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17.11.2025

Durch die argentinischen Anden 9 Von Volkan nach Tilkara

 


                4 Tage, 60 Kilometer, 4694 Höhenmeter Aufstieg

Zusammenfassung


In Volcan erleben wir noch die letzten Feierlichkeiten des Karnevals, obwohl woanders längst die Fastenzeit begonnen hat. Von dem Ort steigen wir 1000 Höhenmeter auf und folgen dann einem grünen Grat für drei Tage. Auf dem Cerro Punta Corral erreichen wir dabei 4820 Meter Höhe. Meist kommen wir recht einfach voran, allerdings erschwert dichter Nebel oft die Orientierung. Drei Tage lang sehen wir keinen anderen Menschen. Wir erreichen die grün schimmernde Laguna Colorado und steigen dann durch die Quebrada Humahuaca weit ab zum Touristenort Tilkara, wo nach fast drei Monaten unsere Wanderungen in Argentinien enden.


Von Tilkara geht es 1000 Höhenmeter aufwärts


Hier flacht das Gelände ab


Bald werden wir von Nebel eingehüllt


Die Tiere hier oben weiden ohne Aufsicht


Wir schlagen unser Lager im Nebel auf


Der nächste Morgen


Sonne und Wolken wechseln sich ab


Drei Tage lang folgen wir dem Kamm















Streckenweise ist das Terrain felsig










Blick zur Laguna Colorada


Laguna Colorada




Quebrada Humahuaca






Bereits vor 6 Uhr kommt wieder ein Karnevalszug bei uns vorbei. Das nenne ich Durchhaltevermögen!

Nach dem Frühstück aus Haferflocken und Erdnüssen sind wir wieder unterwegs. Ausser Essen für vier Tage haben wir jeder auch knapp 4 Liter Wasser eingepackt, daher sind unsere Rucksäcke mal wieder nicht gerade leicht. Es sind trotz der gestrigen Feier bereits einige Leute auf der Straße. Bald verlassen wir den kleinen Ort, laufen über eine stinkende Müllhalde und gelangen an eine kleine Seilbahn mit der man in einem kleinen Kasten den Rio Grande überqueren kann. Mit unseren Rucksäcken ist das nicht ganz einfach, aber sowohl Anke als auch ich unternehmen die flotte Fahrt ohne Probleme. Auf dem anderen Ufer folgen wir einem kleinen Pfad durch Buschland und nasse Weiden, wo wir uns mal wieder nasse Füße holen. Schließlich führt ein Pfad in Serpentinen über 1000 Höhenmeter weit nach oben. Zwischen drin gibt es kleine Absätze wo sogar Büsche wachsen. Schon weit oben kommt uns ein Trailrunner mit kleinem Rucksack entgegen, der aus dem Tal hochgelaufen war.  Schließlich flacht das Gelände ab und ein Holzkreuz markiert das Ende des steilen Anstiegs. Noch scheint die Sonne, aber es zieht bereits Nebel auf, daher machen wir schon früh unsere Mittagspause. Als wir weiter laufen, sind wir tatsächlich meist von weißer Watte eingehüllt, die sich nur selten etwas öffnet. Zwar folgen wir einem breiten, grasigen Kamm mit etlichen Erhebungen, dennoch müssen wir oft auf das GPS unserer Handys schauen um keine überflüssigen Umwege zu laufen. Es gibt hier oben recht viele Kühe und Pferde. Diese folgen uns teilweise in der Hoffnung auf ein Leckerli. Wir passieren einige kleine Wasserlöcher. Der Nebel wird zunehmend nass und es ist jetzt ziemlich windig. Ungemütliche Verhältnisse…

Bereits um 14 Uhr erreichen wir ein weiteres, kleines Gewässer. Da wir dem Kamm noch lange folgen wollen, und nicht wissen, ob es noch woanders Wasser gibt, schlagen wir bereits jetzt in der Nähe unser Lager auf. Außerdem macht es wenig Spaß im Nebel zu laufen…

Also machen wir es uns mit Vorlesen und Podcasts gemütlich und verbringen noch einen entspannten Nachmittag. Da es dann auch noch teilweise regnet, bereuen wir unser frühes Lager nicht…

