Gegen Morgen erschüttern heftige Windstöße mein Zelt. Als sich der Wind zu einem Sturm auswächst, fürchte ich, dass mein kleines Zelt den Gewalten nicht stand hält. Daher baue ich es rasch ab, dabei ist es gar nicht so einfach zu vermeiden, dass alles weg weht.
Ich kann es kaum glauben, mein Thermometer zeigt lediglich noch 2 Grad Celsius an! Das heißt, dass die Temperatur um fast 30 Grad seit gestern Nachmittag gefallen ist!
Um 6 Uhr werden die anderen Leute in der Hütte gerade wach. Dennoch halte ich es für das Beste, hier in dem geschützten Gebäude erst einmal abzuwarten...
Als die Kroaten sich langsam zu mir an den Tisch gesellen, gibt es auch schon den ersten Slivowitz des Tages!
Gegen sieben habe ich den Eindruck, dass der Regen etwas nachlässt, und gehe unter der Verwunderung der Anderen los. Trotz Fleece, Primaloft und Regenjacke ist es nicht gerade kuschelig. Gut, dass ich Handschuhe dabei habe!
Im Gegensatz zu gestern, führt die Premuziceva Staza zunächst kaum durch offenes Gelände. Im Wald braust der Sturm zwar auch und der Regen schafft es, mich trotz schützender Kleidung bald zu durchnässen, aber immerhin bekomme ich nicht die volle Kraft der Böen zu spüren!
Bereits gegen 10 Uhr erreiche ich die schützende Hütte Alan. Kresco, der Angehörige des Bergclubs, dem das Anwesen gehört, d heißt mich willkommen und ich kann meine nassen Sachen am Ofen trocknen. Es ist recht gemütlich und während ich eine heiße Suppe löffele, erfahre ich, dass der Bora- Sturm hier meistens mindestens einmal im Monat weht. Im Winter ist die Bora stärker, bringt viel Schnee und hält länger an. Der mit dem Sturm verbundene Temperaturabfall ist in der kalten Jahreszeit in Verbindung mit dem Windchill ziemlich gefährlich!
Kresco war Buchrestaurator und hält sich hier zur Zeit mit seiner etwa 30-jährigen Tochter auf. Irgendwann tauchen zwei weitere kroatische Gäste auf, die das Frühstück auch mit Schnäpsen würzen. Interessante Sitten hier...
Später gesellen sich noch drei dänische Studenten dazu, die auch in Alan übernachtet haben.
Gegen Mittag hat der Regen aufgehört und ich will es wagen, weiter zu laufen. Zunächst funktioniert das auch recht gut, aber bald gelange ich an eine ausgedehnte Freifläche die zum Meer hin abbricht. Als der Pfad in die Nähe der Kante führt, kann ich gegen den Sturm keinen Meter mehr weiter laufen! Noch nie in meinem Leben habe ich Orkanböen dieser Stärke erlebt, die sicher eine Geschwindigkeit von um die 200 Stundenkilometer aufweisen. Die Dänen, die mir gefolgt sind, kommen auch nicht weiter. Mit Mühe kämpfe ich mich zu ihnen und schlage vor, weiter abseits des Weges, etwas weniger ausgesetzt, durch die offenen Flächen zu laufen. Zunächst läuft die Gruppe auch hinter mir her, aber beschließt schon nach Kurzem den Rückweg nach Alan anzutreten...
Durch die Bora