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05.12.2025

Die Greater Yellowstone Route 2 Absaroka Mountains 1 Von Dubois nach Cody

 


         8 Tage, 211 Kilometer, 5412 Höhenmeter Aufstieg

Zusammenfassung

Nachdem wir uns in Dubois neu verproviantiert haben, geht es als nächstes in die vulkanische Absaroka Range. Wir überqueren den flachen Bonneville Pass auf 3000 Meter Höhe und steigen dann weglos zu weiten Kämmen auf, denen wir lange Zeit folgen. Nach einem wunderschönen Tag erfolgt ein krasser Wintereinbruch mit viel Neuschnee und tiefen Temperaturen. Bei diesen Bedingungen wollen wir den 3663 Meter hohen Thorofare Mountain nicht besteigen und folgen daher mühsam dem Bliss Creek bis in das Tal des South Fork Shoshone River, den wir hinab laufen. Da der Fluss irgendwann zu hoch für eine Durchquerung ist, müssen wir ihm bis zu einer Brücke folgen. Über den Deer Creek geht es dann zurück in die Berge, wo wir etliche Bären sehen.  Eine spannende, aber potenziell sehr gefährliche Grizzlybegegnung ereignet sich, nachdem ein Bärenkopf hinter einer Schneewehe in nur fünf Metern Entfernung auftaucht! Über einsame Pfade auf denen wir keinen anderen Menschen treffen, gelangen wir in das abgelegene Thorofare Gebiet des Yellowstone Nationalparks, welches wir schließlich über den Eagle Creek verlassen, dem wir bis zur Straße am North Fork des Shoshone River folgen. Eine etwas seltsame Frau nimmt uns dann die 60 Kilometer bis nach Cody mit, wo dieser Abschnitt endet. 


Lupinen


Wir wandern zum Bonneville Pass


Frühjahrsblüten


Der Aufstieg zum Kamm ist nicht ganz einfach


Bald treffen wir auf erste Schneefelder






Auf den Kämmen der Absarokas




Wapitikühe mit jungen Kälbern


Auch ohne Weg kommt man hier gut voran


Weiter oben gibt es auch Blockfelder


Das Wetter verschlechtert sich...


Am Nachmittag


Am nächsten Morgen


Winter am 22. Juni


Auch über Tag friert es


Wunderschön aber kalt


Die armen Blümchen


Grönland? Nein, Absaroka Mountains!


Schöner, aber kalter Morgen




Wir müssen in die schroffe Basaltschlucht hinab


Auf einem Schneefeld komme ich trotz Microspikes ins Rutschen


Dichter Wald im weglosen Bliss Creek Tal


Wir umklettern eine Stufe


Totholzverhaue


Stellenweise dichter Unterwuchs


Am Talende gelangen wir auf einen Pfad


Weiter im Tal des South Fork Shoshone River


Indian Paintbrush


Wapiti im verbrannten Wald




Streckenweise fließt der Fluss durch Schluchten


Lange laufen wir durch altes Waldbrandgebiet


Orchideen


Lager oberhalb des Tals


Zahlreiche Wasserfälle stürzen die Hänge herab


Wir müssen einige Seitenbäche überqueren


Der Bär gräbt entfernt auf einer Kiesinsel


Der Pfad verläuft hier oberhalb der Schlucht


Pappeln mit dichtem Unterwuchs weiter unten im Tal


Wir gelangen auf Fahrwege und passieren Ranches


Das Flussbett weitet sich


Wir folgen den Fahrwegen zu einer Brücke


Sagebrush und grüne Weiden am Fluss


Am Trailhead für den Deer Creek


Auf 2200 Metern Höhe wachsen hier auch Kakteen


Wir wandern das Deer Creek Tal hoch


Zunächst ist das Tal schluchtartig


Zahlreiche Wasserfälle


Blick zurück ins Tal


Der Pass am Talende stellt kein Problem dar


Es geht jetzt weglos weiter


Der Bär hat uns bemerkt, ist aber weit genug entfernt


Wie kommen wir da runter?


