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17.12.2023

Auf dem Desert Trail durch die Wüsten der USA 16, Empire - Denio

 



11 Tage, 294 km, 5264 Höhenmeter

Die letzte Etappe des Desert Trail in Nevada führt uns durch die ausgedehnte Black Rock Desert und in die Sagebrush Landschaft des High Rock Canyons. Wir baden in heißen Quellen und erleben noch einmal die herzliche Gastfreundschaft der Amerikaner.


Als wir am nächsten Morgen zum Frühstück in Bruno’s Saloon gehen, steht davor ein dreibeiniges Gerüst an dem Angela, unsere Kellnerin von gestern mit Plastikschlaufen akrobatische Übungen vollzieht. Wir sind ganz fasziniert von dieser unerwarteten Darbietung und kommen mit ihr ins Gespräch. Angela lebt sein einem Jahr in einem ausgebauten Van und geht, wenn sie nicht im Saloon arbeiten muss, ihrer Leidenschaft für „Aerial Arts“ nach, wie diese faszinierende Akrobatik genannt wird. Da sie heute ihren freien Tag hat, bietet sie spontan an, uns die 9 Kilometer von Gerlach nach Empire zurückzufahren, wo wir unsere Wanderung fortsetzen wollen. 

Nach einem typisch amerikanischen Frühstück mit Rührei und Hash Browns laufen wir dann wieder den Empire Canyon hoch. Diesmal sehen wir auch den wassergefüllten Guzzler, an dem wir gestern vorbei gelaufen waren. Zweimal begegnen uns Klapperschlangen, bis wir schließlich querfeldein durch die Sagebrushhügel auf den Selenite Peak zulaufen. Hinter einem Pass traversieren wir am Hang entlang und sind froh, dass wir teilweise Pferdepfaden folgen können, da der Bewuchs recht dicht ist. Rechtzeitig vor einem kräftigen Schauer stellen wir auf einem Sattel eines unserer Zelte auf, können aber schon bald weiter laufen. Mittlerweile ist es sehr windig, so dass wir lange nach einem halbwegs geschützten Platz für die Nacht suchen. In einer Mulde zwischen Wacholdern werden wir schließlich fündig. 

Obwohl wir hier in einem Wildnisgebiet unterwegs sind, in dem jeglicher motorisierter Verkehr untersagt ist, folgen wir am nächsten Morgen lange Zeit  der Spur von Geländemotorrädern, die hier offensichtlich regelmäßig unterwegs sind. Zunächst laufen wir weiter durch die Hügel und folgen dann einem schmalen Grat mit viel auf und ab, der uns tolle Ausblicke in die Weite der Black Rock Desert gewährt, die wir als nächstes durchqueren wollen. Dort findet übrigens jedes Jahr Ende August das berühmte Burning Man Festival statt, was tausende von Fans in die Wüste lockt, wo dann eine temporäre Stadt, „Black Rock City“ errichtet wird. 

Nachdem wir vom Grat abgestiegen sind, laufen wir weglos auf die Bordello Hot Spring zu, die schon von weitem an hohen Pappeln zu erkennen ist. Der „interessante“ Name rührt übrigens daher, dass hier mal ein solches Etablissement betrieben worden sein soll, was aber von offizieller Seite bestritten wird…

Es gibt hier einige von Bäumen umgebene, nicht zu heiße Tümpel, die zu einem Bad einladen. Das die Temperatur des Wassers gut erträglich ist, zeigen auch kleine Fische und schwimmende Heuschrecken. Besonders schön ist auch, dass man hier nicht der prallen Sonne ausgesetzt ist, sondern den angenehmen Schatten der hohen Bäume genießen darf. Ein toller Platz, der von Leben wimmelt. Wir hören die dumpfen Rufe eines Ochsenfrosches und ich fotografiere drei verschiedene Libellenarten. Nach einer ausgedehnten Pause reissen wir uns schließlich los und folgen den Schienen einer Bahnlinie ein Stück weiter zur Trego Hot Spring, die eher enttäuschend ist. Dreckiges, zu heißes Wasser und kein Schatten. Hier beginnen wir dann die Überquerung der Black Rock Playa. 56 Kilometer weit müssen wir über die ausgedehnte Salzebene laufen. Das erfüllt uns mit einigem Respekt, da sich die Bodenbeschaffenheit je nach den Niederschlägen der letzten Zeit stark ändern kann. Außerdem ist man dort den Elementen komplett ausgesetzt. Wir wollen bei unserer Durchquerung weder ein Gewitter noch einen Sturm erleben, von denen wir ja in der letzten Zeit reichlich hatten…

