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08.11.2025

Durch die Anden 2 Paso Vergara-Eugenio Bustos

 



                12 Tage, 343 km, 8320 Höhenmeter Aufstieg

                         Zusammenfassung

Nachdem wir uns in Curico neu verpflegt haben, fahren wir wieder  nach Los Quenes und haben großes Glück, dass uns bald ein Pick-up zum chilenischen Grenzposten und anschließend über den Paso Vergara zu der abgelegenen argentinischen Grenzstation mitnimmt, wo die Einreise problemlos erfolgt, und wir bald durch grüne Bachtäler mit einigen Kühen weiter wandern können. Am Nachmittag werden die Täler enger und schluchtartig. Der Arroyo del Cura ist zu hoch, als dass wir ihn überqueren könnten, aber am nächsten Morgen ist der Wasserstand des Gletscherbachs etwas gefallen, so das das dreimalige Durchwaten des Arroyo in seiner Schlucht kein großes Problem darstellt. Wir überqueren einen Pass und gelangen schließlich auf Viehwegen in das Tal des Rio Tordillo. Als wir dort im Valle Hermoso am nächsten Morgen einen Seitenbach überqueren müssen, stellt sich das als ziemlich schwierig heraus. Zwar gelange ich hinüber, aber für Anke ist der Bach zu reissend. Sie beschließt weiter aufwärts zu laufen und hofft so eine einfachere Stelle zu finden. Ich versuche ihr auf der anderen Seite zu folgen, aber irgendwann verlieren wir uns aus den Augen und ich mache mir große Sorgen. Glücklicherweise treffen wir uns schließlich wieder und schaffen es den Bach zu zweit zu durchwaten, wobei sich Anke an meinem Rucksack festhält. Der Rio Tordillo scheint zunächst unmöglich zu überqueren zu sein, aber wo er sich in mehrere Arme aufspaltet, finden wir schließlich eine relativ günstige Stelle. Anschließend folgen wir einer Piste einige Zeit und wandern dann im Tal des Arroyo del  

Turbio aufwärts. An einer Stelle im Hang ist das Vorankommen ziemlich gefährlich, weil die Viehspuren wegerodiert sind, aber schließlich können wir einem guten Pferdepfad über einen Pass auf 3400 Meter Höhe in das Tal des Rio Las Horquetas folgen. Weiter abwärts gelangen wir spätnachmittags an den Rio Lagrimas, einen tosenden Gletscherfluss. Als wir am Morgen schauen, ob der Wasserstand gefallen ist, taucht am anderen Ufer eine 4-köpfige Gruppe auf, die den Fluss in unsere Richtung überqueren will. Es geht hier zum Wrack eines Flugzeugs mit dem eine uruguayische Rugbymannschaft vor vielen Jahren abgestürzt war und die Überlebenden dann einen wochenlangen Kampf vor sich hatten, bis sie schließlich Hilfe holen konnten. Der offensichtliche Führer der Gruppe wirft ein Seil zu uns herüber, macht sich daran mit einem Karabiner fest, und will zu uns rüberwaten. Das ist den anderen aber zu gefährlich, so dass der Querungsversuch bald abgebrochen wird. Auch wir sehen keine Möglichkeit über den Fluss zu gelangen und beschließen uns zurück zu ziehen. Während wir bereits unterwegs sind, sieht Anke eine Alternative ins Tal des Rio Atuel zu gelangen, indem wir einen 3700 Meter hohen Pass überqueren. Tatsächlich funktioniert der weglose Aufstieg recht gut, aber Schneewächten blockieren den Abstieg. Glücklicherweise finden wir eine kleine Lücke und steigen dann in extrem steilen Schotter bergab. Zu allem Überfluss gewittert es jetzt auch noch. Unter unserer Zeltplane geschützt hinter einem Felsen überstehen wir das Unwetter aber recht gut. Erst als wir auf Kuhspuren stoßen, sind wir sicher, dass wir hier irgendwie runterkommen. Am nächsten Tag stellt die Überquerung des Rio Atuel ein großes Problem dar. Zwar können wir etliche Arme durchwaten, aber die beiden Hauptzweige sind zu tief und reißend. Glücklicherweise tauchen zwei Gauchos auf, die uns nacheinander auf dem Pferderücken über den Fluss helfen. Dabei bleibt mir allerdings fast das Herz stehen, als das Pferd von Anke den Boden unter den Füßen verliert und flussabwärts geschwemmt wird. Glücklicherweise findet es aber bald wieder Halt und schließlich haben wir die Überquerung bewältigt. In einem namenlosen Seitental stoßen wir dann auf den nächsten, tosenden Bach, den wir hier überqueren müssen, da er anschließend in einer unzugänglichen Schlucht verschwindet. Da uns klar wird, dass vorraussichtlich noch viele weitere fast unüberwindliche Flüsse folgen werden, beschließen wir hier unsere geplante Route zu verlassen, das wir nicht riskieren wollen viele Tagesmärsche weiter irgendwann an einen Punkt zu kommen, wo es auf keinen Fall weiter geht. Den ganzen nächsten Tag laufen wir daher den Rio Atuel weiter abwärts und gelangen schließlich aus den hohen Bergen über einsame Fahrspuren in heißes, trockenes Buschland in dem Kakteen wachsen und wir ein Gürteltier sehen. Schließlich haben wir die Anden komplett von West nach Ost überquert und trampen nach Eugenio Bustos, wo wir uns neu verpflegen und überlegen wie wir unsere Wanderungen in den argentinischen Anden weiter fortsetzen wollen. 


