8 Tage, 218 Kilometer, 5602 Höhenmeter Aufstieg
Zusammenfassung
Auf dem letzten Abschnitt unserer großen Wanderung durch Süd- Utah, müssen wir uns durch dichten Bewuchs am Kanab Creek quälen. Im Peekaboo Canyon wandern wir zwischen sehr eng beieinander stehenden Wänden. Als wir den East Fork des Virgin Rivers unzählige Male durchqueren müssen, verlassen wir schließlich den Canyon und gelangen dann auf einer abgelegenen Route in den Zion Nationalpark, wo wir den East Rim Trail laufen. Der Orderville Canyon wartet mit einer für uns unüberwindlichen Stufe auf, weshalb wir uns zurückziehen müssen, und dann teilweise durch Privatland direkt bis nach Cedar City laufen, wo nicht nur unsere Tour durch die fantastische Landschaft Utahs endet, sondern auch die 10 Monate Wanderschaft, die wir in diesem Jahr erleben durften, an ihr Ende gekommen sind.
Am Frühstücksbuffet im benachbarten Best Western wimmelt es zunächst von chinesischen Bustouristen, dennoch gibt es keine Schlangen und wir können uns in Ruhe die Bäuche voll schlagen. Erst um 10 Uhr brechen wir auf und gelangen an einer netten Parkanlage vorbei auf einen Trail, der uns wieder die roten Klippen hinauf führt. Auf dem Plateau angekommen folgen wir Fahrspuren, auf denen zwei Motorradfahrer und ein ATV unterwegs sind. Schließlich biegen wir weglos in den North Fork Hog Canyon ab. Hier fließt ein klares Bächlein und das Tal ist recht dicht mit Sagebrush etc. bewachsen. Einige Pappeln haben bereits ihr gelbes Laub angelegt und eine Agave trägt große Früchte. Die hellen Felsen sind teilweise rot gefärbt, von Material, dass Regen nach unten gewaschen hat. Eine Seitenschlucht führt uns aus dem Tal und auf eine Fahrspur. Diese führt uns zum Kanab Creek, der auch fließt. Ein Stück weit folgen wir einer breiten, guten Piste auf der etliche Autos fahren. Ein großer Tierfriedhof mit vielen klingenden Windspielen zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Wahnsinn, wieviel Aufmerksamkeit hier den toten Haustieren gewidmet wird. Bald biegen wir auf einen Weg ab, der durch Privatgelände führt. Ein Schild, dass wir ignorieren, weist darauf hin, dass hier nur Angestellte Zutritt haben. Aus einem Schlauch füllen wir uns je drei Liter klares Wasser ab. Bald endet der Weg und wir folgen zunächst Kuhpfaden durch die dichte Vegetation am Kanab Creek, den wir mehrfach trockenen Fußes überqueren. An einer hoch aufragenden rot- gelben Steilwand kreist ein dunkler Adler. Teilweise müssen wir uns durch unangenehm dichtes, stachliges Gebüsch quälen und kriechen streckenweise sogar, während die Zweige an unseren Isomatten und Rucksäcken kratzen. Schließlich gelingt es uns aus dem Tal zu steigen. Wir umgehen ein Haus und sind bald wieder auf öffentlichem BLM- Land, wo wir zwischen Wacholdern noch lange in der Sonne sitzen und den strahlend blauen Himmel genießen, bevor wir unser Cowboycamp aufschlagen.
Noch lange hören wir das Dröhnen der Geländemaschinen und den entfernten Highway 89. Die Nacht ist sternenklar mit einigen fallenden Sternschnuppen, aber auch viele Satelliten ziehen über den Himmel.
Gegen Morgen wird es richtig kalt und unsere Schlafsäcke sind beim Aufwachen von einer weißen Frostschicht überzogen.
