Heute gelange ich an den wohl haarsträubendsten Abstieg der Tour...
Kurz nach Sonnenaufgang höre ich einige Male das Heulen von Coyoten. Ich folge dem Pfad talaufwärts und bald kommt der Junction Pass in Sicht.
In Serpentinen geht es hoch zu einem Bergrücken, wo sich bereits herrliche Aussichten eröffnen. Gegenüber liegt Forester Pass, über den der PCT führt. Einige Leute sind bereits unterwegs. Es gibt dort noch einige Schneefelder, die aber kein Problem darstellen. Früher in der Saison sieht das wohl oft anders aus...
Ein weiterer Anstieg führt zum eigentlichen Junction Pass, mit 4020 Meter nicht nur der bisher höchste, sondern auch der schönste und aussichtsreichste Pass der bisherigen Wanderung!
In dem Felsgelände auf dieser Höhe blühen sogar einige Blumen! Als ich absteige ist zunächst noch der alte JMT zu erkennen, verliert sich aber bald im Geröll.
Unter mir liegt ein tiefer, steiler Canyon.
Mein GPS- Track ist ungenau und ich mache den Fehler, statt direkt zum Beginn der Schlucht abzusteigen, am Rand weiter zu traversieren, in der Hoffnung eine gute Abstiegsstelle zu finden.
Schließlich entdecke ich eine Lücke, die zwischen zwei Felsmassiven einen steilen, aber wohl machbaren Zugang nach unten verspricht.
Allerdings kann ich nicht den Boden des Canyons sehen...
Der Abstieg ist sehr unangenehm in ständig bröckelndem, oft feinen Geröll.
Dazwischen sind immer wieder Felsrippen, die auch nicht sehr stabil wirken...
Irgendwie zittere ich mich nach unten, sehe aber irgendwann, dass wohl noch ein Steilabbruch kommt.
Tatsächlich erweist sich dieser dann für mich als unpassierbar! Ich verpacke Wanderstöcke, Smartphone und Kamera im Rucksack und will versuchen in der Felswand ein Stück seitlich zu traversieren um doch noch eine Abstiegsmöglichkeit zu finden. Zunächst sieht es nicht gut aus, aber vor dem Wiederaufstieg graut mir auch...
Doch schließlich finde ich eine recht einfache Route, danach flacht der Hang ab, aber ich muss noch weiter durch rutschiges Geröll.
Irgendwann stoße ich auf einen Pfad, der wohl vom Beginn des Canyons kommt...
Kurze Zeit später erscheint das erste Grün. Zeit für die Mittagspause!
Wenn ich nach oben zu den Granitzacken blicke, kann ich kaum glauben dort runter gekommen zu sein!
Ich spüre einen scharfen Lufthauch und sehe einen Adler, der wohl gerade abgecheckt hat, ob ich eine Beute bin...
Der Pfad führt in Serpentinen in „ The Pothole“ eine mit niedrigen Kiefern, Weiden und Gras bewachsene Schüssel wo ich den Pfad verliere.
Statt direkt zu dem von oben bereits bemerktem Pfad zum Shepherd Pass zu gehen, mache ich den Fehler durch ein Gelände mit großen Blöcken abkürzen zu wollen, was langsam und mühsam ist. Als ich schließlich den Pfad erreiche komme ich gut voran, obwohl der Anstieg recht steil ist. Vor der Passhöhe muss ich noch ein gut zu bewältigendes Schneefeld überqueren. Tief unten sehe ich die Ebenen auf der Ostseite der Sierra. Einige Wanderer sind hier unterwegs, auf dem Pass, der den Beginn des Sequoia Nationalparks markiert, steht ein Zelt. Am Ufer des nahegelegenen Sees türmen sich noch meterhohe Schneewände.
Der Abstieg ist sehr flach und führt in eine tibetisch anmutende, weitläufige Landschaft.
Über den entfernten Gipfeln türmen sich dicke Wolken.
Ein Murmeltier lässt sich im saftigen Gras kaum stören, später sehe ich noch zwei andere.
Ein kurzer, einfacher Anstieg führt auf den Wright Lakes Pass. Im milden Abendlicht steige ich in das Tal mit etlichen Seen ab. Tausende kleine Heuschrecken springen vor mir durch das Gras.
Etliche abgestorbene Kiefern zeigen, dass sich hier die Baumgrenze offenbar nach unten verschoben hat.
Kaum gelange ich in den Lodgepole Wald oberhalb des Tales, schlage ich um 18:20 mein Lager auf, hole Wasser vom Bach, esse draußen und schreibe dann im Ponchotarp.
Zum Junction Pass
Der Grat des Junction Pass
Blick zum Forester Pass
Schlussanstieg zum Junction Pass
Blick zurück
Auf dem Dach der Sierra
Der Abstieg ist zunächst flach...
Abstieg vom Junction Pass
Bergblumen in großer Höhe
Krasse Abstiegsroute
Blick zum Talende
The Pothole
Blick zu Shepherds Pass
Blick zurück
Shepherds Pass
Schneefelder kalben in den See
Blick zu Wright Lakes Pass
Murmeltier
"Tibetische Landschaft"
Abstieg von Wright Lakes Pass
Tote Bäume an der Baumgrenze
Blick zurück zum Wright Lakes Pass
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