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11.12.2025

Die Greater Yellowstone Route 8 Durch die Snake, Wyoming und Gros Ventre Ranges Jackson-Pinedale

 


                   11 Tage, 237 Kilometer, 11492 Höhenmeter Aufstieg

Zusammenfassung


Dieser Abschnitt unserer Wanderung durch das Greater Yellowstone Ökosystem auf den wir in Jackson starten,  schließt unsere große Runde um den Yellowstone Nationalpark. Dabei durchqueren wir gleich drei Gebirgsketten: Die Snake Mountains, sind dabei die am wenigsten spektakulären, allerdings finden wir dort große Einsamkeit trotz der Nähe zu Jackson, und müssen erkennen, dass die Pfade auf unseren Karten teilweise nicht mehr existieren. In der Wyoming Range folgen wir meist aussichtsreichen Kämmen. Auch dieses Gebirge wird im Vergleich zu der benachbarten Teton Range kaum besucht. Der Abstieg durch einen wilden Canyon stellt sich als einer der schwierigsten Abschnitte der ganzen Route heraus. Die Gros Ventre Range stellt schließlich einen absoluten, landschaftlichen Höhepunkt dar, mit kilometerlangen, offenen Kämmen über die wir weitgehend weglos wandern. Schließlich trampen wir nach Pinedale, wo wir uns für die nächste Etappe in der Wind River Range neu mit Proviant versorgen. 


Von Jackson geht es in die Snake River Range


Aufstieg zum Mosquito Pass (2700 m)




Wir schlagen unser Lager auf dem Kamm auf


Ich hole Wasser aus einem kleinen See unterhalb des Kamms


Aufwärts zum Mudpeak (2900 m)




Längere Zeit ist von einem Pfad nichts mehr zu erkennen





Große Fichten am South Fork Elk Creek


Lager oberhalb des South Fork Elk Creek


Aufstieg zu einem Grat


Aussicht von 2900 m Höhe


Die Berge in der Snake Range sind weniger schroff als in den Tetons


Einsame Berge


Ab jetzt ist fast nichts mehr von einem Weg zu erkennen


Durch dichte Vegetation abwärts


Im Wald stoßen wir manchmal auf Reste eines Pfads


Langer Abstieg zum Coburn Creek


Klarer Quellsee


Jetzt können wir wieder einem Pfad folgen


Tal mit Weiden und Biberteichen


Die Beeren sind essbar


Die Grille will Eier im Weg ablegen


Fall Creek Road


Die Schlange windet sich über den Weg


Auf 1900 MeterHöhe ist es ziemlich warm


Zweites Frühstück an der Hoback Junction


Wir steigen von lediglich 1800 Meter Höhe wieder auf


Diesem Kamm in der Wyoming Range folgen wir dann lange Zeit


Zunächst ist der Pfad sehr gut





Oft ist der Pfad kaum zu erkennen


Wir folgen dem Grat über vier Buckel


Oft kommen wir gut voran, es gibt aber auch Steilstücke


Wir folgen dem Kamm kilometerweit


Auf dem Kamm gegenüber laufen wir morgen


Ein schöner Platz, wenn auch ohne Wasser


Es gibt hier viele Pfade


Abwärts zum Willow Creek


Der Horse Heaven Trail existiert nicht wirklich


Stellenweise ist der Aufstieg sehr mühsam


Wir erreichen einen Grat auf 2700 Meter Höhe


Abstieg in ein grünes Becken


Wir folgen dem Kamm nach Norden



Rote Berge


Der Kamm wird zu schroff, daher steigen wir ab


Wir beobachten zwei Wapitihirsche


Ausgesetzter Pfad im Steilhang


Wir steigen wieder auf


Lager auf 2960 m Höhe


Ein windiger Morgen


Der Kamm ist fantastisch!