Bald nachdem wir losgelaufen sind, gelangen wir wieder auf eine Fahrspur. Wir laufen hier durch tiefen, roten Sand, der mich an Namibia erinnert. Obwohl die Höhe nur um 1700 m beträgt, wachsen stellenweise große Ponderosa Kiefern. Schließlich erreichen wir den Peekaboo Canyon und wandern abseits unserer Route in diesen engen Schlund hinein. Stellenweise stehen die Wände lediglich einen Meter auseinander. Zwar ragen die Wände nicht sehr hoch auf, dafür sind sie meist aber glatt und steil. Breitere und engere Abschnitte wechseln einander ab. Sehr schön wie das Morgenlicht teilweise ein warmes Orange auf den Sandstein wirft. Eingeklemmte Baumstämme in einigen Metern Höhe zeigen, dass der Canyon manchmal hoch überflutet wird. Als wir nach etwa einem Kilometer zurücklaufen, kommen uns bereits einige Leute entgegen, die wohl zum Teil zu organisierten Gruppen gehören. Nachdem wir aus dem Canyon ausgestiegen sind, wärmt die Sonne bereits, so dass wir unsere Schlafsäcke trocknen können, und ich einen zweiten Kaffee genieße. Wir folgen dann weiter den Fahrspuren mit aufragenden hellen und roten Sandsteinwänden nie weit entfernt. Einmal sehen wir einen Hasen und Bienen laben sich noch an gelb blühenden Sträuchern. Eine dunkle, lange, dünne Schlange verschwindet rasch im Gras als wir sie sehen. Wir gelangen dann auf eine breite Piste und stoßen auf den Highway 89, dem wir einige Zeit parallel folgen. Schließlich laufen wir etwa 400 m auf dieser Straße und steigen dann in das Tal des East Fork Virgin River ab. Hier begegnen uns noch einige Geländefahrzeuge. Wir müssen den Fluss zahllose Male überqueren. Daher machen wir unsere Schuhe auf den Rucksäcken fest, und laufen barfuß auf den sonnigen Fahrspuren weiter. Uns gefallen die Pappeln in herbstlichem Gelb mit dem Hintergrund der steil aufragenden, glatten, hellen und rosa Wände sehr gut. Schließlich schlagen wir unser Lager unter einer mächtigen Pappel auf. Obwohl keine Wolke am Himmel steht, bauen wir unser Zelt auf, um zu vermeiden, dass unsere Schlafsäcke am nächsten Morgen wieder nass sind. Sehr störend empfinde ich das noch lange anhaltende Dröhnen der Geländemaschinen.
In der Nacht friert es zwar nicht, aber morgens ist es ziemlich kalt. Umso unangenehmer ist es, ständig durch den East Fork des Virgin River zu waten. Da die Fahrspur schon nach etwa 1,5 Kilometern aus dem Tal führt, lassen wir Schuhe und Strümpfe an. Trotz Daunenjacke ist uns mit den nassen Füßen ziemlich kalt. Bald verengt sich das Tal canyonartig und wir laufen zwischen Pappeln und durch hohen Schachtelhalm. Der Bach ist jetzt schmaler, aber tiefer, mit flotter Strömung. Oft ist er tief eingeschnitten zwischen schlammigen Ufern. Steile Felsen zwingen uns dazu, sehr häufig die Seite zu wechseln. Da wir nur langsam vorankommen und das ständige Waten ein ziemlich kaltes Vergnügen ist, verlassen wir den Canyon an einer günstigen Stelle ohne viel Klettern und laufen oberhalb weglos weiter durch den üblichen Pinyon- Wacholderwald mit einigen Ponderosa Kiefern, die uns heute den ganzen Tag begleiten. Meist folgen wir Hirschpfaden und sehen auch einige Male die Maultierhirsche. Der tiefe Einschnitt des Mineral Gulch stellt sich als ernstes Hindernis heraus: Zunächst wirkt der Abstieg in den Canyon gut machbar, aber dann sind steile Klippen unüberwindbar, die bis zum Grund der Schlucht reichen. Wir steigen ein gutes Stück wieder auf, und folgen weiter dem Rand der Schlucht. Über ein Seitental gelangen wir schließlich doch in den Canyon. Da wir am East Fork nicht noch mal unser Wasser aufgefüllt hatten, machen wir uns hier auf die Suche und werden dort fündig, wo die Schlucht sich stark verengt. Das Wasser aus einer Pfütze sieht zwar nicht lecker aus, schmeckt aber einwandfrei und wir füllen je 3,5 Liter Wasser auf. Der Ausstieg aus der Schlucht ist dann einfacher, aber weiterhin ist das Terrain felsig mit viel auf- und ab. Schließlich gelangen wir auf die Fahrspur der Poverty Wash Road. Hier sind etliche Leute mit ihren Geländefahrzeugen unterwegs, wohl meist Jäger. Aber auch viele Kinder sind dabei und an einer Stelle kommen wir an einem großen, weißen Zelt vorbei. Schließlich endet der Weg und wir steigen in den tief eingeschnittenen Fat Man Misery Canyon ab, wo es einige Wasserlöcher gibt. Anschließend geht es über einen Kamm, bevor wir kurz vor der Grenze des Zion Nationalparks ein Cowboycamp aufschlagen. Da es leicht bewölkt ist, sind die Temperaturen auch abends noch mild, und die Laute der Zikaden füllen die Stille mit Leben. Gegen 19 Uhr färbt der Sonnenuntergang die Wolken erst rosa, dann dunkellila. Sehr schön!
