Um einen 30 Kilometer langen Straßenabschnitt zu vermeiden, laufe ich weglos durch Privatland und ein Indianerreservat, wohl wissend, dass das nicht ohne Risiko ist, in einem Land, wo Privatbesitz fast schon als heilig gilt...
Die Nacht war mild, daher gehe ich schon um 6:30 in kurzen Sachen los. Das Frühstück entfällt erst einmal, da ich nur noch einen kleinen Schluck Wasser habe.
Durch Pinyon- Wacholder Wald führt der Pfad stetig abwärts. Erstaunlicherweise überholt mich schon bald der erste Bergläufer, etwas später treffe ich aber auch schon die ersten Tageswanderer.
Vor dem Wasserfall im Hondo Canyon taucht ein Rinnsal im Bachbett auf, und ich frühstücke um 9 Uhr. Dabei trinken und baden allerhand Vögel im Bach, von Tauben und Hähern bis zu winzigen Kolibris. Es gelingt mir sogar, einen badenden, grün schillernden Rufous Kolibri abzulichten!
Etwas später erreiche ich den Canyon Estates Trailhead, wo schon eine Menge Autos stehen.
Ab jetzt laufe ich über Asphalt und quere den Highway nach Tijeras wo es einen Subway und etwas weiter ein nett aussehendes Café an der Straße gibt. Außerhalb des Ortes steht ein großes Zementwerk mit weiten Abbauflächen.
Auch zur Sandia Ranger Station ist es nicht mehr weit, wo es am Parkplatz eine Toilette und Wasser gibt.
Nachdem ich mich satt getrunken habe, laufe ich ein Stück auf der Straße 337 weiter, bis ich zum Coyote Trailhead abbiege. Von hier geht es ein Stück den Powerline Trail entlang, bis ich auf einen namenlosem Weg, parallel zur Straße gelange.
Schließlich quere ich unter der Straße einen großen Durchlass, und folge dann dem Tunnel Canyon Trail durch Pinyon- Wacholder Buschland. Es sind einige Mountainbiker und Leute mit Hunden unterwegs, meist hört man auch noch die Straße.
Schließlich verlasse ich die Route des GET und gehe zum Cedro Creek an der Straße um Wasser aufzufüllen. Ich muss dem Naturlehrpfad dann ziemlich weit folgen, bis ich an glatte Sandsteinfelsen gelange, wo ein etwa 50 Zentimeter tiefer Pool von einer schmierigen Schicht bedeckt wird. Was soll‘ s, ich habe ja meine Tropfen!
Eine knappe Stunde verbringe ich mit dem Wasser holen und laufe schließlich auf dem Blue Ribbon Trail weiter. Dunkle Wolken bauen sich auf und es beginnt zu donnern. Schließlich baue ich mein Ponchotarp auf, aber es regnet und hagelt nur kurz.
16:40 laufe ich weiter. Einmal werden hier die weiten Buschwaldflächen, durch offenes Gelände unterbrochen so dass ich schöne Blicke auf das Spiel der Wolken erhalte.
Der Wald wirkt eintönig, ist aber abwechslungsreich mit Blumen, Agaven, Kakteen, dichteren, felsigeren und offeneren Bereichen.
Der Spätnachmittag versöhnt mich mit dem Rest des Tages! Um 17:45 schlage ich mein Lager abseits des Weges in einem sehr offenen Kiefernwald auf. Zur Verhütung von Waldbränden wurde hier der Baumbestand stark ausgedünnt. Zunächst will ich cowboycampen unter freiem Himmel, da mir die Wolken aber noch ziemlich dunkel scheinen, baue ich schließlich das Ponchotarp auf.
Mein Abendessen besteht aus einer Mischung von Haferflocken, Erdnüssen, Kakaopulver, Wasser und Erdnussbutter, lecker!
Der heutige Tag meist in der Nähe von Straßen ist nicht typisch für den GET, und ich freue mich auf einsamere Strecken. Nichts desto trotz hat mir das Laufen durch die weiten Kiefernwälder gut gefallen.
Badender Kolibri
An der Sandia Ranger Station gibt es Wasser
Pinyon Kiefer-Wacholder Buschland
Blick zurück zum Sandia Mountain
Wasserstelle im Cedro Creek Canyon
Cedro Creek Canyon
Überwiegend von Mountainbikern genutzte Pfade
Regen voraus
Auf schönen Pfaden
Mein Abendmenü
Die Nacht bleibt trocken und mild, bereits um 6:30 bin ich wieder unterwegs. Der Wald wird bald von Ponderosa- Kiefern dominiert und mir wird rasch klar, dass die stark aufgelichteten Bestände menschengemacht sind. Man versucht so das Waldbrandrisiko zu minimieren, aber natürlich wird auch das Holz genutzt.
Ich laufe jetzt auf schönen, abwechslungsreichen Mountainbike- Singletracks, wie dem Three Bottle Trail, auf dem schon einige Biker unterwegs sind, schließlich ist heute Labor Day!
Schließlich gelange ich wieder auf die Straße 337 und folge ihr ca. zwei Kilometer bevor ich mir gegen 9:30 in der Morningstar Grocery und Café ein zweites Frühstück gönne, sogar Bananen gibt es hier! Ich bin der einzige Gast und unterhalte mich ein wenig mit Rob, dem Besitzer: Es kommen hier öfter GET- Wanderer vorbei, allerdings fast immer aus Richtung Arizona! In diesem Herbst bin ich der Erste!