Start am Paso Vergara 

 Wir folgen grünen Tälern



 Das Terrain wird schluchtenhafter

  Lager am Arroyo del Cura

 

 Morgens ist das Durchwaten des Arroyo del Cura kein Problem

 Über einen Pass ins nächste Tal

 Hier können wir einem Pferdepfad folgen

 Rio Tordillo





 Lager oberhalb des Rio Tordillo



 Auf Pisten weiter



 Arroyo del Turbio



 Oberlauf des Arroyo del Turbio

 Aufwärts zu einem Pass

Pass auf 3400 Meter Höhe


 Die Gruppe will über den Rio Lagrimas

 Zu einem namenlosen Pass

 Pass auf 3700 Meter Höhe

 Steiler Abstieg im Schotter

 Das Gewitter bringt Hagel

 Langsam zieht das Unwetter ab


Rio Atuel

Per Pferd über den Fluss

Namenlose Schlucht


 Hier beschließen wir unsere Route zu ändern

Termas de Sosneado

Abwärts im Tal des Rio Atuel

Wir verlassen die hohen Berge


 Selten passieren wir ein kleines Anwesen

Steppenartige Landschaft






 Das Tal des Rio Diamante

   
                                                           Versteinerung




 Stabheuschrecke

Entfernt regnet es

Auf der Ladefläche nach Eugenio Bustos

Nach einer heißen Nacht in unserem fensterlosen Zimmer nehmen wir am nächsten Morgen wieder den 7:30 Bus nach Los Queñes. Wir laufen aus dem Ort und haben wieder unglaubliches Tramperglück, da uns bald zwei Männer in ihrem Pick-up mitnehmen. Die Abfertigung am chilenischen Grenzposten ist langsam und umständlich, dennoch nehmen uns die Beiden über den 2500 Meter hohen Paso Vergara etwa 20 Kilometer mit zum deutlich kleineren argentinischen Grenzposten, wo wir rasch und problemlos einen Zettel mit Aufenthaltserlaubnis für 90 Tage erhalten. Auch unsere Rucksäcke werden nur oberflächlich betastet und es gibt keine Fragen nach unserem Essen. Allerdings ist der eine Grenzpolizist, dem wir von unserer geplanten Wanderung erzählen, sichtlich beruhigt, dass wir einen Satellitenmessenger dabei haben, mit dem wir Hilfe anfordern können. 

In sehr guter Stimmung wandern wir schon gegen 12 in das breite, grüne Tal des Rio Valenzuela hinein. Wir queren den harmlosen Bach barfuß und laufen dann lange den Arroyo Pumilla kaum ansteigend aufwärts, wo es viele Blumen und Kühe gibt. 

Von einem unsichtbaren Pass geht es dann abwärts in steilerem Terrain auf Kuhpfaden im Hang zum Arroyo del Cura. Schon ein Seitenbach der dann in einer Schlucht verschwindet kündigt schwierigeres Gelände an. Nichts desto Trotz erreichen wir den Fluss, beschließen aber obwohl es erst 17 Uhr ist, hier zu lagern und bei hoffentlich dann niedrigerem Wasserstand die Durchqerung erst morgen früh zu versuchen. Wir haben das Gefühl, dass es morgen schwierig wird, wir werden sehen!

Während wir gestern Abend auf keinen Fall über den reissenden Bach gekommen wären, ist der Wasserstand über Nacht gefallen, so dass das Durchwaten kein Problem mehr darstellt. Wir folgen den Kuhpfaden im Hang, die uns auch gut durch tief eingeschnittene Seitentäler führen. Erst als auf unserer Seite steile Klippen auftauchen, wechseln wir wieder die Seite und erreichen schließlich eine weite, grüne Ebene. Wir sehen Schafe und einige Hunde laufen bellend auf uns zu. Wir winken den beiden Männern zu, die dort ihren Unterstand haben, worauf sie die Hunde zurückpfeifen, die prompt reagieren. Wir überqueren den Arroyo del Cura zum dritten Mal und verlassen dann das Tal auf einem breiten Weg, der uns bald ins nächste Tal führt. Von dort steigen wir teilweise den Kuhpfaden folgend etwa 650 Meter aufwärts zu einem Pass auf 2800 Meter Höhe, wo wir Mittagspause halten. Dabei wirbeln kleine, heftige Windhosen sogar Steine in die Luft!