Am Morgen sind unsere Schlafsäcke leicht feucht, aber es hat nicht gefroren. Wir laufen weglos weiter in ein Tal hinein und dann aufwärts auf dem glatten hellen Sandstein. Hier überschreiten wir die Grenze zum Zion Nationalpark. Einmal sehen wir eine Maultierhirschkuh. Zunächst stoßen wir auf Fußspuren, dann einen richtigen Pfad, der teilweise mit Cairns markiert ist. Wir laufen am Rand der Checkerboard Mesa und folgen dann einem teilweise sehr engen Canyon. Hier gibt es einige große Pools, an denen wir jeder 3,5 Liter Wasser auffüllen. Kurz vor der Straße UT 9, kommen uns drei Wanderer entgegen. Wir folgen der Straße mit einigem Verkehr und laufen dann weglos den Clear Creek entlang in dem es einige Wasserlöcher gibt, bis wir auf den East Rim Trail stoßen. Hier sind wir wieder im Zion Nationalpark. Diesem guten Pfad folgen wir 10 Kilometer weit und sehen nur einmal unterhalb von uns drei Wanderer. Zunächst folgt der Weg dem Clear Creek weiter und schraubt sich dann oberhalb des Jolly Gulch nach oben. Hier auf 2000 Meter Höhe gibt es geschlossenen Kiefernwald aber auch große Flächen mit niedrigen Eichen. Aus dem Rohr der Stave Spring fließt kein Wasser. Im Sagebrush sehen wir sieben nach Nahrung suchende Truthähne, die sich nicht an uns stören. Schließlich gelangen wir an einen Trailhead und folgen dann Fahrwegen außerhalb des Nationalparks am weitläufigen Gelände des Zion Ponderosa Resorts, mit Campingplatz und Hütten vorbei, zur North Fork Country Road, deren Asphalt glücklicherweise bald endet. Wir genießen weite Ausblicke und uns begegnen nur wenige Fahrzeuge. Nach knapp sechs Kilometern gelangen wir an den Trailhead des Birch Hollow, wo zwei Fahrzeuge abgestellt sind. Wir wissen nicht, ob wir die beiden Steilabfälle in dem Canyon runter klettern können, wollen aber versuchen, so zum Orderville Canyon abzukürzen. Eine Tafel des BLM verkündet, dass der Verkehr hier zugenommen hätte und daher menschlicher Abfall in einem Sack rausgetragen werden muss. Zunächst folgen wir einem erdigen, recht steilen und dicht bewachsenem Einschnitt auf einem gut zu verfolgendem Pfad. Dann wird der Canyon kurz von schneeweißen Felsen eingefasst. Schließlich gelangen wir an einen sehr hohen, senkrechten Absturz, an dem ein Gurt in den man ein Seil einhaken kann, festgemacht ist. Glücklicherweise führt ein Pfad um die Stufe herum nach unten. Bei der nächsten Stufe, gar nicht mehr weit vom Orderville Canyon, haben wir weniger Glück: Auch hier gibt es Gurte zum Festmachen von Seilen, allerdings gibt es keine alternative Abstiegsroute , wie wir nach kurzer Erkundung feststellen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zur Straße zurück zu laufen. Wir folgen dieser dann noch ein Stück und biegen in einen Weg zu einem Aussichtspunkt ab, wo wir abseits im Sonnenuntergang, der den wolkenlosen Himmel orange färbt, unser Cowboycamp aufschlagen. Eine Maus kommt einige Male aus einer Höhle am Fuß einer Pinyon Kiefer hervor. Ein schöner, aber auch anstrengender Tag geht zu Ende. Die Nacht wird trotz der Höhe von fast 2100 m recht warm.