Gefährlich nah!


Der Abstieg in das Tal des North Fork Butte Creek ist steil und schwierig


Pass auf 2900 Meter Höhe


Das Tal des Pass Creek


Von Stachelschweinen geschält?


Wir überqueren einen weiteren Pass


Open Creek


Wir folgen dem Thorofare Creek zum Yellowstone River




Wir sehen nicht nur Spuren sondern Hören auch das Heulen der Wölfe


Einige der Waldbrandflächen von 1988 sind noch offen


Der Thorofare Creek mäandert durch die Berglandschaft




Sumpfgebiet mit Biberdämmen


Auf guten Pfaden durch schönen Wald


Manchmal sehen wir Schwalbenschwänze


Lager über dem Fluss


Wir überschreiten die Grenze des Yellowstone Nationalparks


Weite Sumpfebene


Sandhill Kranich


Teilweise ist die Landschaft offen und weit


Der Wapiti überquert den Fluss


Geschafft!


Hier ist noch ein weiterer Hirsch


Der Oberlauf des Yellowstone River


Weiter auf guten Pfaden


Das Huhn zeigt keine Scheu


Die Ranger setzen die Wege instand




Eagle Pass (2900 m)


Wir zelten auf einer Lichtung im dichten Wald


Wir müssen den Eagle Creek einige Male überqueren


Sumpfiges Tal


Der Pfad verläuft über der Schlucht


Eagle Creek

Am Morgen ist es ziemlich frisch und Raureif überzieht stellenweise das Gras. Wir folgen dem undeutlichen, alten CDT meist durch grasige Täler. Entfernt sehen wir einen großen, grauen Fuchs. Schließlich gelangen wir auf einen Fahrweg, wo schon drei Radfahrer unterwegs sind. Wir passieren die ausgedehnten Holzgebäude der Brooks Range Lodge und dann den gleichnamigen See, der malerisch vor schroffen Felsklippen liegt. Auf dem Campingplatz des Shoshone National Forests ist heute an einem Samstag zum Sommeranfang viel los. Es gibt zwar Toilettenhäuschen aber sonst keinen Komfort, dennoch bezahlt man für den Platz 20 Dollar. Am Seeausfluss schwimmen viele, erstaunlich große Fische und über dem Gewässer kreist ein Weißkopfseeadler. Wir unterhalten uns kurz mit einigen Leuten, laufen einige Meter querfeldein und folgen dann einer Forststraße bis zu ihrem Ende. Der Wald besteht hier überwiegend aus Fichten und Tannen und ist viel intakter, als das was wir bisher gesehen haben. Wir folgen dann dem Du Noir bis über den lediglich um die 3000 Meter hohen Bonneville Pass, der sehr flach aus grünen Matten mit Millionen von gelben und weißen Blüten besteht. Hier verlassen wir gegen 10:30 für den Rest des Tages das Wegenetz. Oberhalb der Schlucht des Dundee Creek folgen wir einem teilweise recht ausgesetzten Wildwechsel. In den Seitenschluchten einige Schneefelder gehalten. Schließlich flacht das Terrain ab und wir steigen auf einen Bergrücken mit steilen, grauen, felsigen Steilabfällen zu beiden Seiten. An einem See sehen wir etwa 10 Wapitis, darunter 4 süße noch weißgefleckte Kälber. Teilweise folgen wir auch den Pfaden der großen Tiere. Es geht recht viel auf und ab, aber die Aussichten in die grandiose Wildnis mit ihren steilen Klippen und weiten Bergtundraplateaus sind fantastisch! Bis etwa 3200 Meter Höhe gibt es noch einzelne kleine Nadelbäume oder zusammen stehende Gruppen. Am Nachmittag ändert sich das bisher makellose Wetter: Es wird kalt, windig und meist bedeckt. Wir traversieren unterhalb des Crescent Mountain auf etwa 3350 Meter. Es gibt hier zahlreiche, relativ flache Schneefelder. Trotz der Kälte ist das Weiß ziemlich weich und noch dazu uneben, daher kommen wir auf solchen Flächen nur langsam voran. Schließlich steigen wir steil im Schotter bis auf 3130 Meter ab, wo wir nach 12 Stunden unterwegs, 28 Kilometern, davon fast 17 weglos, und 1255 Höhenmeter Aufstieg, unser Zelt aufschlagen. Ich bin noch nicht richtig gesund und daher ziemlich erschöpft!

