Translate

23.11.2025

Durch Boliviens Cordillera Real 2

 


                8 Tage, 160 Kilometer, 8051 Höhenmeter Aufstieg

Zusammenfassung


Auf dem zweiten Abschnitt unserer 17-tägigen Cordillera Real Traverse über 324 Kilometer, überschreiten wir einige über 5000 Meter hohe Pässe und bewegen uns tagelang über 4500 Meter Höhe. Allerdings ist dies keine unberührte Bergwildnis, immer wieder folgen wir streckenweise unbefestigten Straßen und erleben wie in diesen großen Höhen Menschen leben. Das Wetter ist nach wie vor ziemlich schlecht mit Regen und Nebel. Ein Wintereinbruch verwandelt die Landschaft in ein Schneeparadies. Zwar passieren wir auch touristisch bekannte Ziele wie den Berg Huayna Potosi und den Condoriri Pass, bewegen uns aber ansonsten abseits von bekannten Routen. Schließlich beenden wir unsere Wanderung in Sorata. Zwar hat uns die Cordillera Real gefallen, aber unsere Touren in Argentinien und später in Peru empfinden wir als deutlich besser. 


Neustart von La Cumbre


Nach dem Regen ist es aufgeklart


Aufstieg zu einem Pass auf ca. 5000 m Höhe


Lager auf 4875 m Höhe


Nach einer kalten Nacht


Huayna Potosi (6088 m)



Teilweise ist der Schnee schon getaut





Imila Apachita Pass auf 5150 m Höhe




Andengänse



Lamas



Lager oberhalb der Laguna Tuni


Auf 4600 m Höhe hat es leicht gefroren


Über einen felsigen Pass in ein flaches Tal


In der weiten Talmulde gibt es kein Vieh


Erstaunliches Eisgebilde



Sanfter Aufstieg zum Condoriri Pass (5006 m)


Der Abstieg beginnt sanft


Oberhalb der Laguna Chiar Khota





Laguna Chiar Khota


Erstaunlicherweise leben in dieser großen Höhe Eidechsen

Laguna Chiar Khota

Von der Laguna steigen wir wieder auf


Zum Chakoti Pass (5152 m)


Oberhalb der Laguna Juri Khota


Sehr steiler, schwieriger Abstieg


Laguna Juri Khota

Wir folgen dem Ufer des großen Stausees


Blick zurück zur Laguna Juri Khota


Lager unterhalb des Jury Khota Passes


In der Nacht hat es viel geschneit


Winterlicher Morgen










Abstieg in das Tal des Rio Palcoco auf nur 4300 m Höhe


Hier wachsen Kakteen


Am Rio Palcoco


Der 13-jährige Marcial hütet 120 Schafe


Wir treffen den ehemaligen Polizisten Señor Vargas

Oberhalb des Wura Quta


Der Stausee Khota Thiya liegt unter uns


Der Fahrweg führt an diesem See vorbei


Pass auf 4900 m Höhe



Hier verlassen wir den Fahrweg



Die Mauern sollen Vieh in den Tälern halten


Wohl verlassenes Haus


Wir überqueren einen Pass auf 4750 m Höhe


In der Nähe ragen Eisriesen auf


Abstieg in das Bachtal


Bewässerungskanal


In Bolivien leben noch relativ viele Menschen abseits von Straßen


Rote Lilien


Die Sturzbachenten leben an schnell fließenden Gewässern


Wir müssen über große Felsbrocken klettern


Geschütztes Lager auf nur 4000 m Höhe


Am Morgen laufen wir talaufwärts





Pause an einem wunderschönen See


Pass auf 4920 m

Wawawarani (5398 m)


Wegloser Abstieg


Blockhalden und sumpfige Abschnitte



Ein eindrucksvoller Wasserfall stürzt über steile, dunkle Klippen


Cooco


Steiler Aufstieg


Chokahuasi Pass (4479 m)


Bachtal mit hohem Gras


Alte Steinmauern


Ein schönes Tal


Wir sehen etliche Lamas


Paso illampu (4740 m)

Abstieg nach Lackathya


Die Route wird noch einmal schwierig


Wir folgen dem Pfad im Steilhang


Schlange am Pfad


Abstieg nach Sorata

Heute verbringen wir einen entspannten Tag in La Paz, bevor es morgen wieder losgeht. Wir essen viel an den uns schon bekannten Orten, kaufen ein und pflegen unsere sozialen Kontakte. Diesmal klappt in dem Nussladen das Abwiegen nicht, wir erhalten viel zu wenig und kaufen woanders noch mal nach.