Gegen Morgen heulen sich zwei Koyotenrudel an. Als wir dann losgehen, merken wir aber auf der Straße, dass es stellenweise gefroren hat und ziemlich kalt ist, da die Sonne uns noch nicht erreicht hat. Schließlich biegen wir von der Straße in einen Fahrweg ab, und erreichen den Trailhead für den Orderville Canyon. Zuvor waren uns schon einige Fahrzeuge von Jägern entgegen gekommen. Zunächst folgen wir einem Pfad durch recht flaches, unspektakuläres Gelände. Der Orderville Bach fließt ziemlich schwach dahin. Auch hier, auf lediglich 1700 Meter Höhe, ist die Vegetation noch gefroren. Dann ändert sich die Landschaft spektakulär, als wir an eine Stufe gelangen. Die Abstiegsroute ist steil, aber nicht zu schwierig. Unten erwartet uns eine tolle Schlucht, mit oft glatten Wänden aus grauem, roten und sehr dunklem Gestein. Die Breite des Canyons beträgt oft nur 5 Meter. Sehr schön ist der Bewuchs mit vielen gelb verfärbten Ahornen, aber auch grünen Kiefern und Wacholdern. Es gibt zunächst nur einige Pfützen, ansonsten ist die Schlucht trocken. Bald sind wir an der Mündung des Birch Canyons, wo wir gestern waren. Er fällt hier in einer Steilwand ab, unmöglich ohne Seil dort runter zu kommen. Wir sind begeistert vom Orderville Canyon, allerdings ist er sehr kalt, da nur an wenigen Stellen die Sonne den Talboden erreicht. Die Grenze zum Zion Nationalpark in den wir schließlich gelangen, ist nicht markiert. Irgendwann gelangen wir an einen riesigen, mehrere Meter hohen Felsbrocken, der die Schlucht versperrt. Erst nach einigem Suchen finden wir einen engen Durchgang, durch den wir gerade so passen. Die Rucksäcke lassen wir an der Schnur aus der Hikerbox in Pinedale runter. Bald beginnt ein Bächlein zu fließen und wir laufen an einer Engstelle ein Stück barfuß. Da wir bald aber fast ständig durch Wasser waten müssen, lassen wir die Schuhe dann an. Immer wieder sind kleinere Hindernisse wie angespülte Baumverhaue zu überwinden, aber dann gelangen wir an einen mehrere Meter hohen Wasserfall. Links gibt es einen Haken an dem man ein Seil befestigen kann. Ohne dieses ist es kaum möglich dort runter zu kommen. Außerdem wissen wir nicht, ob so wie gestern, noch weitere Hindernisse kommen, daher treten wir den Rückzug an. Damit hat sich unser Plan bis zum Kolob Visitor Center zu gehen erledigt und wir beschließen direkt nach Cedar City zu laufen, von wo wir ohnehin mit dem Bus zurück nach Salt Lake City wollen. Doch zunächst müssen wir den ganzen Weg im Canyon zurück laufen, wahrscheinlich nicht mehr allzu weit von der Einmündung in den Virgin River entfernt. Ohne ständiges Fotografieren kommen wir rascher voran und sind in etwa drei Stunden gegen 18 Uhr auf der Stufe von wo wir in die Schlucht gestiegen sind. Dort schlagen wir unser Zelt auf und genießen heiße Schokolade bzw. Pfefferminztee, die Anke im Best Western in Kanab „erbeutet“ hatte.
Die Nacht wird ziemlich kalt und am Morgen sind unsere Socken leicht gefroren. Bevor wir aufbrechen, regnet es ein paar Tropfen und es ist teilweise bewölkt.
