3 Tage, 100 Kilometer, 1767 hm Aufstieg
Dieser Abschnitt des Desert Trail führt uns durch den einsamen Ostteil des berühmten Joshua Tree Nationalparks und die markanten Berge des Coxcomb.
Nachdem wir uns an der Raststätte Chiriaco Summit gestärkt haben, laufen wir gegen Mittag weiter. Obwohl die Sonne aus einem wolkenlosen Himmel strahlt, ist es mit dem starken Wind eher kühl. Bald weist uns eine Tafel darauf hin, das hier der Joshua Tree Nationalpark beginnt.
Dieser Nationalpark wurde 1994 ausgewiesen und umfasst eine Fläche größer als das Saarland. Während der Westteil für den Tourismus mit Straßen , Wanderwegen und Campingplätzen erschlossen wurde, wandern wir durch den einsamen Ostteil. Der Nationalpark hat eine besonders hohe Biodiversität, weil sich hier Elemente der tiefer gelegenen und trockeneren Colorado Desert mit Bestandteilen der Mojave Wüste mischen, die höher über dem Meer liegt und daher feuchter ist.
Zunächst folgen wir einem breiten Tal voller glockenförmiger, blauer Blumen mit goldenen Staubfäden. Aber schon bald beginnt der enge Lost Palm Canyon, der von mächtigen, gelben Granitfelsen gekennzeichnet ist. Das Vorankommen hier ist schwierig und langsam. Drei steile Anstiege unterbrochen von flacheren Teilen müssen wir bewältigen. Dabei ist es gar nicht so einfach eine Route durch das Labyrinth der Riesenfelsen zu finden. Einige Male enden wir in einer Sackgasse und müssen uns dann einen anderen Weg suchen. An einer Stelle kommen wir nur weiter, in dem wir ein Stück weit durch einen Felsentunnel kriechen. Schließlich erreichen wir die langgestreckte Lost Palm Oase, wo eine ganze Menge Fächerpalmen wachsen und es sogar etwas Wasser gibt.
Hier beginnt ein deutlicher, markierter Wanderweg, der uns aus der Schlucht auf das Plateau oberhalb führt. Über der weiten Landschaft liegt ein grüner Schimmer aus frischem Gras, zahlreiche Blumen blühen und stellenweise ist der Strauchbewuchs ziemlich dicht. Sogar Wacholder wachsen hier. Die von malerischen Granitbergen umgebene Gegend ist ganz anders als das bisher von uns durchquerte Terrain und wir können uns kaum an dieser Schönheit im milden Abendlicht satt sehen. Dabei ist es jetzt mit dem Wind schon empfindlich frisch, so dass wir unsere Jacken überziehen. Für unser Lager brauchen wir unbedingt einen geschützten Platz und werden schließlich auch in einer Schlucht abseits des Weges fündig. Auch hier haben die Regenfälle der letzten Zeit regelrechte Teppiche an blauen Blumen hervorgebracht. Ein toller Wandertag, gewürzt mit etwas Spannung bei den Klettereien im Lost Palm Canyon geht zu Ende.
Der nächste Morgen ist sehr frisch, so dass wir in Daunenjacke und Handschuhen losgehen. Bald sind wir wieder auf dem Trail, der uns zur Cottonwood Spring führt, wo tatsächlich einige der namengebenden Pappeln wachsen. Interessante Tafeln erklären, wie die Indianer, die hier einst gelebt haben, zahlreiche Pflanzen als Nahrung oder Medizin genutzt haben. Schließlich erreichen wir den Cottonwood Campground, wo wir beide acht, bzw. neun Liter Wasser für die nächsten 80 Kilometer auffüllen. Von hier können wir zunächst einer alten Fahrspur folgen, die sich aber bald verliert, so dass wir weglos weiter laufen. Die Route führt uns über eine weite Ebene auf einen Bergdurchbruch zu, an dessen Ende der nächste flache Abschnitt wartet. Ein Muster, dass sich einige Male wiederholt. Obwohl der Bewuchs stellenweise recht dicht ist, kommen wir gut voran. Außer gelegentlichen, kaum noch zu erkennenden Fahrspuren, sehen wir kein Zeichen der Zivilisation. Kostbare Einsamkeit!
Allerdings endet dieser Eindruck bereits am nächsten Morgen, als wir den Nationalpark verlassen und einer breiten Piste folgen. Wir passieren die Abraumhalden einer alten Eisenmine, eine riesige Stromtrasse und einen großen Solarpark, bevor es weglos in das breite Tal des Pinto Basin geht, wo wir zurück in den Nationalpark gelangen. Weite Sandflächen, die teilweise die dunklen Felsmassive am Rand überziehen, ergeben fast einen saharaähnlichen Eindruck. In der Wüste spielt sich der Großteil des Lebens während der der Nacht ab. Dennoch läuft uns heute einmal eine große, haarige Spinne über den Weg. Obwohl es immer noch windig ist, können wir am Nachmittag im T-Shirt laufen. Später halten wir dann auf den stark gezackten, braun-orange- hellen Kamm der Coxcomb Mountains zu, die wir morgen überqueren wollen. In einer von Bergen umgebenen Schüssel schlagen wir schließlich unser Lager auf. Dabei schaffe ich es an eine Kaktee zu stoßen, und habe gleich Büschel von scharfen Stacheln in meinem Rücken stecken. Kein Problem, Anke schafft es geduldig alle der mit Widerhaken bewehrten Spitzen aus meiner Haut zu ziehen, was wichtig ist, da sich sonst fiese Entzündungen ergeben können. Obwohl wir auch heute überwiegend weglos gelaufen sind, haben wir mindestens 40 Kilometer zurückgelegt, allerdings sind das eher gerade Linien. Im Gelände gelingt es einem in der Realität natürlich nicht einen so geraden Kurs zu halten, daher läuft man weglos in der Regel eine viel größere Strecke als es scheint. Um Batterie zu sparen, zeichnen wir unseren Kurs nicht auf, daher wissen wir nie so genau, welche Distanz wir tatsächlich zurückgelegt haben. In der Nacht hören wir die dumpfen Rufe einer Eule und das Heulen der Koyoten. Musik der Wüste!
Während der volle Mond noch scheint, sind wir am nächsten Morgen bereits wieder unterwegs. Ein Canyon führt uns immer tiefer in die Coxcombs. Ähnlich wie am Anfang dieser Sektion müssen wir jetzt dreimal steile Stufen zwischen massiven Granitblöcken bewältigen, was sich aber als etwas einfacher als zuvor herausstellt.
Hinter einem Pass gelangen wir schließlich in ein von schroffen, zackigen, bunten Gipfeln umgebenes Becken. Eine tolle Landschaft! Stellenweise wachsen hier regelrechte Teppiche aus zitronengelben Blumen.
Schließlich steigen wir zu einem weiteren Pass auf, von dem eine Schlucht abwärts in die Ebene führt, auf der wir dann gegen Mittag die wenig befahrene Straße Ca 62 erreichen. Etwa 20 Autos pro Stunde rollen an uns vorbei, daher müssen wir uns in Geduld fassen. Nachdem wir zwei Stunden gewartet haben, hält dann aber doch jemand an. Cindy ist eine nette, ältere Archäologin und erzählt uns viel von den Indianern, die einst durch die Wüsten Kaliforniens gezogen sind. Noch heute kann man hier stellenweise im Gelände ihre alten Pfade sehen und dann und wann auf eine steinerne Pfeilspitze stoßen.
Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir schließlich den langgestreckten Ort Twentynine Palms, wo wir uns in einem Motel einmieten.
Natürlich genießen wir erst einmal eine Dusche, dann haben wir aber viel zu tun: Wäsche waschen im Motel und Vorräte für 20 Tage einkaufen. Diese verpacken wir dann, so dass wir morgen früh auf der Post Pakete aufgeben können. Schließlich gönnen wir uns noch ein schönes Abendessen auf dem Zimmer, Wraps die wir mit Bohnenpaste, Mais und Salat belegen, dazu trinken wir Orangensaft. Wir hoffen, dass wir dadurch unsere Vitaminzufuhr etwas aufbessern…
Nachdem wir am nächsten Morgen Schokokekse gefrühstückt haben, gehen wir zur Post und geben dann Pakete nach Furnace Creek im Death Valley und Dyer in Nevada auf. Das ist zwar ein teueres Vergnügen, aber wir wissen, dass es an diesen Orten kaum eine Einkaufsmöglichkeit gibt, daher ist das wohl unvermeidbar.
Es ist bereits Mittag, als wir mit allem fertig sind, also gönnen wir uns erst einmal eine Pizza. Da wir denken, dass es schwierig wird, von hier in die Wüste zurückzutrampen, bestellen wir schließlich einen Uber, der uns 58 Dollar für die 63 Kilometer zurück in die Wüste kostet. Die Fahrerin ist sympathisch und wir unterhalten uns gut. Dabei erfahren wir, dass die Hälfte unserer Bezahlung an Uber geht, sie für die Fahrt also nur ziemlich wenig bekommt.
In den Joshua Tree Nationalpark
Es gibt hier etwas Wasser
Joshua Tree Nationalpark
Thanks for the post.
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