Am Morgen ist es klar und kühl. Unser Zelt ist klatschnass. Wir folgen dem Kamm weiter, sehen wieder viel Vieh und passieren 2 kleine Tümpel. Aber da wir noch genug Wasser haben, versorgen wir uns nicht daraus. Ebenso wie gestern sehen wir einige der großen Spechte, die uns schon häufiger begegnet sind. Weiter unterhalb hält sich der Nebel hartnäckig und schwappt immer wieder zu uns hoch. Oft haben wir aber auch tolle Ausblicke auf die bauschige Decke, oberhalb der die Gipfel nach oben streben. Teilweise folgen wir Viehpfaden, meist gehen wir aber weglos. Kurzes Gras und felsige Abschnitte wechseln sich ab, insgesamt ist das Terrain gut zu begehen, wenn auch viele Höhenmeter zu bewältigen sind. Nachmittags über 4000 Meter Höhe sind wir meist über den Wolken. Wir sehen entfernt Vicuñas und zwei Kondore. Sogar in dieser Höhe gibt es Eidechsen. Besonders gefällt uns ein großes, grünes Exemplar mit schwarzem Kopf. Wir gelangen bis auf 4400 Meter und steigen dann ein Stück ab zu einem Sattel. Inzwischen hüllt feuchter, vom Wind getriebener Nebel alles ein, daher schlagen wir bereits um 15:30 nach über 15 Kilometern und über 1400 Höhenmetern Aufstieg unser Lager auf. Als wir einen Stein zum Beschweren der Häringe anheben, verbirgt sich darunter ein kleiner, heller Skorpion. Etwas später regnet es fein, aber immerhin so ergiebig, dass wir Wasser das die Zeltwand runter fließt in unserem Topf sammeln können.

Die Nacht ist ziemlich windig, immerhin klart es aber auf. Auch noch am Morgen weht eine steife Brise. Daher ist unser Zelt trocken. Und ein Stück weiter oben ist eine Pfütze gefroren. Es geht steil und felsig aufwärts zum Cerro Yaretal auf 4550 Meter. Nach dem Gipfel geht es ein Stück abwärts zu einem Pass, wo eine kleine Kapelle an einem Pfad steht. Obwohl es erst halb elf ist, essen wir hier im Windschutz unsere Plätzchen, da es trotz Sonne ziemlich ungemütlich und kalt ist. Ein Kolibri fliegt zu Ankes rosa Daunenjacke, erkennt dann aber seinen Irrtum und dreht ab.

In der Bergflanke steigen wir dann ziemlich steil im Blockgelände auf zum Cerro Punta Corral auf 4820 Meter auf. Auch der Abstieg ist ziemlich felsig. Zu beiden Seiten des Grats halten sich heute die Nebelfelder lange, aber wir laufen in der Sonne. Wir steigen recht weit ab, bis es wieder hoch zu einem Pass geht. Von oben können wir bereits die grün schimmernde Laguna Colorada sehen. Wir steigen über einen felsigen Grat ab und erreichen schließlich erst gegen 18 Uhr nach lediglich knapp 15 Kilometern aber über 1450 Höhenmetern An- und Abstieg unser Lager. Wir haben heute einige Kondore und Guanakos gesehen. Erst hier am See können wir unser Wasser auffüllen, was wir desinfizieren. Während wir noch in der Sonne essen, können wir die Wildkamele zu beiden Seiten des Sees beobachten. Die eine Gruppe sieht uns vom Grat aus zu, während die andere häufig wild umherrennt. Aber auch Kühe sind in dem breiten Tal. 

Die Nacht ist zwar klar, aber etwa ab 3 Uhr ziemlich windig, so dass wir ab dann wegen dem flatternden Zelt nicht gut schlafen. Immerhin ist es aber wärmer als letzte Nacht, wenngleich es aber friert. Wir laufen am Morgen am Seeufer entlang, wo wir eine große Möwe, helle Gänse und einige kleine Schnepfen sehen und gelangen dann auf einen deutlichen Pfad, dem wir zunächst etwa 200 Höhenmeter aufwärts folgen, bis der lange Abstieg beginnt. Bald wärmt uns bereits die Sonne, während wir unten bereits die bunten Felsen der Quebrada Humahuaca sehen. Der Pfad windet sich in Serpentinen durch das steile Gelände wo uns bereits ein Mann zu Fuß mit weißem Maultier und Hund entgegen kommt. Der erste Mensch seit drei Tagen! Wir steigen in ein Tal ab, wo der Pfad dann spektakulär hoch über einer dunklen Schlucht verläuft, wo es sogar einen Wasserfall gibt! Eine Frau und später ein Reiter begegnen uns und später kommen wir an einer etwa 10- köpfigen Gruppe vorbei, die den Pfad instand setzt. Schließlich erreichen wir die ersten Häuser und sind bald in dem idyllischen Touristenort Tilkara, wo wir eine Unterkunft finden, in der wir sogar kochen können. Wir kaufen uns die Bustickets für morgen zur bolivianischen Grenze, gönnen uns ein Eis und kochen unglaubliche Mengen Essen mit frischem Gemüse.

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