Bevor wir die North Fork Country Road erreichen, kommt uns eine ältere Frau mit einem Kaffeebecher in der Hand entgegen und wir kommen ins Gespräch. Lynn, 72 kommt aus Alaska und ist mit ihrer 75- jährigen Schwester Peggy, dem 69 jährigen Bruder Bill und dessen 30-jähriger Tochter Penelope auf einem zweiwöchigen Trip. Lynn lädt uns spontan ein, mit in ihr Camp unweit der Straße zu kommen. Ihr Bruder ist in einem ausgebauten Schulbus unterwegs, während sie sich einen Campervan geliehen hat. Lynn und Bill sind Cross Country Skirennen gefahren und waren mehrfach bei Olympischen Spielen, unter anderem in Sarajewo. Wir bekommen Kaffee und Tee, dabei unterhalten wir uns gut. Die Geschwister stehen der Trump Regierung offensichtlich eher kritisch gegenüber. Penelope ist Lehrerin und hat ein Jahr auf Hawai unterrichtet. Sie erzählt, dass die Ureinwohner dort den Weißen eher kritisch gegenüber stehen. Schließlich reißen wir uns los und folgen wenig befahrenen Fahrspuren weiter. Den ganzen weiteren Tag begegnet uns niemand mehr. Zunächst geht es durch dichten Wacholder- und Eichenwald mit einigen schönen Aussichten auf beigefarbene Klippen. An einem kleinen Bach machen wir unsere Mittagspause. Ganz in der Nähe ist ein Tarnzelt aufgebaut. Immer wieder verraten Schilder, dass wir uns auf Privatgelände befinden. So passieren wir auch einige Häuser und unter Dächern abgestellte Wohnwagen. Weiter oben laufen wir durch geschlossenen Ponderosa Kiefern Wald, zu denen ab 2300 Meter Höhe auch Tannen, Douglasien und Aspen kommen. Als es etwas regnet, suchen wir unter einem Felsüberhang Schutz. Wir sehen ein fast murmeltiergroßes Hörnchen und erhalten auf 2500 Meter Höhe tolle Ausblicke zu an Bryce erinnernde Klippen. Schließlich steigen wir durch den Wald ziemlich steil ab in das Tal des Hay Canyons, wobei wir die zahlreichen „No Trespassing“ Schilder ignorieren und über einige Zäune steigen. Wir gelangen in ein offeneres Tal wo vor kurzem an den Hängen die Vegetation aus Wacholdern etc. runtergemulcht wurde. An einem Rohr füllen wir uns Wasser ab und passieren bald ein Blockhaus, wo aber niemand da ist. Wir sehen zwei Pferde und schlagen schließlich abseits des Wegs bei einer großen Ponderosa Kiefer unser Zelt auf. Später donnert es nicht allzu weit entfernt. Obwohl das Wandern heute nicht so spektakulär wie gestern war und wir immer Fahrwegen gefolgt sind, hat uns der Tag sehr gut gefallen!