Zunächst ist die Salzpfanne ziemlich nass, so das wir bei jedem Schritt leicht einsinken, bald aber gelangen wir auf rissigen Lehmboden ohne jeden Bewuchs, auf dem wir gut vorankommen. Zunächst laufen wir lediglich nach dem Handykompass, können dann aber den Black Rock Felsen als Ziel anpeilen, der dieser Wüste den Namen gegeben hat. 

Zunächst zeigen einige Fahrspuren, dass sich manchmal auch ein Auto auf die Ebene wagt, aber bald laufen wir durch eine völlig unberührt erscheinende Weite. Als Wind aufkommt, müssen wir immer mal wieder einer Staubwolke den Rücken zukehren, um zu vermeiden, dass uns Sand ins Auge fliegt. Mit dem Proviant für 11 Tage sind unsere Rucksäcke immer noch ziemlich schwer, so dass Hüften und Schultern ziemlich belastet werden und wir nach mindestens 34 Kilometern sehr froh sind, als wir unser Cowboylager mitten auf der Playa aufschlagen. Wir haben sehr viel Glück, das es jetzt wieder fast windstill ist. Als dann noch der Vollmond über der Black Rock Desert erscheint, können wir unser Glück kaum fassen. Wunderschöne Stimmungen!

Nach einer ruhigen Nacht ist es am Morgen ziemlich kühl, als wir noch vor Sonnenaufgang aufbrechen und unsere Wanderung über die Playa fortsetzen. Bald gelangen wir an den Quinn River, der sich hier auf 6 Arme verteilt. In dem schlammig, trüben Wasser können wir nicht erkennen, wie tief der Hauptarm ist, daher ziehen wir uns aus, als wir durch den Bach waten. Der entpuppt sich dann aber als lediglich knietief. Als wir weiterlaufen wechselt die Farbe des Untergrunds von hell zu braun, wir merken schnell, dass es hier sehr schlammig ist, und umgehen ein ehemaliges Seebett weiträumig. Bereits gegen 11 Uhr erreichen wir dann die Black Rock Hot Spring, die ein wichtiger Haltepunkt für die Planwagentrecks des 19. Jahrhunderts auf ihrem Weg nach Kalifornien war, wovon noch die Überreste eines der Wagen künden. Die Quelle mit klarem, türkisen Wasser ist uns zum Baden zu heiß, immerhin waschen wir aber Füße und Socken. Außerdem füllen wir uns je 3,5 Liter Wasser ab. Anschließend basteln wir aus Wanderstöcken und Bodenplane mal wieder einen provisorischen Sonnenschutz, da es inzwischen wieder sehr heiß ist. Auf dieser Etappe haben wir unsere Rationen stark gekürzt um nicht zu viel zu schleppen. Allerdings sind 500 Gramm Essen pro Tag für uns Wanderer einfach viel zu wenig, daher leiden wir ständig Hunger. Kein Wunder, wenn die Mittagsmahlzeit nur aus drei Müsliriegeln besteht…

Da kommen uns zwei Paare um die 60 ganz recht, die mit ihren Buggys die heiße Quelle besuchen. Wir unterhalten uns gut und freuen uns sehr, als wir einiges an Essen geschenkt bekommen, darunter auch Notrationen aus Armeebeständen. 

Als die netten Leute wieder weg sind, erscheinen zwei Geländewagen und wir kommen wieder ins Gespräch. Dabei stellt sich heraus, dass Evan Risucci ein 22-jähriger Filmer ist, der spontan fragt, ob er ein Video mit uns drehen darf. Wir finden, dass sich das Resultat durchaus sehen lassen kann!

