Translate

22.10.2024

Namibia zu Fuß 9 - Nordnamibiatraverse 6 Purros-Ojithanda


                                                        6 Tage, 181 Kilometer

Auf diesem Abschnitt folge ich zunächst dem Hoarusib, ebenso schön wie der Hoanib, aber ohne Geländewagen...
Dann verlasse ich langsam die kargen Weiten des Damaralands und gelange in das Gebiet der Himba im Kaokoveld, die dort mehr oder weniger nomadisch mit ihrem Vieh umherziehen. 

Der Elefantenbesuch im Camp ist ausgeblieben. Als ich morgens starte ist es noch ziemlich dunkel und kalt. Ich könnte Handschuhe gebrauchen!

Der Hoarusib ist streckenweise ziemlich dicht bewachsen und unübersichtlich, daher komme ich nur langsam vorwärts. 

Als die Sonne über die Berge steigt, erklimme ich einen felsigen Aussichtshügel über dem Trockenfluss. Links ragen steile rote Berge auf, die oben teilweise ein Plateau bilden. Durch den weißen Sand der Umgebung zieht sich die grüne Flussoase des Hoarusib. Unter mir ist sogar etwas Wasser im Flussbett! Am rechten Rand des Tals steht ein Kraaal mit einigen Himbahütten. Dann sehe ich unterhalb zwei junge Männer mit Umhängen vorbei laufen. Vielleicht Himba?

Als ich weiterlaufe, stoße ich überall auf Elefantenspuren und sieben Strauße laufen durch die Weite mit den roten Bergen im Hintergrund. 

Eigentlich sollte ich jetzt wieder der Bikepackingroute folgen, aber deren Verlauf stimmt hier im Flussbett nicht. Ich stoße noch einmal auf Wasser, was streckenweise sogar fließt.

Toll, damit hätte ich bei der Trockenheit hier nicht gerechnet!

Schließlich wechsele ich auf eine Fahrspur am rechten Talrand, die in Mapout eingezeichnet ist. Hier komme ich deutlich schneller voran, quäle mich allerdings ziemlich mit dem jetzt sicher über 30 Kilo schwerem Rucksack.

Der Weg verläuft über einige, felsige Aussichtspunkte, wo ich das Wunder dieser grünen Oase in der trockenen Wüste genießen kann. Ich sehe einzelne Springböcke, Strauße und eine Giraffe während einer Pause.

Schließlich tritt der Hoarusib in eine Schlucht ein, wo es noch mehr Wasser gibt und ich auch davon trinke.

Nach 27 Kilometern schlage ich um 17 Uhr mein Lager am Rand einer Freifläche auf. Meinen Hobo zünde ich heute mit trockenem Elefantenmist an! Während ich koche zieht entfernt ein dunkler Pavian vorbei. Ich bin ziemlich geschafft, aber glücklich über den tollen Tag in afrikanischer Einsamkeit am Hoarusib.


Früher Morgen am Hoarusib

Toller Ausblick von einem kleinen Hügel über dem Bachbett

Strauße in vegetationsloser Landschaft


Außerhalb des Flussbetts ist die Landschaft sehr karg

Lebensraum der Elefanten

Altes Himbalager


Der Hoarusib führt in eine Schlucht

Karge und üppiger bewachsene Abschnitte wechseln sich ab

Noch im Licht der Stirnlampe breche ich an nächsten Morgen wieder auf. Das Tal ist weiterhin sehr schön, mit fließendem Wasser an einigen Stellen. Daher gibt es hier auch Vögel wie Nilgänse, kleine Schnepfen und Kiebitze.

Stellenweise sind die Tamarisken sehr hoch, was mich an die Canyons in Utah erinnert, ebenso wie die weißen Blüten der Datura.

Schließlich verlasse ich den Hoarusib und gelange zu einem Absatz über dem Tal mit 6 Himbahütten. Das Holzgerüst einer der Hütten ist mit Lehm verputzt und etliche Gegenstände im Inneren lassen vermuten, dass die Hirten nur temporär abwesend sind, schließlich wächst hier zur Zeit kein Gras für die Kühe. 

Im losen Schotter einer Fahrspur steige ich langsam aufwärts, was ziemlich anstrengend ist. Immerhin geht es mir heute wieder gut.

Eine Oryxantilope flüchtet langsam in die roten Felsen.

Nach einer kurzen Mittagspause gelange ich auf eine Piste.Hier verläuft die SAND Bikepackingroute, die erst vor kurzem veröffentlicht wurde. Nichtsdesto Trotzh bin ich ihr schon häufiger gefolgt. Es geht aufwärts zu einem kleinen Pass und dann über eine steinige Hochebene zum Tal des Khumib. Auch dort stehen einige Hütten und verlassene Kraale, in die das Vieh nachts getrieben wurde, aber auch hier lebt niemand mehr. 