In der Nacht gewittert es mit viel Regen und auch am Morgen donnert es noch. Dennoch brechen wir gegen 8 Uhr auf und erreichen bald die North Fork County Road am North Fork Virgin River, den wir von Stein zu Stein springend überqueren. Weiter geht es auf Fahrspuren über Zäune mit den üblichen Schildern durch offenbar wenig genutztes Privatland. Einmal sehen wir vier nicht scheue Truthähne durch einen Zaun schlüpfen. Ein Stück weit folgen wir einem nur von Pferden begangenem Weg. Ein Jäger mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern ist mit einem ATV unterwegs und fragt ob bei uns alles okay ist. Schließlich gelangen wir auf die unbefestigte County Road 89 W7. Diese führt auf und ab über ein weites Plateau auf etwa 2400 Meter Höhe. Obwohl wir stundenlang auf der Straße laufen, begegnet uns kaum ein Fahrzeug. Die Eichen und Aspen hier oben tragen kaum noch Blätter und voraus ist ein Berg schon von Hagel oder Schnee weiß gefärbt. Teilweise laufen wir durch recht offene, meist eingezäunte Flächen mit gelbem Gras. Oft kleben Unmengen an klebriger Erde an unseren Füßen.Es scheint als würden hier überwiegend Schafe gehalten, wir sehen jedoch kein Vieh. Die Landschaft mit roten und gelben Klippen im Hintergrund ist recht schön und einsam, wirkt aber auch schon fast winterlich. Wir passieren wenige Häuser abseits der Piste, sehen dort aber niemand. Schließlich schraubt sich die Straße höher und verläuft im Wald, mit vielen Aspen und einigen Tannen. Es tröpfelt immer mal, aber manchmal erscheint auch die Sonne. Als wir die Grenze zum Dixie National Forest erreichen, regnet es ziemlich heftig, aber wir sind unter einer Tanne halbwegs gut geschützt. Als wir weiter laufen ist uns ziemlich kalt, aber jetzt wachsen fast nur noch Aspen mit dichtem Unterwuchs. Wo die Black Canyon Road abzweigt, finden wir schließlich einen Platz und schlagen unser Zelt auf. Kurz danach regnet es wieder. Hier auf fast 2800 Meter Höhe ist es ziemlich kalt und wir sind gespannt, wie wir die Nacht überstehen werden. Tatsächlich klart es später auf und wird frostig kalt. Viel kälter dürfte es in meinem leichten Quilt auch nicht werden, den Schlafsack hatte ich ja in Salt Lake City gelassen… Aber irgendwann ist die Nacht vorbei, wir frühstücken, ich trinke Kaffee und dann starten wir in unseren letzten Wandertag. Zunächst geht es weiter durch den Aspenwald mit seinen schon kahlen Bäumen. Bald verlassen wir den National Forest und sind wieder auf Privatgrund. Der Morgen ist klar und schön, aber noch lange kalt. Es gibt etliche Zäune, teilweise aus Holz in Blockbauweise und einmal sehen wir Schafe. Wir passieren einige Häuser, wo aber niemand zu sein scheint. Schließlich gelangen wir auf eine größere Piste und sehen einen Mann, zwei Frauen und etliche Hunde neben ihren Fahrzeugen. Die Frauen tragen trotz der Kälte altertümlich wirkende Röcke. Wir kommen mit James Davis, der etwa Mitte 60 ist, ins Gespräch. Er erzählt, dass in dieser Gegend Schafe gehalten werden, da hier Rittersporn wächst, der für Kühe giftig ist. Es geht hier um die Aufzucht von Lämmern, die nach etwa einem halben Jahr zur weiteren Mast nach Colorado verkauft werden. Vor einigen Jahren wurden hier etwa 300 Lämmer gestohlen, daher die vielen Schilder, die eine Belohnung von 20.000 Dollar ausloben, für Hinweise die auf die Täter hinweisen. Etwa 10 Prozent der Lämmer würden überwiegend von Koyoten, selten auch von Bären und Pumas gerissen. Viele Besitzer lassen ihre Schafe von Peruanern hüten. Im Winter würde hier viel Schnee liegen, weshalb die Schafe zur Zeit in tiefere Lagen gebracht werden. James denkt, dass wir von niemandem Probleme kriegen würden, wenn wir durch Privatland wandern. Schließlich erzählt er uns von der Viehparade, die morgen in Cedar City statt finden soll. Wir verabschieden uns und laufen auf der Kolob Straße weiter, wo wir in der Sonne unsere Mittagspause halten und ich noch einmal Kaffee koche. Ein Stück entfernt ist der über 3000 Meter hohe Gipfel im Cedar Breaks Nationalmonument bereits schneebedeckt. Bald verlassen wir die Straße und laufen einen Pfad hinab, auf dem viel Vulkangestein liegt. Unter uns in der Ebene sehen wir schon Cedar City. Schließlich gelangen wir an ein Gebiet mit vielen, schönen, großen Häusern wo noch gebaut wird. Dann erreichen wir die Stadt, kaufen im Walmart ein, buchen ein Hotel und laufen etwa vier Kilometer dorthin. Unterwegs treffen wir noch einmal James Davis, der neben uns anhält, jetzt umgezogen in weißem Hemd, aussehend wie ein anderer Mensch. Auf dem weitläufigen Gelände der Southern Utah Universität sehen wir Cheerleader üben und Footballteams trainieren. Schließlich erreichen wir das Quality Inn, wo wir uns über ein schönes, großes Zimmer mit kleinem Küchenbereich freuen. Später gehen wir noch in den überdachten, heißen Whirlpool und lassen es uns gut gehen!
