Übersicht Grand Enchantment Trail New Mexico
Mein nächstes Vorhaben ist die Erwanderung des Grand Enchantment Trail in New Mexico. Noch nie vom Grand Enchantment Trail gehört? Das ist kein Wunder, da es sich hierbei um eine inoffizielle Route handelt, für die es keine einzige Markierung gibt! Sie wurde von Brett Tucker erschaffen, einem Amerikaner, der bereits eine ganze Reihe von interessanten Wanderrouten im Südwesten der USA kreiert hat. Dabei legt er großen Wert auf eine möglichst naturnahe Streckenführung, mit so wenig Fahrwegen wie möglich, etwas was mir sehr entgegen kommt!
Zwar gibt es den Weg schon seit 2003, er wird aber nur von etwa 30 Leuten im Jahr gelaufen, die Mehrheit davon ist im Frühjahr unterwegs! Der Grand Enchantment Trail führt über eine Strecke von 1140 Kilometern von Albuquerque/ New Mexico nach Phoenix/ Arizona. Dabei nutzt er zu über 50 % vorhandene, schmale Trails und auch weglose Abschnitte sind auf 11 % der Strecke vertreten, etwas was mir besonders gefällt! Das restliche Drittel machen kaum befahrene Fahrspuren und Pisten aus. Grand Enchantment heißt übrigens „Große Verzauberung“! Ich bin gespannt ob der Weg auch mich in seinen Bann ziehen wird!
Angenehmerweise sind sowohl das östliche als auch das westliche Ende gut zu erreichen. So habe ich beschlossen, mit dem Zug nach Albuquerque in New Mexico zu fahren.
Mit zehn Männern in einem Zimmer habe ich nicht gerade gut geschlafen...
Nach dem Duschen gehe ich ins Alabama Café frühstücken, dass Cam Honan, von „The hiking life“, zu den 20 besten Trail Restaurants der USA zählt!
Obwohl es erst halb sieben ist, sind schon recht viele Leute dort. Tatsächlich ist mein Omelette super und die Portion ziemlich groß, wichtig für einen hungrigen Wanderer! Nach der dritten großen Tasse Kaffee ist auch die Müdigkeit weg...
Erst um 10 Uhr fährt dann der Bus von Eastern Sierra Transit beim McDonalds los. Die meisten Passagiere sind ebenfalls Wanderer. Die schroffen Zacken der Sierra zur Rechten flachen schon bald ab und es geht durch Halbwüste mit Sagebrush und einzelnen Joshua Trees. An manchen Stellen gibt es riesige Wind- und Solaranlagen.
Gegen 12:45 treffen wir in Lancaster ein, einem größeren Ort, der Anschluss an das Nahverkehrssystem von Los Angeles hat. Der Metrolink Zug von hier kostet lediglich 11,50 Dollar.
Beim Einsteigen wird schon die Fahrkarte von Bewaffneten geprüft und auch die Schaffner tragen 2 Pistolen...
Ein Mitreisender, ehemaliger Marinesoldat erzählt, dass er durch die Gegend im Frühjahr bei seiner PCT- Wanderung gelaufen ist.
Die Fahrt nach Los Angeles dauert über zwei Stunden, aber ich habe nie das Gefühl durch eine Großstadt zu fahren, eher viele miteinander verbundene Orte wie im Ruhrgebiet.
Die Union Station ist ein großes, altes Gebäude mit einem Wartebereich mit Ledersesseln.
Durch Zufall merke ich, dass ich hier noch einchecken muss, um eine Sitzplatzreservierung zu erhalten!
Um 18 Uhr fährt der Southwest Chief nach Chicago schließlich ein. 107 Dollar hat mein Ticket nach Albuquerque im Internet gekostet.
Ich habe einen geräumigen Sitzplatz, es gibt aber auch eine Sightseeinglounge mit zu großen Fenstern gewandten Sitzen.
Dinner wird im Speisewagen auf Reservierung serviert.
Ich sitze zusammen mit SinaSoulqueen, einer Sängerin aus Samoa und John, einem katholischen Priester der einen Schlaganfall hatte.
Die Unterhaltung ist lebhaft, schräg und witzig!