Am nächsten Morgen versuchen wir nach dem zweiten Frühstück, wie üblich im Café nebenan, einen Uber zu bestellen, aber kein Fahrer nimmt unsere Fahrt an. Dann sprechen wir einen Fahrer auf der Straße an, der zuvor schon gefragt hatte, ob wir seine Dienste benötigen. Er fährt kein offizielles Taxi und ist bereit uns für etwa 13 Euro = 100 Bolivianos, zurück nach La Cumbre zu fahren. Allerdings sind hinter dem Terminal Minasa überall Blockaden, meist von Minibussen. Offenbar wird gegen zu hohe Benzinpreise und die schlechte Verfügbarkeit von Kraftstoff protestiert. Unser Fahrer versucht eine andere Route zu finden, aber überall sind weitere Blockaden. Ein großer Umweg wäre utopisch teuer ohne Aussicht auf Erfolg. Schließlich schlägt er vor uns zu einer Blockade zu fahren und unser Glück dann zu Fuß weiter zu verfolgen. An einer der Barrieren fragt er, ob danach Transportmöglichkeiten vorhanden seien, was bejaht wird. Die Blockierer wirken nicht aggressiv, aber der Fahrer sagt, wir sollten kein Geld rausholen. Also gehen wir zu Fuß weiter und begegnen bald anderen Touristen, die erzählen, dass es in der Nähe zwar eine weitere Blockade gibt, danach der Weg aber frei sei. Unser Fahrer taucht auf und wir können ihn noch für seine Mühen entlohnen. Hinter der nächsten Barriere finden wir rasch ein Taxi, dass uns dann nach La Cumbre bringt, wo wir gegen 11 Uhr ankommen, mehr als eine Stunde später als erwartet. Der Taxifahrer fordert dann mehr als den ausgemachten Lohn, aber wir belassen es dabei. Es ist kühl und neblig, als wir losgehen, zunächst auf dem Weg den wir schon kennen, der hier der Bikepackingroute Mama Coca entspricht. Die Gegend mit ihrem dunklen Schiefergruß erinnert ein wenig an eine Abraumhalde und ist zwar 4650 Meter hoch, aber recht flach. Wir passieren kleinere Seen mit großen schwarz-weißen Möwen und kürzen schließlich ein Stück bergab weglos ab, zumal die Route über einen angeblich ausgetrockneten See führt, der zur Zeit aber voller Wasser ist. Es nieselt und hagelt dann. Als daraus schließlich recht starker Regen wird, schlagen wir um 13 Uhr unser Zelt an einem Bach auf. Zeitweise hagelt es ziemlich kräftig und es donnert. Wir sind froh, dass wir im Zelt sind, obwohl es ziemlich kalt ist. Erst nach knapp drei Stunden zieht es wieder auf und wir laufen weiter. Kurz gelangen wir noch auf einen kaum sichtbaren Weg, der der Bikepackingroute entspricht, dann steigen wir weglos nicht zu steil zu einem Pass auf knapp 5000 Meter Höhe auf. Mittlerweile ist es richtig schön und wir können den Ausblick zurück zu schneebedeckten Bergen genießen. Der Abstieg ist ebenfalls nicht steil und wir schlagen kurz vor 18:00 auf 4875 Meter unser Zelt auf einem grasigen Absatz auf. Es dauert dann nicht mehr lange und wir sehen die Sonne hinter den Bergen untergehen. Obwohl der Auftakt heute schwierig war, hat sich der Nachmittag dann noch als richtig schön entpuppt.