Während des Interviews wird mir einmal kurz schwarz vor Augen, was Anke gleich bemerkt, da mir jede Farbe aus dem Gesicht gewichen ist. Etwas scheint nicht zu stimmen…

Nach Sage und Schreibe 4 Stunden Pause laufen wir auf einer Fahrspur am Rand der farbigen Berge weiter. Um uns herum erstrecken sich üppig grüne Salzwiesen. Das Wasser das hier teilweise steht, ist natürlich nicht trinkbar…

Schließlich erreichen wir die sehr heiße, dampfende Double Hot Spring. 

Die beiden Paare von heute Mittag sind auch schon da und winken uns zu sich heran, Wir setzen uns auf Stühlen neben die Buggys und unterhalten uns weiter.Unsere Gastgeber wohnen in Oregon, kommen aber bereits seit 17 Jahren immer um diese Zeit mit ihren Geländefahrzeugen hierher. Der eine der Männer war als Militärpolizist auch in Deutschland, der Andere war Holzfäller und hat jetzt eine Firma zur Waldbrandbekämpfung. Schnell stellt sich heraus, dass unsere neuen Freunde sehr konservativ sind, Waffen lieben und Trump verehren. Alles Dinge mit denen wir gar nichts anfangen können, dennoch ist es interessant, einmal Meinungen zu hören, die mit den eigenen Überzeugungen nichts zu tun haben. 

Obwohl noch eine angenehme Temperatur herrscht, ist mir kalt und ich habe offenbar leichtes Fieber. Daher bin ich erleichtert als unsere Gastgeber aufbrechen und wir unser Cowboylager in der Nähe aufschlagen. Etwas abseits gibt es ein Bassin, in dem das Wasser nicht mehr so heiß ist. Aber ich kann mich nicht mehr aufraffen, dort mit Anke unter dem Licht des Mondes zu baden. Sehr schade, aber offensichtlich bin ich jetzt krank…

Auch am nächsten Morgen bin ich noch sehr schwach, dennoch brechen wir wieder auf. Zunächst laufen wir noch durch die Salzwiesen, dann weglos durch eine erstaunlich dichte Buschlandschaft. Im feinen, hellen Staub sinken wir manchmal regelrecht ein. Ich quäle mich vorwärts und brauche sehr häufig eine Pause. Obwohl wir noch schwer bepackt sind, nimmt mir meine toughe Freundin schließlich meinen 2- Liter Wassersack und etwas Verpflegung ab. Um 10:45 bin ich dann aber endgültig fertig und wir beziehen ein Lager im Mudhouse Wash, wo Anke es schafft, mit unserer Bodenplane ein Schattendach zu konstruieren. Ich habe Fieber und schlafe gleich ein, um erst 4 Stunden später wieder aufzuwachen. Es hat keinen Zweck in meiner Verfassung weiter zu laufen, daher schlagen wir später unsere Zelte auf, und verbringen die Nacht hier. Wir haben heute nur 9 Kilometer zurückgelegt und wissen, dass wir in den nächsten Tagen Strecke machen müssen, wenn wir vermeiden wollen, dass uns der Proviant ausgeht. Immerhin hat die großzügige Essenspende unserer Freunde von gestern das Problem etwas entschärft…

In der Nacht schlafe ich lange und gut, daher geht es mir am Morgen besser und ich habe kein Fieber mehr. Wir folgen Mudflat Wash weiter, wo immer wieder Wasser steht, und es von Mücken wimmelt. Der Strauchbewuchs ist stellenweise dicht und hoch, es gibt aber auch grüne Wiesen. Vom Steilufer des Trockenbetts aus sehen wir einen Mustang, mit hellem Nacken und ansonsten bräunlicher Farbe auf einer üppigen Weidefläche stehen, der langsam auf uns zuzieht, als er uns bemerkt. Auch dieses Wildpferd weiß offenbar wenig mit Menschen anzufangen. Wir sehen einen riesigen Ochsenfrosch am Ufer und einmal ziehen wir sogar die Schuhe aus um ein Stück barfuß durchs Wasser zu laufen. Es gibt hier nirgendwo Fahrspuren, eine tolle Einsamkeit!

