In wüstenuntypischem, grauen, nassen Wetter starte ich von Arad, auch wenn ich am ersten Tag meist auf Fahrwegen laufe, ist es schön, wieder unterwegs zu sein!
9.2.2020
Nachdem ich gestern einen netten Nachmittag mit Marie in Düsseldorf hatte, nehme ich bereits den ersten Bus zum Flughafen, Linie 721 für 2,99 Euro, der ganz in der Nähe ihrer Wohnung abfährt. Das Einchecken bei Pegasus dauert recht lange, anschließend frühstücke ich noch etwas. In der Maschine nach Istanbul sind ganz überwiegend türkische Passagiere. Wir fliegen mit einer halben Stunde Verspätung los. Der Flug nach Istanbul Sabhia Gökcen dauert 3 Stunden. Auf den Bergen des Balkans liegt Schnee und auch die Umgebung Istanbuls ist verschneit und es ist kühl. Der Zeitunterschied in Istanbul beträgt + 2 Stunden. Am Gate wird noch einmal das Handgepäck untersucht und ich steige unverzüglich in den Bus zum Flugzeug. Manche Angestellte am Gate tragen Mundschutz, wohl wegen dem zur Zeit in China grassierendem Coronavirus. Hier war übrigens in dieser Woche eine Pegasus Maschine bei der Landung zerschellt...
Wir kommen nach zwei Stunden Flug planmäßig in Tel Aviv an. Es ist ziemlich grau und kühl, vor der Passkontrolle gibt es eine lange Schlange.
Der Bahnsteig ist direkt ausserhalb, die Züge sehen aus wie in Deutschland. Ich fahre nur eine Station bis zum Bahnhof HaHagana. Ich laufe dann ein Stück die Straße entlang bis zum zentralen Busbahnhof. Am Eingang wird das Gepäck durchleuchtet. Die Station wirkt etwas heruntergekommen und weder Information noch Ticketschalter hat auf. Zwar gibt es auch englische Beschriftungen, aber hebräisch dominiert. Ich spreche einige Leute an, die teilweise nicht gut englisch sprechen. Schließlich finde ich einen Bus nach Beer Sheva für 4,60 Euro. Es herrscht viel Verkehr und der Bus hält oft. Es gibt offenbar sehr viele Busse hier. Um 17:30 ist es dunkel, wie bei uns zur Zeit. Der Busfahrer versteht kein Englisch, zeigt mir aber am Busbahnhof von Be‘er Sheva, den Bus 388, der nach Arad fährt. Ich will schnell zu dem Bus eilen, werde aber von zwei Männern mit Maschinenpistolen zurückgerufen.
Der Eine guckt ziemlich grimmig und beginnt Fragen zu stellen, bald muss ich meinen Pass vorzeigen und schnell ist klar, dass ich lediglich ein unwissender Tourist bin.
In der Zwischenzeit ist der Bus natürlich abgefahren...
Es gibt auch hier keine Information, also laufe ich die Bussteige ab. Es weist zwar nichts auf Arad hin, aber von Google Maps weiß ich, dass ich den Bus 388 Richtung Tsofiya nehmen muss. Der Fahrer kann kein Englisch und versteht nicht meine Frage, ob das im letzten Bus gekaufte Ticket bis Arad gilt. Eine junge Frau hilft mir, und ich kaufe für wenig Geld ein weiteres Ticket. Es regnet jetzt und ist ungemütlich und kalt draußen.
Der Verkehr ist dicht, wir halten oft und kommen nur langsam voran. Als wir Arad erreichen, will ich schon aussteigen, aber die junge Frau lässt sich in maps.me auf dem iPhone zeigen, wo ich hin will, und sagt, dass sie auch dort aussteigt. Wir fahren noch eine große Runde durch die ganze Stadt, bis wir schließlich aussteigen.
Mit maps.me navigiere ich dann zum Green House, dass ich für 50 Euro bei booking.com gebucht hatte. Offenbar vermietet Odel hier einen Teil ihres Hauses. Es ist warm und gemütlich, gibt wlan und die Dusche tut gut. Da es schon 21.30 ist, will ich nicht noch mal losgehen und esse Haferflocken und Erdnüsse mit Eiweißpulver aus meinen Vorräten. Israel ist eine Stunde vor unserer Zeit.
Mein Zimmer in Arad
10.02.2020
Nach gutem Schlaf wache ich morgens um 6:30 Uhr auf. Ich dusche noch mal und trinke zum Frühstück Kaffee aus den Vorräten des Hauses. Kurz nach sieben gehe ich los, nur bekleidet mit T-Shirt und Sweatshirt obwohl es ziemlich kühl ist.
Es ist noch nicht sehr viel Leben auf der Straße, aber einige strenggläubige Juden mit schwarzem Mantel, Hut und buschigen Bärten sind schon unterwegs, sowie einige Schulkinder.
Da ich meine Wasserflasche bei Marie vergessen habe und meine Vorräte ergänzen will, gehe ich in einen kleinen Laden und erstehe eine Flasche Wasser, sowie etwas Müsli, Erdnüsse gibt es nicht. Die Preise sind sehr hoch, zwei Euro für 1 l Wasser!
Schon nach einer halben Stunde erreiche ich den Israel Nationaltrail, einen 1000 km langen Wanderweg, der Israel der Länge nach durchquert. Ich habe mir vorgenommen, die südlichen 400 km davon zu laufen.
Bald lasse ich die Straßen der Stadt hinter mir, und die ersten blau- weißen Balken der Wegmarkierung tauchen auf. Der Weg führt relativ schnell in eine Schlucht. Diese verläuft parallel zu einer Straße und ist daher ziemlich vermülllt. Auch stört mich der Straßenlärm. Es gibt einige Gewächse mit dicken, fleischigen Blättern, die aber noch nicht blühen.
Einige Pfützen verraten, dass es in letzter Zeit geregnet hat. In der steinigen Schlucht komme ich nur relativ langsam vorwärts. Schließlich entferne ich mich von der Straße und kürze ein kleines Stück weglos ab. Oben angelangt, stoße ich dann wieder auf eine Piste. Lange Zeit folge ich den Fahrwegen vorbei an einigen heruntergekommenen, sehr dreckigen Siedlungen, mit einigen Häusern, viel herumliegendem Müll, Hunden sowie Schafen und sogar einigen Kamelen.
Es ist grau und fängt an zu nieseln, allerdings regnet es nicht sehr heftig. Das Wandern hier gefällt mir überhaupt nicht, aber ich hoffe, das wird mit zunehmender Entfernung zu Arad besser.
Schließlich bleiben die verstreuten kleinen Siedlungen hinter mir und die Piste schraubt sich die Hügel hinauf und hinterher relativ steil wieder nach unten. Es ist ziemlich kühl, daher mache ich meine Schokoladenpause mittags in einer halbwegs geschützten Mulde. Jetzt kommt doch etwas die Sonne heraus. An einer Stelle hat ein Mann Tröge mit Futter und Wasser für sein Vieh aufgestellt. Ich bin jetzt nicht mehr auf dem INT, sondern habe eine grün markierte Variante erwischt. Vor einem Fahrweg der offenbar zu einer Art Mine führt, worauf die zahlreichen LKW hinweisen, erreiche ich den INT wieder. Es fängt jetzt ziemlich heftig an zu regnen. Ein interessantes Bild ergibt sich, als mir im Regen eine Herde Kamele entgegenkommt, die von einem Jungen und einigen Erwachsenen getrieben wird. Ich gehe zu einer Straßenbrücke und stelle mich dort unter, allerdings lässt dann der Regen relativ schnell nach. Hier in der Nähe der Asphalt Straße soll es Wasser geben, allerdings brauche ich wenig, aufgrund der kühlen Temperaturen, so das ich einfach weiterlaufe. Die Sonne ist jetzt rausgekommen und es ist relativ schön. Eine Zeit lang laufe ich sogar auf einem schmalen Pfad, der nach oben führt. Bald bin ich aber wieder auf den üblichen Fahrwegen. Es geht über Hügelketten und dann jeweils in ein Tal hinab. Brauntöne dominieren in der Umgebung, aber in den Tälern wächst auch etwas Grün, überwiegend aus Tamarisken bestehend, einem salzresistenten Strauch, der auch in die USA eingeschleppt wurde, und dessen Ausbreitung am Colorado und anderen Flüssen kaum einzudämmen ist.
Es fängt wieder an zu regnen, aber mit Climalite Jacke und Wind Shirt bin ich halbwegs geschützt. Dennoch ist das kühle, nasse Wetter eher unangenehm. Ich erreiche die Grenze zum Naturreservat der judäischen Wüste. Es regnet hier nur 100 mm im Jahr und im August beträgt die Durchschnittstemperatur 43°! Weder Übernachten abseits der ausgewiesenen Plätze, noch weglos laufen, oder wandern bei Nacht sind hier gestattet. Verbote, die im überwiegenden Teil der Negev gelten, die durch eine Reihe von Naturreservaten geschützt wird.
Es regnet wieder, daher verlasse ich in einem Tal den Fahrweg, und laufe ein Stück weit weglos, bis ich ausser Sichtweite der Piste im Regen mein Poncho Tarp aufschlage. Es ist erst 15:00 Uhr, aber ich habe bereits mehr als 29 km zurückgelegt, 444 m Aufstieg und 817 m Abstieg liegen hinter mir, laut GPS meines iphone 7, was ich mit der Gaia Kartenapp zur Orientierung verwende.
Nach einiger Zeit lässt der Regen nach und ich gehe wieder ins Freie wo ich meine Mischung aus Haferflocken, Erdnüssen und Eiweißpulver esse. Für die ersten sechs Tage habe ich meinen Proviant aus Deutschland mitgebracht. Dabei fällt mir auf, dass ich die Butter vergessen habe, die eigentlich auch dazu gehört. Gegen 16:30 Uhr unternehme ich einen Abendspaziergang, der sehr schön wird. Die Wolken verfärben sich im Sonnenuntergang und es herrscht eine ruhige Stimmung, obwohl ich entfernt die Straße höre und über Tag häufig Kampfflugzeuge über den Himmel gedonnert sind. An einer Stelle steht ein ausgebranntes Auto und es liegt immer noch ziemlich viel Müll herum. Dennoch gefällt mir die Landschaft hier recht gut. Einmal sehe ich zwei Steinhühner die sich laufend entfernen. Über Tag habe ich an einer Stelle auch viele Greifvögel kreisen sehen. Der erste Wandertag in der Negev war zwar nicht besonders herausragend, aber trotzdem bin ich guter Dinge, da das Laufen halt immer Spaß macht. Auch wenn der Weg nicht so schön war, gefällt es mir hier trotzdem. Rechtzeitig vorm Dunkel werden gegen 16:30 Uhr bin ich wieder im Zelt. Es ist kühl, aber zumindest trocken.
Die Stadt bleibt langsam zurück
Bei kühlem Wetter wandere
ich durch eine Schlucht
Hinter Arad gibt es noch einige
kleine Siedlungen
Die Ansiedlungen sind
nicht gerade malerisch
Auf Fahrwegen durch die Hügel
Begegnung mit einer Kamelherde
Hügelauf- Hügelab
Hier fließt ein Rinnsal!
Am ersten Wandertag laufe
ich meist auf Fahrwegen
Eine Menge Regeln...
Abendstimmung
Lager zwischen Tamarisken im Wadi
Wrack in der Wüste
Wo die Sonne durch die
Wolken bricht, wird die Landschaft rot
Die Wolken ziehen ab
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