Die Nacht ist zunächst klar und kalt, später schneit es dann intensiv, woraufhin es später wieder wolkenlos wird.

Dies ist die kälteste Nacht bisher auf dieser Reise, daher schlafe ich in der Daunenjacke. Am Morgen ist das Zelt von innen steif gefroren. Wir laufen weglos talab und kürzen dann über die Hügel ab zur Laguna Pata Khota, einem Stausee über dessen Damm wir laufen. Der mächtige 6000’er Huayna Potosi ist heute morgen wolkenfrei und kann so gut von uns bestaunt werden. Anschließend folgen wir einem unscheinbaren Pfad im Hang, über den auch die Bikepackingroute verläuft. Wir kürzen wieder weglos ab und sehen einige Vizcachas zwischen den Felsen. Dann folgen wir ein kurzes Stück einem Fahrweg und laufen schließlich im Hang aufwärts zu einem Pass auf 5150 Meter. Höhe Eigentlich wollten wir weiter zum nächsten Pass, der zwar lediglich 5000 Meter hoch ist, aber ziemlich steil aussieht. Daher beschließen wir ins Tal von Caca- aca abzusteigen. Auch Mittags ist es noch so kalt, dass wir Daunenjacken tragen, immerhin zeigt sich die Sonne etwas und wir können unsere Sachen trocknen. Zwei Seen unter dem Imila Apachita leuchten schön grün und beherbergen zahlreiche Wasservögel darunter weiße Gänse und Blesshühner. Schließlich folgen wir dem breiten Tal eine Zeit lang. Selbst hier auf 4700 Meter Höhe gibt es einige, offenbar noch bewohnte Häuser und wir sehen wenige Leute. Schließlich folgen wir teilweise einem Pfad, teilweise auch weglos an einigen Seen vorbei. Es gibt hier  Bewässerungskanäle und viele Lamas, sowie einige Schafe. Hier ist die Landschaft eher grün und sanft, ein ziemlicher Kontrast zu den dunklen, schroffen Bergen auf der anderen Seite. Entfernt sehen wir drei Wanderer. Es gibt auch hier erstaunlich viele Wege und verstreute Häuser. Obwohl die Landschaft schön ist, für mich zu viel „Zivilisation“. Von der Laguna Sura Khota steigen wir nicht zu steil auf zu einem niedrigen Pass und folgen dann einem teilweise kaum erkennbaren Pfad im Schotterhang weiter. Nach etwa 22 Kilometern schlagen wir schließlich unser Lager auf einem Absatz oberhalb der Laguna Tuni auf etwa 4600 Meter Höhe auf. Wir sind heute nie unter 4500 Meter gekommen. Ab etwa 15 Uhr ist das Wetter schön geworden, und ich sitze in der Daunenjacke noch etwas draußen, bevor ich zu Anke ins Zelt gehe. Die Nacht wird klar, aber weniger kalt als gestern, wenn auch unser Zelt am Morgen gefroren ist. Wir laufen weiter am Hang entlang und traversieren durch schwarze Felsbänke. An einer Stelle kommen wir nicht weiter und steigen ein Stück ab. Hinter einer Schwelle kommen wir dann in eine weite Talmulde ohne Vieh. 