Gegen 10.30 gelangen wir an den Wheeler Dam, wo wir uns etwas braunes Wasser abfüllen, das wir mit unseren Tropfen auf Silberionenbasis entkeimen. Die eigentliche Route des Desert Trail macht hier einen weiten Schlenker in die Paiute Mountains. Da wir gestern kaum vorangekommen sind, beschließen wir diesen Abstecher auszulassen. Schade, dass ist das erste Mal, dass wir einen kurzen Abschnitt der Route nicht laufen. 

Wir folgen einer Piste und biegen dann auf eine unbefestigte Fahrspur ab, die uns in die High Rock Lake Wilderness führt. Wir passieren einen Guzzler mit kühlem Wasser. Während Anke dort Wasser für uns abfüllt, sitze ich auf einem Stein und warte. Währenddessen schlängelt sich plötzlich eine rot- schwarze Schlange auf mich zu, macht aber rasant kehrt, als sie mich bemerkt. Ein Stück weiter schlagen wir unser Lager auf. Während wir noch draußen sitzen, hören wir Steine den Berghang runter kullern, und sehen dann entfernt ein Rudel von 10 Desert Bighornschafen mit drei Lämmern. Es sind alles Weibchen, die viel kleinere Hörner als die Widder tragen. Natürlich haben die Schafe auch uns bemerkt, was sie aber offensichtlich nicht weiter stört, da sie ziemlich weit entfernt sind. 

Am nächsten Morgen verengt sich das Tal bald und verläuft als Boxcanyon zwischen hohen, dunklen Lavawänden. Das Vorankommen zwischen den vielen Felsbrocken ist mühsam und langsam. Das dazwischen hohe Büsche wachsen, macht die Sache auch nicht gerade einfach. Eine lange Schlange, die auf den ersten Blick einer Klapperschlange ähnelt, sehe ich erst, als ich schon fast an ihr vorbei bin. Dabei handelt es sich um eine Bullenschlange, die tatsächlich sogar Klapperschlangen jagt!

Anke, die hier viel leichtfüßiger ist, sagt zu mir im Spaß, das ich „schlendriane“. Auch wenn sie damit vielleicht nicht ganz unrecht hat, bin ich doch etwas verletzt. Schließlich gebe ich mir durchaus Mühe ein vernünftiges Tempo zu laufen. Wie schon einige Male auf dieser Wanderung laufen wir dann erst einmal getrennt voneinander weiter. So in meinem Tempo laufend, kann ich die Umgebung auch viel besser wahrnehmen. Ich beobachte einen hübschen, singenden Vogel mit blauem Kopf und einige Libellen. Schließlich liegt ein langer schwieriger Aufstieg durch das Felsenmeer vor mir. Man muss sich hier bei jedem Schritt konzentrieren und schafft vielleicht einen Kilometer pro Stunde!

Schließlich geht es weniger schwierig abwärts zum High Rock Lake, in dem etwas Wasser vorhanden ist. Das hat Vögel wie Uferschnepfen, Regenpfeifer und Stärlinge angelockt. Der größte Teil des Beckens ist allerdings eine flache, trockene Ebene, die von Knöterich und einem gelben Blumenteppich bewachsen ist. Hier treffe ich auch Anke wieder. Wir gelangen über eine Piste zum Eingang des High Rock Canyon, durch den eine der Siedlerrouten des 19. Jahrhunderts führte. Schon bald stoßen wir auf etwas fließendes Wasser. Daher ist das Tal sehr dicht bewachsen, und wir sind froh auf einem Fahrweg in den Canyon zu laufen. Bald sehen wir hoch aufragende, palisadenähnliche Wände. An einer kleinen Höhle entdecken wir eine Inschrift von 1852!

