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27.02.2023

Durch den Kaukasus 6 Runde Khelitsadi Seen

 


6. Runde Khelitsadi Seen


4 Tage, 54 Kilometer, 3281 Höhenmeter Aufstieg


Auf dem nächsten Abschnitt gelangen wir in den Ostkaukasus, auf der anderen Seite von Südossetien, der russisch kontrollierten Provinz, in die man nicht rein kommt. Wir wandern in der Nähe des 5015 Meter hohen Vulkans Kazbegi, und erhalten wunderbare Eindrücke der Landschaft, die ganz anders als im Westen des Kaukasus ist. 

Bereits gegen 8 Uhr morgens sind wir schon am Busbahnhof von Borjomi, wo wir für lediglich umgerechnet vier Euro schon bald eine Matrushka nach Tiflis finden. Die Fahrt auf gut ausgebauten Straßen dauert lediglich zwei Stunden. Wir nutzen die Gelegenheit, um in einem Supermarkt Essen für die nächsten 13 Tage zu kaufen, und gehen dann zurück zum Busbahnhof Didube. Dort müssen wir etwa 20 Minuten warten, bis sich der 8-Sitzer für die Fahrt nach Kazbegi (Stepansminda), gefüllt hat. Mit uns an Bord sind ein kirgisisches Paar, zwei Polen und eine Russin aus St. Petersburg, die zurück nach Hause will. Wir fahren auf der georgischen Heerstraße, wo es den einzigen Straßenübergang nach Russland gibt. Wir passieren den Retortenskiort Gudauri, einen türkisfarbenen Stausee mit einem Kloster über dem See und ein Denkmal, dass die russisch- georgische Freundschaft betont. Immer wieder halten wir für einige Fotos. 

Wir überqueren einen Pass auf 2400 Meter Höhe und erreichen schließlich den recht großen Ort Kazbegi, wo wir in einem netten Guesthouse absteigen.  Es gibt hier auch gut sortierte Supermärkte, daher wäre unsere Shoppingtour in Tiflis nicht nötig gewesen. 

Am nächsten Morgen stellen wir uns an die Straße im Ort um zu unserem Ausgangspunkt zu trampen. Bald hält ein Minibus, mit dem wir zur Talstation einer Seilbahn bei Almasiani fahren, von wo wir ins Tergi Tal laufen. Zunächst folgen wir einem Fahrweg und es kommen uns noch einige Autos entgegen. Bei den Ruinen von Kvemo Okrokana verlassen wir die Piste und steigen weglos im Hang bergauf. Die Vegetation ist hier viel niedriger und lückiger als im Westen und die weite Landschaft erinnert mich an trockene Gegenden wie in Ladakh, im indischen Himalaja. Beim Aufstieg erhalten wir bereits tolle Ausblicke auf das gletscherbedeckte Kazbegi Massiv und in die felsige Vulkanlandschaft mit rötlichen und violetten Steinfarben. Schließlich steigen wir ein Stück weit in ein grasiges, flaches Hochtal ab. Zwar gibt es einige Schafspuren, aber keine Tiere weiden hier zur Zeit. Beim Aufstieg zum Horisar Pass auf 3400 Meter Höhe sehen wir zum ersten Mal in Georgien einen etwa fünf-köpfigen Gamstrupp in weiter Entfernung hoch über uns. Wie gesagt, wir nehmen an, dass alle größeren Wildtiere im georgischen Kaukasus durch langjährige, starke Bejagung sehr selten geworden sind. 

In herrlichem Abendlicht müssen wir dann einen langen, steilen Abstieg durch stark verblocktes Gelände bewältigen, wo wir uns stark konzentrieren müssen, um nich umzuknicken, oder den Felshang ins Rollen zu bringen. Schließlich erreichen wir eine karge Ebene, wo wir auf 3000 Meter Höhe unser Lager aufschlagen. Da wir einige Zweige von Kvemo Okrokana mitgenommen hatten, können wir sogar kochen!

In dieser Höhe ist es ziemlich frisch, dennoch überstehen wir die Nacht in unseren Kunstfaserschlafsäcken recht gut, obwohl die lediglich eine Komforttemperatur von - 1,7 Grad aufweisen. 

Am nächsten Morgen steigen wir nicht zu steil zum traumhaften Khelitsadi See auf. Genau zum richtigen Zeitpunkt, als wir das Gewässer erreichen, verdrängt die Morgensonne die Schatten der Nacht. Die vulkanische Landschaft hier unmittelbar an Süd-Ossetien angrenzend, ist wirklich traumhaft. Schließlich reißen wir uns los und steigen nicht zu steil zum Esri Pass auf 3438 Meter Höhe hoch. Dann und wann sehen wir einige alte Fußspuren, aber im Prinzip laufen wir  weglos. Nachdem wir die Aussicht eine Zeit lang genossen haben, steigen wir ins Esikomodon Tal ab, wo wir schon früh unser Lager aufschlagen, bevor sich der Bach eintieft und wir fürchten, keine Zeltplätze mehr zu finden. Allerdings ist es auch zu schön hier auf 2900 Meter Höhe um schon weiter zu ziehen. Ich lese Anke etwas vor und wir chillen gemütlich in der tollen Umgebung. 