Der Abstieg ins grüne Tal des Arroyo del Carga, wo viele Kühe weiden, kommt uns steiler als der Aufstieg vor. Wir können den Bach der sich in mehrere Arme aufgliedert sogar barfuß überqueren. Von hier folgen wir einem guten Pfad im steilen Schotterhang bis zum breiten Tal des Rio Tordillo. Auch heute ist es sehr sonnig, aber über entfernten Bergen türmen sich Wolken auf und es sieht ein bisschen nach Gewitter aus. Es gibt hier sowohl Kühe, als auch Pferde und Schafe. Zweimal sehen wir entfernt einen Reiter. Wir laufen stets auf der breiten Schulter des Tals abseits des Flusses, der gut Packraft geeignet aussieht. Erst gegen 18 Uhr schlagen wir nach knapp 26 Kilometern und über 1000 Höhenmetern unser Lager in einer grünen Mulde über einem Seitental auf, unser schönster Lagerplatz bisher!

Im Sonnenuntergang färben sich die Wolken und die gegenüberliegenden Spitzen lachsfarben.

Gegen Morgen herrscht leichter Frost, aber als die Sonne erscheint ist es gleich warm. Nach einiger Zeit erreichen wir die Termas de Cobre del Valle Hermoso, eine heiße Quelle direkt am Bach mit angenehmer Badetemperatur. Allerdings genießen wir nicht das Thermalwasser, da wir den breiten, rasch strömenden Fluss überqueren wollen, ehe er später am Tag durch schmelzenden Schnee weiter angeschwollen ist. Tatsächlich ist der Bach recht tief und flott, aber ich komme ohne Probleme rüber. Für Anke ist der Bach zu heftig, schon nach wenigen Schritten zieht sie sich zurück und läuft weiter bachaufwärts. Auf der Karte hat sie dort eine Aufspaltung in mehrere Arme gesehen und hofft dass die Überquerung dort einfacher ist. Ich versuche ihr auf dem anderen Ufer zu folgen, verliere Anke aber aus den Augen, da der Fluss etliche Biegungen macht. Schließlich sehe ich meine Freundin wieder und wate zu ihr durch mehrere Bacharme. Wir führen die Durchquerung dann zusammen durch, in dem sie sich an meinem Rucksack festhält. Puh, geschafft! Allerdings finde ich, dass wir uns in solchen Situationen auf keinen Fall trennen dürfen!

Über eine weite Ebene gelangen wir an den Rio Tordillo, der aber viel zu reißend ist um ihn zu überqueren. Glücklicherweise spaltet sich der Fluss weiter aufwärts in mehrere Arme auf, die zwar immer noch Wucht haben, sich von uns zu zweit aber gut überqueren lassen. Ein Stück weiter stoßen wir dann auf die Schotterstraße RP 222 und halten eine lange Mittagspause im Schatten eines ehemaligen Refugios. Auf der Straße ist erstaunlich viel Verkehr, und vorher haben wir entfernt eine große Reitergruppe gesehen. Nicht weit entfernt an der Laguna del Valle scheint sich eine Art Glamping zu befinden. 

Nach knapp zwei Stunden laufen wir auf der Straße weiter, die sich in Serpentinen etwa 500 Meter zu einem Aussichtspunkt über das Valle Hermoso schraubt. Danach geht es im Hang weniger steil weiter aufwärts bis auf 2850 Meter Höhe. Wir sind erstaunt, dass hier etliche Fahrzeuge unterwegs sind. Schließlich biegen wir auf einen guten Fahrweg ab, der uns in das eingeschnittene Tal des Arroyo del Burro führt. Die Hänge sind hier oft von gelb blühenden, ginsterähnlichen Sträuchern bedeckt. Ein sehr unsicher erscheinender Steg überquert den Bach, aber mit der Furt in der Nähe stellt das Durchwaten kein Problem dar. Wir füllen uns jeder 3,5 Liter Wasser auf und steigen noch ein Stück weiter auf bis wir gegen 18:15 Uhr nach über 31 Kilometern abseits des Wegs in einem Schotterhang unser Lager aufschlagen. Wie meist ist es ziemlich windig, aber unser neues Zelt ist ziemlich sturmstabil. 