Der Fahrweg ist stellenweise eine einzige Pfütze und es wimmelt von Mücken. Hohe Weiden zeigen an, dass der Canyon wohl immer ziemlich feucht ist. Schließlich öffnet sich die Schlucht und der dunkle Himmel lässt nichts Gutes erahnen. Tatsächlich schaffen wir es dann aber rechtzeitig eine flache Stelle zu finden und unsere Zelte aufzubauen, bevor um 17:30 das Gewitter losbricht und zwei Stunden lang tobt. 

Am Morgen ist es ziemlich kühl und im Canyon wabert noch der Nebel. Eine in dieser trockenen Landschaft sehr unwirkliche Stimmung!

Stellenweise steht der Weg auf ganzer Länge unter Wasser. Zweimal ziehen wir die Schuhe zum Durchwaten aus, dann wird uns klar, dass wir noch öfter durchs Wasser müssen und lassen unsere Schuhe dabei an. Einige Male sehen wir Hühnervögel vor uns über den Weg laufen und ein amselgroßer Stärling hat Insekten im Schnabel, mit denen er bestimmt seine Jungen füttert. Gegen Mittag kommt die Sonne etwas raus und wir können unsere Zelte trocken. Allerdings sieht es jetzt schon wieder stark nach Gewitter aus. Der Himmel ist dunkel und ringsumher donnert es. Es wäre schön, noch die Hütte Steven’s Cabin zu erreichen, in der man umsonst übernachten kann. Aber ich fürchte, dass Unwetter kommt schneller. Nichts desto Trotz nehmen wir die Beine in die Hand. Tatsächlich regnet es dann aber doch nicht, obwohl es den ganzen Nachmittag danach aussieht. Also wollen wir es uns ab 14 Uhr dort gemütlich machen. Mit zwei Schlafräumen, Ofen, Herd und Dusche ist die Hütte eigentlich sehr gut ausgestattet. Leider funktioniert nichts davon und der Betonboden ist auch nicht gerade einladend. Aber was soll’s, geschützt sind wir hier alle Mal! Außerdem haben Vorgänger zu unserer Freude etwas Essen zurückgelassen, also lassen wir uns Mais und Bohnen schmecken.

Am nächsten Morgen ist es noch sehr feucht, als wir unsere Rucksäcke zurücklassen und in den Upper High Rock Canyon gehen, wo es einen markierten Wanderweg gibt, der auf knapp zwei Kilometer Länge gerade erst freigeschnitten wurde und daher gut zu begehen ist. Es wächst hier stellenweise ein richtiger Wald aus relativ dünnen Aspen. Dazwischen stehen allerhand Sträucher und der Unterwuchs ist ziemlich dicht. Eine eigene Welt in der sonst relativ gleichförmigen, von Sagebrush geprägten Hochwüste.

Schließlich setzen wir unsere Wanderung fort. Nachdem wir der Fahrspur von gestern etwa 7 Kilometer zurück gefolgt sind, führt uns eine Fahrspur in den Cottonwood Canyon, wo es an vielen Stellen stehendes oder fließendes Wasser gibt. Die riesigen Kaulquappen dort stammen bestimmt von Ochsenfröschen. Diese Amphibien kommen ursprünglich im Osten Nordamerikas vor, und wurden vom Menschen in den Westen gebracht, wo sie andere Arten verdrängen. Bald laufen wir meist weglos im Tal weiter, wobei wir stellenweise Kuhpfaden folgen können. Allerdings sehen wir nur sehr selten einige der Wiederkäuer, die hier frei weidend die einsame Landschaft durchstreifen. Am Eingang der Wildcat Gorge schlagen wir dann rechtzeitig unser Abendlager auf, bevor es mal wieder regnet…