In der Nacht gewittert es und es fällt lange Schnee. Am Morgen erwachen wir in einer Winterlandschaft, es ist sehr kalt und schneit mit kurzen Unterbrechungen weiter. Erst als es längere sonnige Abschnitte gibt und es etwas wärmer ist, brechen wir um 13:40 Uhr auf. Wir wollen dem Kamm weiter folgen, wandern aber zunächst ein Tal aufwärts. Die „arktische’’ Winterlandschaft ist sehr eindrucksvoll, aber der scharfe Wind mit Temperaturen um den Gefrierpunkt macht unser Unterfangen ziemlich ungemütlich. Wir müssen noch häufiger Schneefelder als gestern überqueren, so dass unsere Füße in den Trailrunningschuhen schnell nass und kalt sind. Spuren sehen wir gar nicht, bei solchen Bedingungen würde ich mich als Wildtier auch in tiefere Lagen verziehen…

Als es um 16 Uhr wieder zu schneien beginnt, bauen wir unser Zelt auf, was in Kälte und Wind gar nicht so einfach ist. Da es hier keine schneefreien Plätze gibt, wird es auch von unten mit unseren dünnen Isomatten ziemlich kalt.

Die Nacht wird eisig aber selbst unsere ausgekühlten Füße werden irgendwann halbwegs warm. Am Morgen ist meine Wasserflasche, die in der Apsis lag von oben gefroren. Wahrscheinlich liegt die Temperatur um - 10 Grad, und das am 23. Juni! Wir brechen erst auf, als gegen 7:15 die Sonne bereits aufs Zelt strahlt. Wir haben erst mal keine Lust mehr auf Wind, Schnee und Kälte, außerdem sind wir nicht sicher ob wir den 3663 Meter hohen Thorofare Mountain bei diesen Bedingungen besteigen können, daher wollen wir unsere Kammroute verlassen und ins Tal des Bliss Creek absteigen. Doch zunächst können wir noch die unwirkliche Schneelandschaft hier oben bewundern. Der Abstieg in die Basaltschlucht ist nicht ganz einfach. Wir haben einige steile Schneefelder zu bewältigen und legen bei einem sogar unsere Microspikes an. Dennoch rutsche ich aus, komme jedoch nach einigen Metern wieder zum Halten. An einer Stelle sehen wir ein Murmeltier. Schließlich bewegen wir uns durch den dichten Wald oberhalb des Baches. Sogar ein Wasserfall stürzt herab. Von dem Weg, der laut Gaia GPS hier sein soll, ist nichts zu erkennen, immerhin können wir manchmal ein Stück einem Wildwechsel folgen. Fast alle alten Bäume sind hier abgestorben, stehen meist aber noch. Daher müssen wir uns durch dichten Jungwald zwängen und teilweise über Totholz steigen. Mehr als 1,5 Kilometer pro Stunde sind hier nicht drin! An einer Stelle geraten wir an einer steilen Klippe, die eine tolle Aussicht ins Tal liefert, in eine Sackgasse, gehen ein Stück zurück und finden eine steile, aber machbare Abstiegsroute. Auf einer Lichtung sehen wir eine Maultierhirschkuh. Schließlich laufen wir in Bachnähe, wo es noch mehr umgestürzte Bäume gibt. Manchmal queren wir den Bach über Baumstämme, waten aber auch zweimal mit Schuhen hindurch. Schließlich gelangen wir kurz vor dem Tal des South Fork Shoshone River auf einen Pfad, dem wir dann ab 2500 Meter Höhe weiter abwärts folgen. Der Weg ist sehr gut, so dass wir richtig ausschreiten können. Bald laufen wir lange entlang eines breiten Weidengürtels. Überall sind Blumen, ob blaue Lupinen, Lungenkraut oder roter Indian Paintbrush. Dann geht es lange durch ein altes Waldbrandgebiet wo noch etliche Baumleichen stehen, aber überall schon Baumnachwuchs, meist Lodgepole Pines, vorhanden ist. Wir sehen eine Wapitikuh in der Nähe und später entfernt zwei mal zwei der großen Hirsche. Das Wetter ist heute sonnig aber nicht zu warm. Am anderen Ufer sehen wir entfernt eine Art Camp, aber niemand ist da. Wir sehen keine Menschenspuren aber zahlreiche Abdrücke von Bärentatzen. Ab etwa 2300 Meter Höhe tauchen die ersten Aspen auf und ein Stück tiefer kommen Balsampappeln hinzu. An einer Stelle in Flussnähe sehen wir viele hell blühende Orchideen. Zwei Seitenbäche durchwaten wir barfuß und müssen dann durch den Southfork, der recht tief und schnell, aber auch barfuß gut machbar ist. Kurz darauf bewältigen wir noch einen weiteren Bach. Schließlich schlagen wir gegen 18:45 unser Zelt auf einer Terrasse oberhalb des Flusses auf. Während wir draußen essen, streicht gegenüber ein großer, dunkler Adler vorbei. Schließlich ziehen wir uns ins Zelt zurück. 