Morgens zieht sich die Piste zunächst in Schwüngen aufwärts bevor es runter zum Rio Tordillo geht. Hier verläuft der Fahrweg auf der breiten Schulter im trockenen Gras, es gibt stellenweise aber auch gelbblühende Sträucher die zwei Meter Höhe erreichen. Wieder sind einige Fahrzeug unterwegs. Eines hält und es stellt sich heraus, dass die 4 Männer Angler aus Mendoza sind, die hier 3 verschiedene Forellenarten fischen und in der Nähe ihr Lager haben. In der Nähe feuchterer Flächen versuchen lärmende Kiebitze aus der Luft uns zu vertreiben und manchmal fliegen kleine Schnepfen auf. Es gibt hier Pferde, Schafe und Ziegen. Einmal kommen wir an einem steinernen Unterstand vorbei, es gibt Pferde und Hunde. Offenbar schaen die vier Männer hier nach dem Vieh. Nach 17 Kilometern biegen wir in das Tal des Arroyo del Turbio ab und folgen meistens Pferdepfaden weiter, bis wir unsere Mittagspause auf einer Kiesbank an dem grünen, rasch fließenden Fluss halten.

Als wir nach etwa einer Stunde weiter laufen, begegnen uns erst 5 Reiter, wahrscheinlich Touristen mit Guide und etwas später zwei junge Gauchos mit Packpferd. Wo ein größerer Seitenbach einmündet, den wir problemlos durchwaten, gelangen wir auf die von meinem Freund Bernd entworfene, aber noch nicht gelaufene Route. Ein Pferdepfad führt uns oberhalb einer eindrucksvollen, Schlucht mit dunklen Gestein entlang, bis das Tal wieder abflacht. Wir sehen einige Schafe und Ziegen, sowie am anderen Ufer eine Blocksteinhütte. Da Anke sich nicht gut fühlt, schlagen wir nach 27 Kilometern, schon um 16:20 unser Lager direkt am Fluss auf. 

Später unternehme ich noch einen kleinen Abendspaziergang am Fluss entlang und auf fen Berg oberhalb, von wo sich eine schöne Aussicht in das grüne Tal vor einem gelben Vulkan bietet, in das wir morgen laufen. Auf dem Rückweg sehe ich zwei kreisende Kondore. Zurück im Lager relaxen wir auf unseren Matten mit geöffneten Zelttüren. 

Am Talanfang zeigt sich am nächsten Morgen ein Gletscher, kein Wunder, dass der Bach bei unserem Zelt gestern Abend extrem angeschwollen war! Einige Male sehen wir ganz nah kleine, graue Hühnervögel. Meist kommen wir auf Viehpfaden gut voran, aber ein Steilhang mit feinem Schotter direkt über dem Fluss entpuppt sich als ziemlich knifflig. Die Pfade hier sind abgerutscht und man will auf keinen Fall den Halt verlieren! Dann geht es 400 Höhenmeter hoch zu einem Pass, den wir zunächst nicht richtig identifizieren können, denn zu dem was der Übergang zu sein scheint, führt ein viel zu steiles Schneefeld. Glücklicherweise stoßen wir bald auf einen guten Pferdepfad, der nicht zu steil bis auf etwa 3400 Meter Höhe führt. Auf der anderen Seite ragen höhere, zum Teil schneebedeckte Berge auf. Wir steigen in ein liebliches Bachtal voller gelber Blumen ab, wo wir unsere Mittagspause einlegen. Leider wimmelt es hier von großen, grauen Bremsen, den Tabaños…

Den Rio Las Horquetas laufen wir zunächst auf Pferdepfaden. Irgendwann verengt sich das Tal zu einer Schlucht und wir können nicht sehen, wie wir abwärts zum Rio Las Lagrimas kommen können. Allerdings fällt der Hang zu dem Fluss in Stufen ab, die wir gut bewältigen können. Der Gletscherbach ist jetzt am Nachmittag stark angeschwollen außerdem donnert es, daher schlagen wir unser Lager auf einem Absatz oberhalb des Flusses nach über 21 Kilometern und 800 Höhenmeter Aufstieg bereits um 15:45 auf. 

Es bleibt trocken aber grau. Wir unternehmen noch einen kleinen Spaziergang oberhalb des Flusses. Wenn der Wasserstand über Nacht nicht sehr stark sinkt, haben wir keine Chance rüber zu kommen!

Später regnet es tatsächlich noch eine Zeit lang. 