In dem vorherigen Tal verläuft eine Straße, die nicht in unseren digitalen Karten eingezeichnet ist. Schließlich steigen wir nicht zu steil aufwärts zum Paso Condoriri auf 5006 Meter. Von dem in unserer Karte eingezeichneten Weg ist kaum etwas zu erkennen. Die Aussicht hinab zur Laguna Chiar Khota und den umliegenden, steil aufragenden, dunklen Bergen ist fantastisch! Die Abstiegsroute ist zunächst ziemlich flach. Auf 4700 Meter Höhe sehen wir eine große Eidechse, die trotz der Kälte recht beweglich ist. Hier treffen wir ein sympathisches Paar aus Freiburg, dass sechs Monate durch Südamerika reist und hier eine Drei- Tagestour unternimmt. Der weitere Abstieg zu der Laguna ist steil und felsig, aber Steinmännchen markieren die Route recht gut. Unterwegs begegnen uns viele Lamas. An der Laguna Chiar Khota passieren wir die nicht sehr einladend wirkenden Gebäude des Rifugio, in dem die Deutschen übernachtet haben. Von hier führt ein ausgetretener Pfad steil nach oben. Auf einem Absatz legen wir unsere Mittagspause ein und prompt setzt sich ein vermutlich bolivianisches Paar in unsere unmittelbare Nähe und starrt auf ihre Handys. Eine größere, englisch sprechende Gruppe holen wir dann noch fast vor dem Paso Chakoti auf 5152 Meter Höhe ein. Das Wetter hat sich jetzt verschlechtert und bald hagelt es intensiv, so dass sich eine weiße Schicht bildet. Wir folgen einigen Steinmännchen zu einer steil abfallenden Felswand. Der Abstieg dort scheint uns bei

der Nässe jetzt zu gefährlich, daher umgehen wir die Wand und steigen in extrem steilen Schotter und Geröll am Rand der Felsen ab. Etwas haarig, aber gut machbar. Schließlich überqueren wir einen Bach und gelangen auf einen ausgetretenen Pfad im Hang, der dann komplett an der Westseite der Laguna Juri Khota entlang führt. Mittlerweile scheint die Sonne auch wieder, aber es weht ein scharfer Wind. Vor uns läuft eine große Gruppe und ein freundlicher Mann erzählt uns, dass außer ihm noch zwei Guides die jungen Leute begleiten, die das Wochenende in den Bergen verbringen und heute bis zum mächtigen Condoriri Gletscher gelaufen sind. Die meisten sind aus Bolivien, es sind aber auch Leute aus Peru dabei. Nach und nach überholen wir die meisten Mitglieder der Gruppe, die sich teilweise mit einer Box beschallen. Am Südende des Sees steht ein Refugio und ein Fahrweg führt talabwärts, der auch nicht in unseren Kartenapps eingetragen ist. Schon bald verlassen wir den Weg und steigen ein Stück steil aufwärts bis wir auf einen Pfad gelangen, der in ein Tal führt. Wieder steigen wir aus dem Tal und können dann einem Pfad folgen, der flach ansteigend im Hang zum Jury Khota Pass auf knapp 4900 Meter führt. Der Abstieg durch grasiges Gelände ist recht flach. Entfernt sehen wir eine Frau in der typischen Cholita Tracht. Weit voraus erstreckt sich der riesige Titicaca See. Schließlich schlagen wir auf einem Absatz unser Lager auf. Glücklicherweise lässt der Wind bald nach. Im Tal unter uns verläuft ein Fahrweg, der ebenfalls nicht in den Karten eingezeichnet ist. Wir bemerken zwar, dass es in der Nacht schneit, sind dann aber überrascht, als wir morgens mit einer mehrere Zentimeter dicken, geschlossenen Schneedecke aufwachen. Eine fantastische Winterlandschaft! Wir steigen ab ins Tal, wo die sumpfigen Stellen zwischen den dicken Grasbüscheln jetzt teilweise unter dem Schnee verborgen sind. Kein Wunder, dass ich mir einen nassen Fuß hole…

Wir hatten vor dem Aufbruch unserer Füße in Plastiktüten eingepackt, was aber nicht viel bringt, da die durch die Bewegung der Füße bald zerreißen. Wir überqueren den Fahrweg und steigen bald wieder auf einem schmalen Pfad steil auf. Kleine Schneebrocken purzeln herab und wir möchten hier nicht ins Rutschen kommen…

