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27.12.2019

Durch die Berge des Lichts 26





Fast am Ende meiner Tour in der Sierra Nevada angekommen, habe ich eine potenziell unangenehme Rangerbegegnung...



Nach einer ruhigen, milden Nacht bin ich gegen 6:30 wieder unterwegs. Zunächst folge ich noch ein Stück dem Tal, wo ich einen Maultierhirsch sehe, dann steige ich durch den Wald Richtung Wallace Creek. An einer Stelle gerate ich in eine dicht mit Weiden bewachsene Schüssel, wo ich einige Zeit benötige, um die dichtesten Stellen zu umgehen.
Der Abstieg führt eine Zeit lang durch einen Hang mit großen Blöcken, aber glücklicherweise fängt dann bald der Wald an. Ich folge Wallace Creek aufwärts in einer Mischung aus recht dichtem Wald und grasigen Sumpfflächen. Schön, dass es in der Sierra trotz Hitze überall kühlschrankkaltes Wasser aus den Bächen gibt!
Nachdem ich eine kleine Stufe erklommen habe, endet der Wald und ich gelange bald an den von zackigen Gipfeln umgebenen Wallace Lake.
Über dem Südende ragt eine steile Moräne auf, über deren groben Schutt ich nach oben steige.
Zunächst gibt es dort noch etwas Grün und ich beobachte ein Murmeltier auf einer Grasfläche, dann geht es über kahlen Gesteinsschutt weiter durch die grandiose Gebirgslandschaft.
Schließlich erreiche ich Tulainyo Lake, den größten See auf dieser Höhe in den USA außerhalb von Alaska. Wahnsinn wie wunderschön und isoliert er mir erscheint! Schneefelder säumen seine Ufer und Teile des Sees sind noch von Eis bedeckt.
Zu meiner Überraschung erblicke ich zwei rastende Personen in einiger Entfernung. Ich könnte unbemerkt weiter laufen, aber es siegt dummerweise meine Neugier, und ich steuere auf die Menschen zu. Erst ziemlich spät wird mir klar, dass eine der beiden Personen eine Uniform trägt!
Matt und Gabriella sind Ranger des Sequoia Nationalparks und haben gerade Mount Russel bestiegen. Als sie nach meinem Permit fragen, gebe ich zu lediglich eines für den PCT zu haben. 
Dieses konnte ich unkompliziert online von zu Hause aus einholen, während andere Erlaubnisse persönlich eingeholt werden müssen. 
Die Ranger sagen ich bräuchte für jeden Nationalpark und National Forest ein eigenes Wilderness Permit, weshalb ich für meine Route zig verschiedene Erlaubnisschreiben benötigt hätte…
Dann kommt die nächste peinliche Frage, „ob ich denn einen Bärenkanister dabei habe“.
Diese Teile sind schwer und bieten lediglich Platz für den Proviant weniger Tage, daher habe ich mich nicht damit belastet. Zu meiner Verteidigung führe ich an, dass ich ja fast immer in höheren Lagen übernachte, die in der Regel von den Bären, als Waldbewohner nicht frequentiert werden.
Allerdings lassen die Ranger dieses Argument nicht gelten, da die Schwarzbären auch in höhere Lagen vorstoßen.
Die Rangerin erzählt, dass sie einmal  nachts von einem Bären beim Schlafen angestupst wurde, ihn aber vertreiben konnte. 
Zwar gefällt den Rangern mein Verhalten nicht, und sie könnten mir eine Strafe von  650 Dollar aufbrummen, lassen mich aber ungeschoren laufen, da ich in ihren Augen wohl ausreichend Reue zeige…
Die Regeln hier haben sicher ihre Berechtigung, sind aber schwer umzusetzen für einen Langstreckenwanderer.
Der Russel Carillon Col erhebt sich steil über dem See und sieht recht schwierig aus. Während es zunächst über Geröll geht, packe ich für die letzten 80 Meter die Wanderstöcke weg, und klettere im dritten Grad recht einfach über die Granitquader. Das ist zwar kein Problem, aber eine gewisse Spannung fühle ich schon.
Auf 4050 Meter angekommen öffnet sich der Blick auf den zackigen Mount Whitney, den mit 4421 Meter höchsten Berg der USA außerhalb von Alaska.
Ich erkenne sogar einige Leute auf dem Gipfel! 
Man braucht ein Permit für die Besteigung, dass man nur vor Ort erhält! 
Offenbar wird am Berg auch recht intensiv kontrolliert, so dass ich sowieso die Besteigung nicht eingeplant hatte.
Ein Falke fliegt entfernt vorbei. Wie in den letzten Tagen häufiger, auch nachts, höre ich immer wieder das Donnern von Kampfflugzeugen.
Pfade im Sand zeigen, dass der Pass wohl recht häufig besucht wird.
Bald geht es steil bergab, trotz Spuren ziemlich unangenehm im feinen Schotter. Zeitweise rutsche ich regelrecht dahin.
Am grünen Upper Boy Scout Lake stehen einige Zelte.
Ich steige weiter ab, zunächst auf gut erkennbarem Pfad, dann muss ich die Bachseite wechseln und mich kurz durch das Weidendickicht zwängen.
Danach geht es auf dem Pfad der „Mountaineers Route“ weiter über Blöcke und Geröll steil bergab zum Lower Boy Scout Lake, wo ich im Tannen- und Kiefernwald oberhalb des Sees um 18 Uhr mein Lager aufschlage.
Ich bin etwas wehmütig, dass die schöne Zeit in der Sierra Nevada schon dem Ende zugeht, freue mich aber auch auf neue Abenteuer!

                                                                         Früh am Morgen

                                           

                                                         Wallace Creek


                                                    Aufstieg zum Wallace Lake

                                                      Wallace Lake

                                                     Wallace Lake

                                                    Blick zurück

                                                          Begegnung mit Rangern

                                Rechts liegt der steile Russel Carrillon Col


                                                                       Russel Carrillon Col


                                                                                    Mt. Whitney

                                                    Tulainyo Lake

                                                     Zerklüftete Bergwelt

                                  Unangenehmer Abstieg im losen Schotter


                                                        Mein letztes Lager in der Sierra









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