Am nächsten Morgen ist der Wasserstand zwar etwas gefallen, der Fluss aber noch viel zu hoch und reißend um eine Überqerung zu wagen. Wir sind schon drauf und dran zur Straße zurück zu laufen, als eine Gruppe von 4 Personen auftaucht, die vom Unterlauf des Flusses kommt. Einer scheint der Guide zu sein. Vielleicht will die Gruppe zum Wrack des Flugzeugs einer uruguayischen Fußballmannschaft, dass hier in der Gegend abgestürzt ist. Anschließend kämpften die nicht bei dem Absturz umgekommenen lange dramatisch um ihr Überleben. Der vermeintliche Guide knüpft eine Schnur an einen Wanderstock und wirft ihn zu uns rüber, nachdem wir den ziemlich reißenden, aber schmalen Rio Horquetas an seiner Einmündung in den Rio Las Agrimas überquert haben. Der Guide zieht sich die Hose aus und will mit Karabiner am Seil gesichert den Fluss überqueren. Wir halten das für verrückt, bei der Gewalt des Flusses und offensichtlich denkt die Frau der Gruppe ebenso, denn sie zieht das Seil wieder zurück. Die ganze Aktion hat etwa 45 Minuten gedauert, jedoch treten wir jetzt den Rückzug an, wobei unsere Route diesmal näher an der Schlucht des Rio Horquetas verläuft. Wo das Terrain flacher wird sehen wir 12 Kondore hintereinander durch das Tal streichen. Irgendwann schlägt Anke vor, nicht zur Piste von gestern zurück zu laufen, sondern dem Horquetas bis zum Talende zu folgen, einen hohen Pass zu überqueren un schließlich am Rio Atuel wieder an unsere Route anzuknüpfen. Ob das machbar ist wissen wir nicht, aber dieser Vorstoß ins Unbekannte ist uns viel lieber als der Rückzug! Das Tal entpuppt sich erstaunlich gut zu begehen, lediglich eine Stufe ist etwas knifflig. Schließlich sehen wir den breiten Pass vor uns. Die letzten 300 Höhenmeter sind zwar anstrengend aber nicht zu steil. Schließlich stehen wir auf 3750 Meter Höhe, genießen einen tollen Ausblick und können entfernt schon den Rio Atuel sehen. Allerdings ist der Abstieg im Schotter ziemlich steil. Mittlerweile sind Wolken aufgekommen, es beginnt zu regnen, der in Hagel übergeht und dann blitzt es dreimal nicht allzu weit entfernt. Wir suchen Schutz an einem Felsen, die Zeltplane über uns geworfen. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und es nieselt nur noch. Als wir im ersten Grün auf Kuhspuren stoßen, sind wir erleichtert, wenn die Rinder von unten hierher kommen, werden wir bestimmt eine Abstiegsroute finden! Schließlich verengt sich das Tal zu einer Schlucht und wir folgen den Kuhpfaden in den Hang. Kaum zu glauben in wie steilem Terrain die Rinder ihre Pfade trampeln! Das letzte Stück ins Tal ist dann unangenehm steil mit stachligem Gebüsch. Aber nach 20 Kilometern und über 1500 Höhenmetern Auf- und Abstieg schlagen wir schließlich unser Lager am Bach, nicht allzuweit von der Ebene des Rio Atuel entfernt. Wir haben es geschafft und sind erleichtert. Ein harter, aber sehr schöner und erlebnisreicher Tag geht zu Ende!

Früh am nächsten Morgen steigen wir in das Tal des Rio Atuel ab. Zunächst probieren wir die Überqerung an einer Stelle wo der Fluss nicht verzweigt ist, hier haben wir  keine Chance, der Fluss ist viel zu schnell und tief. Wir laufen weiter in dem schönem grünen Flusstal mit Kühen, Schafen und Pferden. Schließlich versuchen wir es noch einmal an einer Stelle wo sich der Fluss in viele Arme verzweigt. Zunächst kommen wir gut voran obwohl uns von dem langen Aufenthalt im Wasser ziemlich kalt wird.  Von Kiesbank zu Kiesbank arbeiten wir uns vor. Ein weiterer Arm ist zu hoch und  zu schnell, daher ziehen wir uns ein Stück zurück. 2 Reiter tauchen auf, die sich schon im Fluss befinden und zu uns kommen. Wir bitten sie uns zu helfen. Zunächst wollen sie, dass wir uns nur an den Pferden festhalten, was uns viel zu gefährlich erscheint. Schließlich reiten beide zurück zu einer Kiesbank, einer sitzt ab, der Andere reitet mit dem zweiten Pferd zu uns. Erst sitzt Anke auf und der Gaucho führt Ankes Pferd auf seinem sitzend an der  Leine hinter sich her. Ich hoffe, dass alles gut geht, vor allem als sie in einen tiefen Kanal geraten, wo die Pferde schwimmen müssen, Anke bis zum Po nass wird und der Gaucho die Leine los lässt . Beide schaffen es ihre Pferde zu wenden und Anke gibt dem Gaucho die Leine zurück. Unverständlicherweise probiert er es an der selben Stelle noch mal, bevor er weiter oben eine bessere Passage findet. Auch der letzte Arm ist tief, aber schließlich setzt er Anke am Ufer ab, und reitet zurück zu mir. Diesmal probiert er es weiter oberhalb und alles klappt. Wir bedanken uns herzlich, denn ohne die Hilfe der Gauchos wären wir nicht über den Fluss gekommen. Schließlich laufen wir weiter. Bald gelangen wir an die Piste, die dem Rio Atuel aufwärts folgt. Ein schönes Tal, mit viel Vieh und einigen Hütten, wo wir auch Frauen und Kinder sehen . Schließlich verlassen wir die Piste und laufen in ein namenloses Bachtal. Hoch über dem Gewässer laufen wir teilweise auf steil ansteigenden Kämmn.  Auf einem Pferdepfad gelangen wir in die Nähe des Bachs. Ein Stück in einem steilen  Schotterhang über dem Bach ist etwas knifflig, aber gegen 13:15 haben wir das Ufer erreicht. Leider ist der Bach bereits viel zu angeschwollen zum Durchwaten. Ich erkunde kurz im Hang und stelle fest, dass wir hier über den Fluss müssen, da sonst steile Felsen den Zugang in die Schlucht blockieren.

