am nächsten Morgen regnet es einige Tropfen, dennoch sind wir schon bald wieder im Canyon, der sich als steil und schwierig entpuppt. Zwei Stufen müssen erklettert werden und eine weitere können wir nur bewältigen, indem wir sie umgehen. Einmal stoßen wir auf die Überreste dreier Wildschafe. Ob sie wohl von einer Flashflood überrascht wurden? Stellenweise fließt der Bach in der Schlucht und es gibt regelrechte Weidendickichte, außerdem dichten Kiefern- Wacholder Wald. An einer Steilwand führt sich ein Kolkrabenpaar ziemlich aufgeregt auf, wahrscheinlich haben sie dort ihr Nest. Schließlich gelangen wir aus dem Vulkangestein heraus und die Schlucht wird offener, mit vielen schönen Blumen, in weißer, gelber und roter Farbe. Wir gelangen auf einen Pass, von dem aus wir zurück zur Goldmine blicken können. Der Abstieg ist flacher und führt uns wieder in den Wald. Wir sehen entfernt einige Kühe, hören Maultiere und sehen eine pechschwarze Eidechse, die an einen Alpensalamander erinnert. Schließlich überqueren wir einen weiteren Pass, hinter dem wir zahlreiche umgestürzte Bäume überwinden müssen. Überall gibt es Kuhspuren, kein Wunder, da wir an einer Stelle wieder auf fließendes Wasser stoßen. Als wir den dritten Pass überqueren ist es bereits ziemlich windig und einige Tropfen fallen aus dem grauen Himmel. Wir gelangen in ein weites Sagebrush Tal, wo dunkle Wolken darauf hinweisen, dass bald ein Gewitter aufziehen könnte. Daher schlagen wir um 14 Uhr Anke’s Zelt auf. Das entpuppt sich als gute Entscheidung, da sich das Unwetter tatsächlich über uns entlädt und recht viel Regen fallen lässt. Nach zwei Stunden klart es auf und wir wandern in der angenehm frischen Luft unter einem immer noch bewölkten Himmel weiter. Wir kürzen einen Bogen des Desert Trail ab und wandern durch offene Hügel zum Kamm der Gabb’s Valley Range, dem wir weiter aufwärts folgen. Entfernt sehen wir drei Pferde und bewältigen etliche Steigungen, während wir tolle Aussichten in das umgebende Land genießen. Auf einem kleinen Absatz zwischen Wacholdern schlagen wir schließlich unser Lager auf, während es wieder tröpfelt. Wir haben bei unserer heutigen Wanderung durch eine sehr abwechslungsreiche, wilde Landschaft mal wieder keinen Menschen gesehen.
Von unserem Lagerplatz aus erleben wir einen farbenprächtigen Sonnenaufgang und sind dann wieder unterwegs. Wir traversieren einen felsigen Hügel und steigen dann in ein Tal ab. Da die weitere Route heute eindeutig ist, laufen wir jetzt getrennt voneinander weiter. Es ist schön, die Einsamkeit der Wüste auch einmal alleine zu erleben!
Zunächst ist der Canyon noch recht eng und einige einfache Stufen sind zu bewältigen, dann weitet sich das Tal und führt zwischen farbenprächtigen Bergen abwärts. Schließlich geht es in das ausgedehnte Gabb’s Valley, wo entfernt grüne Alfalfa Felder anzeigen, dass dort das Land bewässert wird. Ab hier verläuft die Route stets auf Pisten bzw. Fahrspuren. Mir gelingen Fotos von einer großen Eidechse in einem Strauch und gegen Mittag treffe ich Anke wieder, die auf mich gewartet hat. Bald erreichen wir die Rawhide Hot Spring am Rand einer salzüberkrusteten Ebene. Hier wachsen einige Bäume und Tamarisken, es liegt aber auch viel Müll herum. Es gibt mehrere veralgte Erdbecken sowie ein Plastikbassin mit Zulauf, in das sehr heißes Wasser strömt. Wir waschen uns hier, allerdings ist uns die Quelle viel zu heiß für einen längeren Aufenthalt. Immerhin hat das Wasser keinen schlechten Geschmack, so dass wir jeweils 6 Liter auffüllen.
Anschließend folgen wir lange einer Piste am Rand von braunen Bergen. Zwei ältere Männer, die uns im Auto entgegen kommen, fragen ob wir Wasser benötigen und uns begegnen ein Paar auf einem Motorrad und ein weiteres Auto. Schließlich lassen wir die Ebene hinter uns und schlagen nach mindestens 37 Kilometern im Sand am Rand eines trockenen Bachbetts unser Lager auf. Erstaunlicherweise wimmelt es hier von nervenden, kleinen Fliegen. Am nächsten Morgen laufen wir weiter durch die niedrigen Sinkavata Hills über drei kleine Pässe, bis wir eine ausgedehnte Ebene erreichen. Ich trete fast auf eine kleine, zusammengerollte Klapperschlange, die sich in der Morgenkühle aber nicht rührt und stellenweise gibt es Massen von lila- braunen Heuschrecken, den Mormon Crickets, die sich in diesem Jahr offenbar in Massen vermehren, wie wir noch an verschiedenen Stellen bemerken sollten. Als Anke einen Stacheldraht überquert, reißt sie sich ein Dreieck in ihre Hose. Blöd, aber nicht zu ändern. Hier hat jemand den Sagebrush gerodet um eine Weidefläche anzulegen, aber aufgrund des Wassermangels wohl ohne Erfolg, denn nur stellenweise wächst kümmerliches Gras aus dem rissigen Boden. Außerhalb der eingezäunten Fläche wächst der Sagebrush über mannshoch und wir hören immer mal wieder den Lärm von Kampfjets. Ja, so einsame Gegenden wie hier in Nevada werden gerne vom Militär missbraucht…
Schließlich gelangen wir in offenes, niedrig wachsendes Grasland, dass mich ein wenig an die Mongolei erinnert. Wir steigen hoch zu einem Pass, von dem aus sich Schneeberge im Norden und Osten zeigen und schlagen schließlich unser Lager auf. Später unternehmen wir noch einen Abendspaziergang auf einen felsigen Hügel. Es ist mal wieder ziemlich windig, aber an der Leeseite ist es angenehm, so dass wir eine ganze Zeit lang den Sonnenuntergang über den Hügeln genießen können, während wir unterhalb drei Gabelböcke grasen sehen.
Am nächsten Morgen folgen wir Fahrspuren abwärts in ein Tal, dann weiter über niedrige Hügel, bis wir bereits gegen 8:30 Middlegate Station erreichen, dass im Wesentlichen aus einem RV-Park, Tankstelle, Bar und Motel besteht. Wir merken gleich, dass die Leute hier sehr freundlich sind. Unsere Verpflegungspakete, sowie neue Schuhe für mich sind gut angekommen und wir mieten uns für lediglich 40 Dollar im Motel ein. Unser Zimmer ist trotz des günstigen Preises voll o.k! Wir nutzen den Tag zum Wäsche waschen, duschen und relaxen. Mittags gehen wir im Restaurant essen. Hier gibt es eine echte Spezialität: Den Monsterburger, von dem uns bereits einige Leute erzählt haben. Kurz überlegen wir, uns jeweils einen zu kaufen, beschließen dann aber, uns einen zu teilen. Das entpuppt sich als sehr weise, da wir obwohl wir hungrige Wanderer sind, die üppige Portion mit Pommes kaum schaffen!
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