Wir umgehen eine Felspartie, dann können wir ohne Probleme zu einem Pass auf etwa 4800 Meter aufsteigen. Es ist windstill und nicht zu kalt. Während um uns herum alles verschneit ist, fiel in der entfernten Ebene offenbar kein Schnee. Lamas in der weißen Pracht sind ein interessanter Anblick. Wir steigen in ein Tal ab und traversieren im Hang, bis wir ziemlich steil in das Tal des Rio Palcoco auf lediglich etwa 4300 Meter absteigen. Es wachsen hier kleine Kakteen, wir sehen zwei Frauen, von. Denen die eine etwas auf einem Felsen sitzend spinnt. Es gibt hier einige Häuser, sowohl traditionell mit Grasdach, als auch modern mit Ziegeln und meist blauem Wellblechdach. Das breite Tal wird auf beiden Seiten von einem Fahrweg gesäumt und es gibt dort viele Lamas und Schafe. An der Uferböschung des Bachs rutschte ich aus, lande im Schlamm und verbiege bei dem Sturz den einen meiner Wanderstöcke, den wir später wieder halbwegs richten können. Wir durchwaten den Bach barfuß und machen Mittagspause auf einer Kiesbank. Jetzt ist es angenehm warm in der Sonne und wir können unsere Sachen trocknen. Der Schnee war schon gegen 10 Uhr komplett getaut. Als wir die weite Flussebene durchqueren, treffen wir den 13-jährigen Marcial, der eine 120-köpfige Schafherde hütet und nicht zur Schule geht. Der Ausstieg aus dem Tal einen Grashang empor ist zunächst ziemlich steil. Ein älterer Mann kommt auf uns zu und unterhält sich eine Weile mit uns. Señor Vargas ist sehr an unserer Wanderung interessiert und erzählt, dass er als Polizist in La Paz auch die deutsche Botschaft bewacht hat. Bei etwa 4700 Meter Höhe flacht das Terrain ab und wir wandern über eine weite Hochebene mit dem Titicacasee weit voraus. Wir gelangen auf einen Pfad, der durch den Hang oberhalb des Stausees Wuara Quta führt. Er führt zum Stausee Khota Thiya hinab, wo Bagger und LKW arbeiten. Wir folgen dann einer Piste bergauf, malerisch über dem türkisen See. Schließlich schlagen wir nach 20 Kilometern auf 4700 Meter Höhe unser Lager abseits des Fahrwegs auf, wo uns nur zwei Geländewagen überholt hatten.

Die Vollmondnacht wird klar und frostig, aber da ein Wind weht, ist unser Zelt am Morgen trocken. Wir folgen dem Fahrweg weiter in ein Tal mit dem türkisen Janq u Quta See. Von allen Seiten glitzern Gletscher. Lediglich einmal sehen wir im grünen Tal ein wohl noch bewohntes Gehöft, ansonsten Ruinen. Wir überqueren einen etwa 4900 Meter hohen Pass und steigen tief ins nächste Tal bis auf etwa 4350 Meter ab. Wir überqueren den Bach auf einer Steinbrücke und machen dann Mittagspause in der Sonne. In der Nähe gibt es ein wohl noch bewohntes Haus. Während wir vier Stunden auf dem Fahrweg gelaufen sind, ist uns kein Auto begegnet, aber jetzt fahren zwei Wagen vorbei. Wir steigen zunächst ziemlich steil im Bachbett eines Nebentales auf. Bald flacht das Terrain ab und wir folgen einem Pfad in dieses wunderschöne Tal ohne Vieh, aber mit einem offenbar aufgegeben Anwesen. Weit oben ragen auch hier Schneeberge auf. Schließlich erreichen wir einen Pass auf etwa 4750 Meter. Auf der anderen Seite ist das Terrain zunächst flach und wir sehen Vizcachas zwischen Felsen. Als der Hang steil abfällt, traversieren wir lange auf einem Pfad im Hang, stetig an Höhe verlierend. Unter uns mäandert ein türkiser Bach durch das breite Tal. Schließlich gelangen wir nach unten, wo es auf nur noch 4200 Meter Höhe erste Felder und einige Anwesen gibt. Bei einem Haus grüßen wir eine alte Frau und einen jungen Mann. Wir überqueren den Bach über eine Steinbrücke. Das Tal fällt in Stufen ab. In einem steilen Katarakt voller Felsbrocken sehen wir zwei Sturzbachenten durch die wilde Strömung tauchen. Wir gelangen in ein Labyrinth aus großen, schwarzen Felsbrocken, dass uns etwas Balancieren und Klettern abverlangt. An einer Stelle blühen wunderschöne, rote Schwertlilien. Schließlich schlagen wir kurz vor der Einmündung des Bachs, dem wir morgen folgen wollen, geschützt zwischen Felsbrocken und Sträuchern auf lediglich noch 4000 Meter Höhe unser Lager auf. Es ist hier zwar wärmer als weiter oben, aber der Nebel der jetzt zeitweise über der Landschaft liegt, macht das draußen bleiben nicht gerade gemütlich und wir verziehen uns bald ins Zelt. Als es schon fast dunkel ist, hören wir Stimmen und sehen jemand vorbei laufen, der aber wohl unser Zelt nicht bemerkt. Zum ersten Mal seit einigen Tagen schlafe ich ohne Daunenjacke, da es auf dieser Höhe weniger kalt ist.