Da wir mit weiteren Flüssen dieser Art rechnen müssen, beschließen wir die geplante Route zu ändern und zunächst auf Fahrwegen weiter zu laufen. Wir verbringen den Nachmittag mit relaxen und waschen uns im Fluss. Später regnet es noch ein wenig und abends ist die schmutzige Brühe noch weiter angestiegen.

Morgens ist der Wasserstand soweit gesunken, dass die Überqerung wahrscheinlich möglich ist, dennoch laufen wir zurück ins Tal des Rio Atuel und folgen der Piste den ganzen Tag flussabwärts. An den Termas de Sosneado gibt es nur noch eine Hotelruine und das Wasser ist nicht warm, obwohl es eine schöne türkise Farbe hat und die Umgebung nach Schwefel riecht. Nichts desto trotz scheinen sie ein ziemlicher Anziehungspunkt zu sein, denn uns begegnen etliche Autos die dort hin wollen. Obwohl die Piste teilweise ziemlich rauh ist, sind hier auch normale Kleinwagen unterwegs. Zunächst ist das Tal noch grün und wird von zackigen, teilweise noch mit etwas Schnee bedeckten Bergen flankiert.

Die Laguna El Sosneado an der wir vorbei kommen ist ein kleiner See mit schönem, blauen Wasser. 

Später laufen wir durch hügeliges Buschland abseits des Flusses, wo wir ein kleines Gürteltier sehen, dass die Straße überquert. Zweimal begegnen uns Schaf- und Ziegenherden die wohl zu besseren Weidegründen getrieben werden. Später wird die Landschaft zunehmend steppenartig, es ist windig und alle Seitenbäche sind trocken.

Ein Monument erinnert an drei argentinische Sodaten, die bei dem Versuch den Rio Atuel zu überqueren umgekommen sind. Schließlich schlagen wir nach 43 Kilometern auf lediglich 1900 Meter Höhe unser Lager auf und holen uns Wasser aus dem schmutzig braunen Rio Atuel. Obwohl uns das Laufen auf Fahrwegen eigentlich nicht so gut gefällt, war der Tag in der grandiosen Landschaft, die sich sukzessive verändert hat, sehr schön, wenn auch anstrengend!

In der Nacht ist es lange sehr windig, so dass wir nur unruhig schlafen. Morgens beim Lagerabbau entdecken wir einen kleinen, schwarzen Skorpion. Hatten wir eigentlich unsere Schuhe ausgeschüttet? 

Die gestrigen vielen Kilometer haben ihren Tribut gefordert: Wir beide haben einige Blasen und Druckstellen. Nichts desto Trotz folgen wir der Piste weiter. Hütten werden meistens durch grüne Pappeln angezeigt. Es gibt dort dann meist mehrere Gebäude, auch Einzäunungen für Schafe und Ziegen. Wir haben das Gefühl, dass es sich hier eher um kleine Siedler als Angestellte von Großgrundbesitzern handelt. Manchmal ist Schildern zu entnehmen, dass man Eier, Käse etc. kaufen kann. Ein Polizeiauto hält kurz bei uns. Die freundlichen Beamten wollen lediglich wissen, wohin wir wollen. 

Nach 13 Kilometern biegen wir in eine Piste an einem murmelnden Bach ab, wo es ebenfalls Siedlerhütten gibt. Mittags ist es sehr heiß und wir verbringen eine zweistündige Mittagspause im Schatten eines kleinen Baumes. Glücklicherweise ist es nachmittags bewölkt, was die Temperatur viel angenehmer macht. Das Tal verengt sich und steigt stärker an, wir haben das Gefühl wieder richtig in die Berge zu kommen auch wenn die hier eher abgerundet sind und an die schottischen Highlands erinnern. Wir passieren eine kleine, industrielle Anlage und laufen neben einer metallenen Gasleitung. Es riecht nach Schwefel und als wir unser Wasser auffüllen, da sich der Weg vom Bach entfernt, bemerken wir, dass auch das Bachwasser ziemlich ekelhaft nach Schwefel riecht, aber es bleibt uns nichts anderes übrig, als es zu trinken…

Als sich unter meinem Fuß eine Blase bildet, wendet Anke ihr Geheimrezept an: Aufstechen mit Nadel und Faden, der als Drainage dient. Schließlich schlagen wir nach 12 Stunden unterwegs unser Lager auf 2650 m Höhe auf.

Kurz danach regnet es eine Zeit lang recht heftig. 

Am Morgen ist es kühl und über den Bergen liegen teilweise Nebelschwaden. Interessanterweise riecht unser Wasser nicht mehr nach Schwefel .Schon nach etwa einem Kilometer haben wir einen unscheinbaren Pass auf etwa 2700 m Höhe erreicht. Ab jetzt geht es recht steil in ein eingeschnittenes Bachtal. Der Weg ist jetzt schlechter und uns begegnet kein Fahrzeug mehr. Wir kommen an insgesamt drei Hütten vorbei, die aber alle relativ verlassen wirken. Wahrscheinlich sind die Leute mit dem Vieh in den Bergen. Die Landschaft wird wieder zunehmend trockener, dennoch müssen wir den Bach zweimal durchwaten. An einer Stelle campen Argentinier mit Geländewagen und Feuer. Mittags finden wir etwas Schatten am Bach, versorgen unsere Blasen und füllen jeder etwa 3,5 Liter am Bach auf, da sich der Weg jetzt vom Gewässer entfernt. Als wir wieder losgehen, kommt uns bald ein alter Pick-up mit einem älteren und einem jüngeren Mann entgegen, mit denen wir uns etwas unterhalten. Sie leben das ganze Jahr hier und treiben im Sommer das Vieh in die Berge. Wie wir vermutet hatten, gibt es hier keinen Großgrundbesitz sondern nur kleine Viehzüchter, die auf eigene Rechnung arbeiten. 

Bald türmen sich vor uns aufragende Sandsteinfelsen auf und schließlich stehen wir oberhalb der Schlucht des Rio Diamante, in der sich der Fluss in Basalt oben und Sandstein unten eingegraben hat. Hinter uns sehen wir noch hohe Schneegipfel, aber so langsam verlassen wir die höheren Berge und sehen auch kein Vieh mehr. Einige Male sehen wir auf dem Weg versteinerte Muscheln etc. Obwohl wir heute fast 1300 Meter tiefer gelangen, ist das Buschwerk zum Teil noch recht dicht. Manche Büsche blühen gelb. Nur einmal gelangen wir an eine Seitenschlucht mit zwei Schatten spendenden Bäumen und etwas Wasser. Dann erstreckt sich vor uns eine weite Ebene aus der der Vulkan El Diamante ragt. Drei Mal kommt uns ein altes, verbeultes Siedlerauto entgegen. Schließlich schlagen wir unser Lager halbwegs windgeschützt in einem trockenen Bachbett auf.

Auch heute war ein schöner, interessanter Tag. Faszinierend wie sich die Landschaft verändert hat, als wir die Berge verlassen haben!

Als ich in der Nacht rausschaue, denke ich, dass entfernt ein Vulkan ausgebrochen ist, es handelt sich aber nur um den Wiederschein von Blitzen in den Wolken! 

Später ist Anke schlecht und eine Zeit lang kurz vorm Übergeben, bis es ihr schließlich wieder besser geht. 

Auch am Morgen blitzt es noch in der Ferne. Glücklicherweise geht es Anke wieder besser und wir starten in den Morgen. Schon bald treffen wir auf die alte Ruta 40, die einst Argentinien von Nord nach Süd durchquert hat. Heute ist sie ein unscheinbarer Feldweg und zwei Motorradfahrer sind die einzigen motorisierten Menschen, die wir heute treffen. Auf dem Weg sehen wir eine große Stabheuschrecke und ein bussardgroßer Greifvogel lässt sich kaum von uns stören. Ein Reiter ist mit seinen Ziegen unterwegs und erzählt, dass es inzwischen auch für diese genügsamen Tiere hier zu wenig Futter gibt, und er mit ihnen daher in die Berge will. 

Über den breiten, schnell fließenden Rio Diamante führt eine Brücke. Leider ist das Wasser dreckig, braun, dennoch füllen wir unsere Vorräte hier auf. Kurz danach weist ein Schild auf eine Schule und ein Museum bei einer Ansiedlung hin. Einmal sehen wir einen braunen Marder auf dem Weg und Truthahngeier über uns. In der Hitze kämpfen wir uns durch das recht dichte Buschland, und jetzt begleiten teilweise auch Zäune die Straße. Pappeln verraten die wenigen Häuser an denen wir vorbei kommen von weitem. An einer laufen einige Hunde bellend auf uns zu und lassen sich auch nicht von einem älteren Mann zurück rufen. Glücklicherweise reagieren sie sofort mit Rückzug, als wir Steine aufheben…

Für unsere Mittagspause finden wir keinen Schatten und schmoren in der Hitze. Entfernt über der Ebene ballen sich schon die Gewitterwolken und später sehen wir auch Blitze. Wir passieren ein unerwartetes Bächlein mit kühlem Wasser und füllen unsere Vorräte an einem Bach auf. Stellenweise ragen bis über zwei Meter hohe Kakteen aus dem dornigen Busch. In einiger Entfernung hebt sich die eindrucksvolle Mauer der Anden. Vor einem Bach passieren wir das verlassene Refugio La Faja und schlagen schon um 17 Uhr unser Lager am Bach auf. Der Platz ist zu einladend und es sieht ein wenig nach Gewitter aus, daher beschließen wir unser Tagessoll von 40 Kilometern heute nicht ganz zu erfüllen und relaxen im Zelt mit geöffneten Türen.

In der Nacht regnet es dann doch etwas, und bringt ein wenig Abkühlung. Schon nach wenigen Kilometern erreichen wir den Arroyo La Laya, wo jemand Wäsche am Ufer wäscht und es ein Puesto, d.h ein einfaches, landwirtschaftliches Anwesen gibt. Wir füllen jeder 3,5 Liter Wasser auf, steigen aus der Schlucht und wandern dann auf endlosen Geraden über eine Piste ohne Verkehr. Hier gibt es weniger Buschwerk und gelbes Gras dominiert. Einmal sehen wir entfernt wohl so etwas wie einen Fuchs. Über weite Strecken gibt es hier auch kein Vieh. 

Unterwegs überholt uns lediglich ein Motorradfahrer und erst nach 27 Kilometern erreichen wir den nächsten Bach. Wir überlegen kurz hier zu bleiben, laufen dann aber weiter. Schon in Sichtweite der Piste zur Laguna El Diamante hält dann ein Pick-up mit Pferdeanhänger bei uns und Yeni, eine Frau um die 30 lädt uns ein, nach Eugenio Bustos mitzufahren. Was für ein Glück, eigentlich hatten wir erst für Morgen geplant zu dem etwa 60 Kilometer entfernten Ort zu trampen!

Yeni und ihre beiden Begleiter bringen ein Pferd aus den Bergen nach San Carlos, wo sie lebt und das Pferd zum Reiten ausbilden will. Schließlich erreichen wir die asphaltierte Ruta 40. Vor Pareditas passieren wir bewässerte Felder, und stellen fest, dass es hier offenbar erheblich mehr Infrastruktur gibt, als erwartet. Ab Pareditas nehmen wir eine Nebenstraße um Polizeikontrollen auszuweichen. Es gibt hier Kanäle voll Wasser mit einem Randstreifen aus Bäumen und über Kilometer sogar einem Radweg. Schließlich erreichen wir die Kleinstadt Eugenio Bustos, wo erstaunlich viel auf den Straßen los ist. Leider ist der Campingplatz auf den wir gehofft hatten geschlossen und ein Hostel im Ortszentrum voll. Als wir unser erstes argentinisches Bargeld aus dem Automaten ziehen wollen, erfahren wir, dass der Höchstbetrag umgerechnet 60 Euro sind, worauf eine Gebühr von 13 Euro erhoben wird! Schließlich fragen wir uns zur Pension Dona Adela durch, wo wir die einzigen Gäste sind und ein Appartement mit Küche für 40 Euro erhalten. Obwohl wir nach 37 gelaufenen Kilometern ziemlich müde sind, gehen wir noch im Atomo Supermarkt einkaufen. Bei Kreditkartenzahlung muss man hier seinen Pass vorlegen und die Nummer aufschreiben! Zurück in der Unterkunft kochen wir noch Nudeln mit Linsen, Zwiebel und Tomatensauce bevor wir todmüde ins Bett fallen. In der Nacht tobt sich dann ein heftiges Gewitter mit viel Regen aus.









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