In der Nacht friert es leicht und am nächsten Morgen hat der Bach bald soviel Wasser, dass wir ihn nicht mehr über die Steine überqueren können, sondern beim durchwaten nasse Füße erhalten. Stellenweise riecht es nach Schwefel und es gibt blubbernde Quellen aus denen heißes Wasser aufsteigt, die von farbigen Moosen gesäumt werden. Das Tal ist jetzt tief eingeschnitten und wir laufen weiter oberhalb des Bachs, wo einige Hangrutschungen etwas Adrenalin fließen lassen…

Einige Male sehen wir einen Geier und bei einer Pause gesellt sich der 27-jährige Dominik zu uns. Er ist mit dem Fahrrad aus Deutschland bis hierher gefahren und wollte eigentlich auch zum Khelitsadi See, hat sich das aber wegen der nahen Grenze nicht getraut. Während wir uns unterhalten, zieht eine große Schafherde in unserer Nähe, und Nariman, ein Hirte aus Aserbeidschan, den Dominik schon kennt, gesellt sich zu uns. Gemeinsam mit einem Kollegen hütet er 1500 Schafe, sowie einige Ziegen über den Sommer hier.

Schließlich steigen wir mit Dominik ins Tergi Tal (Truso) ab, wo wir uns verabschieden. Kurz darauf wird es spannend, da es bei der alten Zakagori Festung einen Grenzposten gibt, der Dominik das Weiterwandern ins Suatisi Tal untersagt hatte. Daher steigen wir auch direkt zu den Ruinen auf einem Hügel auf, und dringen weglos auf der anderen Hügelseite in das weite Tal vor. Wir sehen keinen Grenzschützer, dafür bleibt ein Van, den wir schon an einer anderen Stelle durch den Fluss fahren gesehen haben, im Bachbett stecken. Keine Ahnung wie die da wieder rauskommen…

Das kleine Dorf Suatisi liegt auf der anderen Seite des wilden Gletscherflusses. Drei aggressiv bellende Hunde begleiten uns einige Zeit lang, trauen sich aber nicht das grau schäumende Gewässer zu durchqueren. Schließlich schlagen wir unser Lager am Talende auf. Die Gletscher des Kazbegi wirken hier ganz nah, dennoch weiden viele Rinder unbeaufsichtigt hier. 

Am nächsten Morgen steigen wir zunächst durch Gras, dann durch weite Schotterhänge nicht zu steil hoch zum Eriston Pass auf 3400 Meter Höhe und genießen herrliche Aussichten auf das Kazbegi Massiv. Nicht zu steil geht es dann abwärts ins Mna Tal, über dem ein hoher Wasserfall aufragt. Wir müssen den Bach durchwaten, was jetzt am Vormittag auch noch möglich ist. Später am Tag ist das Wasser des Gletscherflusses dafür viel zu hoch und wild…

Das Wasser der Seitenbäche schmeckt hier mineralisch nach Eisen. Da wir den Bach noch zweimal überqueren müssen, schlagen wir schon früh unser Lager auf.

Am nächsten Morgen ist der Wasserstand so weit gefallen, dass das Durchwaten kein Problem mehr ist. Auf Kuhpfaden wandern wir an dem großen Lager von Hassan und seiner Familie aus Aserbeidschan vorbei, die sich hier den Sommer über mit fünf Zelten zwischen Ruinen niedergelassen haben. Sie halten sogar Hühner und Truthähne und lassen ihre Kühe im Tal zwischen Mai und September weiden. Spannend wird es, als wir in die Nähe eines Kontrollpostens gelangen. Wir winken dem Soldaten zu, der zurückwinkt und setzen unseren Weg unbehelligt fort. Bald darauf hat sich bei Kvemo Okrokana unsere Runde geschlossen. Etliche Touristen unternehmen einen Ausflug hierher ins Truso Tal, daher finden wir schon bald eine Mitfahrgelegenheit zurück nach Stepansminda, wo wir im Guesthouse einen Teil unserer Verpflegung zurückgelassen hatten. Den Rest des Tages nutzen wir dann zum Wäsche waschen etc. 



Über dem Truso Tal



Blick zum Kazbegi


Die ersten Gämsen in Georgien













Khelitsadi See




Esri Pass (3438 m)













Begegnung mit Dominik und Nariman



Suatisi Tal














Eriston Pass 




Mna



Lager von aserbeidschanischen Hirten








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