Am Morgen laufen wir in das Seitental, wo sich flache Abschnitte mit steileren Stufen abwechseln. Manchmal folgen wir einem Pfad, immer wieder geht es aber auch durch verblocktes Gelände. Wir passieren einige wohl noch bewohnte Anwesen, überqueren den Bach auf einer Steinbrücke und sehen auf 4200 Meter Höhe Frauen beim Kartoffel ernten. In deren Nähe befinden sich zwei Hunde, von denen einer uns eine Zeit lang bellend folgt, glücklicherweise aber stets mit gebührendem Abstand. Als wir dann höher steigen sehen wir keinen Menschen mehr und lediglich einige Ruinen. Wir verlassen das Tal und steigen in einem Seitental weiter auf. An einem wunderschönen See machen wir schon um 10 Uhr in der Sonne eine längere Mittagspause. Das von hohen Gletscherbergen eingefasste Tal gefällt uns sehr gut. An Blockhalden sehen wir etliche Vizcachas, bis zu 10 auf einmal. Manchmal sitzen sie auf einem Felsen und lassen uns erstaunlich dicht herankommen. Schließlich bewältigen wir die letzten 200 Höhenmeter auf einem Pfad bis zu einem Pass auf 4920 Meter gegenüber dem 5398 Meter hohen Wawawarani. Im Abstieg ist von einem Pfad kaum etwas zu erkennen. Schwierige Blockhalden und sumpfige Abschnitte wechseln sich ab. Ausser 2 Pferden und einem Maultier sehen wir kein Vieh. Schließlich flacht das Tal ab und wir können einem deutlichen Pfad folgen. Jetzt ist es neblig und wir schlagen nicht allzu weit entfernt von einigen Häusern über dem Tal, in das wir morgen absteigen, unser Lager auf. 

Gegen Morgen regnet es, daher brechen wir erst um 8 Uhr auf. Bald sind wir ins Tal auf etwa 4050 Meter abgestiegen und folgen einem Fahrweg hoch zu einem Pass auf etwa 4470 Meter. Wir sind jetzt auf dem Illampu Circuit, der um den gleichnamigen, zweithöchsten Berg der Cordillera Real führt. Wir folgen dem Fahrweg weiter, können aber manchmal abkürzen. Ein eindrucksvoller Wasserfall stürzt über steile, dunkle Klippen ins Tal. Es kommt Nebel auf, aus dem bald recht intensiver Regen fällt. Ein Moped überholt uns, und ausgerechnet jetzt im Regen müssen wir den Fluss barfuß durchwaten. Erst kurz bevor wir den auf etwa 3500 Meter liegenden Ort Cooco erreichen, hört der Regen auf. Der Ort ist recht ausgedehnt mit großer Sporthalle und erstaunlich vielen Geländewagen. Allerdings gibt es leider kein Restaurant, wohl aber zwei kleine Läden. Wir unterhalten uns kurz mit einer älteren Frau und einem Mann, dann folgen wir einem Fahrweg am Fluss entlang. Als es wieder regnet, stellen wir uns kurz unter einen überhängenden Felsen. Bald hört es wieder auf und wir beginnen den steilen Aufstieg aus dem Tal. Als ein breiter Weg aufhört laufen wir ganz kurz weglos nach oben und stoßen dann auf einen deutlichen Pfad.