Am nächsten Morgen wandern wir durch die Schlucht mit ihren zerklüfteten beige-braunen Felsen mit vielen Höhlen über denen zwei Falken kreisen. Anschließend folgen wir lange Zeit den Fahrspuren durch die weite Sagebrush Landschaft der Hochwüste. Es herrscht heute ziemlich trübes Wetter und immer mal wieder nieselt es. Wir sehen einige Kühe und übersteigen schließlich den Stacheldraht, der das Sheldon National Wildlife Refuge umgibt. Dieses riesige Gebiet wurde in erster Linie zum Schutz der Gabelböcke ausgewiesen. Der Zaun dient dazu, die Kühe aus dem Gebiet zu halten und wie wir später erfahren, wurde auch versucht die Mustangs aus dem Gebiet zu entfernen. Als es stärker regnet, stellen wir ein Zelt auf, und laufen dann gegen Mittag weiter. An der Bateman Spring finden wir sauberes, kühles Wasser. In der Nähe treffen wir zwei Motorradfahrer, die die abgelegenen Pisten hier mit ihren Geländemaschinen erkunden, aber auch wandern. Eine nette Unterhaltung in dieser so einsamen Landschaft!

Etwas später wandern wir dann aber auch eine längere Strecke weglos durch die Landschaft mit ihren rollenden Hügeln und weiten Plateaus. Neben dem Sagebrush sehen wir hier auch häufiger die rötlichen Stämme des Mountain Mahagony  mit seinen schirmförmigen Kronen. Vor einem weiteren stärkeren Regen schützen wir uns wieder im Zelt und erreichen schließlich ein Tal, durch das sogar ein Bächlein fließt. Später unternehmen wir dann noch einen kleinen Abendspaziergang auf einen felsigen Hügel, der uns einen schönen Überblick gewährt. 

Nachts regnet es dann ein wenig, aber gegen Morgen klart es auf, so dass unsere Zelte dick vom Frost überzogen sind. Es ist so kalt, dass wir froh über Mütze und Handschuhe sind, obwohl es ein schöner Tag zu werden scheint. Als die Sonne den Morgennebel verdrängt, erleben wir wunderschöne Stimmungen. Wir steigen auf eine Stufe, die uns eine gute Aussicht zum noch ziemlich verschneitem Pine Massiv bietet und gelangen auf einer Fahrspur zum Alkali Lake, dessen Wasser nicht trinkbar ist. Anschließend geht es hoch zu einer weiten Hochebene, die an den Seiten mit dunklen Vulkanfelsen abfällt. Es ist wunderbar grün hier oben und stellenweise blühen viele gelbe Blumen. Mittags sind wir oberhalb einer Schlucht und Anke entdeckt viele Ritzzeichnungen (Petroglyphen), die von den Indianern dieser Gegend einst hinterlassen wurden, aber größtenteils ziemlich undeutlich sind. Der Canyon ist ziemlich dicht bewachsen und wir hören junge Kolkraben aus der Felswand rufen. Teilweise ist der Bewuchs hier ziemlich stachlig, aber wir finden fast immer einen freien Durchgang, um die dichtesten Passagen zu bewältigen. Schließlich gelangen wir zur East Rock Spring, einem tiefen, klaren Wasserloch, umgeben von einem kleinen Aspenwald. Auch im Tal, durch das wir hinter der Quelle auf einem Fahrweg laufen, gibt es stellenweise Wasser. Kein Wunder bei dem schon seit Wochen anhaltendem, fast täglichen Regen in der eigentlich trockenen Hochwüste. Gegen 15 Uhr entlädt sich mal wieder ein Gewitter über uns, so dass wir uns ins Zelt zurückziehen. Obwohl wir heute zum Teil auf Fahrspuren gelaufen sind, haben wir keinen anderen Menschen gesehen. 