Am nächsten Morgen ist es zunächst bedeckt. Der Pfad verläuft weiter durch steiniges Gelände oberhalb einer Schlucht. Bald sind wir wieder im Wald, der noch ziemlich intakt ist. Neben Tannen und Kiefern wachsen hier auch Douglasien und Wacholder. Zweimal durchwaten wir einen kräftigen Seitenbach, einmal barfuß, bei einem anderen lassen wir die Schuhe an, da er uns zu wild für eine Barfuß Durchquerung erscheint. Teilweise ist die Landschaft parkartig mit Pappeln zwischen den Nadelbäumen. Wir passieren zwei Blockhütten. Laut Karte gibt es hier die „Stinking water mining area“. Als wir wieder hoch im Hang laufen, sehen wir unter uns auf einer Insel einen braunen Grizzly, der immer wieder nach etwas gräbt. Der Pfad verläuft jetzt oberhalb einer spektakulären Schlucht, aus der zahlreiche Wasserfälle stürzen. Als wir den South Fork überqueren wollen, stellen wir fest, dass er dazu inzwischen viel zu tief ist, daher laufen wir weiter talabwärts. Mittlerweile herrschen Pappeln vor, mit teilweise dschungelartig dichtem Unterwuchs. Ein Holzschild verkündet das Ende der Washakie Wilderness. In den USA gibt es solche Wildnisgebiete in einem Umfang der Fläche 1/3 größer als Deutschland. In diesen Gebieten ist jegliche Erschließung und Motoreneinsatz untersagt, aber wandern und zelten sind erlaubt 

Dann tauchen Zäune auf, eine Fahrspur beginnt und später passieren wir die Gebäude einer Ranch, die wohl Gäste beherbergt. Allerdings ist niemand zu sehen. Die Landschaft hat sich radikal geändert, eingezäunte Weiden und Sagebrush herrschen vor. Wir passieren weitere Häuser und werden von drei Pick-ups überholt. Auf einer Wiese sehen wir zwei Gabelböcke. Es regnet zweimal einige Tropfen, aber dann donnert es und stärkerer Regen droht. Gerade rechtzeitig kommen wir aus dem offenen Gelände und können unser Zelt in einem Wäldchen an einem Bach aufstellen. Allerdings hält der Regen nicht lange an, es ist uns aber zu spät zum Weiterlaufen. Später fallen noch einige Tropfen mehr. 