An den Hängen sehen wir einige Wasserfälle. 

In dieser niedrigen Höhe gibt es viele Sträucher. Schließlich wird das Tal etwas flacher und grasig, wir sehen aber lediglich einige Kühe. Der Schlussanstieg zum Chokahuasi Pass auf 4479 Meter Höhe ist nicht allzu steil. Jetzt scheint sogar die Sonne!

Wir steigen in ein eingeschnittenes Bachtal ab und schlagen schließlich auf einem Absatz mit alten Mauern unser Lager auf, wo wir noch draußen sitzen, bis die Sonne bald hinter den Bergen untergeht. 

Der nächste Morgen beginnt klar aber nicht zu kalt. Wir steigen ab ins Tal bis in die Nähe von Ancohuma. Dort gibt es einen umzäunten, neuen Fußballplatz ohne Tore…

Wir folgen einem Fahrweg etwa zwei Kilometer in ein Seitental, wo wir ein recht großes Gebäude mit einer Fischzuchtanlage sehen. Danach führt uns ein schöner Pfad im Hang in ein weiteres Nebental. Heute scheint die Sonne und es ist recht warm.

Das Tal entpuppt sich als sehr schön, ein Kondor streicht dicht über unsere Köpfe und wir sehen einen Nordandenhirsch mit rehbockähnlichem Geweih. Weiter oben im Tal grasen Lamas. Vier Stück beeinander geben merkwürdige Laute von sich. Zunächst denken wir eines der Tiere ist tot, stellen dann aber fest, dass hier eine Paarung stattfindet. Der Aufstieg zum Paso Illampu auf 4740 Meter ist unschwierig. Leider ist das Massiv des 6000“ers in den Wolken. Eine Minenstraße führt hoch hinauf und wir können bereits zahlreiche Orte in tieferen Lagen sehen. Das erste Stück auf einem Pfad abwärts ist felsig und steil, wird dann aber flacher. Wir laufen schließlich durch den Ort Lackathya und biegen dann auf einen Pfad ab, der die Hänge traversiert, irgendwann aber verschwindet. Wir steigen zu einem Bach in einer Schlucht ab, wo der Pfad auf der anderen Seite weiter gehen soll. Wir durchwaten das reißende Gewässer barfuß, laufen ein Stück am Bach entlang und gelangen an einem Erdrutsch wieder auf den Pfad. Ein kurzes Stück ist sehr schmal und ausgesetzt, dann aber ist der Weg gut zu verfolgen. Der Illampu Circuit wird hier offenbar nicht mehr begangen. Wir hoffen sehr, dass wir in dem steilen Terrain nicht irgendwo an eine weitere Stelle gelangen, wo der Pfad abgerutscht ist und wir nicht weiter kommen. Allerdings haben wir Glück, der Pfad verläuft gut begehbar spektakulär über der Schlucht und steigt dann ab. Einmal sehe ich eine zusammen gerollte Schlange auf einem Stein vor mir liegen, die erst rasch verschwindet, als ich sie fast mit dem Wanderstock anstupse. Schließlich gelangen wir auf einen Fahrweg der uns die letzten sechs Kilometer nach Sorata durch kleine Maisfelder und Eukalyptushaine vom Örtchen Quirambaya an etlichen Häusern vorbei tief nach unten führt. Sorata liegt auf lediglich 2600 Meter. Zum ersten Mal in der Cordillera Real laufe ich lediglich im T- Shirt. Der Ort ist recht groß und an der Plaza tobt das Leben, mit zahlreichen Ständen und sich stauenden Autos. Wir bekommen das letzte Zimmer im Hotel Panchita, duschen und gehen essen. Die Restaurants hier bieten lediglich ein oder zwei Gerichte plus Suppe zu sehr günstigem Preis an. Hinterher essen wir an einem Stand noch Tucumanas, Teigtaschen mit Kartoffeln und Ei, auf die man verschiedene Saucen gibt. Hier endet unsere große Cordillera Real Durchquerung nach 324 Kilometern in 17 Tagen. Zwar hat uns die Wanderung durchaus gut gefallen, wenn auch das Wetter zum Teil ziemlich schlecht war und mir die Zivilisation hier meist zu nah ist.