Das Khumib Tal ist breit und locker mit niedrigem Mopane bewachsen. Die Piste verläuft meist außerhalb über öde Steinebenen zwischen markanten, roten Bergen. Nachmittags ist es ziemlich windig. Ein Schabrackenschakal kommt mir in einiger Entfernung entgegen, ansonsten sehe ich außer Fährten keine Tiere. 

Um halb sechs schlage ich mein Lager halbwegs windgeschützt in einem Trockenbett auf. Schon seit Stunden bin ich hungrig und freue mich auf die Nudeln.


An etlichen Stellen gibt es Wasser im sonst trockenen Flussbett

Sogar Kiebitze und andere Wasservögel leben hier

Kaum vorstellbar, dass diese Landschaft manchmal genug Futter für Vieh liefert...


Außerhalb des Khumib


Wenige Bäume wachsen im Bett des Khumib

Drei Tage lang treffe ich keinen Menschen


Ich koche Nudeln

Nachtlager

Der abnehmende Mond liegt auf dem Rücken, als die Sonne aufgeht. Ich folge weiter dem Khumib, meist außerhalb des Tals über vegetationsarme Steinebenen. Voraus sehen einige einzeln stehende Inselberge wie Vulkankegel aus. Da mein Solarmodul offenbar ein Problem hat und kaum noch lädt, mache ich es auf dem Rucksack fest, um die Ladezeit zu verlängern. 

Als nach Mittag der Fahrweg zur Straße abbiegt, folge ich weiter dem Khumib, zum Teil in Fahrspuren, meist aber ohne Weg. Eine Giraffe läuft aus dem Mopanegürtel auf die offenen Steinflächen vor den roten Bergen und bleibt immer wieder stehen, um mich zu mustern. Außerdem sehe ich einen großen, schwarzen Adler fliegen und eine winzige Damara Dik- Dik Antilope im Trockenbett. Bei einer Pause beobachte ich ein Rudel von 11 Springböcken, die teilweise liegen und später eine weitere Giraffe. 

Ab halb vier bläst ein unangenehm kühler Wind. Nichts desto Trotz unternehme ich noch einen kleinen Erkundungsgang nachdem ich mein Zelt halbwegs von Mopane geschützt aufschlage. Später scheitere ich aber fast daran, im Wind meinen Hobokocher anzuzünden, bis es mir mit angespültem, feinen Reisig doch gelingt. Um 21 Uhr hört der Wind dann plötzlich auf zu wehen.


Morgenstimmung




Mittagspause

Relaxen im Schatten

Giraffe in vegetationsarmer Umgebung



Giraffe auf Hügel

Halbwegs geschütztes Lager


Abendspaziergang

Trappe

Am nächsten Morgen ist es kalt und klar, so dass ich die Gelegenheit nutze um den fantastischen Sternenhimmel zu fotografieren, mit Stativ und 50 Sekunden Belichtungszeit! Leider sind die Bilder nichts geworden…

Als es dämmert breche ich auf und verlasse den Khumib um ungefähr sechs Kilometer weit quer durch nach Orupembe abzukürzen. Im Licht des Sonnenaufgangs leuchtet die weiße Quarzsteinebene spektakulär. In Orupembe steht ein Funkmast, daher telefoniere ich von einem Hügel vor dem Ort mit Anke. Ort ist allerdings stark übertrieben, es gibt hier nur einige verlassene Himbahütten, ein umzäuntes, wahrscheinlich Regierungsgebäude und einen kleinen Laden aus dem eine Frau nichts anderes als kalte Getränke verkauft und kaum glauben kann, dass ich hierher gelaufen bin…

Ein Stück weiter steht ein Wasserturm, wo ich mir aus einer Rinne klares Wasser abfüllen kann. Mit elf Litern Vorrat laufe ich weiter.

Ich folge einem Fahrweg durch die steinige Landschaft unterhalb roter Tafelberge, wo ich zwei Strauße sehe. 