Clause Peak (3220 m)






Es ist windig und kalt


Bald verschwindet der Pfad


Schwieriges Vorankommen am Adams Creek


Teilweise laufen wir im Bachbett


Das Terrain flacht ab


Hügelige Landschaft auf 2000 m Höhe


Immer wieder laben wir uns an Beeren


Erst als es schon spät ist, schlagen wir unser Lager auf


Vom Highway 89 steigen wir in die Gros Ventres Range auf


Aufwärts im Horse Creek Tal


Festes Camp in der Wilderness Area


Der Pfad ist zugewachsen




Aufwärts zum Highline Trail


Sonniger Abend


Noch scheint der Mond


Aufwärts zu einem Pass auf 3200 m




Pass auf 3200 m Höhe


Wir treffen eine nette Familie


Turqoise Lake


Abstieg bis auf 2500 m


Lager am West Fork Crystal Creek


Ein schöner Abend


In der Nacht hat es gefroren


Steiler Aufstieg zum Grat


Wir folgen dem Kamm weglos 11 Kilometer weit




Blick zurück auf die Abstiegsroute vom 3382 Meter hohen Pyramid Peak





Der Kamm ist teilweise felsig, aber gut begehbar


Die Tetons ragen entfernt auf






Harmloses Kletterstück


Manchmal müssen wir recht weit absteigen




Langsames Vorankommen in Blockfeldern


Schneeslushie





Manchmal ist der Grat schmal


Zu dieser Seite fällt der Grat steil ab, die andere ist flacher


Kleinere Steilstufen stellen kein Problem dar


Verschiedenfarbige Gesteine







Fossilien im Kalkstein


Helle Kalkrippen


Abstieg zum Crystal Creek

Wir schlagen unser Lager an einer schönen Stelle im Wald auf


Ein herrlicher Morgen


Noch blüht es hier oben üppig



Die leichte Bewölkung produziert gedämpftes Licht


Schroffe Felsberge







Wir folgen einer Stufe unter der Felsmauer








Schroffe Felsen


Abstieg zu einem kleinen See


Aufstieg zu einem Pass


Das weite Tosi Basin


Tosi Basin


Karstlandschaft




Abstieg zum Rock Creek


Abend im Rock Creek Tal




Am Morgen geht es im Tal weiter abwärts


Duschen und Wäsche waschen auf dem Campingplatz in Pinedale


Internet und Laden in der Bücherei


Pinedale ist eine tolle Trailtown


Hier zelten auch viele CDT-Wanderer

Bereits um 6 Uhr sind wir wieder unterwegs und laufen knapp sechs Kilometer durch das nett und ruhig wirkende Jackson, meist auf von der Straße abgetrennten Radwegen auf denen recht viele E- Bikes fahren, zum Snow King Hotel, wo wir das Frühstücksbufett aufsuchen. Meine Nummer 1 in den USA bisher, natürlich können wir auch laden und das Internet nutzen. Erst kurz bevor das Buffet um 11 Uhr schließt, verlassen wir den netten Ort, wo eine Übernachtung zur Zeit mehr als 600 Dollar kostet!

Wir gehen dann zum Albertson Supermarkt, wo wir für acht Tage einkaufen, was 137 Dollar kostet. Um kurz vor eins stehen wir an der ziemlich verkehrsreichen Straße und haben Glück, dass uns schon nach zwanzig Minuten der 20- jährige Cutter und seine Freundin Jade mitnehmen. Cutter stammt aus einer reichen Familie, hat nicht studiert sich aber schon früh für Bergbau interessiert. Mit 17 war er ein Jahr in Spanien. Er hat ein Unternehmen gegründet, dass seltene Erden im Südsudan abbauen will! Ein sehr netter, interessanter Typ der dann auch noch zwei Downhillbiker und ihre Räder mitnimmt. Gegen 13:45 laufen wir dann wieder los, in die Snake Range hinein, wo wir zunächst dem Mail Cabin Creek von etwa 2200 Meter aufwärts folgen. Hier begegnen uns einige Hundespaziergänger. Schließlich geht es in Serpentinen aufwärts zum Mosquito Pass auf 2700 Meter Höhe. Ab dort folgen wir dem Kamm durch Fichten- Tannenwald und offene Flächen und schlagen schließlich unser Zelt im Wald auf. Ich hole dann noch Wasser aus einem kleinen See ein Stück unterhalb. Zum Abendessen gibt es Brot mit Käse, Gurke und Zwiebel, zum Nachtisch Muffins. Mal was anderes als Chips und Erdnüsse!