Am nächsten Morgen folgen wir dem Weg weiter und gelangen schließlich in eine Gegend wo es einige Camps mit etlichen Wohnwagen gibt. Am Bonanza Camp verrät uns ein Schild, dass es sich dabei um Opalsucher handelt. Wenn man hier etwas bezahlt, darf man auch selber nach den Halbedelsteinen graben…

Gegen Mittag gelangen wir an den Virgin Valley Campground, den man kostenlos benutzen darf! Pappeln spenden Schatten, es gibt einen Bücherschrank, Picknicktische, einen warmen Pool und sogar ein Gebäude mit Warmwasserduschen, die aus der heißen Quelle gespeist werden. Natürlich nutzen wir die Gelegenheit um mal wieder richtig sauber zu werden. Als wir schließlich weiter gehen, sieht es stark nach Gewitter aus. Zweimal bauen wir unser Zelt auf, aber jedes Mal tröpfelt es nur ein wenig. Schließlich unternehmen wir einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt über der 1000 Creek Gorge. Fast senkrechte Felswände bilden hier die Seiten eines langgestreckten, schmalen Canyons. Nachdem wir den Ausblick eine Zeit lang genossen haben, laufen wir die 1,5 km zurück zur Piste, auf der der Desert Trail verläuft und schlagen ein Stück weiter unser Lager auf. 

Am nächsten Morgen gelangen wir bald zu der asphaltierten Straße 241, der wir ein Stück weit folgen und dann auf einer Fahrspur zur Bugs Hot Springs gelangen. Das Wasser in der Quelle dampft und ist viel zu heiß zum Baden. Aber der Bach, der hier entspringt, ist ein Stück weiter schon etwas kühler, so dass wir ein nettes Plätzchen zum Baden entdecken. Man kann hierher auch mit dem Auto gelangen. Daher treffen wir hier auch den 47-jährigen ehemaligen Immobilienmakler Richard, der jetzt als Comedian herumtourt und sich dem einfachen Leben verschrieben hat. Sein alter Job, in dem er viel Geld verdienen konnte, hat ihn einfach nicht glücklich gemacht. 

Schließlich reißen wir uns von der heißen Quelle los und laufen auf einer Piste weiter, die uns wieder in die Berge führt. Uns begegnen zwei  Burros, dann verkriechen wir uns mal wieder vorm Regen im Zelt. Anschließend ist der Weg so aufgeweicht, dass der Matsch in dicken Flatschen an den Schuhen haftet. Später verlassen wir die Fahrspur und wandern im Hang hoch zu einem 1950 Meter hohen Berg. Wahnsinn, wie grün die Landschaft nach all dem Regen ist!

Hier sind wir bereits in Oregon!

Nachdem wir ein Stück weit abgestiegen sind, schlagen wir schließlich unser letztes Lager auf dem Desert Trail auf und genießen noch einmal den Frieden und die Weite die wir in den letzten Monaten so sehr geliebt haben. Der Desert Trail setzt sich in Oregon noch fort, aber da mein Esta langsam abläuft und wir noch nach Kanada trampen müssen, haben wir beschlossen unsere Wanderung hier zu beenden. Das ist insofern auch sinnvoll, da der nächste Abschnitt ein Stück weit auf dem Oregon Desert Trail verläuft, den wir eines Tages sicher komplett laufen werden!

Am nächsten Morgen spüre ich etwas unter meinem linken Arm und stelle fest, dass sich eine riesige Zecke dort festgebissen hat! Anke gelingt es dann, das Tier, dass auch in Amerika Krankheiten übertragen kann, problemlos zu entfernten. Wir beobachten Wachteln und Steinhühner, werden allerdings auch von Mücken geplagt. Schließlich steigen auf einen Berg und folgen dann einem Grat weglos hinab bis nach Denio, was wir bereits um 9:30 erreichen. Dieser Ort in Nevada, unmittelbar an der Grenze zu Oregon, ist sehr ruhig und es gibt fast keinen Durchgangsverkehr. Wahrscheinlich wird es nicht ganz einfach von hier fort zu kommen. Doch zunächst gehen wir zur Post, wo ein Paket auf mich wartet. Andrew, ein alter Freund von Anke hat mir ein sehr leichtes Zelt geschickt, ein sehr willkommener Ersatz für mein altes, was nicht mehr dicht ist. Es gibt in Denio keine Einkaufsmöglichkeit, aber eine Bücherei, in dem die freundliche Angestellte uns das Wifi nutzen lässt. Natürlich regnet es mal wieder…