Nach dem Frühstücksbuffet laufen wir zur Mainstreet und schauen uns die Parade an, von der James erzählt hatte. Dort sind viele Leute, die meisten in Klappstühlen. Eine Stunde lang ziehen Reiter mit Longhornrindern, Oldtimer, alte Traktoren, moderne Landmaschinen, Football Clubs etc. an uns vorbei, mit einer Schafherde die zu Fuß getrieben wird, zum Abschluss. Selbst sehr kleine Kinder reiten schon und fast wie im Karneval werden Süßigkeiten geworfen. Wir kommen mit einigen Leuten ins Gespräch, die uns deutsch haben reden hören und dann löst sich die Menschenansammlung schnell wieder auf. Wir gehen dann zum Motel 6, dass wir schon vor langer Zeit gebucht hatten, relaxen und genießen abends ein chinesisches Buffet in der Stadt, wo alles schon auf Halloween eingerichtet ist.
Am nächsten Morgen frühstücken wir auf dem Zimmer und ich hole mir einen Kaffee in der Lobby. Um 11 fährt dann der Greyhound nach Salt Lake City. Meist geht es durch gelbes Grasland voller schwarzer Rinder. Die Berge um Salt Lake City sind schon teilweise verschneit. Wir gehen wieder zu dem AirBnB, wo wir schon zum dritten Mal absteigen und kaufen im Smith Supermarkt in der Nähe ein. Später nehme ich dann noch einen Podcast zu Namibia mit Mareike von „ Wanderwach und Kaffee“ auf.
Am nächsten Morgen regnet es ziemlich, hört aber glücklicherweise auf, als wir auschecken. Zwei Pakete, die ich zu der Unterkunft geschickt hatte, sind nicht angekommen. Immerhin bekomme ich für das eine schnell die Nachricht, dass mein Geld zurück erstattet wird.
Wir laufen in die Stadt und besuchen das Museum zur Geschichte der Mormonen, wo der Eintritt kostenlos ist. Teilweise gefällt es uns ganz gut, allerdings bleiben viele Fragen offen. Eine Mitarbeiterin die ursprünglich aus Holland stammt unterhält sich mit uns, sehr nett, aber es ist auch klar, dass das Museum dazu genutzt wird, Menschen vom Glauben der Mormonen zu überzeugen. Schließlich gehen wir zum Red Iguana, einem Restaurant mit gutem mexikanischen Essen, wo viel los ist und es etwas hektisch zugeht. Dann fahren wir mit der Bahn zum Flughafen und müssen noch lange warten, bis unser Jet Blue Flieger um Mitternacht für den 3:45 Stunden Flug nach New York abhebt. Dummerweise wird die Erdnussbutter aus meinem Rucksack bei der Sicherheitskontrolle konfisziert. Uns war nicht klar, das sie als Flüssigkeit gilt…
In New York angekommen legen wir uns auf unsere Matten erst einmal in eine ruhige Ecke und schlafen noch etwas, schließlich haben wir 15 Stunden Aufenthalt hier!
Tatsächlich geht die Zeit dann aber recht gut um und gegen 21 Uhr gehen wir an Bord einer Singapore Airlines Maschine, wo der Service wirklich gut ist.
Der knapp 7- stündige Flug verläuft ereignislos und gegen 9 Uhr erreichen wir Frankfurt. Um auf Nummer sicher zu gehen, hatten wir einen Intercity erst um 13:30 gebucht, daher erreichen wir Stuttgart erst gegen 15 Uhr, wo das Wetter erstaunlich warm ist. So enden dann zehn Monate fantastisches Vagabundenleben, aber es wird bestimmt nicht lange dauern, bis ich wieder unterwegs bin!































































































Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen