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18.12.2023

Der Desert Trail - Zusammenfassung und persönliche Bewertung

 


Würde ich den Trail einem Freund empfehlen?


Ja, auf jeden Fall! Der Desert Trail mit seinen herrlichen Landschaften, der Freiheit fast grenzenlos umherzustreifen und ja, auch seiner Herausforderung, war für mich eine der schönsten Routen, die ich je gelaufen bin! Obwohl man weder Superwoman, noch Superman sein muss, um diese Strecke zu laufen, ist es doch sinnvoll, über einiges an Wandererfahrung zu verfügen, vor allem auch weglos unter Wüstenbedingungen. Während in den USA Privatbesitz nicht betreten werden darf, verläuft der Desert Trail ausschließlich auf öffentlichem Land!


Eindruck vom Desert Trail


In diesem Video erhaltet ihr einen kleinen Eindruck vom Desert Trail. 


Wie lang ist der Desert Trail?


Man sollte meinen, dass das eine einfache Frage ist, aber tatsächlich kann das niemand genau sagen. Es gibt keinen genauen gpx-Track zu der Route und 50-60 % des Desert Trail sind weglos. Das heißt die 2400 Kilometer von Jacumba an der mexikanischen Grenze bis zum Highway 78 in Oregon sind wohl eine ziemliche Untertreibung. Wahrscheinlich läuft man in der Realität zwischen 10 und 20 % mehr! Daher sind auch die Kilometerangaben am Beginn der einzelnen Abschnitte bei meinen Blogbeiträgen über den Desert Trail in der Regel stark untertrieben! Hier kann der aus der Karte abgeleitete gpx-Track für den Desert Trail von Buck 30 herunter geladen werden. 

Der längste Abschnitt auf dem wir Verpflegung getragen haben, waren 300 Kilometer, wofür wir 12 Tage kalkuliert hatten. 


Wie ist die Wegebeschaffenheit?


Der Desert Trail ist kein Wanderweg, sondern nur eine imaginäre Route. Neben den zahlreichen weglosen Abschnitten, die über Hügel, Salzebenen und in Canyons verlaufen, ist man auch relativ oft auf Fahrspuren unterwegs. Während ich es eigentlich überhaupt nicht mag, dort zu laufen, wo man auch mit dem Auto fahren kann, haben mir die Jeeptracks auf dem Desert Trail sogar oft ganz gut gefallen. Im Gegensatz zu den Cross Country Abschnitten, muss man sich weniger auf den Weg konzentrieren und kann daher seine Umgebung besser wahrnehmen. Echte Wanderwege gibt es fast gar nicht…

Es gibt einige sehr schwere Abschnitte in Schluchten, steil bergauf zu Bergen, in dichtem Bewuchs u.s.w. aber meist kommt man weglos recht gut voran. Wenn man die richtige Route vor allem beim Umgehen von Steilabstürzen in den Canyons findet, gibt es keine gefährlichen Klettereien. Technische Ausrüstung wie Seile sind nicht notwendig. 






Wasser


Natürlich ist Wasser in der Wüste immer ein Riesenthema. Alle unsere Vorgänger haben zumindest in Kalifornien Wasserverstecke angelegt. Das bedeutet natürlich, dass man lange Strecken im Auto zurücklegt um die Wassertonnen zu deponieren und hinterher muss man sie auch wieder einsammeln. Wir fanden das sehr zeitaufwendig, teuer und umständlich, daher haben wir uns gefragt, ob es nicht auch anders geht. Das hat dann tatsächlich auch funktioniert! Dabei waren etwa 12 Liter Wasser pro Person dass Maximum, das wir je getragen haben. Das musste drei Tage reichen… Brian Tanzman, aka Buck 30 hat eine hervorragende Zusammenstellung aller Wasserquellen auf dem Trail erstellt, und seine eigenen Beobachtungen um die der anderen Desert- Trail Wanderer ergänzt. Diese Tabelle war für uns enorm wichtig! Vielen Dank an Buck 30! Meistens konnten wir das Wasser aus den Quellen unbehandelt trinken, wir hatten aber auch Tropfen zur Entkeimung auf Silberionenbasis dabei. 


Verpflegung


Wir hatten 16 Abschnitte auf dem Desert Trail, an deren Ende wir uns jeweils in einem Ort neu mit Essen versorgt haben. Zu einem kleinen Teil war das direkt auf der Strecke möglich, meistens mussten wir jedoch trampen. Das hat in der Regel gut funktioniert und hat uns tolle Begegnungen beschert. 

Wir haben uns drei Pakete mit Essen an Orte geschickt, von denen wir gedacht haben, dass wir dort nur wenig kaufen können. Im Fall von Middlegate und Furnace Creek war das auch sinnvoll, in der Tankstelle in Dyer hätten wir genug kaufen können. Zwar sind die Preise in abgelegenen Orten wie Empire natürlich höher, aber auch der Postversand ist nicht gerade billig, daher haben wir im Zweifelsfall lieber darauf verzichtet, uns etwas zuzuschicken. Das funktioniert natürlich auch ganz gut mit Dingen wie neuen Schuhen etc. 


Beste Wanderzeit


Für den Desert Trail kommt eigentlich nur das Frühjahr in Frage, da der Sommer zu heiß ist und der Winter wegen Schnee in den höheren Bergen ebenfalls ausscheidet. Auch im frühen Herbst ist es im Death Valley noch viel zu heiß.

Für den Zeitpunkt des Startes in Jacumba gibt es eine wesentliche Tatsache zu beachten: Das Death Valley muss unbedingt vor dem ersten Mai erreicht werden, da sonst die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es dort zu heiß ist. Wir sind am 26.3 in Deutschland losgeflogen, was für uns ganz gut gepasst hat. Eine Woche eher wäre wahrscheinlich noch besser gewesen! Startet man allerdings zu früh, ist es wahrscheinlich, dass man in den höheren Bergen von Nevada und den Steens Mountains in Oregon noch relativ viel Schnee hat. 


Benötige ich Permits?


Eine der besten Dinge auf dem Desert Trail ist, dass man in der Praxis keine Permits braucht. Theoretisch benötigt man im Joshua Tree Nationalpark und im Death Valley Nationalpark ein kostenloses Backcountry Permit…


Ausrüstung


Zur Navigation haben wir unsere Handys mit den apps Gaia und Mapout verwendet, außerdem hat uns der Kompass oft grob die Richtung gewiesen.  Obwohl man in der Wüste unterwegs ist, ist es oft erstaunlich kühl und windig. Daher ist eine warme Jacke unerlässlich. Da es oft ziemlich windig war und in Nevada es auch häufig Gewitter mit Regen gegeben hat, fanden wir es gut leichte Zelte dabei zu haben. Zwar kann man den Desert Trail auch nur mit Tarp machen, aber wir waren oft froh über unsere Zelte. Wir sind in Trailrunningschuhen gelaufen, die sich aber unter den Bedingungen der Wüste recht schnell verschleißen. Daher haben wir jeder zwei Paar benötigt. Zum Wassertransport haben wir 2,5 Liter Platyphus Beutel verwendet. Ein breitkrempiger Hut ist sehr wichtig gegen die Sonne. Dagegen haben wir keine Sonnenbrillen getragen. Eine Zip- Hose gewährt die nötige Flexibilität wenn es stachlig wird…

Wie immer sind wir mit Wanderstöcken gelaufen, deren Spitzen aber sehr schnell verschwunden waren, was uns aber nicht gestört hat. 

Eine leichte Bodenplane kann auch Schatten bei der Mittagspause spenden. 

Wir hatten keine aufblasbaren Matten dabei, da man die im Zweifelsfall ständig flicken muss…


Sollte ich den Desert Trail möglichst bald laufen?


Ja, wenn du ihn noch so einsam erleben möchtest, wie wir es durften. In Nevada gibt es einen regelrechten Rohstoffboom. Wir haben an vielen Stellen neue abgesteckte Claims gesehen, daher ist damit zu rechnen, dass immer mehr Minen erschlossen werden, Gold, Silber und vor allem auch Lithium…



Wo finde ich mehr Informationen?


Buck Nelson, aka Colter war der erste Mensch, der den Desert Trail 2012 am Stück gelaufen ist, und die Route sogar bis zur kanadischen Grenze verlängert hat. Dies ist seine Webseite. 

2018 ist Ryan Silva aka Dirtmonger, ein sehr erfahrener, amerikanischer Weitwanderer die Route gelaufen und hat darüber auf seinem Blog berichtet. 

Im Jahr darauf haben dann Heather „Steady“ Weatherman und Brian Tanzman „Buck 30“ die Route in zwei Abschnitten in Frühjahr und Herbst absolviert. Buck 30’s Postholer Seite ist die wohl beste Infoquelle zum DT. 


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