Am nächsten Morgen erreichen wir bald die asphaltierte Brücke über den South Fork Shoshone River. Ab hier folgen wir einer Piste zurück flussaufwärts. Es sind schon einige Leute unterwegs und ein Mann hält sogar bei uns und bietet an uns mitzunehmen, was wir aber dankend ablehnen. Unten am Fluss beobachten wir drei Wapitikühe und ein Kalb. Viele Wiesen am Fluss sind bewässert und wir sehen viele dunkle Rinder und einige Pferde, sowie zwei Kraniche. Nach etwa 9 Kilometern erreichen wir den Trailhead für den Deer Creek Trail, mit kleinem Parkplatz und Infotafeln. Offenbar ist das Tal auch bei Eiskletterern beliebt. Es geht jetzt wieder in die 769.000 acre große, nach einem Schoschonenhäuptling benannte Washakie Wilderness. Ein Wagen aus Kalifornien und einer aus South Dakota sind hier geparkt. Ein guter Trail führt in Serpentinen nach oben. Es gibt hier sogar kleine, gelb blühende Kakteen und Zikaden zirpen. Bald liegt der eindrucksvolle Canyon des Deer Creek mit steilen Wänden und Wasserfällen unter uns. Dann folgen wir dem Tal weiter aufwärts durch mehr oder weniger intakten Wald. Einmal durchwaten wir den Bach barfuß, ein anderes Mal können wir über einen Baumstamm balancieren. Schließlich tauchen Schneefelder auf und der Trail windet sich hoch zum Pass. Einige kleine Schluchten sind noch schneebedeckt, was aber kein Problem ist, unter anderem weil schon jemand vor uns da durch gestapft ist. Schließlich gelangen wir auf 3200 Meter Höhe wieder auf unsere ursprünglich geplante Route. Ab jetzt folgen wir weglos dem grasigen, gewelltem Kamm. Irgendwann sehen wir einen Grizzly etwa 200 Meter über uns. Er mustert uns neugierig, zieht aber schließlich weiter, ohne dass wir ihn ansprechen. Schließlich müssen wir in das Tal des North Fork Butte Creek absteigen, was gar nicht so einfach ist, da überall felsige Klippen und steile Schneefelder den Weg versperren. Ich erkunde ein Stück weit ohne Gepäck, finde aber keine machbare Route. Doch können wir einem Wildwechsel oberhalb der Klippen folgen, wobei wir die Schneefelder umgehen. Dann sehen wir einen Grizzly etwa 50 Meter entfernt oberhalb eines Schneefelds. Er schaut uns an, scheint dann aber wegzuziehen. Als er jedoch die Richtung ändert und vielleicht auf uns zukommen wird, rufe ich ihn mit „Hey Bear“ an. Im selben Augenblick taucht ein anderer Bärenkopf in nur fünf Meter Entfernung auf, der vorher hinter der Kante eines Schneefelds verborgen war. Das ist viel zu nah und extrem gefährlich, wir schreien ihn an, Anke reckt die Wanderstöcke in die Höhe um größer zu wirken und ich ziehe das Bärenspray aus seiner Verankerung am Brustgurt. Einen Augenblick mustert uns der Bär, gesellt sich dann aber glücklicherweise zu dem Anderen und die zwei vermutlichen Geschwister trollen sich nach oben über das Schneefeld. Puh, das hätte ins Auge gehen können!

Wir folgen dem Wildwechsel oberhalb der Klippen ein Stück weiter und gelangen dann an einen steilen Durchgang zwischen den Wänden. Wir wissen nicht, ob nicht doch noch eine Steilstufe unseren Abstieg stoppt, gelangen aber glücklich in das sanfte Tal. Hier laufen wir über Wiesen und recht einfach zu durchquerenden Wald und schlagen schließlich unser Lager nach 32 Kilometern, sechs davon weglos und über 1600 Höhenmetern Aufstieg am Rand einer Grasfläche auf. Ein spannender, aber anstrengender Tag bei sehr schönem Wetter geht zu Ende.

