Während der erste Teil des Tages auf Fahrwegen und an einer großen Mine vorbei, mir gar nicht gefällt, wird es ab dem späten Morgen richtig schön!
11.02.2020
Die Nacht war ziemlich kalt, gar nicht mal weil es draußen so frostig ist, sondern weil sich das Zelt in eine Tropfsteinhöhle verwandelt hat.
Ich habe ziemlich gefroren und bin in der Nacht immer mal wieder aufgewacht und habe mich sehr tief in meinen Quilt eingekuschelt. Dieser hat allerdings offenbar schon deutlich an Isolationsleistung eingebüßt… Am Morgen ist es etwas bedeckt, der Vollmond scheint noch und es ist relativ mild. Zum ersten Mal packe ich mein neues Solarmodul gegen sechs Uhr auf meinen Rucksack und bin schon sehr gespannt ob ich damit der Strom erzeugen kann. Um 6:45 Uhr breche ich auf. Bald bin ich wieder auf dem Trail der eine Hügelkette erklimmt und dann auf einem Fahrweg in ein Tal abfällt. Der nächste Anstieg führt auf eine weite Hochebene mit feinem, fast lilafarbenem Gestein. Voraus scheint ein großes Bergwerk zu sein, was Krach und Staub produziert. Wahrscheinlich wird hier Phosphat gefördert. Soviel erst einmal zur Stille der Wüste…
Meinen neuen Wanderstöcke von Insta Rover, die mir Marie geschenkt hat, bewähren sich zunächst mal ziemlich gut.
Einmal sehe ich einige kleine Hühnervögel über die Steine laufen und mitunter fliegen braune Flughühner auf. Das große Werk kommt in Sicht und ein Schild weist darauf hin, dass 2017 das hiesige Wadi Ashkalon mit giftigen Abwasser verschmutzt wurde. Ich wandere eine längere Zeit durch ein breiteres Tal und an einer Art Aquädukt vorbei, über das ein Lärm verursachendes Fließband läuft. Anschließend laufe ich weiter in das Tal und erreiche ein großes Werk unmittelbar vor der Straße. Anschließend folge ich dem Asphalt ein Stück weit, wo Hinweisschilder auf Kamele hinweisen. Auf der anderen Straßenseite beginnt ein Pfad Richtung Ein Zenavin,
wo es eine Wasserstelle geben soll. Bald stehe ich am Rand dieser tiefen, eindrucksvollen Schlucht, und steige dann auch bald dorthin ab. Am Eingang des Canyons nehme ich eine Bewegung war und sehe fünf Steinböcke mit mächtigen Hörnern und ausgeprägtem Kinnbart. Es handelt sich dabei um Nubische Steinböcke, die in den Ländern rund um das Rote Meer vorkommen. Die Tiere sind kleiner, als die europäischen Alpensteinböcke, die Männchen tragen aber imposante Hörner. Sie sind wenig scheu und äsen am Grund des Canyons. Mittlerweile ist das Wetter auch schön, der blaue Himmel ist wieder da. Allerdings weht noch ein kalter Wind, dennoch laufe ich zeitweise im T-Shirt. In der Schlucht gibt es an einer Stelle zwei Alternativen, ich steige zunächst aus der Schlucht aus, bald vereinigen sich die Varianten aber wieder und ich laufe im Canyon weiter aufwärts. Gegen zwölf mache ich auf glatten Felsen oberhalb einer Stufe Mittagspause, esse Schokolade und trockne meine Sachen. Ich bin bis jetzt etwas über 16 km gelaufen. Am Anfang der Schlucht stand Wasser in kleinen Pfützen, es sind recht viele Vögel zu sehen und einmal beobachte ich sogar eine Eidechse. Nachmittags verlässt der Weg die Schlucht und steigt an auf ein Plateau, dem ich bis zum Rand folge. Von hier ergibt sich ein grandioser Ausblick über die steil abfallenden Tafelberge ringsumher. Ein Fahrweg führt weiter nach unten. Vorher haben sich Ausblicke über das Tote Meer ergeben.
Eine neue Variante des INT führt auch direkt an das Gewässer.
Bald gelange ich auf einen Pfad, der weiter nach unten führt. Es folgt ein langer, felsiger, steiler Abstieg. Interessant die Farben der Gesteinsschichten hier von pink über orange zu Ocker. An einer eingezäunten Pumpanlage schwingt der Weg nach Westen ab und verläuft weiter in einem relativ breiten Tal. Vorher treffe ich die ersten Wanderer seitdem ich unterwegs bin: Eine vierköpfige Gruppe von jungen Deutschen, die hier freiwilligen Dienst leisten. Sie helfen Überlebenden des Holocaust, die heute älter als 80 sind.
Ich befinde mich hier in einer Art Krater, der von allen Seiten von steilen ockerfarbenen Wänden eingefasst wird. Ich folge einem sandigen Tal weiter. Einmal sehe ich einen Hasen abgehen.Da ich von den deutschen erfahren habe, dass nach dem nächsten Anstieg ein Militärcamp kommt, wo es möglich ist Wasser zu erhalten, lagere ich schon vor dem Anstieg um 16:00 Uhr, da ich noch genug Wasser habe. Heute bin ich 27,6 km gelaufen, 546 m an- und 711 m abgestiegen, wie das GPS des Handy aufgezeichnet hat. Mein Lager liegt im Sand eines Wadi an einer rötlichen Wand. Es ist bedeckt, aber relativ mild, verglichen mit Gestern. Nachdem ich draußen zu Abend gegessen habe, will ich eigentlich noch einmal los gehen, aber es beginnt zu regnen, daher ziehe ich mich ins Ponchotarp zurück. Es regnet dann aber glücklicherweise nur kurz. Ich habe leichte Kopfschmerzen, wahrscheinlich habe ich zu wenig getrunken. Während der Morgen mit Industrie und Fahr wegen nicht so schön war, hat mir die Strecke nach Überqueren der Straße 25 sehr gut gefallen. Es ist heute auch viel wärmer und zum Teil sonnig gewesen. Die Nacht ist recht mild.
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