Schließlich halten wir dann aber doch unsere Daumen an der Straße raus, wo gegen 15 Uhr der humorvolle, 74-jährige John hält und uns mitnimmt. Wir  merken gleich, dass dieser hochgewachsene Mann, der mich ein wenig an einen Cowboy erinnert, viel Interessantes zu erzählen hat. So war er bei einer Spezialeinheit im Vietnamkrieg, ist heute aber überzeugter Pazifist. Viele Jahre lang hatte er eine 1200-köpfige Schafherde in den Bergen Montanas, lebt aber schon seit 30 Jahren mit seiner Frau Laurie in der Nähe von Burns. Bei der Tankstelle in Fields möchte John einen 6-Pack Bier für die Fahrt kaufen. Tatsächlich will der Typ in dem Laden dann John’s Ausweis sehen um das Jugendschutzgesetz einzuhalten. Da John das ablehnt, und ich meinen Pass in der Tasche habe, kaufe ich dann das Bier. Dennoch müssen sowohl Anke als auch John sich noch ausweisen, da sie ja mit dabei sind. Lächerlich! Ich fürchte schon, John wird gleich explodieren. Aber obwohl ihn das Getue sichtlich nervt, bleibt er cool und wir fahren schließlich weiter. Während wir dann gemächlich mit einem Bier in der Hand durch die Landschaft cruisen, gibt uns John zahlreiche Erläuterungen zu der Gegend um den Steens Mountain. Wir essen etwas zusammen bei einem RV-Park, dann lädt John uns überraschend zu sich ein, was wir gerne annehmen. Im Sonnenuntergang treffen wir dann auf dem weitläufigen Gelände ein, wo unser Gastgeber mit seiner Frau und zahlreichen Tieren lebt. Wir dürfen in einem Wohnwagen übernachten und unterhalten uns später noch lange mit den Beiden. Laurie, ein Ex- Hippie ist ebenfalls eine sehr interessante Gesprächspartnerin. 

Am Morgen fährt uns John dann zur Straße zurück, wo wir unsere lange Tramptour nach Kanada starten. Allerdings ist das noch kein endgültiger Abschied von John, denn als wir zwei Tage später wieder irgendwo den Daumen raushalten und viele Stunden lang niemand angehalten hat, taucht er wieder auf, und nimmt uns sehr weit mit, da er sich einen gebrauchten Radlader anschauen möchte!


In Bruno's Saloon


Angela performt "Aerial Arts"


Selenite Range



Abstieg zur Black Rock Desert


Die "Bordello Hot Spring" ist ein kleines Paradies


Libelle


56 Kilometer weit durch die Black Rock Desert

Wind!


Lager in der Weite der Ebene


Eine perfekt ruhige Nacht


Sonnenaufgang




Quinn River





Wir halten auf den Black Rock zu


Black Rock Hot Spring




Salzwiesen


Gastfreundliche Amerikaner

Krank!


Begegnung mit einem Mustang




Ein Rudel Desert Bighornschafe


Schwieriges Terrain im Box Canyon


Der vulkanische Canyon ist dicht bewachsen


Libelle


High Rock Lake


Die Ebene um den See ist voller gelber Blumen


In den High Rock Canyon


Palisadenartige Canyonwände


Der Morgennebel hängt noch in der Schlucht


High Rock Canyon


Schwertlilie


Wasserreiches Tal


Auf Fahrspuren unterwegs


Stärling


Upper High Rock Canyon


Cottonwood Canyon


Kaulquappen von Ochsenfröschen


Fast jeden Tag gewittert es 



Wildcat Gorge


Blütenpracht


Nach einer frostigen Nacht


Die Sonne verdrängt den Nebel


Morgen über der Schlucht


Weite Hochebene


East Rock Spring




Opalsuchercamps


1000 Creek Gorge


Eine tolle Schlucht





Vor Sonnenaufgang


Bugs Hot Spring


Burros


Oregon!

Liebliches Grün in der Wüste


Wachtel


Mückenplage!


In Denio endet unsere Wanderung auf dem Desert Trail


John ist ein cooler, alter Cowboy!



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