Am Morgen ist es kalt, daher ist das Gras noch lange von Frost überzogen. Wir folgen dem North Fork Butte Trail aufwärts durch den Wald. Wie immer gibt es keine Wegmarkierungen und wir müssen über etliche quer liegende Baumstämme klettern, was kein großes Problem ist. In der Nähe eines Passes auf 2900 Meter Höhe, sehen wir im offenen Gelände über uns ein Grizzlyweibchen mit zwei schon ziemlich großen Jungen, das sofort abtrollt, als es uns bemerkt. Wir steigen in ein ziemlich nasses Wiesental ab, an dessen Rand ein Jagdlager mit Anbindemöglichkeiten für Pferde liegt. Wir folgen einem Pfad auf der falschen Seite des Baches und müssen uns ein Stück durch die Weiden zwängen. Pass Creek durchwaten wir in Schuhen. Dann folgen wir dem Silvertip Trail aufwärts durch den Wald bis zu einem Pass auf 3120 Meter Höhe. Anschließend geht es durch Wald und offene Bereiche abwärts. Fast alle alten Fichten und Tannen sind borkenkäferbedingt abgestorben, was den jüngeren Bäumen die Chance eröffnet, schnell in die Lücken vorzustoßen, daher wirkt der Wald grün und intakt. Kurz hören wir das Heulen von Wölfen und sehen immer wieder ihre mächtigen Trittsiegel auf dem Weg. Da wir nicht wissen, ob der 3549 Meter hohe Overlook Mountain bei dem noch reichlich vorhandenem Schnee machbar ist, beschließen wir einen größeren Umweg durch den Yellowstone Nationalpark in Kauf zu nehmen. Wir folgen dem Open Creek Trail talabwärts durch recht jungen Kiefernwald und offene Bereiche, wo wir einen Wapitihirsch mit Bastgeweih sehen. Schließlich mündet der Bach in den Thorofare Creek,  der sich oft in zahlreiche Arme aufgliedert. Ihn könnte man wohl gut mit dem Packraft befahren. Wir hören das Trompeten von Kranichen und sehen zwei der großen, braunen Sandhill Cranes. Später fließt der Fluss träge durch ein Sumpfgebiet mit Biberdämmen. Wir kommen gut voran auf der meist bewaldeten Terrasse über dem Fluss. Gestern hatten wir schon einige Schwalbenschwänze gesehen, heute kann ich einen der riesigen Schmetterlinge fotografieren. Nachmittags regnet es ein paar Tropfen. Schließlich schlagen wir unser Zelt mit Aussicht über den Fluss kurz vor der Nationalparkgrenze auf. Da die Mücken hier ziemlich nerven, verziehen wir uns aber bald ins Zelt. 

Der Morgen ist wieder frisch mit leichtem Frost. Wir folgen dem Thorofare Creek weiter, wo wir verschiedene Watvögel und Enten, sowie zwei große Kraniche aus der Nähe sehen. Bald verkündet ein Schild, dass wir die Südgrenze des Yellowstone Natuonalparks überschreiten. Ansonsten ändert sich wenig, außer das einige unscheinbare Schilder Entfernungen angeben oder auf Zeltplätze hinweisen. Nachdem der Thorofare in den Yellowstone River eingemündet ist, laufen wir weiter durch die flache, weite von braunen Vulkanbergen gesäumte Landschaft. Oft geht es durch recht jungen Kiefernwald, der wohl seit dem großen Waldbrand 1988 aufgewachsen ist. Einige Flächen haben sich immer noch nicht wiederbewaldet. Es gibt aber auch große Wiesen und Weidendickichte. Sechsmal sehen wir heute Wapitis, darunter zwei Hirsche, die nacheinander den Fluss überqueren und dann beisammen stehen. Einen Nebenbach durchwaten wir barfuß, zahlreiche weitere überqueren wir von Stein zu Stein springend oder über Baumstämme. Nachmittags folgen wir dem Mountain Creek aufwärts, den wir einmal in Schuhen durchwaten. Der Pfad wurde frisch freigeschnitten. Drei Reiter mit zwei Maultieren kommen uns entgegen. Die Ranger unterhalten sich freundlich mit uns und sind zufrieden als wir erzählen, dass wir außerhalb des Parks übernachten. Auf dem guten Pfad kommen wir schnell voran, und beobachten ein gar nicht scheues Waldhuhn nur etwa drei Meter entfernt. Schließlich steigen wir zum etwa 2900 Meter hohen Eagle Pass auf, wo wir den Nationalpark verlassen. Der Abstieg führt uns durch dichten, grünen Fichten- und Tannenwald mit dichtem Unterwuchs. Wir müssen einige umgestürzte Bäume bewältigen, was aber kein Problem ist. Schließlich schlagen wir nach 36 Kilometern unser Zelt am Rand einer kleinen Wiese auf.

Am Morgen gehen wir weiter durch den dichten Wald talabwärts. Wir müssen etliche umgestürzte Bäume überklettern und balancieren auf einem Baumstamm über den Eagle Creek. Kurz sehe ich das braune Fell eines Grizzly im Unterholz verschwinden. Teilweise ist das Tal ziemlich sumpfig, so dass wir schon bald nasse Füße bekommen. Dann sehen wir den nächsten Grizzly in etwa 50 Metern Entfernung, der aber sofort das Weite sucht und uns aus der Ferne hinter einem Busch hervor beobachtet.

Wir durchwaten einen großen Seitenbach und später Eagle Creek problemlos mit Schuhen an den Füßen. Weiter unterhalb verläuft der Pfad im Hang, oberhalb von eindrucksvollen, vulkanischen Schluchten. Hier wachsen überwiegend Douglasien und einige Pappeln. Eine kleine, dunkle Schlange bewegt sich vor mir über den Weg. Schließlich erreichen wir gegen Mittag den North Fork des Shoshone River. Obwohl es auf unserer Seite einige Häuser und auf der anderen Seite einen Campingplatz des Shoshone National Forest gibt, ist keine Brücke vorhanden. Aber wir haben Glück, bei dem jetzigen Wasserstand ist das Durchwaten kein Problem. Am North Fork Highway warten wir dann nur eine Viertelstunde, bis uns die junge Carmen aus Texas, die in der Saison im Yellowstone Nationalpark arbeitet, etwa 60 Kilometer nach Cody mitnimmt. Die Landschaft entlang der Straße ist sehr schön, mit dem Fluss auf dem Rafts unterwegs sind, bizarren Vulkanklippen und dem grünen Buffalo Bill Reservoir. Als wir unser Ziel erreichen, zeigt uns Carmen einen bemalten Baseballschläger mit „ Stacheldrahtverzierung“, ein angebliches Kunstwerk, sowie ein an ihrem BH befestigtes Messer. Außerdem hätte sie noch drei andere an ihrem Körper…

In dem Touristenort Cody checken wir auf dem ausgedehnten Ponderosa Campground ein. Eigentlich kostet die Übernachtung hier 50 Dollar, aber eine nette Frau nimmt uns lediglich 20 ab, entweder weil wir ihr sympathisch sind, oder arm aussehen. Wir finden ein ruhiges Plätzchen am Sulphur Creek und gehen dann zum chinesischen Buffet in die Stadt, wo sich alles um Buffalo Bill dreht. Das Buffet ist günstig, aber nicht besonders gut. Allerdings geht es mir ohnehin nicht besonders, so dass ich nicht viel esse und froh bin mich anschließend endlich  ins Zelt zu legen.



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