3,5 Tage, 120 km
Obwohl ich mir gestern Abend am Buffet den Bauch ziemlich voll geschlagen habe, wache ich nachts hungrig auf. Das seit Wochen wandern hat meinen Kalorienbedarf natürlich deutlich erhöht…
Dementsprechend plündere ich das Frühstücksbuffet und breche auf, als der riesige gelb- orange Mond zum Sonnenaufgang verschwindet und ein malerisches Licht auf die Oase mit ihren Palmen wirft.
Ich will der breiten Piste C 43 nach Khowarib so wenig wie möglich folgen, daher nehme ich schon bald eine Abkürzung querfeldein. Allerdings ist das wellige, von zahlreichen, roten Felsbrocken bedeckte Terrain nur sehr langsam zu bewältigen. Dafür entschädigt mich die grandiose Landschaft der Etendeka Mountains mit ihren markanten, roten Tafelbergen, die ringsherum aufragen.
Nach zwei Stunden gelange ich dann wieder auf die Piste, die obwohl gut ausgebaut, recht angenehm zu laufen ist, da es kaum Verkehr gibt. Häufig weiche ich auch auf Seitenwege aus, die sich teilweise weit von der Straße entfernen und dann im Bogen zurück führen. Diese Wege wurden wahrscheinlich beim Bau der C 43 angelegt. Die Piste führt allerdings schnurgerade aus und klettert dabei über viele Hügel.
Meine Mittagsrast verbringe ich im Schatten eines Mopane Baumes am Rand eines trockenen Flussbetts. Hohe Binsen zeigen, dass hier auch mal Wasser steht. Es gibt Jahre in denen es hier im Sommer mehr regnet…
Nach etwa zwei Stunden laufe ich weiter über eine große, staubige Ebene. Abseits der Straße gibt es ein Häuschen mit jemand drin, der für den Zugang zum Aub Canyon kassiert. Ein sicher extrem langweiliger Job, da bestimmt nur sehr wenige Fahrzeuge diesen Weg einschlagen…
Vier Autos halten bei mir und fragen was ich mache, darunter ein Pick- up mit Passagieren, Zwei freundliche Ranger der Sesfontein Conservancy und ein Australier, der mir eine Flasche mit gefrorenem Apfelsaft schenkt. Bei jeder Pause kann ich jetzt einen Schluck Kühles nehmen, da das Eis erstaunlich langsam taut!
Auf einem Weg abseits der Straße sehe ich zum ersten Mal seit langem vier Oryx. Ich liebe diese großen Antilopen!
Bevor ich die Straße wieder erreiche koche ich im Schatten und laufe dann in den Abend. Erst als es schon fast dunkel ist, schlage ich in einem trockenen Bachbett abseits der Straße mein Lager auf, während der riesige Vollmond langsam hinter den Bergen hervorkommt und ich von Fledermäusen umschwärmt werde. Trotz Straßennähe fühle ich mich in afrikanischer Wildnis. Tatsächlich fährt hier nachts niemand mehr…
Als ich am nächsten Morgen schon eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang losgehe, benötige ich nicht mal meine Stirnlampe, so hell scheint der Mond. Dabei ist es ziemlich frisch, so dass ich in meiner Primaloft Jacke laufe. Zum Sonnenaufgang verlasse ich die Piste und laufe durch steiniges, welliges Terrain querfeldein weiter, wobei ich teilweise Wildwechsel benutzen kann. Unterhalb von einem kleinen Pass gelange ich dann auf eine große Ebene, auf der ich einige kleine Anwesen sehe. Nach der Mittagsrast laufe ich dann auf der Straße weiter. Ein Mann, der unter einem Baum auf eine Mitfahrgelegenheit wartet, bittet um Feuer und einige Schulkinder sitzen unter einem grünen Baldachin. Eine Zeit lang folge ich dem ersten Zaun, den ich im Damaraland sehe. Dann hält eines der wenigen Autos bei mir. Anna und Hans aus den Niederlanden sind mit einem alten Landrover unterwegs und hatten mich schon in der Nähe des Brandbergs gesehen!
Die beiden sind schon seit 2 Jahren unterwegs, zunächst in Südamerika und jetzt hier. Wir unterhalten uns eine Zeit lang und ich bekomme Saft angeboten!
Schließlich biege ich auf einen Weg ab, wo einige Hütten stehen und Ziegen weiden. Ich laufe dann noch einige Kilometer weiter, bevor ich mein Lager in ziemlich sandigen Terrain am Rand einer großen Ebene aufschlage.