Morgens im Frühstücksraum unseres Hotels herrscht viel Betrieb. Offenbar verreisen die Bolivianer zu Ostern gerne. Ein Schweizer Grafiker in meinem Alter, der fünf Jahre in Deutschland gelebt hat, setzt sich zu uns. Er will ebenso wie sein Bruder nach Bolivien auswandern und reist jetzt erst mal im Land herum. Von Deutschland ist er total enttäuscht. Da er während Corona sich in einer Kirche geweigert hatte Maske zu tragen, musste er ein Bußgeld zahlen, was er aber nicht getan hat und stattdessen ins Gefängnis kam. Seine abenteuerlichste Behauptung ist, dass in Deutschland in Kürze eine Hungersnot drohen würde. Uns wird schnell klar, dass man mit diesem Mann nur bis zu einem bestimmten Punkt rationale Argumente austauschen kann, und er in einer sehr merkwürdigen Welt gefangen ist.

Nach dem Frühstück finden wir bald einen Minibus, der an den schneebedeckten Bergen der Cordillera Real entlang durch das grüne und dicht besiedelte Hochland nach La Paz fährt. Die Fahrt endet in El Alto, dass auf 4200 Meter oberhalb der eigentlichen Stadt gelegen ist. Eine Seilbahn, die von einer österreichischen Firma bereits 2014 gebaut wurde, bringt uns rasch ins Zentrum. Zuvor haben wir natürlich die atemberaubenden Ausblicke in die Stadt mit den umliegenden, hohen Bergen genossen. Wir checken mal wieder im Hotel Isabela ein. 


Anschließend lasse ich mich für wenig Geld sehr gründlich rasieren und wir kaufen im Busterminal die Tickets nach Cuzco. Anke kauft in demselben Laden wie ich vor knapp drei Wochen, neue, recht günstige Schuhe. Zum Abschluss unseres Aufenthaltes hier gehen wir abends noch indisch essen. Dort sind nur Touristen, kein Wunder, da das Essen deutlich teurer als in den einheimischen Restaurants ist, wenn auch immer noch günstig im Vergleich zu Deutschland.

Nach dem Frühstück im Hotel Isabela gehen wir gleich zum zweiten Frühstück in dem Straßencafé über, dass wir ja auch schon gut kennen. Anschließend kaufen wir in dem uns ebenfalls schon gut bekannten „Nussladen“ nach Gewicht für die erste, etwa 6-tägige Wanderetappe in Peru ein.

Mittags essen wir noch einmal im Dachrestaurant des Iskay Hostels und gehen dann zum Busterminal. Allerdings gewittert es jetzt, daher fahren wir das letzte Stück mit einem Taxi. Etwas Verwirrung herrscht, als sich herausstellt, dass man das bolivianische Zollformular scannen und online ausfüllen muss, was aber schlussendlich klappt. Es sind wohl nur Touristen an Bord des komfortablen Transzela Busses. Zum Abschied in Bolivien ist das Wetter trübe und regnerisch. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir den gemeinsamen Grenzkontrollpunkt, wo die Einreise nach Peru problemlos erfolgt. Allerdings wird alles Gepäck geröntgt und Anke ein Apfel beschlagnahmt. Meiner wird nicht entdeckt…

Während der Fahrt können wir etwas schlafen und kommen morgens um 6 Uhr in Cuzco an.