Der Zug fährt in ziemlich gemütlichem Tempo durch die Weiten des Westens und ab und zu legen wir einen längeren Stop an einem Bahnhof ein. Dabei steigen einige Amish Männer, in ihrer historischen Kleidung stets aus, um ein Pfeifchen zu rauchen…
Ich schlafe im Sitz recht gut, allerdings ist die Klimaanlage zu kühl...
Mit dem Amtrak Zug unterwegs
Toll morgens aus dem Zug in die weite, recht grüne Wüstenlandschaft Arizonas zu schauen!
Ich frühstücke Rührei mit drei anderen Männern am Tisch im Speisewagen.
Insgesamt ist die Zugfahrt echt schön und empfehlenswert!
Wir treffen planmäßig um 11:20 am Bahnhof von Albuquerque ein. Das Alvaredo Travel Center ist gleichzeitig Greyhound Station, lokaler Busbahnhof und Amtrak Halt, wirkt aber recht beschaulich. Es dauert einige Zeit bis ich herausgefunden habe, dass es für mich am Günstigsten ist, die Buslinien 1 oder 5 bis zur Montgomery Street zu nehmen, dafür kostet die Fahrt auch nur einen Dollar. Wegen der zahlreichen Halte sind wir ca. eineinhalb Stunden unterwegs!
Die meisten Passagiere wirken ziemlich arm und es ist auch einer dabei, der laut und verwirrt vor sich hin redet, was bei mir eine angespannte Stimmung erzeugt.
Der Busfahrer empfiehlt mir mit dem Taxi weiter zu fahren, doch zuvor esse und trinke ich etwas im McDonalds.
Ich versuche dann kurz zu trampen, aber auf der zunächst 6-spurigen Straße ist das wenig aussichtsreich, so laufe ich dann los. Immerhin gibt es einen Radweg!
Es ist ziemlich heiß, obwohl die Berge des Sandia Crest schon nah sind.
Einem Typen der danach fragt, gebe ich sogar einen Großteil meines Wassers.
Später kann ich eine Liter kostenlos nachfüllen, aus einem Kühlgefäss vor einem Restaurant.
Nach etwa100 Minuten erreiche ich die Talstation der Sandia Peak Seilbahn, das östliche Ende des Grand Enchantment Trail. Auf dem schmalen Tramway Pfad bin ich bald unterwegs durch die recht dichte Halbwüstenvegetation aus Dornsträuchern, Feigenkakteen voller Früchte und einzelnen Wacholdern.
Schon nach einer Stunde bin ich am Abzweig zum Spring Creek, wo es die Grundmauern einer ehemaligen Rangerstation gibt. Es soll hier laut dem Wasserreport des GET eine Quelle geben. Da dies die einzige Wasserstelle bis zum Gipfel ist, muss ich sie unbedingt finden, irre jedoch zunächst in der Umgebung erfolglos herum, bis ich merke, dass die gefasste Quelle unmittelbar an der Ruine ist!
Zum ersten Mal auf dieser Reise behandele ich das stehende Wasser aus dem Betontrog mit Tropfen auf Silberbasis, die aber erst zwei Stunden wirken müssen!
Ich lege mich auf meine Isomatte in den Schatten, stretche, schreibe und werde einige Male von einem grauen Kolibri mit grünen Unterfedern besucht, der brummend über meinem T-Shirt in der Luft steht.
Leider gibt es hier auch Mücken und lästige Krabbeltiere, aber kein Vergleich zu manchen Stellen in der Sierra.
Ich wäre zwar gerne schon weiter weg von der Zivilisation, bin ansonsten aber zufrieden!
Einen großen, schwarzen Laufkäfer und etliche Vögel kann ich von meiner Matte aus beobachten.
Die wunden Zehen an meinem rechten Fuß, die ich mir zuletzt in der Sierra geholt hatte, umwickele ich mit Leukoplast.
Im Dunkeln sehe ich komische Lichtspiele am Himmel, so etwas wie weiße, tanzende Engel. Wer da wohl rumzaubert?
Talstation der Sandia Seilbahn
Wasserstelle Spring Creek
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