Als ich ein Trockenbett erreiche, stehen oberhalb vier bienenkorbförmige Himbahütten, eine davon mit schwarzer Plane überzogen, vor denen sich einige Frauen und Kinder aufhalten und winken. Der bloße Oberkörper der Frauen ist traditionell mit einer Paste rot eingeschmiert,  dazu wird eine Art Rastafrisur getragen. Ich mache lediglich eine Dreiviertelstunde Mittagspause unter einem Schattenbaum, da es bis zu meinem Tagesziel noch weit ist. Immerhin fühlt sich mein Rucksack trotz Wasser heute nicht so schwer an, wahrscheinlich weil ich nicht mehr so viel Essen habe…

Bei einem Schild, dass auf die Marble Community Campsite hinweist, verlasse ich den Weg nach Ojithanda dem die Bikepackingtour folgt, und laufe nun auf einer eigenen Route, auf der es laut Mapout teilweise keinen Weg gibt. Ich bin gespannt was mich erwartet!

Zunächst folge ich einer meist ganz gut zu erkennenden Fahrspur über eine sandige Ebene. War die Landschaft zuvor kaum bewachsen, steht jetzt fast überall gelbes Gras, allerdings tragen die meisten dornigen Sträucher keine Blätter. Entfernt erspähe ich eine Riesentrappe, die deutlich größer ist, als die Trappen, die ich bisher beobachtet habe.

Dann wird die Landschaft ziemlich abwechslungsreich, Sand und Steine wechseln sich ab, es gibt etliche Trockenbetten mit stärkerem Bewuchs und fast überall wachsen niedrige Mopane Bäume. Die ganz trockenen Gegenden liegen damit wohl hinter mir und es ist ein tolles Gefühl in die weite Einsamkeit der Savanne vorzustoßen.

Nachdem ich unter einem Felsüberhang gekocht habe, laufe ich noch eine Stunde in den Sonnenuntergang mit seinen gelben und roten Farben hinein. Irgendwann ist es dann aber richtig dunkel und ich kann nicht sagen, welche Tiere das Hufgetrappel verursachen, dass ich höre. In einer von Büschen umgebenen Mulde schlage ich schließlich mein Lager auf. Es ist deutlich milder als die letzten Nächte und fühlt sich wieder richtig nach Afrika an! 


Helle Quarzkiesel

Sonnenaufgang

Die Landschaft erscheint fast weiß im Morgenlicht


Kaum jemand wohnt hier zur Zeit

Hier gibt es nur Bier!

Noch sehr karg

Trockenes, gelbes Gras kündigt den Landschaftswechsel an


Schatten und Schutz für meine Abendpause

Ich laufe in die Nacht

Am nächsten Morgen verliert sich die Fahrspur irgendwann in den Trockenbetten, deren Bewuchs jetzt manchmal schon fast waldartig ist. Statt lange nach dem Weg zu suchen laufe ich dann nach Nordwesten auf einen Berg zu und gelange irgendwann wieder auf einen gut sichtbaren Weg. In einem Tal, dass durch die Berge führt, sehe ich meinen ersten Baobab in Namibia. Ich wusste nicht, dass es diese tollen Bäume, die ich aus Ostafrika kenne, auch hier gibt. Jetzt sehe ich häufiger Fußspuren und treffe dann an einem Wasserbehälter mit Viehtränke zwei Himbamänner, die aber offenbar so überrascht sind, hier einen weißen Wanderer zu sehen, dass sie nicht einmal grüßen. Dann gelange ich an ein kleines Lager mit den üblichen Bienenkorbhütten, wo drei Frauen mit ihren Kindern sitzen. Sie sind traditionell mit roter Ockerpaste eingeschmiert und fragen mich etwas, sprechen aber kein Englisch und ich auch kein Herero, denn die Himba sind eine Gruppe dieses Volks. Hier endet der auf meiner Karte eingezeichnete Weg, jetzt wird es also spannend zumal das Gelände immer bergiger und steiniger wird. In einem Trockental treffe ich zwei Jungen, die Ziegen hüten, ihre Schützlinge aber zurück lassen um sich zu verstecken, als sie mich sehen!

Das Tal scheint jetzt zu einem Canyon zu werden, daher denke ich, dass es besser ist oberhalb zu laufen. Zum Glück stoße ich auf einen breiten Weg, über den wohl das Vieh getrieben wird. Er ist zwar viel länger, als meine gedachte Route, aber weglos in diesem Gelände voller Steine und Felsen zu laufen, wäre eine sehr langsame Angelegenheit…

Schließlich schlage ich mein Lager in einem Trockenbett abseits des Wegs auf. Als ich wie jeden Abend die OK- Nachricht über meinen Satellitenmessenger absetzen will, erhalte ich einen Schock: Offenbar habe ich die Tüte mit dem Gerät und meinem USB- Ladegerät am letzten Lagerplatz liegen lassen! Wenn alles gut geht, bin ich schon morgen in Ojithanda, wo es hoffentlich Funkempfang gibt, damit ich Marie, Anke und meinem Bruder Jens mitteilen kann, dass alles in Ordnung ist, jetzt aber keine Nachrichten mehr kommen. Kurz überlege ich, einem Weg zum Kunene zu folgen, statt wie geplant einem Trockenfluss, entscheide mich aber dazu, bei meinem Plan zu bleiben. Schließlich habe ich auch schon ähnliche Touren unternommen, als es solche technischen Absicherungen noch nicht gab…

Als es schon längst dunkel ist, höre ich plötzlich Musik. Offenbar läuft noch jemand auf dem Weg entlang. Zum Glück ist mein Lager außer Sichtweite, ich möchte nämlich wirklich nicht, dass jemand weiß, dass ich hier schlafe und womöglich auf komische Ideen kommt…


Der Mopane ist der typischte Baum hier 

Weglos durch die Savanne


Verlassen oder nicht?

Hier begegnen mir immer wieder Ziegen und Kühe

Fußballplatz

Hier hat man nach Wasser gegraben

Schwieriges Gelände

Baum mit Webervogelnestern

Aus den Bergen in die Ebene


Am Morgen zeigt meine Powerbank nur noch einen Balken und mein Solarmodul lädt kaum noch. Hoffentlich reicht der Strom meines Smartphones noch, immerhin bin ich wohl noch eine Woche unterwegs ohne Lademöglichkeit…

Besonders wichtig in dem Zusammenhang ist natürlich, dass ich mit dem Gerät navigiere…

Ich folge dem Viehweg weiter durch die steinige Landschaft zu einem Pass, wo niedrige, baobabähnliche Bäume mit Stacheln wachsen. Auf der anderen Seite gelange ich dann auf eine Fahrspur, die mit vielen Schlenkern durch die felsige Landschaft führt. Zunächst hatte ich gehofft, dass sie Richtung Ojithanda führt, aber als der Weg zu weit nach Osten abdriftet, laufe ich schließlich querfeldein weiter. Glücklicherweise ist das Terrain jetzt eher sandig und flach, so dass ich problemlos vorankomme. Immer wieder höre ich Stimmen und begegne dann einer Himbafrau, die schreiend zu den nahegelegenen Hütten läuft. Sofort kommt ein Junge im T-Shirt angelaufen, der ein paar Worte Englisch spricht und fragt wohin ich möchte.

Ich quere zwei große Trockenbetten und gelange auf einen Pfad, dem ich lange folge. Einmal komme ich an einer Umzäunung aus dornigen Ästen vorbei, in der Maispflanzen wachsen.

In der Nähe von Ojithanda sehe ich viel Vieh das an einem großen Teich getränkt wird. Vor einigen Gebäuden der örtlichen Schule gibt es einen Wasserturm aus dem die Flüssigkeit in eine Rinne fließt. Während ich meine 13,5 Liter Wasser für die nächsten drei Tage auffülle, bin ich von mindestens 20 Kindern dicht umringt, für die ich offenbar eine große Attraktion darstelle. Eine jugendliche Schülerin führt mich dann zum etwas entfernten, eigentlichen Ort, der aber nur aus 5 Häusern besteht. Immerhin gibt es einen Laden in dem ich für eine Woche 2 kg Maisporridge, einen Dreiviertel Liter Öl und 1,5 kg Nudeln einkaufe. Ich will mich hier nicht länger als nötig aufhalten und laufe bald rasch querfeldein auf ein breites Tal zwischen Bergen zu. Dort gibt es eine schon fast waldartige Vegetation mit großen Akazien und es wimmelt von Vögeln.

Abseits der stark benutzten Viehpfade schlage ich schließlich mein Lager auf.

Als es bereits dunkel ist und ich im Zelt liege, höre ich Männerstimmen näher kommen. Wahrscheinlich treiben sie Kühe zum Wasser Ojithandas. Ich hoffe nur, dass sie mein Lager nicht durch Zufall entdecken. Wahrscheinlich würde auch dann nichts passieren, dennoch ist mir bei dem Gedanken nicht wohl, dass plötzlich einige Himbahirten in der Nacht vor meinem Zelt stehen…


Teilweise folge ich breiten Viehwegen

Auf keiner Karte eingezeichnet, aber gut zu laufen

Durch bergiges Terrain

Viele Bäume und Sträucher tragen keine Blätter

Wird Wasser in dem dicken Stamm gespeichert?

Viele Wege werden von den Rindern geschaffen

Trockenbetten mit üppiger Vegetation

Wassertanks an der Schule von Otjithanda

Ich bin offenbar eine große Attraktion...

Nicht üppig, aber ausreichend...

Bar und Laden gleichzeitig

Lager außerhalb von Otjithanda




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen