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23.03.2020

Durch die Wüste Israels 6



Heute passiere ich die wohl faszinierendste Oase der Negev: Ein Akev.



Israel 14.02.2020

In der Nacht fällt sehr viel Tau, daher ist mein Quilt am Morgen ziemlich. Die Nacht war trotzdem nicht zu kalt, da ich mich tief in den Quilt eingemummelt hatte.
Um 6:15 Uhr, vor Sonnenaufgang gehe ich los. Über einen Pfad laufe ich durch gewelltes Gelände, das oft mit schokoladenbraunen Steinen bedeckt ist. In den Mulden wachsen Büsche, aber auch gelbe und violette Blumen. Es ist schön so in den Morgen hinein zu laufen, mit seinem klaren, scharfen Licht !
Vier Kamele ziehen entfernt über einen Hügel. Später gelange ich auf eine weite, flache Ebene mit vielen gelben und lila Blumen, zwischen zwei Bergketten. Schon kurz vor acht ist es so warm, dass ich mit kurzen Sachen weiter laufen kann. Gegen 8:30 Uhr erreiche ich den Hod Akev Camp Ground wo es einige Schilder gibt, sowie zwei Toilettenhäuschen auf einer öden Kiesfläche. Wie schon beschrieben, müssen alle Wanderer eigentlich in diesen sogenannten „Nightcamps“ übernachten, die immer auch Pistenanschluss haben. Da ich als einzelner Wanderer, der kein Feuer macht und keinen Müll hinterlässt, sicher keine Belastung für das Ökosystem der Wüste bin, ignoriere ich diese Vorschrift allerdings… 
Einige Mountainbiker kommen vorbei und entfernt höre ich Stimmen. Bald beginnt ein Anstieg der sehr steil aussieht, fast unmöglich… Es gibt einige Sicherungen,  aber letzten Endes ist das Ganze einfacher als es aussieht. Die Sicherung braucht man eigentlich nur für die letzte Stufe. Oben beobachte ich einige Lerchen und einen Steinschmätzer.
Über dem Plateau ragt ein niedriger Aussichtsberg auf. Dort befindet sich bereits eine siebenköpfige Wandergruppe, daher steige ich nicht auf den Gipfel, schon von weitem schreckt mich der Lärm der Leute ab…
Bald beginne ich den Abstieg in einen weiten Krater. Ich mache kurz Pause abseits des Pfads und lasse die Wandergruppe vorbei laufen. Aber nach kurzer Zeit habe ich die Leute wieder eingeholt und gehe jetzt in meinem Tempo weiter. Einmal begegnet mir noch ein älterer, sehr schneller  Israeli. Heute ist Sonntag und die Gegend ist auch für Tagesbesucher gut zu erreichen.  Im Krater sind ganze Flächen von lilafarbenen Blumen überzogen, selbst die Hänge,  sehr schön!
Schließlich erreiche ich die Oase Ein Akev. In einem  Tal mit glatten Felsen läuft Wasser die Wände herab und bildet Pools. Ein kleines grünes Paradies! Das Wasser ist wohlschmeckend und kühl.
Es sind einige Leute hier, das Tal ist auch wirklich sehr eindrucksvoll! Einige große , graue Vögel mit spitzen Schnäbeln fliegen umher, Tauben gurren in der Wand und 2 Bussarde kreisen. Am Talabschluss  befindet sich eine steile Felswand von der das Wasser zehn Meter tief in einen großen, dunklen Pool  stürzt. Auch oberhalb des von Felswänden begrenzten Tals fließt noch etwas Wasser, und es ist grün und feucht. Bald bin ich aber wieder in der trockenen Wüste.
Das Tal ist jetzt eher breit aber auch hier gelange ich noch an einen großen Pool. Ich treffe Or und ihren Freund, ein Pärchen aus Tel Aviv, das auch schon viel gereist ist und nur eine kurze Wanderung unternimmt. Sie sind beide sehr nett und laden mich sogar ein, bei ihnen zu übernachten, bevor ich zurück fliege!  Die Israelis erzählen, dass die Wüste zur Zeit außergewöhnlich Grün ist, da es in den letzten zwei Wochen viel geregnet hat. Als ich weitergehe wird das Teil wieder enger, es gibt weitere Pools und plätscherndes Wasser, unglaublich! 
Es ist erst 11:30 Uhr aber ich lege schon meine Mittagspause an einem  schönen Platz ein,  auch um meinen Quilt zu trocknen. Immerhin habe ich schon 15 km zurückgelegt. Später ist das Tal von drei Meter hohem Schilf dicht bewachsen, am Rand gibt es Theaterlogen aus weißen Felsbänken.
Mir begegnet ein älteres, freundliches israelisches Paar, mit dem ich einige Worte wechsele. Nach den Schilf biegt der Canyon nach links ab, es gibt dort ein Schild, dass auf Ein Sharif,  die nächste Quelle hinweist. Aber es kommt kein Wasser mehr und blöderweise habe ich meine Vorräte nicht noch einmal aufgefüllt! Ich treffe Stefan, einen jungen Deutschen aus München, der in einem Waldkindergarten arbeitet und seit langem auf dem auch Shvil genanntem Israel National Trail unterwegs ist. Er nutzt zum Teil Wasser Taxis, kocht und braucht ungefähr 6 l Wasser am Tag. Er ist sehr sympathisch und hat seinen Job gekündigt um acht Monate zu wandern, in Israel, der Türkei, England und Skandinavien. Wir tauschen  Informationen aus und anschließend trennen wir uns wieder. Bald führt der Weg aus der Schlucht heraus.
An der Stelle wo wir uns treffen, hören wir Falken rufen und sehen sie in der Felswand sitzen. Stefan erzählt, dass er eine Ausbildung zum Wildnispädagogen gemacht hat und auf dieser Wanderung einmal einen Wolf gesehen hat!
Ab Mittag hat es sich bewölkt, so dass die Temperaturen jetzt ganz angenehm sind. Nach einem recht kurzen Anstieg laufe ich über eine weite Hochebene und dann in ein felsiges Tal weiter aufwärts. Nachdem ich auf eine weitere Hochfläche gelangt bin,  beginnt der lange Abstieg. In Serpentinen schlängelt sich der Pfad die Hänge entlang.  Unten erkenne ich eine mit Palmen bestandene Oase. Es gibt dort sogar Pappeln!  Die Palmen sind zwar grün und üppig, aber an Wasser sehe ich nur eine Pfütze.
Anschließend führt der Weg im Hang nach oben durch die Wand der Schlucht. Nur das letzte Stück beinhaltet einige kleinere Kletterpassagen.
Ich laufe weiter im Hang oberhalb einer Schlucht und sehe einen Steinbock, der in meine Richtung zieht. Er wirkt überhaupt nicht scheu. Dann geht es  lange über Hügelkämme auf einer breiten, ausgebauten Piste. Es stehen hier zahlreiche Schilder, jedoch nur auf Hebräisch, wahrscheinlich geht die Route durch ein Militärgebiet. Es ist ziemlich bedeckt und sieht nach Regen aus, allerdings bleibt es trocken. Gegen 17:00 Uhr verlasse ich die Straße und biege in ein Tal ab, wo ich einen schönen Lagerplatz inmitten von Blumen und Sträuchern, sowie grünem Gras finde. Ich bin 28,2 km in 10:45 gelaufen, mit 802 m Aufstieg und 509 m Abstieg. Heute war ein schöner Tag mit sehr eindrucksvoller Landschaft. Besonders der Canyon mit dem Pool und dem Wasser, das die Wände herunter rinnt, war eindrucksvoll. Auch die Unterhaltungen waren nett.  Ich bin sehr zufrieden mit dem Tag!

                                              Vor Sonnenaufgang bin ich wieder unterwegs

                                                                     Steinige Ebene

                                                         Kamele!

                                                          Von dort bin ich gekommen

                                                            Herrliche Blüten

                                                      Hod Akev Nightcamp

                                                 Wie kommt man da hoch?

                                                    Hier geht es weiter 


                                              Lila Blumen überziehen die Hänge

                                               Es gibt hier erstaunlich viel Wasser

                                                       Eine unglaubliche Oase

                                         Das Wassser sickert aus den Wänden
               
                                                                10 Meter Wasserfall mit Pool

                                                                 Welch Kontrast!

                                            Hier wächst sogar Schilf!

                                         Stefan kommt aus Deutschland

                                                    Es geht viel rauf und runter


                                                 Die nächste Oase erscheint

                                                           Üppiger Bewuchs

                                                   Der Steinbock zieht an mir vorbei

                                                     Langweiliges Pistenlaufen

                                                   Lager in grünem Tal

























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