Rob war Profikletterer und hatte eine Kletterhalle in Dallas, auch Deutschland hat er einige Male besucht, unter anderem Franken.
Aus gesundheitlichen Gründen klettert er nicht mehr, ist aber nach wie vor viel unterwegs.
Erst gestern Abend hatte ich in den pdf- Karten von Brett Tucker, Trailname „ Blisterfree“ entdeckt, dass es eine schöne Alternative zu den 30 Kilometern Straße ab hier gibt. Da sie aber teilweise durch Privatland führt, dass man in den USA nicht betreten darf, ist sie nicht offiziell...
Einige der Leute hier wären ziemlich merkwürdig…
Rob empfiehlt, eher auf der Seite des Izleta Pueblo Indianerreservates zu laufen, als über anderes Privatland.
Die Pueblo Indianer in New Mexico und Arizona waren von jeher sesshaft in festen Dörfern, den Pueblos, und hatten Ackerbau betrieben.
Brett empfiehlt dagegen das Reservat nicht zu betreten…
Offenbar wurde das Privatland hier schon zur Zeit der spanischen Herrschaft vergeben, tatsächlich ist das meiste hier im Besitz des Staates.
Schließlich mache ich mich wieder auf den Weg, nicht ohne vorher 2,5 Liter Wasser aufzufüllen. Ich biege in die Buckboard Road ein und als die Zäune der Privatgrundstücke enden, laufe ich weglos in den Wald, der hier dem Staat New Mexico gehört. Mit GPS und Kompass meines iphone, steuere ich den Zaun an der Reservatsgrenze an. Tatsächlich ist der Wald hier gut zu durchwandern.
Ich bleibe dann zunächst auf der Seite der Privatgrundstücke, auch wenn etliche Schilder das Betreten untersagen...
Eine alte Hütte und ein ausrangiertes Wohnmobil umgehe ich weiträumig. Es gibt hier keine Wege oder frische Spuren, dennoch beobachte ich die Umgebung intensiv nach menschlichen Zeichen.
Schließlich wechsele ich auf die Reservatsseite, wo ich zwar ebenso illegal bin, mir eine Begegnung aber noch unwahrscheinlicher scheint.
Erst als der Stacheldrahtzaun dauerhaft nach Süden abknickt, gibt es so etwas wie eine Wegspur, auf der ich rasch vorankomme. Auch hier ist der Kiefernwald aufgelichtet.
Als dann aber eine regelrechte Piste erscheint, wechsele ich wieder auf die Seite der Privatgrundstücke. Einmal kann ich einen Rufous Kolibri auf dem Zaun sitzend fotografieren, 1 Maultierhirsch springt ab und ich sehe eine winzige, erdbraune Kröte.
Der Boden ist hier deutlich feuchter, offenbar hat es hier gestern mehr geregnet.
Leider ist der Wald mit vielen Eichen und Wacholdern jetzt stellenweise so dicht, dass ich nur mühsam vorankomme.
Irgendwann klettere ich wieder über den Zaun und haste mit schlechtem Gewissen die Piste auf der Reservatsseite entlang.
Schließlich bildet ein anderer Zaun die Grenze zwischen Nationalforst und Privatland.
Da auf der Privatseite ein guter Weg verläuft, folge ich diesem und gelange schließlich im Cajon del Ojo Redondo an eine solarbetriebene Viehtränke in einem schönen Wiesengrund, wo ich 3,5 Liter Wasser auffülle.
Etwas später gelange ich zurück an den Zaun, wo es eine weitere Viehtränke mit Wasser gibt.
Auf der anderen Seite des Zaunes im National Forest beginnt die Forststrasse 260, eine Allradpiste. Hier ist gerade auf großer Fläche der Kiefernwald aufgelichtet worden, das Holz liegt noch im Bestand. Die Bäume die stehen bleiben dürfen, sind mit orangen Ringen markiert.
Später sehe ich noch einen Schlepper mit Greifzange und treffe einen Mann, der sich Brennholz mit der Motorsäge macht. Dieses kostet kaum etwas, wird von manchen aber teuer in Albuquerque weiter verkauft.
Ich gelange in ein Gebiet, wo es 2016 gebrannt hatte, sehe ein graues Hörnchen mit weißem Schwanz an einer Pfütze trinken und verlasse schließlich den Weg um mir gegen 18:30 einen Übernachtungsplatz auf einem Hügel zu suchen. Heute bin ich ca. 30 Kilometer gelaufen.
Beim Abendessen erscheint ein Maultierhirsch wie ein Waldgeist und zieht lange Zeit unruhig hin und her, nur 20 Meter von mir entfernt!
Als es dunkel ist, heulen entfernt Coyoten und entfernt leuchten die roten Lichter von Windrädern . Da ich das Tarp nicht aufgebaut habe, bin ich froh, dass es nur kurz einige Tropfen regnet!
Ein spannender Tag geht zu Ende!
Morning Star Grocery
Frühstück bei Rob
Ich laufe kurz auf der Straße 337
Beginn einer abenteuerlichen Strecke
Zaun an der Grenze zum Izleta Pueblo Reservat
Privatland in den USA darf nicht betreten werden!
Auch in das Reservat darf man nicht...
Ich folge weglos den Grenzzäunen
Offener Abschnitt
Kolibri
Weglos
Kurzzeitig laufe ich auf einer Piste im Reservat
Viehtränke im Cayon del Ojo Redondo
Frisch aufgelichteter Wald
Ein Mann macht Brennholz im Waldbrandgebiet
Besuch im Camp
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