Im Licht des Vollmonds folge ich am nächsten Morgen der Fahrspur durch offene Flächen, bis sie nach etwa zehn Kilometern ausläuft. Die nächsten 14 Kilometer laufe ich weglos nach Nordwesten über eine weite Ebene. Als der Tag anbricht, befinde ich mich in einem Gebiet mit vielen, großen Akazien wo es von Leben wimmelt. Überall laufen rebhuhnartige Frankoline umher und ich sehe zahlreiche Springböcke. An einer Stelle zähle ich sechzig Stück gleichzeitig, es sind aber sicher noch viel mehr. Erstaunlich, da der Ort Khowarib nicht weit entfernt ist. So sehe ich auch Pferde und eine Kuh, aber keine Menschen. Auch als das Terrain sandiger wird, mit niedrigen, grünen Büschen sehe ich noch viele Tiere, darunter mehrere Straußengruppen und immer wieder Giraffen.
Einmal taucht sogar ein Schakal auf. Meine Mittagsrast halte ich unter einer Akazie am Rand des hier wohl 50 Meter breiten Trockenbetts des Hoanib. Dabei besuchen mich Vögel, darunter eine amselgroße Art mit schwarz- weißem Rücken und leuchtendroter Brust. Als ich weiterlaufe sehe ich auch in der Nachmittagshitze noch Tiere, darunter einmal eine Gruppe von 5 Giraffen.
Schließlich erreiche ich den Ort Warmquelle mit vielen kleinen, meist ockerfarbenen, rechteckigen Hütten mit Wellblechdach. Es gibt hier einige Quellen, daher weist der Ort auch bewässerte Gärten auf, wo unter Anderem Mais angebaut wird. Eine Frau vor einer Bäckerei möchte mir Brot verkaufen und ein junger Mann erzählt, dass Namibia gerade ein Fußballspiel gegen Italien verloren hat. Schließlich fragt er dann noch, ob ich ihm ein Getränk kaufe. Später fragen mich dann noch ein Schuljunge und ein jugendliches Mädchen nach Geld und ein älterer Mann will Namibia Dollar gegen Euro tauschen. Auf den fünf Kilometern bis zur Ongongo Waterfall Campsite passiere ich etliche Verkaufsstände, die meist Brennholz, aber auch Steine anbieten. Allerdings ist kein Verkäufer zu sehen. Schließlich verlasse ich den Weg und laufe ein Stück oberhalb einer niedrigen Schlucht, wo Binsen wachsen und an vielen Stellen Wasser steht. Der Campingplatz ist dann mit 35 Euro sehr teuer, allerdings hat jeder einzelne Platz einen überdachten Unterstand, Dusche, Waschbecken und WC. Die eigentliche Attraktion hier ist aber der Pool am Fuß eines kleinen Wasserfalls, in dessen angenehm kühlem Wasser man sogar schwimmen kann!
Außer mir sind noch einige andere Gäste da, darunter Südafrikaner, die mit Motorrädern unterwegs sind.
Bei Sonnenaufgang laufe ich weglos auf einen kleinen Pass zu. In den Hügeln verstecken sich etliche Anwesen, von überall höre ich Hähne krähen. Ein Geländewagen kommt mir entgegen, der von einem umzäunten Gelände kommt, wo Schweine gehalten werden. Ein Fußpfad führt dann zu dem niedrigen Einschnitt zwischen den Bergen. Auf der anderen Seite geht es über eine mit trockenem Gras bestandene Ebene, auf der einige kräftige Kühe weiden. Schließlich erreiche ich am Hoanib wieder die Straße, die hier zwischen steilen Bergen hindurch führt. Bis Sesfontein, dass ich schon gegen 14 Uhr erreiche, laufe ich auf der Straße durch eine Landschaft mit vielen, hohen Akazien. Das Sesfontein Guesthouse am Beginn des Orts ist ein schöner Ort zum Relaxen, mit grünem Rasen und Bananenpflanzen. Ein Stück weiter im Ort kaufe ich später für 6 Tage ein. Obwohl das Angebot sehr überschaubar ist, gibt es Haferflocken, Kekse und Nudeln. Speiseöl wird nur in 2- Literflaschen verkauft, daher fülle ich mir in der Unterkunft einen halben Liter ab und lasse den Rest dar. Ich genieße Internet, Bier und ein dreigängiges Abendmenü. Der letzte Komfort, bevor es ins wilde Kaokoveld geht!
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