Als wir am Morgen aufstehen wollen, donnert es zu unserer Überraschung, daher bleiben wir noch etwas liegen und starten eine Stunde später als sonst. Wir folgen dem Divide Trail aufwärts über den teilweise recht schmalen Grat bis zum Mudpeak auf knapp 2900 Meter. Obwohl die Landschaft hier weniger spektakulär als in den Tetons ist und schroffe Klippen sowie aufragende Berge eher selten sind, gefällt uns das Mosaik aus Nadelwald und vielen offenen Flächen hier in der Snake River Range doch sehr gut. Zum Teil folgen wir einem alten Weg über den Schafe in die Berge getrieben wurden, was wir von einigen Schildern erfahren. Als wir auf den Green Knoll Trail abbiegen, ist von einem Pfad über weite Strecken nichts mehr zu sehen. Vor allem im Wald taucht dann aber immer wieder mal ein Stück Weg auf. Wir müssen viel mit dem Handy navigieren und kommen nur langsam voran, obwohl das Terrain an sich gut begehbar ist. Am Green Knoll, einem kleinen, bewaldeten Hügel sehen wir eine Wapitikuh. Ein längerer Abstieg führt uns dann zum North Fork des Elk Creek, wo wir Mittagsrast machen. Ab dort ist der Trail meist wieder sichtbar. Wir folgen dem Bach abwärts bis auf etwa lediglich 2000 Meter Höhe und laufen dann den South Fork Elk Creek hoch, den wir zweimal ohne Probleme barfuß durchwaten. Auch hier wechseln sich Wald und offene Flächen ab. Manche Fichten sind gigantisch mit mehr als 1,50 Meter Durchmesser. Bevor wir den Bach wieder verlassen und dann längere Zeit ohne Wasser sein würden, schlagen wir unser Lager schon um 16:30 auf einer Lichtung oberhalb des South Fork auf. Das Wetter heute war wieder einmal schön, nur jetzt ist es bewölkt. Als es bereits dunkel ist, hören wir etliche Koyoten heulen.

Am Morgen überqueren wir  den South Fork an dem wir gelagert haben und steigen dann recht steil bergauf. Meist ist der Pfad hier gut erkennbar, teilweise laufen wir aber auch weglos. Schließlich erreichen wir einen offenen Grat, von dem wir zurück bis zum Grand Teton und in die weniger steilen Berge hier blicken können. Wir sehen Streifenhörnchen und ein Pika. Der Grat führt uns weiter aufwärts bis auf etwa 2900 Meter. Wie auch anderswo sind die vielen toten Kiefern auffällig. Teilweise ist der Pfad erkennbar, meist laufen wir aber weglos, wobei wir nur eine kleine Kletterpartie zu bewältigen haben. Als wir dann den Abstieg beginnen, ist lange Zeit überhaupt nichts mehr von einem Weg zu sehen. Wir kämpfen uns durch hohe Kraut- und Grasvegetation immer wieder von Wald unterbrochen, teilweise ziemlich steil abwärts. Allerdings sind wir nicht die Einzigen hier: Wir sehen einige Maultierhirsche, darunter einen Hirsch mit blankem Geweih und ein schon recht großes Kitz, was aus dem Gras direkt vor uns aufsteht, sowie zwei Wapitihirsche. Auch als wir den Coburn Creek erreichen, wird das Laufen zunächst nicht einfacher. Allerdings tauchen jetzt wieder Pfadstücke auf, die wohl hauptsächlich vom Wild offen gehalten werden. Meist laufen wir durch die dichte Vegetation im Hang oberhalb des Baches. Irgendwann können wir dann auch wieder ständig dem Pfad folgen. Wir gelangen an einen klaren Quellsee und im jetzt weniger steilen Tal wachsen Weiden und Aspen. Außerdem passieren wir einige Biberteiche. Viermal müssen wir den flachen Bach durchqueren und laufen dann über den niedrigen Solar Pass an die Fall Creek Road, eine Piste der wir weiter abwärts folgen. Hier sind einige Fahrzeuge unterwegs und ein älterer Mann gibt uns einen Tip, wo wir zelten können. Die Hügel sind mit Sagebrush bewachsen, eine etwa 50 Zentimeter lange Schlange, ähnlich wie die Beiden, die wir in Yellowstone gesehen haben, schlängelt sich über den Weg und große, schwarze Grillen versuchen mit ihrem Legestachel Eier im Weg abzulegen. Schließlich schlagen wir bei lediglich etwa 1900 Metern unser Lager abseits des Wegs unter Douglasien bei schönem Sommerwetter, das wir schon den ganzen Tag genossen haben, auf und sitzen noch lange draußen. Während des Abendessens fliegen zwei große Eisvögel vorbei, die ich auch aus Patagonien kenne. Als wir uns hinlegen, können wir aus dem Innenzelt über den Bach blicken, während es langsam dunkel wird.

Ohne zu frühstücken brechen wir bereits kurz nach 6 Uhr wieder auf und folgen dem Fahrweg weiter bis in die Nähe des Highway 89 am Snake River. Die letzten 200 Meter laufen wir dann über die Sagebrushhügel und an einem Zaun entlang, der ein Privatgrundstück abgrenzt. Anschließend folgen wir einem Radweg bis zur Hoback Junction wo es unter Anderem eine Tankstelle mit supermarktähnlichem Laden gibt. Dort ergänzen wir unsere Vorräte um je fast ein Kilo Trailmix und frühstücken draußen mit Brot, Käse, Möhren und Bananen, außerdem trinke ich Kaffee. Es ist auf der Bank draußen vorm Laden noch ziemlich frisch hier auf lediglich 1800 Metern. Aber als wir wieder losgehen, wärmt die Sonne bereits. Wir folgen dann etwa 2 Kilometer einer asphaltierten Nebenstraße an einigen Häusern vorbei und biegen dann auf den zunächst guten Palmer Creek Trail ab, wo wir am Bach noch einen Mann mit Hund treffen. Wir steigen dann meist durch trockenes, offenes Gelände hoch zu einem aussichtsreichen Kamm auf 2500 Meter, dem wir fast den ganzen Rest des Tages folgen. Der Weg ist zunächst gut zu erkennen und ich stürme beflügelt von Kaffee und Essen geradezu dahin. Am Sob Creek endet der gute Weg und Anke steigt ein ganzes Stück ab, um je dreieinhalb Liter Wasser für uns zu holen. Am Pow Wow Point vorbei steigen wir weiter auf und laufen jetzt meist auf der östlichen Flanke des Bergkamms, wobei meist nichts vom Pfad zu erkennen ist und wir zahlreiche kratzende Grassamen in Socken und Schuhen sammeln. Selbst auf etwa 2800 Meter Höhe gibt es hier noch Sagebrush, ein Zeichen für die Trockenheit der Gegend. Schließlich steigen wir weglos sehr steil hoch zum Grat auf etwa 2900 Meter. Gegenüber liegen die teilweise roten Berge um den Ramshorn Peak, denen wir morgen folgen wollen. Dann folgen wir dem teilweise schmalen Grat längere Zeit über oder um vier Buckel herum. Jetzt ist der Pfad wieder deutlicher und wir sehen einen Maultierhirsch davon hüpfen, außerdem Greifvögel und Hörnchen. Schließlich laufen wir etwa 200 Meter weglos und folgen dann einem deutlichen Pfad abwärts. Gegen 19 Uhr schlagen wir unser Innenzelt auf einem schönen Platz zwischen Tannen und Fichten auf. Das es hier kein Wasser gibt, ist kein Problem, da wir noch genug haben.

Während der Vollmond über uns scheint, ist die Nacht im Wald sehr still.

Nachdem wir die Farben des Sonnenaufgangs aus dem Zelt bewundert haben, brechen wir wieder auf. Es gibt hier eine Menge von Pfaden, daher ist es gar nicht so einfach immer den richtigen zu erwischen. Entfernt sehen wir auf einer Freifläche eine Wapitikuh mit Kalb. Schließlich erreichen wir Phosphate Creek, dem wir abwärts zum Willow Creek folgen. Kurz sehen wir einen Elch. Ein Stück weit können wir hier einem guten Pfad folgen, dann überqueren wir den Bach von Stein zu Stein springend. Danach folgt ein extrem mühsamer, steiler Anstieg von lediglich 2170 Meter Höhe. Der Horse Heaven Trail scheint eigentlich nur ein Wapitiwechsel zu sein, der sich immer wieder verzweigt oder auch zeitweise ganz verschwindet. An einem Bächlein füllen wir jeder zwei Liter Wasser für den größten Teil des Tages ab. Anke versucht mit Nadel und Pinzette einen Stachel aus dem Fuß zu entfernen, den ich mir reingetreten habe, als ich nachts barfuß aus dem Zelt bin, leider ohne Erfolg. Wir kommen nur sehr langsam voran und erreichen erst mittags einen Grat auf 2700 Meter Höhe, dem wir auf jetzt besserem Pfad eine Zeit lang folgen. Dann verlassen wir den Kamm an einem Pass und folgen einem Pfad, der nicht in unseren Kartenapps eingezeichnet ist, in ein malerisches, grünes Becken, wo wir zwei Weißwedelhirsche sehen. Eigentlich sind wir jetzt völlig weglos unterwegs, stoßen jedoch häufig auf Pfade, die menschgemacht wirken auch wenn sie heute nur noch vom Wild benutzt werden. So können wir auch relativ bequem zu dem Kamm aufsteigen, dem wir jetzt nach Norden folgen. Manche der Berge hier sind rot, andere schlammfarben. Obwohl die Wyoming Range keinen Schutzstatus hat, empfinden wir diese Berge als sehr wild, schön und abgelegen. Weder Spuren noch Lager weisen auf die Anwesenheit von Menschen hin. Wir folgen dem zum Teil schmalen Grat einige Zeit, bis das Terrain vor einer roten Felswand zu steil wird. Glücklicherweise können wir auch hier einem Pfad im Steilhang folgen und sehen dann auf einer grasigen Fläche zwei Wapitihirsche mit mächtigem Geweih, von denen einer ruht. Außerdem beobachten wir zweimal graue Waldhühner, eines davon sehr nah. Wir steigen an einem Bach wieder auf, oberhalb dem wir schließlich auf 2960 Meter Höhe unser Lager aufschlagen. Während der Morgen sonnig war, erschienen nachmittags Wolken, es blieb aber trocken. 

In der Nacht kommt heftiger Wind auf und es regnet zeitweise. Auch am nächsten Morgen ist es noch windig und kalt, aber es verspricht ein schöner Tag zu werden. Im offenen Gelände steigen wir problemlos auf zu dem Grat, dem wir dann lange folgen. Die Aussicht von oben in der vom Wind klar geblasenen Atmosphäre ist fantastisch. Wir können den ganzen Kamm übersehen, dem wir vorgestern gefolgt waren. Faszinierend für mich ist das Mosaik von Wald und offenen Flächen, das ziemlich typisch für die amerikanischen Rocky Mountains ist. Es scheint so, dass etwa die Hälfte des Landes nicht bewaldet ist. Das ist eigentlich erstaunlich, da der Wald hier bis auf über 3100 Meter Höhe wächst und auch auf trockenen Felshängen gedeiht. Ich nehme an, dass der hohe Offenlandanteil aus einer Kombination aus Sommertrockenheit, rauhem Winterklima, Waldbränden, Wildverbiss und vielleicht auch menschlichem Einfluss in der Vergangenheit rührt. 

Hier auf dem Grat ist es so kalt und windig, dass ich bald Daunenjacke und Handschuhe anziehe. Am Clause Peak erreichen wir mit etwa 3220 Metern den höchsten Punkt des Grates. Besonders schön finden wir die schräggestellten, roten Berge im Morgenlicht. Wir folgen dem Grat weiter, wobei wir einige felsige Erhebungen problemlos überschreiten oder daran vorbei manövrieren. Obwohl es laut Karte hier keinen Weg gibt, folgen wir meist deutlichen Pfaden, die im groben Schotter gut sichtbar sind. Zu unserer Überraschung erspähen wir zwei Pferde unter uns. Dann erreichen wir einen Pass, wo wir windgeschützt unsere Mittagsrast halten. Zu unserer Überraschung taucht ein älterer Mann auf,  der uns erzählt, dass ihm die beiden Pferde gehören, er sein Lager in der Nähe hat und jetzt auf den Mount Clause steigen will. Da wir nicht weglos über 1000 Höhenmeter zur Straße absteigen wollen, verlassen wir hier den Grat und folgen einem zunächst deutlichen Pfad, der bald immer schlechter wird und völlig verschwindet, als wir den Adams Creek erreichen. Zunächst hoffen wir, dass er wieder auftaucht und kommen im groben, roten Geröll an Bach recht gut voran. Aber dann fließt der Bach in eine Schlucht und fällt stärker ab. Das Vorankommen hier ist extrem schwierig, mühsam und langsam. Wir quetschen uns durch zwei Meter hohes Gebüsch, klettern über umgestürzte Bäume und zahlreiche Felsblöcke. Wir müssen häufig die Seite wechseln, wobei es gar nicht so einfach ist, die steilen Uferböschungen zu erklimmen. Zunächst versuchen wir stets über Steine oder Bäume den Bach trockenen Fußes zu queren, was wir aber irgendwann aufgeben. Als ich eine kurze, steile Uferböschung hinab steige, löse ich einen kleinen Felsrutsch aus. Glücklicherweise trifft mich nur ein relativ kleiner Stein am rechten Schienbein und ein großer Brocken rast vorbei. Das hätte ins Auge gehen können, wenn noch mehr ins Rutschen gekommen wäre. Nichts desto trotz tut mein Bein weh und ich nehme eine Schmerztablette. Schließlich laufen wir überwiegend im kalten Bachwasser, wobei wir auch dort immer wieder Hindernisse überwinden müssen. Eine Wasseramsel fliegt einige Male vor uns auf und wir bewundern die steil aufragenden Felswände und ausgedehnten Geröllhalden. Zwar sind es nach unserer Kalkulation nur drei Kilometer, bis wir die Schlucht hinter uns haben, aber die haben es in sich. An einer Stelle finden wir einen alten Schlafsack, der sicher schon seit vielen Jahren hier liegt. Wir sind dann unheimlich erleichtert, als das Terrain abflacht und wir auf einen Pfad stoßen, der überwiegend von Elchen benutzt wird. Schließlich erreichen wir mit der Old Bryan Flat Road einen guten Pfad voller Pferdespuren. Zu unserer Überraschung führt der Adams Creek hier kein Wasser mehr! Durch eine hügelige Landschaft aus Grasland, Aspenwäldchen und Douglasienwald mit auf jetzt lediglich noch 2000 Meter Höhe teilweise erstaunlich dicken Bäumen wandern wir in den Abend. Wir essen unterwegs und gelangen dann auf Grasflächen die teilweise gemäht sind und sehen einige Häuser. Ein Pfad, der bald verschwindet führt uns wieder in den Wald mit hohem Krautunterwuchs. Nach 500 Metern ohne Weg gelangen wir wieder auf einen Pfad. Da es bald dunkel wird, schlagen wir im Aspen- und Kiefernwald etwas abseits unser Innenzelt auf. Es sind noch über zwei Kilometer zum nächsten Bach, da wir die nicht mehr laufen wollen,  müssen wir mit dem wenigen Wasser auskommen, dass wir noch haben. 

Am nächsten Morgen ist es erstaunlich kühl und selbst beim Laufen werden unsere Hände nicht warm, die Handschuhe ziehen wir aber auch nicht an. Schon ziemlich bald stoßen wir auf einen Bach mit Wasser, der in der Karte nicht eingezeichnet ist, und ändern daraufhin unseren Plan: Statt zum Willow Creek zu gehen und wahrscheinlich illegal über das Gelände einer Ranch zu laufen, nehmen wir eine direktere Route zum Highway 89. Dabei passieren wir ein großes Camp der Universität Michigan, wo einige Autos geparkt sind und die Einfahrten einiger Ranches. Schließlich laufen wir knapp zwei Kilometer an der um diese Zeit noch ruhigen Straße entlang, wo wir eine Maultierhirschkuh mit zwei Kitzen sehen. Hinter dem Camp Creek Inn, wo leider nichts mehr zu essen angeboten wird, biegen wir in einen Fahrweg ab, der bald in einen Pfad der durch hohes Gras führt übergeht. Schilder verraten, dass dies eine wichtige Winterweide für Wapitis ist. Wir sehen einen Maultierhirsch ziemlich nah. Als es etwas wärmer wird, frühstücken wir am Weg. Dann folgen wir eine Zeit lang dem Little Horse Creek, mit Biberteichen, Aspen und hohem Grasland. Am Horse Creek sehen wir einige Gebäude und große Heulager. Wir laufen kurz auf einem Fahrweg der an einer Umzäunung mit Pferden und Maultieren endet. Von etwa 1900 Meter Höhe folgen wir dann einem stark von Pferden benutztem, staubigen Pfad am Horsecreek, der teilweise von Felswänden eingefasst wird, durch die Gros Ventre Wildnis aufwärts. Einige Male müssen wir den Bach durchwaten. Wo der North Horse Creek einmündet, machen wir eine lange Mittagspause in der jetzt wärmenden Sonne. Anschließend folgen wir diesem Bach weiter aufwärts. Bald gelangen wir an ein wohl permanentes Camp mit einigen, großen weißen Zelten, eines davon mit Elektrozaun umgeben. So ein Lager passt wohl kaum zum Gedanken der Wildnisgebiete…

Der Pfad ist danach deutlich weniger benutzt und führt durch zum Teil hohe Vegetation aufwärts zu einem kleinen Pass. Danach geht es durch alten Fichtenwald voller Beersträucher zu einem Bach am Cache Creek Trail. Ab hier ist der Pfad wieder benutzter. Wir steigen hoch zum Highline Trail, danach geht es noch ein Stück abwärts zu einem Bach, wo wir unser Wasser auffüllen und ein Stück oberhalb auf einer trockenen, von Wald umgeben Grasfläche unser Innenzelt aufschlagen. Zuvor haben wir zweimal graue Hühner gesehen. Im Lager genießen wir den sonnigen Abend mit strahlend blauem Himmel.

Als wir am nächsten Morgen aufwachen, strahlt noch der volle Mond auf unser Zelt. Bald verlassen wir das Tal und wandern durch die abwechslungsreiche Landschaft aus Wald und offenen Flächen hoch zu einem Pass auf etwa 3200 Metern. Vorher erhalten wir noch einmal Ausblicke auf das Teton Massiv mit seinen aufragenden Spitzen. Hinter dem Pass biegen wir falsch ab, was aber nichts macht, da der Weg zum Turqoise Lake viel deutlicher ist. Unmittelbar vor dem See treffen wir eine dreiköpfige, sehr nette Familie aus Jackson mit ihrem etwa 10- jährigen Sohn. Die Drei haben das Wochenende hier am See verbracht. Die Frau gibt uns ihre Telefonnummer und bietet uns Essen an. Sie hat schon Deutschland besucht und ist begeistert von unserem Land. Der Mann trägt eine Faustfeuerwaffe umgeschnallt und sie Bärenspray. Nach der Begegnung sitzen wir eine Zeit lang an dem sehr schönen See auf 2900 Meter Höhe mit bewaldeten Ufern und darüber aufragenden Felswänden. Anschließend folgen wir dem deutlichen Pfad das teilweise weidenbewachsene Tal abwärts bis auf etwa 2550 Meter. Dann bewältigen wir einen steilen Aufstieg in Serpentinen bis auf 2940 Meter Höhe und steigen  durch Fichtenwald zum Oberlauf des West Fork Crystal Creek ab, wo wir bereits gegen 14 Uhr unser Lager aufschlagen, da es danach auf den Grat geht, wo wir wohl längere Zeit kein Wasser finden werden. Nachdem wir etwas relaxt haben, unternehme ich noch einen Spaziergang in die Richtung in die wir morgen laufen. Der Pfad im Wald ist gut erkennbar, allerdings ist der kleine See ausgetrocknet, wo wir auch überlegt hatten zu campen. Nachdem ich zurück bin, verbringen wir noch einen ruhigen Abend mit Podcasts und Vorlesen. Später färben sich die Wolken teilweise lila und es dauert lange, bis es richtig dunkel ist. 

Als wir früh am Morgen am Zelt abbauen sind, kommt zu unserer Verwunderung bereits ein Wanderer auf der anderen Talseite vorbei. In der Nacht hat es gefroren und etwas Raureif liegt auf dem Gras. Wir wandern zunächst durch den Fichtenwald und steigen dann recht steil auf zu einem Grat, wo wir den Weg verlassen um dem Kamm für etwa 11 Kilometer zu folgen. Obwohl es hier laut Karte keinen Pfad gibt, stoßen wir immer wieder auf Wegabschnitte. Zunächst ist der Kamm breit und mit kurzem, gelben Gras bewachsen. Bei herrlichem Wetter ist die Aussicht von hier oben überwältigend. Noch entfernt zeichnet sich bereits der Pyramid Peak ab, mit 3382 Metern der höchste Punkt des Tages, den wir auch ohne Probleme erreichen. Der Abstieg im Geröll zu einem Pass ist sehr steil, aber gut machbar. Unterhalb des Grats erstreckt sich eine weite, ebene Fläche mit viel grauem Schotter und begrabenem Schnee. Zu dieser Seite fällt der Kamm sehr steil ab. Obwohl der Grat ziemlich schwierig wirkt, ist doch alles gut machbar, wenn auch teilweise sehr langsam in Schotter und Geröll. Einige der Erhebungen umgehen wir seitlich. Aus einem kleinen Schneefeld gewinnen wir das Material für einen „Slushi“ aus Schnee und nach Schokolade schmeckendem Eiweißpulver. Schließlich bewältigen wir noch ein felsiges Stück, danach verlassen wir den Grat und wandern um einen abgerundeten Berg. Der Abstieg in einer Schotterrinne ist ziemlich steil. In den Steinen finden sich zahlreiche Fossilien. An Kalkfelsen vorbei gelangen wir im Wald an den Crystal Creek auf etwa 2800 Meter, wo wir auf das erste Wasser des Tages stoßen und unsere Abendmahlzeit einnehmen. Hier gelangen wir auch wieder auf einen Pfad. Als wir weiter bachaufwärts wandern sehen wir eine Maultierhirschkuh mit Jungem und zwei Hühner. Außerdem konnten wir heute Hörnchen und Pikas beobachten. Schließlich schlagen wir an einer schönen Stelle im Wald unser Lager auf.

Am nächsten Morgen geht es zunächst noch ein Stück durch den Wald, dann steigen wir in einem offenen Hochtal weiter auf, dass beiderseits von eindrucksvollen Klippen und Felsmassiven begrenzt wird. Wir erklimmen einen Pass auf etwas über 3200 Meter und steigen in eine weite Hochebene ab. Ab jetzt laufen wir weglos. Die Stimmungen heute Morgen mit Sonne, einigen Wolken, gelben Blumen und schroffen Bergmassiven sind fantastisch. Das offene Terrain ist teilweise ziemlich gewellt und recht felsig, wir kommen aber gut voran und laufen dann auf einer Stufe zwischen steilen Klippen wie in den Tetons. Zum Abschluss dort haben wir einen etwa einen Kilometer langen ziemlich verblockten Abschnitt zu bewältigen, mit einem Labyrinth aus teils riesigen Felsbrocken. Von einem Pass steigen wir dann ab zu einem kleinen See, wo wir uns waschen. Von hier führt ein Pfad der nicht in der Karte verzeichnet ist, zu einem Pass, wo sich der Weg dann aber bald verliert. Ab hier wandern wir durch das Tosi Basin, eine weite Karstlandschaft zwischen Bergmassiven. Zum Teil laufen wir über Felsplatten und das Terrain ist meist keineswegs eben, es gibt aber auch flachere Grasebenen. Leider sehen wir heute nur einige Murmeltiere und Hörnchen. Als wir an ein Schneefeld gelangen, wiederholen wir unsere „Eiweißslushypause“ von gestern. Schließlich steigen wir in das Tal des Rock Creek ab, der von Weidengebüschen und Biberteichen eingefasst wird. Wir laufen durch offenen Sagebrush talabwärts in den Abend und schlagen schließlich gegen 20 Uhr nach 32 Kilometern, davon 26 ohne Weg, unser Innenzelt am Waldrand auf. Ein absolut schöner und spektakulärer Tag geht zu Ende. 

Am nächsten Morgen laufen wir auf einem guten Trail meist durch den Wald talabwärts, gelangen irgendwann an Häuser und einen Fahrweg und erreichen dann nach drei Stunden den Parkplatz am Green River, wo unsere Wanderung vor zwei Monaten begonnen hat. Kurz bevor wir den Trailhead erreichen, hält ein Pick-up und eine Frau, die eine Boutique in Pinedale hat, nimmt uns mit. Dabei stellt sich heraus, dass sie eine deutsche Austauschschülerin hatte, die sie gerade besucht. In Pinedale setzt sie uns am RV- Park ab, wo man für 72 Dollar auch im Zelt übernachten kann. Diesen hohen Preis bezahlen wir natürlich nicht, duschen aber, waschen Wäsche und laden unsere Batterien. Dabei kommen wir mit einigen Leuten ins Gespräch. Anschließend fragen wir im Quality Inn, ob auch Nichtgäste das Frühstücksbufett nutzen können. Der hispanische Rezeptionist stutzt zunächst, erlaubt uns das aber für Morgen, wobei wir lediglich 10 Dollar pro Person zahlen müssen. Dann gehen wir zum Ridley Supermarkt, essen Eis und Brownies vor dem Laden und kaufen Brot, Wurst sowie Käse für den Abend. Pinedale ist klein und nett, es gibt nur eine Hauptstraße. Im Outdoor Laden kaufe ich mir zwei Paar Darn Tough Socken, die man ersetzt bekommt, wenn sie Löcher haben!Etwas abseits liegt die tolle Bibliothek wo wir dann bis zur Schließung um 20 Uhr weiter laden und das Internet nutzen. Anschließend gehen wir zu dem Zeltplatz, wo wir auch das letzte Mal waren. Inzwischen gibt es ein Klo und es wimmelt von jungen Wanderern, die den Continental Divide Trail laufen. Alle mit kleinen Rucksäcken und Shorts, einige Mädchen sind auch dabei. Wir essen noch an einem Picknicktisch und können dann lange nicht schlafen, weil wir einfach zu voll sind…


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